Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen um Railay, Provinz Krabi, Thailand


Wie stelle ich mir das Paradies vor? Die Gegend um Rai Ley könnte vor ihrer touristischen Vollentdeckung ein gutes Beispiel dafür gewesen sein. Ein von der übrigen Welt durch unüberwindbare Berge abgeschotteter weißer Strand, Zugang nur vom Wasser her, hohe Palmen vom leichten Wind bewegt, die Schatten spenden in der warmen Jahreszeit, Blütenpflanzen überall, die in allen Farben leuchten, Tausende von blauen Schmetterlingen, manchmal auch ein wildes Tier dazwischen, ein Waran zum Beispiel. Felswände, die ruhig überhängend sein dürfen, für die Extremkletterer. Und viele Höhlen in den Felswänden, für den Höhlenforscher.

So etwas gibt es tatsächlich, allerdings ist es heutzutage schon sehr überlaufen, insbesondere in der Jahreszeit, wo das Klima am günstigsten dort ist, von Dezember bis Februar. Ansonsten kann es auch sehr heiß werden oder sehr feucht.

Der offizielle Name dieser Halbinsel, einige Kilometer von Ao Nang entfernt, Laem Phra Nang, und ist von dort mit regelmäßig verkehrenden Booten gut erreichbar. Man steigt aus und steht aus pudrigem weißem Sand. Ein paar Meter weiter beginnen schon die schlanken Palmen, die das gesamte flache Gebiet bis hinüber zum nächsten Strand auf der Südseite bewachsen. Darunter ducken sich die zahlreichen Resorts, in denen die Touristen sich wie Robinson im Komforthotel fühlen können. Da gibts vom einfachen guest house bis zur Luxusherberge alles. Erstaunlich viel uniformierte Sicherheitskräfte stehen da auch herum.

 
 

Im Norden von Hat Rai Leh liegt ein weiterer Strand, Hat Ton Sai, der entweder auch mit dem Boot erreichbar ist oder auf dem Landweg auf einem steilen Pfad im Hinterland. Hier ist ein ideales Klettergebiet, wo man gemütlich in Café am Strand sitzen kann und von dort aus bei den gewagtesten Klettereien unter stalaktitenbesetzten Felsdächern zuschauen kann.

 

Für die Touristen am leichtesten zu erreichen ist die Diamond Cave in Hat Rai Leh East. Auf Holzstegen kann man in den hohen Höhlengang hineinwandern. Innen weitet sich der Raum und man kann kreisförmig an den großen Sinterfiguren vorbeischlendern. Es gäbe dort sogar, so der Lonely Planet Führer, den "Goldenen Steinwasserfall" aus glitzerndem Quartz. Dem örtlichen Sagenschatz nach ist die Höhle der "grand palace" der Meeresprinzessin, die nicht weit davon entfernt auch einen Sommerpalast habe.

Die bekannteste Höhle beginnt direkt am viel besuchten Hat Tham Phra Nang-Strand, die Tham Phra Nang Nok. Ein 10 m breiter Höhlengang zieht steil nach oben hinauf zu einer 25 m breiten Halle, in der vor allem die Tropfsteinsäule von 20 m Höhe und 6 m Durchmesser auffällt. Diesen inneren Höhlenteil sieht fast niemand. Alle besuchen nur die ersten paar Meter, aber die haben es in sich. Es gibt wohl keine Höhle auf der Erde, wo mehr Phallis zu sehen sind als hier. Große, kleine, bemalte, unbemalte, mit Schleifen versehene, einzeln und haufenweise. Warum bringen die Menschen diese Artefakte hier her? Die offizielle Geschichte, die man erzählt bekommt, heißt, daß die Fischer aus der Umgebung diese Stücke hierher bringen würden, weil sie sich einen reichen Fischfang davon versprechen. Im Hintergrund steht die Geschichte der charismatischen indischen Prinzessin Sri Guladevi, die im 3. Jahrhundert vor Christus dort in der königlichen Barke bei einem Sturm ums Leben gekommen sei. Der Geist der Prinzession wanderte in die große Höhle am Strand und benutzt nun seine Energie und Kraft dafür, die er in den vielen vorangegangenen Leben angesammelt hat, Menschen, die zu ihm kommen und ihm Respekt zollen, bei ihren Vorhaben zu helfen.

   

Vom Weg zur Pranang-Höhle zweigt nach links ein Bergsteig ab. Nicht ganz einfach geht es die Felswand hinauf und hinunter bis zur Sa Pranang, einem Kratersee von ca. 90 m Durchmesser und 120 m hohen umgebenden Felswänden. "Absolut spektakulär: dichtester Dschungel und ein grün funkelnder See in der Tiefe", so beschrieb Olive Knab dieses Naturwunder. Über eine Höhle auf Meeresniveau kommen sogar Fische hier herein.

Folgt man dem Pranangstrand bis zu seinem Ende, dann stößt man auf einen dieser großen Karstberge. Schon von weitem ist das große Höhlenportal darin zu sehen. Es ist leicht erreichbar und der Durchstieg bis zum zweiten Eingang auf der anderen Bergseite ist gut mit Bambusleitern erschlossen. Die Höhle wird wohl öfters von Kletterern besucht, die von dort aus extreme Tourenmöglichkeiten an den Wänden haben.

 
   

 

 

 


Literatur:

Munier, Christopher Sacred Rocks and Buddhist Caves in Thailand, White Lotus Press, Bangkok 1998
Dunkley, John R. The Caves of Thailand. Speleological Research Council Ltd., Sydney 1995
Kusch, Heinrich Ergebnisse speläologischer Forschungen in Thailand (Stand 1978), Die Höhle 2-1982, S. 59ff.
Kusch, Heinrich Die längsten Höhlen Thailands, Mitt. Landesverein f. Höhlenkunde i. d. Stmk. 7 (4), Graz 1978, S. 104ff.
Vetterli, Albin Höhlen in Thailand, Höhlenpost 92-1993, S. 3ff.
Ellis, Martin The Caves of Krabi, Thailand

 


 

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