Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Tham Phraya Nakhon, Provinz Prachuap Khiri Khan, Thailand
Diese außergewöhnliche Höhle liegt im 98 km² großen Khao Sam Roi Yot National Park 40 km südlich von Hua Hin. Mit dem Bus kann man leicht und billig bis nach Pranburi kommen. Dann hilft einem aber keiner mehr weiter. Die Entfernungen sind einfach zu groß, um zu Fuß dorthin zu kommen. Man braucht dann schon ein Taxi oder etwas ähnliches. Ich mietete mir den Rücksitz eines Mopeds und fuhr in einem Höllentempo, aber mit einem guten Fahrer, die bald 30 km bis zur Höhle und wieder zurück, bei teilweise heftigem Regen, der unterwegs einsetzte. Den Gedanken abzubrechen, den hatte ich öfters, weil es richtig weh tat, aber so leicht bringt mich nichts zum Aufgeben.
Der Name "Sam Roi Yot" bedeutet 300 Berggipfel. Das Naturschutzgebiet umfaßt auch umfangreiches Sumpfland und Lagunen. In den großen Karstbergen liegen nach mehr Höhlen: die Tham Kaew (= Juwelenhöhle), 2 km von Bang Pu entfernt, und die Thai Sai in einem Hügel in der Nähe von Ban Khung Tanot, 2,5 km von der Hauptstraße Laem Sala und Sam Phraya entfernt gelegen.
Eine unangenehme Eigenschaft hat die Örtlichkeit zu bestimmten Jahreszeiten: es gibt viele viele Insekten und manche übertragen die Malaria. Deshalb fehlt im Lonely Planet Führer nicht der Hinweis, daß man sein "insect repellent" nicht vergessen solle. Es gibt schon ein prominentes Opfer, und dessen Geschichte wird heute noch erzählt. Rama IV, ein thailändischer Herrscher und sein Hofstaat und europäische Gäste hätten sich am 18. August 1868 dort hinbegeben, um die vom Monarchen höchstselbst vorausgesagte totale Sonnenfinsternis zu erleben. Zwei Monate später war der Herrscher tot, gestorben an Malaria.
Bei der Einfahrt in den Nationalpark muß man halten, seine 200 BAHT Eintritt bezahlen, sich im Besucherbuch registrieren und darf sich dann alleine auf den Weg machen. Immerhin bekam ich einen Prospekt mit Bildern und Karte - auf Thai! Der Fahrer wußte, wo es hinging und brachte mich direkt zum großen, fast verwaisten Parkplatz, verständlicherweise. Aber ein großer Reisebus stand noch da. Wie sich herausstellte, war gerade eine Schulklasse unterwegs, die vor den Regenschauern Zuflucht unter dem Dach des einzigen Restaurants weit weg vom Rest der Welt an der Laem Sala Beach gefunden hatte.
Zwei Wege gibt es zur Höhle. Entweder man benutzt das Boot und fährt in 15 Minuten für 200 BAHT - hin und zurück - von Bang Pu bis zum Strand unterhalb der Höhle. Von dort ist es dann noch ein 20-Minuten-Weg, um bis zum großen Eingang zu kommen. Oder man geht auf dem "steep rocky trail", so der LPG, halt zu Fuß hoch. Er ist sehr gut ausgebaut, oft ist es möglich auf einem der schmalen Betonstege, die die Abgrenzung zur Wildnis daneben bilden, ganz einfach dahin zu laufen. 430 m sind es, weniger als einen halbe Stunde dauert das. Dann überquert man den mit Palmen bestandenen Strand und hat dann halt noch einmal 20 Minuten wieder aufzugsteigen. Kontrolleure streifen herum und wollen sehen, ob man die 200 BAHT-Eintrittsgebühr auch tatsächlich bezahlt hat. Dann kostet der Eintritt in die Höhle nichts. Noch auf einen "offiziellen" Menschen kann man stoßen, in der Höhle, der paßt auf, daß keiner unerlaubterweise zur "Königlichen saalaa" hinaufsteigt. Der Anblick von ihr ist einfach umwerfend. Eine ideale Symbiose von Natur und Kultur, feinster Kultur, wie sie halt auch typisch für Thailand sein kann.
Der Nachfolger von dem an Malaria gestorbenen Rama IV, Rama V, ließ sie 1896 dorthin bringen. 1890 wurde sie in Bangkok errichtet, wieder auseinander genommen und dann zur Höhle gebracht. Man sieht einen "zierlichen Pavillion in Hellblau mit rosaroten Spitzenvorhängen". Er steht auf einem blanken Hügel und ist rundherum durch eine Steinreihe abgrenzt zur Höhle. Das Magische ist das Licht, das nur von oben kommt, herunter durch die große Schachtöffnung. Wenn die Sonne zum richtigen Zeitpunkt scheint, dann muß das großartig sein.
Die Zeichen anderer thailändischer Herrscher sind an einigen großen Steinen angebracht, viele Leute haben Steinmännchen errichtet, ein richtiger kleiner Wald ist am Grunde dieses Schachts und unter den weiteren Tagschächten hochgewachsen. Tropfsteine gibt es natürlich auch. Wir befinden uns hier wirklich in einer Höhle, nicht nur "huge dolines which are 65 m deep and 50 m wide", wie es in einer Internetquelle heißt.
Entdeckt worden sein soll die Höhle von Phraya Nakhon, dem ehemaligen Herrscher von Nakhon Sri Thammarat, der einstmals den damals noch unabhängigen Stadtstaat Nakhon Sri Thammarat beherrschte. Als er einmal mit dem Schiff unterwegs war, da zwang ihn ein starker Sturm zur Landung am Strand vor der Höhle. Auf diese Weise habe er die Höhle durch "Zufall" entdeckt.
Entdecken kann jeder heute noch die Höhle im Internet. Es ist ein schönes Suchspiel. Wenn man weiß, wo ungefähr die Höhle zu suchen ist, dann kann man sich heranzoomen und am Ende mitten im grünen Durcheinander des Dschungels große schwarze Löcher ausmachen - genau die Öffnungen, die man normalerweise, wenn man die Höhle aufsucht, nur aus der Maulwurfsperspektive zu sehen bekommt! Sofort fängt man natürlich mit einem Höhlenforscherherz an, die Umgebung abzusuchen, ob es nicht noch mehr in der ansonsten vollkommen unzugänglichen Gegend, wegen des dichten widerspenstigen Bewuchses, "Schwarzes" gibt.
Literatur:
Munier, Christopher | Sacred Rocks and Buddhist Caves in Thailand, White Lotus Press, Bangkok 1998 |
Dunkley, John R. | The Caves of Thailand. Speleological Research Council Ltd., Sydney 1995 |
Kusch, Heinrich | Ergebnisse speläologischer Forschungen in Thailand (Stand 1978), Die Höhle 2-1982, S. 59ff. |
Kusch, Heinrich | Die längsten Höhlen Thailands, Mitt. Landesverein f. Höhlenkunde i. d. Stmk. 7 (4), Graz 1978, S. 104ff. |
Vetterli, Albin | Höhlen in Thailand, Höhlenpost 92-1993, S. 3ff. |
Rolland, Ian | Cave exploration in Kanchaniburi THAM FARANG, The International Caver (9) 1993, p 29ff. |
Links:
im
Nationalpark
Tham Phraya Nakhon in Khao Sam Roi Yot National Park, Thailand - Lonely Planet
Tham Phraya Nakhon Cave - Thailand ~ Pattaya Unlimited
Landschaft und Höhlen in Südthailand
Landschaft und Höhlen in Thailand
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