Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Tham Bin, Provinz Ratchaburi, Thailand


20 km westlich von Ratchaburi in der gleichnamigen Provinz Thailands liegt eine Schauhöhle, die von sich sagt, daß sie die "erste elektrisch beleuchtete Schauhöhle Thailands" sei. Ich weiß nicht ob es stimmt, aber es wird wohl suggeriert, daß die Beleuchtung mit Strom wohl ein "Fortschritt" gegenüber anderen Methoden sei. Dabei wird der soziale Aspekt unterschlagen, denn den Thais, die mit Petroleumlampen die Besucher führen, besonders in Nordthailand, und dafür Geld bekommen, sichert das einen Teil ihres Lebensunterhalts. Mit der Einführung der elektrischen Beleuchtung fallen viele Jobs weg, da braucht man gerade noch jemand an der Kasse und vielleicht engagiert sich ja jemand einen "Führer", um nicht alleine hineingehen zu müssen.

Die Höhle ist über die Nationalstraße 3087 von Ratchaburi her Richtung Khanchanaburi zu erreichen. Die Abzweigung ist bestens beschildert und die 2 km Seitenstraße bis zum Freizeitpark perfekt geteert. Ein Problem besteht, wenn man kein eigenes Fahrzeug hat. Wie kommt man dann dorthin? Wenn man sich gut auskennt und der Sprache mächtig ist, dann geht das wohl leichter. Ich landete jedenfalls im März 2011 erst einmal auf dem Rücksitz eines Mofas mit vollem Backpackerrucksack drauf. Mein Fahrer brachte mich zum nächsten Sammeltaxistand. Dort durfte ich erst einmal fast eine Stunde warten, wurde dann durch die Stadt kutschiert, um noch eine Frau unterwegs mitzunehmen und kann tatsächlich nach 1 1/2 Stunden dort fast an, wo ich hinwollte. Es trennten mich noch die 2 Kilometer bis zum Höhleneingang. Die legte ich erst einmal zu Fuß zurück, bis ein freundliches Paar im Pickup hielt und mich auf der Ladefläche mitnahm. Der Rückweg verlief ähnlich vielfältig. Erst einmal die 2 Kilometer per pedes mit vollen Gepäck auf dem Rücken im heißen Klima zurück zur Hauptstraße. Dort steht immerhin eine Holzhütte, in der man im Schatten warten kann. Wann allerdings da ein Bus vorbeikommt, das war nirgends irgendwo schriftlich festgehalten. Es schien sinnlos zu werden, einfach zu warten. So marschierte ich einfach los. Tatsächlich hielt auf einmal ein Mofafahrer und nahm mich wieder auf dem schmalen Rücksitz bis zu einer Abzweigung mit, wo er die Hauptstraße verließ. Ich marschierte weiter und da kam schon der nächste Mofafahrer. Der war ganz zuvorkommend und brachte mich, nachdem ich ihm irgendwie klar machen konnte, daß ich in die Snake Mountains wollte, direkt dort hin, obwohl er gar nicht so weit fahren wollte. Das als Beispiel für die Gastfreundlichkeit vieler Thais.

Die Schauhöhle liegt in einer ganzen Freizeitanlage und ist groß dimensioniert. Sogar eine Hängebrücke über einen künstlichen See gibts!

"Khao Bin" bedeutet "Fliegende Schwalbe". Eine Felsformation in der Höhle soll den Ausschlag für die Benennung gegeben haben. Die Länge wird mit 300 m angegeben, wobei man ja rein und auf einem anderen Weg wieder rauskommt, so daß über 500 Höhlenstrecke zurückzulegen sind. Als Grundfläche werden 8.000 m² genannt. Im Grunde ist es ein großer Raum, der sich wegen der Massierung des hauptsächlich aus Stalaktiten bestehenden Sinterschmucks in einzelnen Zonen in 8 Räume unterteilt.

Die Höhle ist sicherlich schon lange bekannt, was man an dem hohen Versiffungsgrad und den vielen Abschlagstellen der Tropfsteine sehen kann. Das früher häufig betriebene "Souveniring", also das bewußte Entfernung von Tropfsteinen aus einer Höhlen, um ein Andenken mit nach Hause nehmen zu können, war nichts außergewöhnliches. Wie es heißt, würden auch heutzutage noch etwa Touristen aus China das gerne tun und damit den Höhlen schweren Schaden zufügen. Immerhin sind heute Zonen am Boden mit Steinen markiert, an die man sich halten sollte, um den Rest möglichst zu schonen. Es gibt richtige Fotostops an bestimmten Stellen mit Stufen, wo sich ganze Gruppen zum Posieren aufstellen können.

In einem Raum wird offenbar eine Art Kult beschworen, da viele Tropfsteine geschmückt wurden mit Bändern und ähnlichem.

Außergewöhnlich ist die Temperatur in der Höhle. Normalerweise sinkt sie ab, wenn man in den Berg geht. Hier ist das krasse Gegenteil der Fall. Sie steigt massiv an und man darf sich ruhig wie in einer Sauna fühlen. Bewegt man sich zu kräftig, dann führt das sofort zu Schweißausbrüchen und Dunst auf den Brillengläsern. Irgendwo muß wohl der Erdmantel ein wenig lecken und Hitze aus dem Innern hereinkommen. Jedenfalls war das Verlassen der Höhle in diesem Falle ein besonderer Genuß.

 

Literatur:

Munier, Christopher Sacred Rocks and Buddhist Caves in Thailand, White Lotus Press, Bangkok 1998
Dunkley, John R. The Caves of Thailand. Speleological Research Council Ltd., Sydney 1995

Links:

http://bkktours.com/ratchaburi/tham-khao-bin-cave.html

Landschaft und Höhlen in Thailand


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