Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Speläologisches um Da Nang, Vietnam


Die Höhlen von Tourane


Als "Grottes de Marbre de Tourane" wurden zur Zeit der Besatzung Vietnams durch die Franzosen diese Höhlen in den Marmorbergen südlich von Da Nang genannt und beschrieben. Jeder Berg repräsentierte angeblich eines der Naturelemente und bekam entsprechend seinen Namen: Thuy Son für das Wasser, Moc Son stand für Holz, Hoa Son für Feuer, Kim Son für Metall oder Gold, Tho Son für die Erde.
Einige alte Postkarten zeugen noch heute von dieser Zeit.

Fünf große Höhlen liegen in den bekanntesten Marmorberg, dem Nui Thuy Son, dem Wasserberg:

- Dong Am Phu (L 302 m)
Dies ist wohl die meistbesuchte Höhle dort. Bei einem großen Parkplatz kommen viele Besucher an und müssen dann durch eine lückenlose Händlerstraße hindurch. Besonders dominant sind die Steinfigurenverkäufer, die einem unbedingt ein Souvenir mitgeben wollen, vom Handstück bis zum 5 m hohen Buddha, manchmal ist das Teil auch noch größer. Früher baute man direkt die Berge dort ab, aber dies ist jetzt verboten. Dafür verschwindet aus den Kalkstöcken rundum langsam das Material.
Manchmal muß man dort Eintritt bezahlen, alsich im November 2022 dort gewesen bin, kümmerte sich niemand darum, wer hinein oder hinauswollte. Über ein Brücklein, das einen Teich überspannt, betritt man die Höhle durch ein 5 m breites und 19 m hohes Portal. Dann geht es erst einmal kleiner dimensioniert weiter bis zu 60 m hohe und bis zu 30 m breite Spaltenhallen  erreicht sind. Nach links zweigt ein Schlot ab, "Thien Thai Gioi", in den man über viele Stufen sich hinaufmühen kann, um von oben einen guten Blick nach draußen zu haben, und dann wieder hinab zu steigen. Mehrere spektakuläre Altäre schmücken den Hauptraum und Seitennischen, in die Felswand geschlagene Steininschriften sieht man, vollkommen unleserlich weil in Chinesisch geschrieben. Am Abstieg in die sog. "Hölle" kann man allerdings seltsame Figuren sehen, die grausamste Folterszenen zeigen. Sogar eine Fledermauskolonie soll es geben, was angesichts des regen Besucherverkehrs kaum  glaublich ist, vermutlich gehören die einer anderen Art an als unsere, denen ja dauernd leichte "Störbarkeit" nachgesagt wird.

- Dong Linh Nham (L 41)
Dies ist nur eine kleine Höhle, hauptsächlich aus einen großen Eingangsraum bestehend, in dem sich ein großer und ein kleiner Altar befindet, und einem schmalen Seitengang von etwa 10 m Länge. Wer sich da hineinbewegt, dem kann es passieren, wie mir, daß im Lichte seiner Lampe plötzlich in 5 cm Entfernung von den Augen eine fette Spinne auftaucht, und man besser schnell das Weite sucht.

- Dong Hua Nghiem / Dong Huyen Khong (L 65)
Diese besonders eindrucksvolle Tempelhöhle liegt im oberen Teil des Tourismuskomplexes, der entweder über verschiedene steile Steintreppen oder bequem für alten Leute oder Gehbehinderte über einen Aufzug erreichbar ist. Durch ein Tor in einer vorgebauten Mauer kommt man in die 13 m hohe und 5 m breite Felsspalte mit gepflastertem Boden. Am Ende ist ein erster Altar mit einer großen Statue von Kwan Yin (auch Guanyin oder Quan Am genannt). Alte Inschriften sind in die Wand gemeißelt, die wohl länger halten als jedes Papier. Über einen kleiner dimensionierten, abknickenden Seitengang wird die imposante Haupthalle erreicht. Von oben dringt durch Deckenlöcher das Licht ein, bei passendem Wetter auch Sonnenstrahlen. Steil geht es auch vielen Steinstufen hinein in den weiten Raum, links und rechts stehen wild aussehende Statuen von ??? Mandarine sollen das sein. Der Boden ist mit Marmorplatten bedeckt. Zwei große Buddhaältäre und einer für Konfuzius zeigen sich im Höhlendunkel. Hier gibt es weitere Inschriften in den Wänden. 

- Dong Van Thong (L 40m)
Die kleine Durchgangshöhle liegt in einem Felskessel, den man von zwei Seiten durch kleine Naturbrücken betreten kann. Beim östlichen Felstor öffnet sich ein 20 m tiefer mit einem Geländer versehender Schacht, der in die darunterliegende Dong Tang Chon mündet. 
Wie überall in der Gegend kommt man zwangläufig an kleinen Verkaufsständen vorbei, wo man, so die klassische ökonomische Theorie, seine Bedürfnisse (=Mangelempfinden) befriedigen könnte. Sofern man über entsprechende Mittel (Dong9 verfügt, wird daraus Bedarf. Dann kauft man bei dem Händler, der einen sehnsüchtig anschaut, ob man nicht doch zu einer Kokosnuss greift, einer Mangoschnitte oder einem Mineralwasser, und der sofort dazu bereitet wäre - oder halt auch nicht. Denn wenige Meter weiter wartet schon der nächste Händler bzw. Händlerin. Nachdem der Kommunismus auch in Vietnam nicht so recht funktioniert hat, wurde vor einigen Jahren das Wirtschaftssystem wieder reformiert. Nun ist der Kleinhandel wieder zugelassen und viele Vietnamesen und -innen versuchen nun damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen, müssen das auch, wollen sie nicht verhungern.
Zum runden Eingang in der Wand der Einbruchsdoline führt eine Steintreppe hinauf. In der anschließenden Kammer von 5 auf 6 Metern steht ein Buddhaschrein und ein kleiner Altar. Daran schließt sich eine schmale ansteigende Spalte an, die zur nächsten Tagöffnung führt. Wer noch abenteuerlustig ist, der kann durch eine schmale Öffnung noch weiter hinauf bis zur Oberfläche, wo er an einem Fußweg wieder herauskommt.

- Dong Tang Chon (199 m) 
Die Höhle habe ich auf dem Trail ganz übersehen. Aber: "In der Beschränkung zeigt sich erst der wahre Meister." Das hat schon Altmeister Goethe gesagt.


Während der Zeit des "American War" konnten die Vietcong einige Zeit lang die Bewegungen der Amerikaner von den fünf schroffen Bergen aus unbemerkt beobachten. Als die das registrierten, schickten sie Bomber und wollten ihre Feinde so wieder betreiben. Von einer Frauenartillerie, die dort stationiert war, wird berichtet, daß sie von ihrer Basis aus 19 US-Flugzeuge abschießen konnte. In einer der großen Höhlen war ein Felslazarett eingerichtet.

Heute, ist dort nichts mehr von der schlimmen Zeit damals zu sehen. Der Tourismus überschwemmt auch diese Zone. Von Da Nang aus könnte man mit dem öffentlichen Bus für wenig Geld hingelangen, aber das tun nur vergleichsweise wenig Leute. Viel mehr kommen in großen Bussen und füllen in Masse das Gelände. ..

Linh Nham Cave
Van Thong Cave
Huyen-Khong Cave

 

 


Literatur:

Dégoutin, M. (1896): Les Grottes de Marbre de Tourane (Annam), in: Bulletin de la Société de Spélélogie Bd. 2, 1896, p 125 - 132

Laumanns, Michael, Editor (2011): Karst and Caves of South Vietnam, Part 1: Provinces of Kien Giang, An Giang and Da Nang, Berliner Höhlenkundliche Berichte, volume 4

Ray, Nick, Dragicevich, Peter, St. Louis, Regis (2007): Vietnam, lonely planet, Ostfildern, 1. Ausgabe, 2007

Links:

https://travel2eat.de/danang-wunderschoene-marmorberge-und-eine-gruselige-hoehle/

https://www.faszination-fernost.com/die-marmorberge-von-da-nang/

https://www.getyourguide.de/da-nang-stadtgemeinde-l938/da-nang-lady-buddha-affenberg-und-am-phu-hohle-tour-t389105/

https://www.atlasobscura.com/places/am-phu-cave

Speläologisches in Vietnam


 

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