Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Thung Nham - das "Sonnenscheintal"

Vietnam


12 km östlich vom Stadtzentrum Ninh Binhs erreicht man Thung Nham, das Sonnenscheintal inmitten einer großartigen Kegelkarstlandschaft. Der starke Tourismus, der inzwischen um Tam Coc und Bich Dong herrscht, läßt hier schon wieder nach. Es geht 4 km auf einer geteerten Straße erst zwischen den Felsen hindurch und dann in ein weites, von den bis zu 200 m hohen Felstürmen umgrenztes und von Reisfeldern gefülltes Tal. Die meisten Besucher wollen zum Vogelgarten von Thung Nham am Ende der Straße, die keine Fortsetzung mehr hat. 

Nur wenigen fällt wohl auf, daß unterwegs ein Fluss aus dem Berg kommt. Dort ist ein Schild mit der großen Aufschrift "Ben Tuyen" und Namen wie "Hang But" und "Hang Chua". Unter einem Blechdach sitzen da einige Frauen und Männer oder liegen in den Hängematten. Sie warten auf Touristen, die sich auf eine zweistündige Erlebnisreise im Boot durch mehrere wassergefüllte Höhlen und ein zauberhaftes Tal dazwischen machen wollen. Und man treibt an vielen Lotuspflanzen vorbei...

Zeitweise waren wir ganz alleine unterwegs, was besonders schön gewesen ist. Es hat einfach ans Paradies erinnert. Sobald mehr andere Boote auftauchten unterwegs, verschwand dieser Zauber wieder. Der Umkehrpunkt der Reise war im Vogelpark erreicht. Nach dem Bad in der Einsamkeit war der Kontrast noch viel stärker zu spüren. Auf einmal gab es wieder Autos, Busse, viele Leute, Gebäude....

Als "Ökotourismusgebiet" ist eine 18 Hektor große Zone ausgewiesen, hinein kommt man erst, wenn man die Eintrittsgebühr bezahlt hat, und die Besucher strömen, kommen gleich busweise. Hier soll Geld verdient werden, man bietet Unterkünfte vom Feinsten an, gehobene Gastronomie, Elektrofahrzeuge für die weniger Gehbegeisterten und vermietet sogar Kleider, damit man möglichst spektakuläre Fotos machen zu können!

Einen Hinweis auf den großen Reichtum an Vögeln in dem 300 Hektar großen Vogelpark gibt es auch. 40.000 sollen es sein, 5.000 Vogelnester kennt man von 46 verschiedenen Vogelarten, viele davon auf der Roten Liste. 109 verschiedene Pflanzenarten sind schon registriert, 150 Tierarten, darunter 58 Fischarten, 7 Amphibienarten 10 Arten von Säugetieren.

Drei Höhlen können von den Besuchern erkundet werden:

- Dong Vai Goi / "Beuge-dich-vor-Gott"(?)-Höhle
Der Eingang zu ihr ist erst nach der Erklimmung von 439 steinernen Stufen erreicht. Die Grundfläche im Innern wird mit 5.000 m² angegeben. In der lokalen Folklore werden die drei Räume als Himmel, Erde und Hölle beschrieben und entsprechend wird der Höhleninhalt beschrieben. Man tritt in die Erde ein, steigt hinab in die Hölle und später hinauf in den Himmel. "Rock formation resembling hell hounds, a hell’s throne, and reaper blades are everywhere one looks, complemented by an eerie chill and an ominous ambiance to create a vivid embodiment of the underworld." Quelle: Internet
Schon vor 1000 Jahren sollen die Bewohner aus dem nahen Dorf Hai Nham Opfergaben gebracht haben und um ein günstiges Wetter und eine reiche Ernte dort gebeten haben. Dort sei der Ort, wo sich Himmel und Erde begegnen würden, wo Yin und Yang zu einer Einheit würden.

- Hai But (Buddhahöhle)

Die Höhle ist rund 500 m lang und mit grünlichem Wasser gefüllt. Sie sei in einer Zeit großer Hungersnot gefunden worden, als Einheimische doch in die steilen Tuongberge eindrangen, die sie ansonsten mieden, weil sie dort Tiger und giftige Schlangen vermuteten. Eines Tages entdeckten sie den Eingang einer Höhle, der sie den Namen But Cave gaben. Die Mutigsten drangen immer tiefer in die Dunkelheit ein und begegneten auf einmal einem alten Mann, der ihnen den Weg zu einem weiteren Eingang zeigte. Dahinter tat sich fruchtbares Land auf, das sie später nutzen wollten. Als später wieder Menschen hier eindrangen, konnte niemand mehr den alten Mann finden. Stattdessen gab es da einen großen Stein, der so ähnlich aussah. So kam die Idee auf, daß es sich da um einen reinkarnierten Buddha gehandelt habe. Man begann den Stein zu verehren und nannte den Höhlenraum "Buddhahöhle". 
Sie wird heute mit dem Booten auf dem Ben Dang Fluß befahren, einem Nebenfluß des Hoang Long Flusses, wo er im Berg verschwindet. Im Schauhöhlenjargon sehe man in der Höhle Tropfsteine, die an eine "Fee", "Tauben" und ein "Blumenbouquet" erinnern. Auch auf Fledermäuse stößt man. Ob die vom starken Tourismus "gestört" sich fühlen? Vielleicht sind wir einfach für die nur das "Nachtprogramm im "Fledermausfernsehen".

- Dong Tien Ca / Mermaid Cave

Die Länge der Höhle wird mit 1,5 km angegeben. Sie hat zwei Eingänge, einer liegt in der Nähe der Buddha Cave, vom anderen hat man einen guten Blick auf den Fairy Lake und liegt man Weg zum Thung Nham Vogelpark.

Bevor die Höhle ihren heutigen Namen bekam, war sie als "Fischhöhle" bekannt. Aus ihr holten die Einheimischen ihr Essen, den "Tong Truong", eine Barschart, und den "ca trau", der der Schlangenkopffamilie zugehörig ist. Beide sind in Vietnam sehr beliebte Speisefische, wobei der "ca trau" gar als "Herrscherspeise" bezeichnet wurde. Die beiden Fischarten sind endemisch für den Thung Nham Ökotourismuskomplex und das Truong Yen Dorf, das heißt, sie kommen einzig und allein nur dort vor. 

Es gibt eine Führung durch die Höhle und der Besucher muß sich selber zurechtfinden, was bis zum Kriechen in den Gängen reicht. Im kristallklaren Wasser sollen sogar die seltenen Fische noch zu sehen sein.


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Meine Bootsführerin

 


Literatur:

Laumanns, Michael (Ed.) Karst and Caves of Ninh Binh Province (northern Vietnam) Berliner Höhlenkundliche Berichte, volume 55, 2014
https://www.speleo-berlin.de/inc/abstracts.php?volume=55&lan=en
Markand, A. & M. Vietnam, Stefan Loose, 6. Auflage, Berlin 2019
National Geographic Vietnam, 2017
Wilson, Matthew Symbole in der Kunst, midas, Zürich 2020

Links:

https://thungnham.com/en/

https://lilystravelagency.com/thung-nham-bird-park-a-palce-to-admire-the-bird-ecosystem/

hoehlen/asien/vietnam/ninhbinh/ninhbinh.htm


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