Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
The Burren
Der/die Burren gehört zu den faszinierendsten Karstlandschaften Europas. So etwas findet man nirgends woanders wieder. Am ehesten noch in den Yorkshire Dales, aber die haben auch einen einzigartigen Charakter. In den Memoiren von Edmund Ludlow aus dem Jahre 1699 heißt es über die Burren, daß sie ein Gebiet seien, wo es nicht genug Wasser gäbe, um einen Mann zu ertränken, nicht genug Holz, um ihn aufzuhängen, und nicht genug Erde, um ihn zu begraben. Das ist schon ein seltsamer Fleck unseres Planeten, wo solches nicht möglich ist.
Ballynalackan Castle | ||
Auszug aus "Der andere, unterirdische Burren": "Der erste schriftliche Bericht über die Begehung einer Höhle im Burren stammt aus dem Jahre 1736. Dr. Charles Luchs besuchte die Höhle von Kilkorney. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts erforschten Foot und Kinahan weitere Höhlen. Sehr bekannt waren die Höhlen des Burren damals im Ausland aber doch nicht, was der Verlauf der Höhlenexpedition durch den berühmten französischen Höhlenforscher E.A. Martel durch die wichtigsten Höhlengebiete Irlands und Großbritanniens im Jahre 1895 zeigt. In den Burren reiste er überhaupt nicht. Dabei waren den Menschen im Burren sicherlich viele Eingänge zu den Höhlen längst bekannt. Es dauerte noch bis in die Jahre 1935-37 als der Yorkshire Ramblers' Club viele der heute klassischen Höhlen genauer erforschte. Nach dem 2. Weltkrieg setzte von 1948 bis 1960 die University of Bristol Speleological Society (UBSS) die Forschung fort. Die Ergebnisse wurden in dem Buch "Caves of Northwest Clare" zusammengefaßt. Mit dem Erscheinen dieses Buches war ein Meilenstein gesetzt, erst eine neue Generation von Forschern hat heute - 30 Jahre später - neue, früher unerreichbare Höhlenteile entdeckt.
Für die Bewohner im Burren waren die Höhlen die Wohnstätten der Zwerge. Von der Cave of the Wild Horses bei Kilkorney erzählt man, daß zusammen mit den wilden Fluten, die bei Überschwemmungen aus dem Eingang der Höhle dringen, eine Herde weißer Pferde aus dem Eingang kommt. Nach vielen Versuchen gelang es - so die Sage - eines davon zu fangen und mit den hiesigen Pferden zu kreuzen. Das soll die Geburtsstunde der bekannten Rassepferde von Clare gewesen sein. Zu den alten Sagen kommen auch heute neue Geschichten hinzu. Es wird zum Beispiel von einer Höhle berichtet, in der einige Zeit illegal Schnaps gebraut wurde. Englische Höhlenforscher fanden sie zufällig und sprachen diskret abends im Pub über ihre Entdeckung. Der Hinweis, daß wenn es ihnen gelänge so etwas aufzustöbern, könnte das die Polizei auch, brachte eine prompte Reaktion. Am nächsten Tag war die Brennerei schon nicht mehr da.
Dem Normaltouristen werden die Eingänge zu den wichtigsten Höhlen dieser Gegend kaum auffallen. Sie liegen nämlich nicht den landschaftlich spektakulären Zonen der Limestone Pavements, sondern meist im unauffälligen Grasland um den Slieve Elva, den Knochauns Mountains und Poulacapple. Die Eingänge zu finden ist manchmal schwer, allerdings erleichtert eine Weidenart, von den Höhlenforschern liebevoll SPELAEODENDRON genannt, oft die Suche. Sieht man inmitten einer abgegrasten Wiese eine Busch- oder Baumgruppe aufragen, dann steckt oft ein Höhleneingang dahinter oder darunter.
Unter dem Ostabhang des Slieve Elva liegt Irlands längste Höhle - Pollnagollum. Wer keine gute Ortskenntnis hat, wird sie kaum finden, zumal auch das Hinweisschild, das früher den Weg gewiesen hat, inzwischen entfernt ist. Man muß einfach Ausschau halten, siehe oben.
Der Eingangsschacht | |
In der Höhle 1976 |
Am Lake Inchiquin ist eine altbekannte Höhle recht versteckt in einem Hügel richtig versteckt, die Vigo Cave. Auf immerhin 195 m insgesamt vermessene Gesamtganglänge bringt sie es. 2 Sagen kreisen sogar um sie.
Der Lake Inchiquin mit dem Höhlenhügel links | |
Die Eingangszone | |
Pflanzen im Eingangsbereich | |
Menschliche Spuren | |
Winterliche Besucher | |
Nooam Cave |
Fanore Cave
Das Coolagh River Valley ist eine der auffallendsten Oberflächenformen in den Burren. Es erstreckt sich an der Westseite des Slieve Elva und des Knockauns Mountain. Ein Bach verschwindet von der Oberfläche ganz plötzlich im Untergrund in einer Höhle, die den Namen Polldonough hat. Oberirdisch setzt sich das heute trocken liegende Tal weiterhin fort, vorbei am Ballynalackan Castle bis es kurz vor dem Meer kaum mehr auszumachen ist. Nur wenn sehr starke Regenfälle dazu führen, daß die große Höhle die Wässer nicht mehr aufnehmen kann, dann tritt auch an der Oberfläche wieder ein starker Bach auf. Inzwischen sind dort mehr als 5 km Höhlenstrecken erforscht und vermessen worden. Sollte es mal regnen, dann sollte man ganz schnell die Höhle verlassen, weil sie wegen ihres großen Einzugsgebietes schnell und mächtig darauf reagiert. Die meisten Höhlenteile füllen sich mit Wasser, wenn es sich vom Höhlenende her zurückstaut.
Das
Gebiet um das Coolagh River Valley |
|
Der Eingang in diePolldonough | |
St. Brendan's Well, eine große Karstquelle bei Lisdoonvarna
Oughtdarra ist ein 2 km² großes, wildes Karstgebiet an der Südwestflanke des Knockauns Mountain. Die dort liegenden kleineren Höhlen sind teilweise nur schwer zugänglich wegen dort streckenweise schier undurchdringlichen Urwalds.
Für den Normaltouristen gibt es heute 1 Möglichkeit Höhlen im Burren zu besuchen, die Schauhöhle Ailwee Cave.
Der Schauhöhleneingang und der ursprüngliche |
||
Im Innern des Höhlenshops Der moderne Zugang zur Unterwelt |
||
Unterwegs auf Krücken - Michael, mein Sohn |
||
Ein ehemaliges "Bärenlager" Irische Sinterröhrchen |
||
Das Highlight für den Höhlenfotographen: ein von unten angestrahlter |
Fotoexperimente
Der Ausbau der Pol-an-Ionian war zwar öfters geplant, aber von der tatsächlichen Realisierung habe ich nichts mehr gehört.
Die Umgebung der Höhle - nur ein Container in der Ferne und ein Feldweg erinnerte im März 2004 an solche Aktivitäten | ||
Nach der Tour in die Höhle 1976 mit Cavern aus Nottingham | ||
Der berühmte Stalaktit |
Ein bißchen Kultur zum Schluß...
Alte Schloßruinen | |
Der Dolmen von Poulabrone | |
Mullagh More - hier hatten einige entwicklungswütige Personen geplant, mit Hilfe von EU-Geldern ein "Interpretationszentrum" zu errichten und Touristen dorthin zu locken. Am Widerstand von Umweltschutzgruppen scheiterte schließlich dieses Projekt | |
Bei Kinvarra, direkt am Meeresstrand neben der bekannten Burgruine, treten starke Karstquellen zutage. Bei der Quelle ist es völlig hoffnungslos, jemals in eine Höhle vorstoßen zu können, aber im Hinterland davon ist es in den letzten Jahren gelungen, ein langes System zu entdecken. | |
Literatur:
Lindenmayr, Franz | Der andere, unterirdische Burren, in: irland journal 3/1992, S. 25-29 (Am Ende des Artikels steht zwar Willi Müller-Basler als Verfasser, aber er war es nicht, ehrlich - bloß, wie bereinigt man solche Druckfehler?) |
Self, C.A. | Caves of County Clare, published by The University of Bristol Spelaelological Society, ohne Jahresangabe |
Drew, D.P., G. Ll.Jones, O'Reilly, P.M. | Caves and Karst of Ireland, Guidebook for the International Congress of Speleology at Sheffield, 1977 |
ohne Verfasserangabe | The heart of the Burren: sanity finally prevails, Descent (154) JUNE/JULY 2000 p10 |
Links:
[ Index ] | [ Englisch version ] | [ Höhlen und Höhlengebiete ] | [ Kunst ] |
[ HöRePsy ] | [ Höhlenschutz ] | [ VHM ] | [ Veranstaltungen ] | [ Links ]- |