Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Speläologisches in der Antarktis


Wer hätte noch vor wenigen Jahren an "Höhlen" gedacht, wenn von der Antarktis die Rede war? Niemand. Mit einer Ausnahme: Die Hohlwelttheoretiker, z.B. John Symmes, hatten einmal vermutet, daß sich auch dort ein Eingang in Welt im Innern der Erdkugel befänge - ähnlich wie in ihrem Gegenstück, der Arktis. Das Gegenteil konnte lange keiner beweisen, da nie jemand in dieser als ziemlich "lebensfeindlich" geltenden Gegend gewesen war. 

Zur Hohlwelttheorie: http://arcana.wikidot.com/symmes-hole / https://www.thesmartset.com/hollow-words/

Das hat sich inzwischen kräftig geändert, auch weil dort intensiv geforscht wird.

Und damit kamen auf einmal auch die "Höhlen" dort in den Blick! "Klassische" Höhlen hat man dort nicht gefunden, mangels Vorkommen an Kalk. Aber das Eis stellt sich immer mehr auch als höhlenhaltig heraus und besonders die Zone zwischen Eis und steinernem Untergrund.

Dort hat Herrmann mit der Rossmeerhöhle ein Objekt gefunden, das nun als "Größte Höhle der Welt" gilt. Die Dimensionen sind schier unvorstellbar: Raumhöhen bis zu 1.400 m und ein Durchgang von mehr als 1.000 km Länge. Die Erforschung hat ihre Besonderheiten: Erkundung vom Flugzeug aus mittels einer genauen Radarkartierung. Ihr Kollaps könnte einen globalen Klimawandel beschleunigen - ein Thema, das gerade erforscht wird. An Land wurden bislang nur einige Bohrungen vorgenommen und am Rand U-Boot-Exkursionen unternommen.

Mit der Erebus Ice Caves wurde ein anderer Typ von Höhle untersucht, der auch z.B. in Island über vulkanischem Gelände vorkommt. Dann schmilzt darüber das Eis und schafft so Hohlräume, die bis an die Oberfläche reichen. Ein Name wie "Sauna Cave" dürfte Bände sprechen, wenn es um eine Höhle im Gletschereis geht. Hohle Eistürme in der Landschaft um den Mount Erebus, damals von David Priestly, Mitglied der Shackleton-Expedition 1909, als "fumarole ghiaccio" beschrieben, waren schon lange bekannt. Jetzt hat man auch einige Höhlensysteme dahinter erkundet. Carsten Peter war auch schon einmal dort und hat einen außergewöhnlichen Bildbericht davon in seinem National Geographic Buch über "Vulkane" veröffentlicht. Man sieht, daß es dort alles andere als langweilig zugeht. "In ihm brodelt z.B.  seit Menschengedenken ein 1000 Grad heißer Lavasee." Im Inneren hat sich ein einzigartiges mikrobielles Ökosystem entwickelt, das oft nur mit mineralischen Nährstoffen auskommt.

Jetzt untersucht man einen 5 km breiten Canyon, der mit 1800 Metern tiefer als der Gran Canyon ist und 100 km tief in den antarktischen Kontinent hineinragt. Er ist wassergefüllt und darüber liegt die Eisdecke der Antarktis. Das ist doch auch eine typische "Schichtgrenzhöhle", wenn man die Definition von "Höhle" soweit ausweiten will.

Da werden noch viele Überraschungen auf uns warten!


Daß es die Antarktis überhaupt gibt, das war lange Zeit der Menschheit nicht bekannt, wohl aber Gegenstand der Spekulation. Von einer "Terra Australis" war da immer die Rede, die ganz unten auf den Landkarten einzeichnet wurde, ohne daß jemals jemand wirklich dortgewesen wäre.

Auf die Zeit nach 1820 wird der erste Zeitpunkt verlegt, da Menschen die Land-, bzw. Eisfläche gesichtet haben. Ein Kapitän Fabian von Bellingshausen aus Russland, ein Kapitän Edward Bransfield und eine US-amerikanischer Robbenjäger, Nathaniel Palmer, werden da genannt. Die erste Landung sei am 7. Februar 1821 durch den US-amerikanischen Robbenjäger John Davis passiert. Ob vielleicht schon früher Spanier oder Portugiesen dagewesen sind, das läßt sich nicht mehr nachweisen - jedenfalls bislang.


 

Literatur:

Baier, Tina (2020): Farne statt Eis - In der Antarktis wuchs früher ein Regenwald, Süddeutsche Zeitung Nr. 79, 3. April 2020, S. 14
Guidice, Gaetano,, Curtis, Aaron, Peters, Nial (2015): Erebus Ice Caves, Speleologia 72, giugno 2015, p 30-35
Herrmann, Eckart (3027): Rossmeerhöhle - die größte Höhle der Welt, Mitt. Verb.dt.Höhlen- und Karstforscher 63(4), München 2017, 116-118 
Herrmann, Eckart (2018): World's largest cave, in: Mattes, J., Christian, E., Plan, L. (Eds) Proceedings of the 12th EuroSpeleoForum, Ebensee, Austria, 2018, S.33
Jung-Hüttl, Angelika (2020): Von wegen stabil - Auch das Eis der Ostantarktis könnte bald tauen, Süddeutsche Zeitung Nr. 76, 31. März 2020, S. 14
Peter, Carsten (2015): Vulkane, National Geographic, Hamburg

Links:

http://www.vulkane.net/vulkane/a-z/erebus/erebus.html

https://www.nationalgeographic.de/reise-und-abenteuer/2018/03/der-mount-erebus-ist-ein-einzigartiger-vulkan

https://www.medienwerkstatt-online.de/lws_wissen/vorlagen/showcard.php?id=15491&edit=0

https://www.canadiangeographic.ca/article/singing-icebergs

Höhlen und Höhlengebiete / caves and caving regions


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]