Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen im Südwesten Rumäniens


Ostern 1998 ergab sich einmal für eine kleine Gruppe von kleinen Lebenskünstlern und Höhleninteressierten aus München und dem Chiemgau die Gelegenheit, den Südostteil dieses Landes ein bißchen kennenzulernen. Unsere wichtigste Kontaktperson war Silviu Constantin vom "Emil Racovita"-Institut in Bukarest.

Unser Hauptstützpunkt war in Baile Herculane. Es liegt am Ausgang der 40 km langen Cernaschlucht, in der es alleine schon 1500 Höhlen geben soll. Von dort aus machten wir Ausflüge auf das Mehedintiplateau und in die Banatberge mit dem bis zu 400 m tiefen Donaudurchbruch.

Besonders die Lebensverhältnisse in Rumänien beeindruckten. Es war wie ein Zeitsprung um 50 Jahre zurück. Polizisten, die einem plötzlich die Weiterfahrt verwehrten, ein ominöses Zollpapier sehen wollten, das natürlich keiner hatte, und dessen Nichtvorlage mit einer "Strafe" von ungerechnet 20 DM geahnet wurde. Keine 5 km weiter stand schon die nächste Polizeistreife, die schon wieder so ein Papier sehen wollte, und auch wieder gegen Zahlung von 20 DM uns nur weiterfahren lassen wollte....
Morgens beim Frühstück im Freien nach einer Nacht im Auto - ein Penner. Er warf einen Blick in unser Auto, entdeckte die paar Bierbüchsen, die wir dabei hatten, wollte eine. Ich lehnte ab. Schließlich wars früh am Morgen. Ich hatte mein Frühstück auf dem Autodach ausgebreitet, muß zum Bieseln. Als ich zurückkam, war das Essen weg, das Dach freigeräumt. Der Penner war auch weg. Als wir weiterfuhren, sahen wir ihn wieder, den armen Teufel, die Backen vollgestopft mit Essen.
Als wir mal Essen gingen in einem Restaurant auf dem Land, kamen wir auch in den Genuß der ungewöhnlichsten Toilette, die man sich wohl so denken kann. Sie lag auf einer kleiner Insel mitten im Bach über den das Wirtshaus gebaut war. Über eine kleine Brücke gelangte man hinüber. Ein paar alte Bretter bildeten die Wände an drei Seiten, aber ohne Tür. Das Klo bestand aus einem Loch im Boden, Fernsicht nach außen vollkommen garantiert. Frischluft rundum. Unglaublich. Ein paar Tage später hielten wir in einem Autobahnrestaurant bei Wien. Weiß gekachelte Fliesen rundum, geheizt, mit Musik beschallt. Ein größerer Kontrast in der Art des Lebens ist kaum denkbar.

An Höhlen besuchten wir u.a. die Pestera Salpeteri, Pestera Closani, die Pestera Bulba, die Ponocoveihöhle und andere.

Ein paar Bilder von unserer Reise:

Dokumente für Lebenslust

auch bei Fehlen der meisten modernen

Annehmlichkeiten westlichen Zuschnitts

 
In einer Kneipe am Donaudurchbruch
- an der Wand Südseeträume

Ein paar Bilder von der Landschaft und den Örtlichkeiten:

Im Donaudurchbruch zwischen Rumänien
und Serbien
Karstlandschaft im Banat
Auch in Rumänien geht einmal die
Sonne unter
Ein Fluß verschwindet im karstigen
Untergrund
Der Rest einer Höhle, heute eine
Naturbrücke, trägt eine Straße

Der Eingang zu einer großen Höhle
(Pestera de la Gura Ponicovei)
deren Ausgang an der Donau liegt -
früher war hier ein Wachtposten
aufgestellt, der aufpassen mußte, daß
sich keiner ins Ausland davonmachte.

Es gibt doch einen, der es geschafft hat, durch
die Höhle in die Freiheit zu schwimmen - heute lebt er in München
.
2019 - Blick von einem Donauschiff aus auf den Höhleneingang, Foto Willi Adelung

Ein wunderbar einsames Karstgebiet
mit einer gewaltigen Höhle -
von außen würde man das wohl nie
erwarten
Rumänischer Alltag
Tristesse am Marktplatz
Bröckelnde Betondächer,
darunter Mangel
Tismana, ein bekanntes Kloster
liegt ausgerechnet vor einer Höhle mit
Quelle
Eine Straßenszene aus Closani
Das Haus des rumänischen Karstforschungsinstituts
für einige Tage unser Heim

Plötzlich große Kunst am Straßenrand
- eine Stele von Alexander Brancusi

Und natürlich ein paar Höhlenbilder:

   
 
   

Literatur:

Bleahu, M. Decu, V., Negra, St., Plesa, C. Povará, I., Viehmann, I. Pesteri din Romania, 1976
Holzmann, Heinz, Salzer, Heinrich Die Veterani-Höhle am Eisernen Tor (Rumänien), Die Höhle, Nr. 40, 1989, S. 11-15
Iurkiewicz, Adrian, Constantin, Silviu, Povara, Ioan KARST OF SOUTHWESTERN ROMANIA, Field-trip guide to the XIVth Symposium on Theoretical and Applied Kastology, Baile Herculane - Romania (May 26 - June 1, 1996)
Kafka, Franz Höhlen im Osten Europas, ATLANTIS 1-2/2009, S. 68ff.
Michel, Elke Ganz unten, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. April 2010, Nr. 14, Seite VI
Orghidan, T., Negra, St., Racovitá, Gh., Lascu, C. Pesteri din Romania, Ghid Touristic, Editura Sport-Turism, Bucuresti 1984
Pompei Cocean Pesterile Romanei, Cluj-Napoca 1995


Links:

https://roman-thermal-spas.eu/destinations/baile-herculane/good-to-know/

https://cazaneledunarii.com.ro/obiective-turistice/pestera-ponicova/

 

Landschaft und Höhlen in Rumänien

 


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