Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen in Budapest


Stefanshöhle im Gellerthügel


Ein Blick auf die Liste der längsten Höhlen Ungarns genügt, um zu zeigen, daß wir im Stadtgebiet der ungarischen Hauptstadt eines der wichtigsten Höhlengebiete Ungarns vor uns haben. 3 der 6 längsten Höhlen über 5 km liegen dort.

Die meisten Menschen wissen gar nicht, daß alleine schon der Name der Stadt einen Hinweis auf "Höhle" enthält. "Pest" ist nämlich der alte slawische Name für "Höhle", und eine Höhle war da immer schon bekannt in der Südostflanke des Gellérthügels. Die Eroberer der Stadt aus den Tiefen Asiens verfügten über kein eigenes Wort für "Höhle", und übernahmen die alte Bezeichnung "Pest Hill", heute "Gellért Hill".

Im Jahre 1926 baute man in diese Höhle eine Kapelle. Man kann sie heute noch besuchen. Weitere zugängliche Höhlen für Touristen sind die drei Schauhöhlen:

Die Hauptursache für die starke Höhlenbildung in den Hügeln Budapests sind die Thermalwässer, die auch das Wasser für die zahlreichen Badeanlagen der Stadt liefern. 150 Höhlen sind inzwischen bekannt, wobei die meisten labyrinthischen Charakter haben. Die meisten haben keinen natürlichen Zugang, sondern wurden erst bei Steinbruch- oder Bauarbeiten gefunden.

Vom 26. bis 30. Dezember 2002 besuchten wir, die gemischte Salzburger (Didi und Stefan) und Münchner (Marcus und Franz) Höfogruppe, die Höhlen in Budapest. Im Jahr zuvor hatten wir ja zusammen mit den unglaublich gastfreundlichen Höhlenforschern aus Nyiregyáza schon eine Tour in den Aggteleker Karst gemacht, diesmal sollte es in die ungarische Hauptstadt gehen, die voller Höhlen steckt. Sie hatten alles für uns organisiert, eine Unterkunft für uns war in den Clubräumen des Tauchclubs Delfin in der Nähe des berühmten Gellerthotels gesorgt worden, für die wichtigsten Höhlen hatten sie Befahrungsgenehmigungen bekommen, so war alles für einen vollen Erfolg programmiert.

Das Wetter in Budapest war "östlich". Eiskalt, so wie wir es vielleicht für Moskau erwartet hätten, aber in Budapest bekamen. Die Budapester litten ja selber darunter und besonders taten das die Menschen "am Rand der Gesellschaft", die Obdachlosen. Während wir auf Ferenc am Westbahnhof warteten, hatten wir ausreichend Gelegenheit uns mal in der Umgebung umzusehen. Das "Westendcenter", das größte Shopping Center Zentraleuropas, zeigte all das Elend heutiger Kulturentwicklung. Lasst uns diese "Avantgarde" schnell wieder vergessen. In der U-Bahn-Station drängten sich dafür die Obdachlosen in ihren Decken- und Schachtelgebirgen, an Rande der glitzernden Schaufenster, wo sie für Stunden eine Überlebensmöglichkeit suchten. Moderne Höhlenkultur für die Hinausgeworfenen, Schattenerzeugten, Randexistenzen.

Während unserer Tage in Budapest konnten wir die wichtigsten Höhlen dort besuchen. Caving Budapest style war ganz charakteristisch. Immer ging ein Führer mit, der sich auskannte, der wusste, wohin wir gehen konnten und sollten. Meist war da am Eingang ein "feudal" gebautes Haus, innen massiv beheizt, damit wettergeschützt, alle Bequemlichkeiten bietend. Massiv verschlossene Eisentür am Eingang, Stromkabel nach innen führend, mal zu einer Beleuchtungsanlage, mal zu wissenschaftlichen Messtellen. Engstellen gab es immer und am Ende ein paar "Weitungen", mal sehr "dekoriert", mal weniger..

Neben diesen Highlights besuchten wir dann noch ein paar Höhlen im Remetetal. Unsere ungarischen Freunde machte uns gleich darauf aufmerksam, daß unser Wunsch eine Begegnung mit Obdachlosen einschließen könnte. Die würden nämlich im Winter darin leben. Wir machten die Probe aufs Exempel und fanden dort tatsächlich Spuren davon, die Deckenberge, allerlei Gerät und einen frischen Laib Brot. Da überlebte wohl noch mindestens ein Mensch in der ziemlich ungemütlichen Urnatur der "Einsiedlerhöhle". Es gibt dort noch mehr "Löcher", die wir nur von der Ferne oder auch hautnah uns noch ansahen. Eine schöne Erholung von der Großstadtatmosphäre.

Einen großen Dank an unsere ungarischen Gastgeber, vor allem Ferenc und Laszlo. Dieser Kontakt kam übrigens nur zustande, weil es den Lamprechtsofen und die Lampohütte gibt. Dorthin sind sie nämlich seit Jahren schon in der Winterszeit gefahren gewesen und hatten diese großartige Höhle schon des öfteren besucht und zum Beispiel Filme darüber gemacht. Und sie wollen wiederkommen. So schaffen wir die notwendigen Verbindungen, um ein modernes Europa wirklich entstehen zu lassen! Durch Begegnungen zwischen den Menschen, die räumlich zwar getrennt, aber geistig und seelisch längst zusammen etwas unternehmen. Und langsam sogar zusammen reden können. Mal deutsch, mal englisch, ungarische Konversation? Die bringt allenfalls Stefan zustande... 

Bilder von der Stadt

 

Von den Höhleneingängen und der Umgebung der Höhlen

Vom Höhleninnern

 

 


 

Literatur:

Adamko, Péter, Dénes, György

Die Höhlen von Buda, Szabolcs Leél-Össy, Budapest 1992
Denes, György The Caves of Hungary, Karszt es Barlang, Special Issue 1977, p. 19
Szentes, Georg Die Karstgebiete und Höhlen Ungarns, Jahresbericht des Höhlenforschergruppe Rhein-Main 10, 1988, S. 15-39
Stratford, Tim World Cavers Guide & Karst Atlas 6. Hungary, The International Caver (14) 1995, S. 10f.
Hazslinszky, Tamas, Kraus, Sandor, Maucha Laszlo, Dr. Nador Annamaria, Sasdi Laszlo, Szabliyar Peter, Takacsne Bolner-Katalin Budapest, Cave-Capital, Budapest 1998
Végh, Stefa Späleo-balneologische Exkursion Budapest 26.-30.12.2002, ATLANTIS 1-2/2003, S. 43f.

Links:

http://www.fsz.bme.hu/hungary/budapest/
http://www.xs4all.nl/~jorbons/souterrains/mus/budacase.html
http://www.gimmelwald.com/europe/caving.html
http://www.fsz.bme.hu/mtsz/barlang/english/1_a.htm
http://www.atomki.hu/ar98/e/e09/e09.html
http://www.hungarytourism.cz/chrko.php
Duna-Ipoly Nemzeti Park Igazgatóság


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