Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Hveravellir und die Eyvindarhola, Island
"Hver" steht für "heiße Quelle", "vellir" für Felder. Hveravellir steht also für das "Feld mit heißen Quellen".
Etwa 200 km von Reykjavik und Akureyri entfernt liegt mitten im Hochland Islands zwischen Langjäkull und Hofsjökull, den großen mit Gletschern bedeckten Bergen, dieses Naturkleinod in 640 m Höhe.
Die typischen Erscheinungsformen der sog. "Hochtemperaturgebiete" sind alle da: Heißwasserquellen, Sinterterassen und Solfataren. Sie tragen alle Namen "Bláhver" (Blaue Quelle) z.B. oder Öskurhöll (Brüllender Hügel". Das Gebiet ist für den Naturtourismus bestens erschlossen durch markierte Wanderwege und Holzstege, die so nah als vertretbar an die heißen Phänomene heranführen.
Ein wenig touristische Infrastruktur gibt es schon, in ein paar Containern wird die Ver- und Entsorgung der Besucher besorgt, ein Campingplatz wird unterhalten und eine Unterkunftshütte existiert und kann vorgebucht werden. Besonders beliebt ist der hot pot vor der Unterkunftshütte. Sein Wasser wird ständig nachgefüllt durch zwei Zuleitungen. Eines fördert kaltes Wasser, das andere heißes. Erst die richtige Mischung macht es, denn entweder friert man oder es werden Temperaturen erreicht, die unerträglich sind.
Wer sich auf dem Parkplatz umsieht, der wird ein Kunstwerk entdecken.
Zwischen zwei Steinstücken, die sehr gut aufeinander passen, weil sie einstmals
einer waren, sind viele Eisenstangen eingeschoben. In der Art Gefängnis liegen
kleine Steine. Den meisten Besuchern wird dieses Werk kaum auffallen und
verstehen werden es noch weniger. Sie hat viel mit einem der größten
isländischen Helden zu tun, ein Mann, der zu Lebzeiten einfach nur als Dieb und
Ausgestoßener galt - Fjalla-Eyvindur. Er soll im 18. Jahrhundert gelebt haben,
früher sagte man vielleicht sein Unwesen getrieben haben. Berühmt war er für
seine Überlebensfähigkeiten und immer einen Schritt den Verfolgern voraus sein.
Hier soll es eine kleine Höhle gewesen sein, die heute seinen Namen trägt, die
ihm das Überleben in der Winterszeit ermöglicht haben soll, die Eyvindarhola.
Sie ist heute leicht zu finden, ist doch der Weg dorthin beschildert und überall
beschrieben. Man überquert dazu den Bachlauf, geht weiter an einer leeren Hütte
vorbei, steigt leicht an und erreicht schließlich "bei der 7. Stange" (Laumanns)
des mit gelben Stangen markierten Wanderwegs den Eingang. Außerdem steht ein
Holzschild heute da und zeigt in die gesuchte Richtung. Man schlüpft durch den
schmalen Eingang und kann sich danach nicht mehr aufrichten. Ein flacher Raum
nimmt einen auf, Fritsch schätzt ihn auf 8 x 6 m Grundfläche, ein paar geordnete
Steine finden sich, ansonsten ist alles leer. Hier einen Winter verbringen -
wenn es wahr ist, dann ist das eine Meisterleistung.
Folgt man dem bezeichneten Weg weiter, dann kommt man in ein faszinierend einsames Gelände. Man sollte wohl eine Tour dorthin nur bei bestem Wetter unternehmen, denn wenn hier Nebel auftreten sollte und man kein zuverlässige GPS-Gerät für den Rückweg dabei hätte, der könnte leicht verloren gehen. Die Streckenlänge ist ca. 15 km hin und zurück bis zu einem erloschenen Krater, eine lange Strecke aber unglaublich lohnend.
Literatur:
Fritsch, E., Eichbauer, E, | Islands Höhlenwelt 2. Teil, Mitteilungen des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich, 1990/1 |
Hróarsson, Björn | Hraunhellar á íslandi, 2. Auflage 1991, Rejkjavik 1990 |
Laumanns, | Die Höhlen Islands, Mitt. Ver. dt. Höhlen- u. Karstforsch. 33 (1) München 1987, p. 4-15 |
Parnell, Fran, Presser, Brandon | ICELAND, lonely planet, London 2010 |
Links:
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Oasis in the highlands of Iceland | Hveravellir
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