Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Im Gebiet von Thingvellir /Island


Thingvellir - das kann man als großen Steinhaufen mit leichtem Grasbewuchs sehen, aus anderer Perspektive ist das der geschichtsträchtigste Ort Islands, weil sich dort schon um 930 nach Beginn unserer Zeitrechnung die Goden, eine Art Volksvertreter, und ihre Familien erstmals trafen und ab da jährlich für 2 Wochen eine Art Parlament bildeten und Gericht hielten. Geradezu dramatisch ist der Blick auf die Gegend aus geologischer Perspektive. Alfred Wegener wurde noch vor 100 Jahren für die von ihm erstmals formulierte Kontinentalverschiebungstheorie schlimm angefeindet, heute gilt sie als allgemein akzeptierter Stand des Wissens. Und Thingvellir gilt als klassischer Ort, wo man sehen kann, wie sich die amerikanische und die eurasische Platte aneinander reiben. In den letzten 9.000 Jahren haben sie sich an diesem Ort um etwa 70 m auseinander bewegt, was im statistischen Schnitt ca. 8 mm pro Jahr ergibt.

 
 

In der Allmännerschlucht, Almannagja, klafft eine tiefe Spalte, die heute von Netzen überspannt ist, um wohl zu verhindern, daß jemand hineinfällt.

In dieser Zone voller vulkanischer Aktivitäten kommt es immer wieder zu neuen Lavaausflüssen und dementsprechend der Neubildung von Höhlen. Im Lavafeld Godahraun, das sich vor rund 9.000 Jahren gebildet hat, liegen mehrere Höhlen, die heute gerne von Outdoorfirmen als geführte Höhlentouren angeboten werden: Gjabakkahellir (ca. 370 m lang), Litli-Björn-Vörduhellir (ca. 800 m lang) und Tintron. Letzere Höhle ist eine Kluft in einem "Hornito", einem hohlen Lavakegel, wie er öfters in Vulkangebieten vorkommt. Man seilt sich dazu 13 Meter ab, kann dann in dem 27 m langen Raum herumstiefeln und darf dann auf einer Stahlseilleiter wieder hochklettern. Da kostet dann 8.300 Isländische Kronen (2012).

Tintron
Gjábakkahellir
 
   
2015

Literatur:

Fritsch, E., Eichbauer, E. Islands Höhlenwelt, Mitteilungen des Landesvereins für Höhlenkunde Oberösterreich, 1/1986, S.5-34
Hróarsson, Björn Hraunhellar á íslandi, 2. Auflage 1991, Rejkjavik 1990

Links:

Landschaft und Höhlen in Island


 

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