Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen im Polnischen Teil der Hohen Tatra


Dolina Chocholowka

Dolina Koscieliska


Die Hohe Tatra , auf polnisch „Tatry Wysokie“, gehört zu den Karparten und ist deren höchster und nördlichster Teil. Der Hauptkamm ist 27 km lang und weist 24 Gipfel über 2.500 m Höhe. Der höchste Berg ist der Gerlachovsky stit (Gerlsdorfer Spitze) mit 2.655 m. Sie liegt auf der slowakischen Seite des Gebirges, das sich Polen (1/3) und die Slowakei (2/3) teilen. Der Rysy (Meeraugspitze) ist mit seinen 2.503 m der höchste Berg Polens.

Sie besteht hauptsächlich aus zwei Gesteinsarten: Granit und Kalk.Und in diesen Kalkgebieten, die nur eine Größe von rund 50 km auf polnischer Seite haben, gibt es viele Höhlen. Wer eine populäre Wanderkarte der Gegend in die Hand nimmt, z.B. die 1:15000 TATRZANSKI PARK NARODOWY, der wird viele viele Höhlensymbole darauf eingezeichnet finden. Nur wenige davon sind für den allgemeinen Besuch geeignet, eine davon wird im Sommer als Schauhöhle betrieben, die Jaskinia Mrozna im Tal Dolina Koscieliska.

Der Erforschungsgrad der Höhlen in der Tatra hat sich in den letzten Jahren erheblich erhöht. In einem Artikel aus dem Jahre 1954 wurde noch die "Kalte Höhle" mit 2,6 km Länge als größte Ganzpolens angeführt, 1992 hieß es noch, daß die Jaskinia Za Siedmiu Programi mit 10.050 m die längste sei und die Wielka Snieza mit - 776 m die tiefste. 2009 steht im Internet einen Liste mit den größten und tiefsten Höhlen der Tatra und da zeigt sich, daß viel geleistet worden ist: Nun ist die längste und tiefste Höhle die Wielka Sniezna (L 23.619m, T -824 m) und weitere 6 Höhlen sind schon länger als 5 km!


Allgemeiner Ausgangspunkt für Touren in die Tatra ist Zapokane, das "Sankt Moritz" Polens. Es hat eine einmalige touristsche Lage, ist es doch "der" Ort im einzigen wirklichen Gebirgsgebiet Polens. Erreichbar ist es für die Polen vor allem über die Autobahn von Krakau her in kurzer Zeit, für uns Westler über eine immer "besser" werdende Straße, gefördert nicht zuletzt durch viele EU-Gelder, über Wien, Bratislave, Ziliana und dann über Landstraßen bis zur Grenze und weiter.

In Witow, westlich von Zakopane
  Die Holzkapelle von Jaszczurowka in der Nähe von Zakopane

 


Eine leicht von Zakopane aus erreichbare Höhle ist die Jaskinia Dziura. Man muß dazu nur der Hauptstraße Zakopanes, der Os Kaspusie, immer geradeaus Richtung Berge folgen. Irgendwann führt diese Straße auf einen quer dazu verlaufenden, häufig benutzten Wanderweg oberhalb der Stadt. Den überquert man und wird von Schildern zum richtigen Taleinschnitt geleitet, der Dolina ku Dziurze. Eine Viertel Stunde später steht man vor dem Höhlenportal. Erst geht es horizontal hinein und dann in eine geräumige Halle, die von oben durch einen zweiten Eingang weiteres Licht erhält. Wenn man gegen Abend hingeht, dann kann die Sonne noch hereinscheinen sehen.
Als wir im August 2009 einmal dort waren, waren nicht alleine, wirklich nicht. Mindestens 50 andere Leute waren auch da, wovon der größte Teil zu einer Jugendgruppe gehörte, die wohl gerade eine Art Gelöbns in der Höhle ablegten. Die Leiterin sprach eifrigst in ihr mitgebrachtes Megaphon und unterhielt die Truppe. So manchen schauert es, wenn er die schräge Rampe ins Dunkle hinabschaut, aber mit etwas Vorsicht und einer Taschenlammpe kann sie leicht bis zum Ende von jedem erkundet werden.

 

Da noch etwas Zeit war, haben wir noch ein paar Höhlenzeichen von der Karte angeschaut. Dazu fuhren wir die Straße Richtung Osten weiter bis zu einer der Sehenswürdigkeiten von Zakopane, der Holzkirche von Jaszczurowka. Nicht weit davon kommt aus dem Berg eine starke Quelle, die gefaßt ist. Deshalb hat man eine Betonhäuschen drüber gebaut und wahrscheinlich befindet sich darin der Zugang zur Jaszczurwka Wodna. Auf der anderen Seite der Straße im Wald, gleich neben einem Weg, sind zu Füßen eines Baumes die zwei Eingänge in die Jaskinia Jaszczurowka Wyznia. Einen Besuch kann man sich eigentlich schenken. Zumindest sieht es so aus.

   

In dem Wald wird gerade gearbeitet, was nicht ohne Spuren zu hinterlassen abgeht. Und was für welche! Da denke ich an die Schilder in so manchem bayerischen Wald, wo steht, daß man als Wanderer auf den Wegen bleiben solle. Analog dazu müßte man dann sagen, daß die Holzerntemaschinen wohl besser auf den Straßen oder Parkplätzen bleiben sollten! So machen sie einfach zuviel kaputt.

 


Literatur:

Nyka, Jozef In der Polnischen Tatra, Verlag Interpress, Warszama 1971
Klingenfuß, Bruno Zweites Internationales Speläologen-Treffen in Polen 15.8. - 31.8. 1976, S. 49f.
Senior, Kev YUSPS's "Not Really an Expedition" to Poland, Caves & Caving 42, 1988, p 15f.
Pressebericht Höhlenforschung in Polen, Die Länder der Volksdemokratie Nr. 119-1954, S. 955ff.
Wisniewski, Wojciech W. La Speleologie en Pologne, Spelunca n° 46 / 1992 / pages 25 à 31

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