Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Höhle unterhalb von Ahmetler, Westlicher Taurus
Gibt es Zufälle? Manchmal passieren Dinge, die sind weit jenseits aller Wahrscheinlichkeiten, aber sie geschehen halt wirklich. So etwas habe ich am Donnerstag, den 12. August 2004 erlebt. Ich war gerade in dem kleinen Bergdorf Ahmetler im Westlichen Taurus und saß auf der kühlen Terrasse eines kleinen Bauernhauses und trank Tschai, also Tee. Hinter mir lag eine kleine Höhlentour mit zwei Einheimischen, die mich in die Höhle unterhalb ihres Dorfes geführt hatten. Es ist ein Felsloch von 155 m Länge und 18 m Tiefe. Ich weiß das so genau, weil das die Zahlen sind, die Klaus Vater vom Verein für Höhlenkunde in München (Mitgeholfen haben Peter und Klaus Cramer) bei der Vermessung der Höhle am 24.5.1980 ermittelt hat und die auf dem schönen Höhlenplan stehen. Die Höhle besteht im wesentlichen aus einer großen Halle, die durch große Tropfsteingruppen untergliedert ist. Was mitnehmbar war, ist praktisch heute weg, was die vielen Tropfsteinstümpfe überall bezeugen. Im hintersten Teil der Höhle stießen wir auf viele Fledermäuse, die aufgeregt hin- und herzufliegen begannen, als wir für ein paar Minuten hineinschauten.
Wie ist Klaus ausgerechnet nach Ahmetler gekommen? Man erreicht das Dorf von der Hauptstraße Manavgat-Akseki nach etwa 20 km Bergstraße über eine geteerte Seitenstraße. Auf der überall erhältlichen Karte "Side-Belek-Manavgat" von MAPMEDIA ist sie eingezeichnet. Da ist ein einziger gerader Strich zu sehen. Das ist eine glatte Lüge. Denn der Weg mäandriert von Anfang an immer in S-Kurven erst bergab und dann wieder bergauf. Dort führt der Weg an den Wänden eines Canyons entlang, der reizvolle Blick auf die gegenüberliegende Felswand mit vielen dunklen Nischen bietet. Viel Verkehr darf da nicht sein, denn der Weg ist weitgehend nur so breit, daß nur ein Fahrzeug fahren kann. Aber meist ist ja so wenig nur los, daß das vollkommen reicht. Außerdem ist die Beschilderung der Abzweigung noch sehr mangelhaft, denn sie ist nur von der bergabführenden Seite her sichtbar. Ich kam erst drauf, daß es da weggegangen wäre, als ich im Rückspiegel das Schild sah.
Was für einen großen Zufall habe ich da erlebt? Ich saß also auf der Terasse, trank Tee und auf einmal kam ein älterer Herr die Stufen herauf. Er war der einzige, der deutsch sprechen konnte, und hatte gerade erfahren, daß da ein Mann aus Deutschland da, der in die Höhle gegangen war. Er stellte sich als Abdullah vor, der früher im Dorf hier gelebt habe, sein Elternhaus sei noch da. Seit 20 Jahren schon lebe er in Antalya, und ein oder zweimal in Jahr komme er halt zurück und besuche sein Heimatdorf. Er seit früher Ingenieur beim Bau des Homa-Damms gewesen. Eines Tages seien drei Höhlenforscher aus München gekommen, die sich für Höhlen interessiert hätten. Er habe sie damals in sein Heimatdorf mitgenommen, wo sie von seinen Eltern sehr gastfreundlich aufgenommen und bewirtet worden seinen. Sie hätten die Höhle vermessen und gesagt, daß sie ihm einen Plan schicken würden. Das sei leider nie passiert. Das war eine einmalige Gelegenheit. Ich packte die Gelegenheit beim Schopf und gab ihm meinen Plan, eine Kopie vom Orginal. Ich hatte einen Kreis ganz einfach schließen können, der vor 24 Jahren begonnen worden war. Right place, right time. Planbar wäre so ein Zusammenkommen nicht gewesen. So ist es ganz von alleine gekommen.
PS: Auch französische Höhlenforscher waren schon mal dort, und Claude Chabert hat auch die Höhle vermessen. Allerdings ist diese Zeichnung halt bei weitem nicht so detailreich und sorgfältig ausgearbeitet wie die von Klaus Vater.
Der Westliche Taurus von der Hauptstraße aus gesehen | |
Auf dem Weg ins Dorf | |
Minarett neben Strommast - mitten im Dorf | |
Auf dem "Hauptplatz" des Dorfs | |
Altes Haus im typischen Baustil | |
Direkt über Höhle - selbst von dort ist der Eingang
noch nicht sichtbar |
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Der Eingang | |
Reste abgeschlagener Stalaktiten | |
Abdullah vor seinem Elternhaus | |
Meine Gastgeber auf der schattigen Veranda vor dem Haus | |
Auf dem Weg ins Dorf: ein alter Marmorsteinbruch | |
Blicke in die zerfressenen Erdkruste sind da möglich
und auch ist sichtbar, daß es viel mehr Hohlräume im Gestein
gibt, |
Literatur:
Links:
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