Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Karain magarasi
Türkei
Karain - Türkisch "Kara" > "Schwarz", Türkisch "In" > Höhle //// "Schwarze Höhle"
In dem Bussmann-Tröger Reiseführer "Türkei" heißt es, diese ganz besondere Höhle sei "für den Touristen von heute nicht viel mehr als ein schattiger Platz. Viel Außergewöhnliches gibt es nicht zu erspähen." S. 455.
Ungefähr 30 km nordwestlich von Antalya, am Fuße des Katranberges im Westlichen Taurus und gleich neben dem Dorf Yagca liegen die Eingänge in die Höhle in 430 m Seehöhe, 130 m über der Travertinebene darunter.
Es handelt sich hier um eine der wichtigsten Kulturhöhlen des Landes. Seit 1946 wird dort gegraben und die Forschungen bringen immer wieder Unerwartetes zu Tage, insbesondere nachdem man nun auch in den beiden Nebenhöhlenkammern tiefer gegraben hat. Man hat inzwischen Steinwerkzeuge in Schichten gefunden, die auf ein Alter von 500.000 - 450.000 B.C. zurückreichen. Da sind die Funde aus der Zeit des Neandertalers in der Höhle mit 160.000 - 60.000 Jahren richtig jung. Bis zu 11 Meter sind die Ablagerungsschichten dick und haben immer noch nicht alle Geheimnisse preisgegeben.
Früher gab es bei der Höhle ein eigenes Museum, wo man einige der Fundstücke sehen konnte, das aber inzwischen, Juni 2023, schon wieder geschlossen ist. Um sie sehen zu können, muß man ins Archäologische Museum in Antalya gehen.
Neben den Spuren des Menschen hat man auch Reste von Großsäugern ausgegraben, von Elefanten, Flusspferden, Nashörner usw., die wie man heute weiß, einmal sehr wichtig für die Entstehung artenreicher "Naturlandschaften" gewesen sind. Unterhalb der Höhlen tritt an vielen Stellen Wasser wieder zu Tage und führt zu großer Fruchtbarkeit in dieser ansonsten eher wasserarmen Region.
Auch geologisch ist die Höhle eine Rarität, weil man hier ein gutes Beispiel für eine Höhle mit "primär hypogener Höhlengenese" vor sich hat. Ursprünglich kam das Wasser für die Höhlenbildung nämlich wohl von unten und nicht, wie das üblicherweise erzählt wird, von oben. Aufsteigendes durch Erdwärme erwärmtes Grundwasser trat aufgrund besonderer Tektonik in den Gesteinskörper ein und löste allmählich die Hohlräume aus. Später kam es zu einem "Uplift", einer Aufwärtsbewegung des Taurusmassives und so kam die Höhle, die ursprünglich unter Wasser stand, nach oben und wurde später erosiv freigelegt. Nun konnte es auch zu Vorgängen der klassichen Verkarstung kommen und sich z.B. massive Tropfsteine bilden. Besonders auffallend sind die Ketten von Kolken an der Höhlendecke.
Von den vielen Besuchern lassen sich offenbar die vielen Fledermäuse nicht stören, die in zwei hohen Deckenkolken im untersten Höhlensaal sich bei unserem Besuch im Juni 2023 aufhielten. Das auffällige Gekreische war nicht zu überhören.
2011 | 2023 | |
Die Höhlenumgebung | ||
Der Haupteingang | ||
Felsnischen im Eingangsbereich mit Inschriften | ||
Ausgrabungsstelle | ||
Bodenstruktur | ||
Deckenkolke | ||
Lampenflora |
Bericht 2011: Auf der alten Straße Antalya-Burdur ging es
Richtung der dauernd in einem Dunstschleier liegenden Berge. Ein altes Schild
wies immerhin von der Straße den Weg zur Karain-Höhle. 2 € Eintritt kostete
es, in das kleine Museum am Fuße des Samberges zu kommen und durch den
Hinterausgang dann den Felsweg hinauf zur 100 höher liegenden Höhle zu kommen.
Es ging richtig zu, überall waren junge Leute beschäftigt mit dem Untersuchen
des Fundgutes aus der Höhle. Zwei junge Männer liefen dauernd auf und ab und
schleppten kübelweise das Material herunter, das dann auf große Tische gekippt
wurde und nach feinsten Bröckerln analysiert wurde. Die Lage der Höhle ist
schon ausgezeichnet. Vom Eingang aus hat man eine weite Sicht über die ganze
Ebene bis Antalya, man hat starke Wasserquellen nicht weit davon entfernt -
solche geographischen Vorteile sind sicherlich entscheidend dafür gewesen, daß
hier Menschen seit der Zeit des Neandertalers aufgehalten haben. Man kann
selbstständig in der Höhle herumlaufen, wobei der erste große Innenraum mit
altem Sinter noch mit elektrischem Licht beleuchtet wird. Will man alles sehen,
so braucht man schon eine Taschenlampe, um hinabzusteigen in die unteren Räume.
Auch dort hat man schon Ausgrabungen gemacht, was die beiden großen
quadratischen Gruben in dem 10 auf 15 m messenden Raum bezeugen. Besonders schön
sind die Laugdecken.
Im Eingangsbereich hat man aus einem Tropfstein ein Atatürkportrait herausgemeißelt,
das sich aber schon wieder auflöst. Bei den kleineren Höhlenöffnungen links
vom großen Eingangsportal sind mehrere in den Fels gemeißelte Nischen und
Inschriften in griechischer Sprache.
Literatur:
Antalya Müzesi (ohne Jahresangabe): KARAIN CAVE, Faltprospekt
Barth, M., Brenner, K.: Türkiye '88, Höhlenblättla, pp.
19-39, 81-85
????: Türkiye '90, Höhlenblättla 89/90, pp.40ff.
Bussmann, Michael, Tröger, Gabriele (2009): Türkei, Michael-Müller-Verlag, 3. Auflage
Marks, Stephan (2015): Höhlen und Karst im Raum Antalya-Alanya, Südtürkei, in: Speläologisches Jahrbuch - Verein für Höhlenkunde in Westfalen 2010-2013, 129-142, Iserlohn 2015
Spitzenberger, F. (1973): Höhlen in Westanatolien (Türkei), Die Höhle 24, 1, 23-30, Wien 1973
Links:
https://antalyatouristinformation.com/things-to-do/cave/karain/
https://www.geocaching.com/geocache/GC2T737_karain-hohle-karain-cave-karain-magarasi
https://muze.gov.tr/muze-detay?sectionId=KRM01&distId=MRK
https://kvmgm.ktb.gov.tr/TR-44407/karain-magarasi-antalya.html
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