Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Kocain, "la grotte enorme", Türkei
"The poetry of earth is never dead..
the poetry of earth is ceasing never.."
John Keath - On the Grasshopper and Cricket
"Kocain" heißt auf deutsch "Riesen(raum)höhle". Diese Bezeichnung verdient sie. Zumindest in Bezug auf den Aspekt des Rauminhalts. Vielleicht gibt es ja noch größere Höhlenräume in der Türkei, aber als sie 1979 von französischen Höhlenforschern des Höhlenvereins gründlich untersucht und vermessen worden war, da waren die Ergebnisse gigantisch: 37.200 m² Grundfläche, der Rauminhalt liegt über 1 Million m³.
Nur mit solchen Zahlen diese herrliche Höhle beschreiben zu wollen, das wäre vollkommen daneben. Sie ist seit Urzeiten bekannt und die Menschen haben dort ihre Spuren hinterlassen. Von ihnen merkt man heute kaum noch was, viele sind wieder von den Archäologen ausgegraben worden und lagern heute wohl in irgendwelchen Museen. Ein paar Steinblöcke liegen noch herum, die großen Zisternen im Mittelteil sind schon 2000 Jahre alt und nicht zu entfernen. Viel mehr bekommt man als Besucher heute nicht mehr von dem schon Jahrzehntausende dauernden Kontakt des Menschen mit diesem Karsthohlraum nicht mehr mit.
Im Außenbereich ist viel geschehen. Liest man Berichte von früher, dann ist noch die Rede von einem zweistündigen Fußmarsch, den man hinter sich bringen muß, um von dem Dorf Ahirtas köyü zum Höhleneingang zu gelangen. Das ist heute, 2011, nicht mehr nötig. Eine Fahrstraße führt bis in unmittelbare Nähe des Eingangs der Höhle. Geteert ist sie nicht, warum auch. Zwei Schilder am Straßenrand weisen unterwegs in die richtige Richtung. Fährt man lange genug, dann erreicht man den Parkplatz und muß nur noch 50 m zu Fuß zurücklegen. Unterwegs kommt man an einer inzwischen schon beschädigten Informationstafel vorbei, auf der man eigentlich alles Wichtige über die Höhle schon erfährt. Wer sie gefunden hat, wer sie wiedergefunden hat, wer sie erforscht hat - und was dann dabei herausgekommen ist.
Die französischen Höhlenforscher von SC Paris haben die Höhle auf eine Länge von 774 m vermessen bei einem Gesamthöhenunterschied von 96 m. Normalerweise ist sie ganz einfach zu befahren. Man geht leicht fallend vom Eingang her in einem Riesentunnel von bis zu 70 m Breite und 20 m Höhe mit leichtem Schuttboden in den Berg. Nach rund 200 m kommt man an den aus der Römerzeit stammenden großen Zisternen vorbei, die auch noch heute den Zweck des Wassersammeln erfüllen und noch heute von den Hirten benutzt werden sollen. Dann geht man noch einmal so weit und stößt auf die Barriere aus bis zu 30 m hohen Riesenstalagmiten. Ein Weg hindurch ist leicht auszumachen. Dahinter geht es über groben Blockschutt und viele kleine Sinterbecken immer weiter nach unten bis - 70 m. Das Tageslicht fällt schwach selbst bis in die hintersten Teile der Höhle.
Man hat Spuren des Menschen schon aus der Steinzeit hier gefunden. Außergewöhnlich sind einige Inschriften an den Wänden, die aber nicht leicht zu finden sind, die zeigen, daß die Höhle als Polizeistation von mehr als 2000 Jahren gedient hat..
Auf dem Weg zur Höhle - eine alte SIEMENS-Holzkiste |
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Literatur:
Marks, Stephan | Höhlen und Karst im Raum Antalya-Alanya, Südtürkei, in: Speläologisches Jahrbuch - Verein für Höhlenkunde in Westfalen 2010-2013, 129-142, Iserlohn 2015 |
Chabert, Jacques | KOCAIN, LA "GROTTE ENORME", Grottes et Gouffres, No 72, 1979, S. 21ff. |
Links:
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