Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Termessos - mit den Augen eines Höhlenforschers gesehen
1.000 m über dem Meeresspiegel liegen zu Füßen des Güllük Dagi, des "Rosenberges", die Reste einer faszinierenden antiken Stadt im gleichnamigen Nationalpark. Termessos liegt vor den Toren von Antalya, ist auf guten Straßen leicht erreichbar und gehört heute zum Standardbesuchsprogramm für Touristen in dieser Gegend.
Der Ursprung der Stadt soll in der praktisch uneinnehmbaren psidischen Bergfestung in der Wand des Berges liegen. Sie auch heute noch dort zu sehen, aber man frägt sich doch, wie man dort überhaupt in Friedenszeiten hinkommen kann. Schon in der Ilias wird die Stadt erwähnt, deren Bewohner, die Solymer, als überaus kriegerisch und tapfer galten. Weder Alexander der Große noch andere Eroberungswillige konnten jemals die Stadt einnehmen. Die Blütezeit herrschte zwischen dem 1. Jht. v. Chr. bis zum 2. Jht. nach Chr. Die Römer gewährten der Stadt etliche Vergünstigungen und rechtliche Freiräume, was den Wohlstand des Ortes begründete. Aus dieser Zeit stammen die meisten heute noch vorhandenen Bauwerke. Um das Ende des 4. bis Anfang des 5. Jhts. hat wohl ein Erdbeben die Stadt verwüstet und sie wurde aufgegeben. 1842 wurde sie von englischen Archäologen wiederentdeckt und rund 40 Jahre später ausgegraben.
In der Umgebung des Parkplatzes liegen große Grabanlagen, ein Wassertank und das "Tor des Hadrian.". Auf der alten Königsstraße steigt man bergan, durchquert das Stadttor und kommt beim Gymnasion heraus. Absoluter Höhepunkt der Stadt das Theater, das in einer Traumlage errichtet worden ist und als Kulisse die grandiose Bergwelt im Hintergrund hat.
Gibt es hier etwas für eine Speläologisch interessierten Menschen zu sehen? Ja, zumindest, wenn man sich auch auf "Künstliche Höhlen" einläßt. Mitten im Weg zwischen Gymnasion und Agora klafft ein Loch im Boden. Klettert man hinunter, dann stößt man auf ein künstlichen Tunnel, nicht mehr hoch, man muß sich bücken, wenn man hineingehen will, aber immerhin ist sowohl bergauf- als abwärts ein Weiterkommen möglich, sofern man eine Lampe dabei hat. Der Boden ist glattgeputzt. Vermutlich fließt hier das Regenwasser ab.
Nicht zu übersehen sind die großen Gitter über den Eingangsschachtöffnungen über den großen Zisternen. Das Wasser spielte sicherlich eine zentrale Rolle für diese Stadt. Kein Wasser, kein Leben. Richtige Quellen hatte man in dieser Höhe wohl nicht, so war man auf Regenwasser angewiesen, das man einsammlen und aufgewahren mußte in unterirdischen Kammern. Ob hierfür auch natürliche Hohlräume genutzt wurden? Dazu müßte man die Räume genauer untersuchen. Ein einigen Kammern steht noch heute Wasser.
Gerade in Lykien, das Gebiet, an dessen Rande Termessos liegt, gibt es sehr viele Felsgräber. Man schlug in die Felswände, oft nur an schwer erreichbarer Stelle, Kammern aus dem Fels für die Toten. Es gibt sie auch hier in Termessos. Dazu muß man dem zweiten Weg hinunter zum Parkplatz folgen, diesmal entlang der großen Felswand. Die Öffnungen mehrerer Grabkammern lugen aus den glatten Kalkfelsmauern, unerreichbar, sofern man keine lange Leiter dabei hat - und wer hätte das schon? Ein kleines Felsdach gibt es auch noch, das reich mit Skulpturen geschmückt ist, das Grab des Alketas.
Literatur:
Bussmann, Michael, Tröger, Gabriele | Türkei, Michael-Müller-Verlag, 3. Auflage 2009 |
G. E. Bean | Termessos, Turkey. In: The Princeton encyclopedia of classical sites. Princeton University Press, Princetin 1976 |
Links:
http://www.histolia.de/pisidien/termessos/termessos-pisidien-beschreibung.html
Landschaft und Höhlen an der Türkischen Riviera
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