Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Magara Derinligi, Lykische Küste, Türkei


"Die Hölle ist 500 m tief", so steht es auf einigen Schildern unterwegs auf der Straße von Kemer an der Lykischen Küste hinauf in die Berge Richtung Gedelme und Hisarcandir, dem Beginn des Lykischen Wanderweges. Die "Hölle"? Ist das da, wo der Teufel regiert und alle bösen Buben hinkommen und auf ewig gequält werden, wenn sie mal das Zeitliche gesegnet haben. Der Besuch so mancher christlichen Kirche gibt über das vorgestellte Innenleben des Jenseits hervorragenden Anschauungsunterricht. Aber nur "500 m tief"? Reicht das wirklich? Und ist da wirklich einer lebendig wieder zurückgekommen und konnte Bericht darüber hier erstatten?

Man darf sich nicht ins sprichwörtliche Bockshorn jagen lassen: die "Hölle" ist in Wirklichkeit eine "Höhle" und sie ist nicht 500 m tief sondern so lang. Da haben die Verantwortlichen einen schlechten Sprachkundigen zur Verfügung gehabt. Jedenfalls scheint ja sowieso das Restaurant wichtiger zu sein, da dieses mit doppelt so großen Buchstaben auf der Tafel vermerkt ist und auch ganz oben plaziert wurde.

Ob es sich wirklich lohnt, dorthin zu fahren, das ist die Frage. Von den angekündigten 500 m Höhle sieht der normale Besucher allenfalls mal 50 m, dann ist in aller Regel erst einmal Schluß. Man steigt gemächlich einen schräg abfallenden Tunnel im Konglomeratgestein hinab auf Betonstufen. Man erreicht einen Raum mit einer in etwa runden Grundfläche, die mitten hindurch mit einer Eisenbrücke überspannt wird. Einige graufarbene Tropfsteingruppen sind das einzig Erwähnenswerte. Dann ist da auch schon wieder Schluß. Bis dorthin reicht das elektrische Licht. Weiter geht es nicht - zumindest nicht für 99% der Besucher.
Es geht weiter, aber dazu muß man selber eine Beleuchtung mitbringen, ein wenig herumsuchen am Hallenboden und findet dann auch die niedere Bückstelle, durch man tiefer nach unten steigen könnte. Ein kurzes Halteseil ist auch noch da.

In einer Beschreibung der Höhle, die da "Molla Deligi Cave" heißt, finden sich folgende Angaben: Sie liegt in der Ostflanke des Tahtaliberges. Die Höhle habe mehrere horizontale Gänge. Am Ende des Hauptganges gibt es einen Siphon. Die anderen Felsstollen sind eng. Es gäbe mehrere Seen und Siphone in der Höhle und reichen Tropfsteinschmuck.

Der Besuch kostete 2011 2 Euro Eintritt. Nicht viel, aber bei dem, was man normalerweise mitbekommt von der Höhle, auch schon ansehnlich. Es zahlt wohl zumindest den Strom.

Freundlich ist er, der Schauhöhlenbetreiber. Als ich ihn fragte, ob er nicht vielleicht Batterien für meine leider gerade energielosen Kraftspender hätte, suchte er in einer Schachtel und fand tatsächlich welche, der mir gleich schenkte.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Literatur:

   

Links:

Landschaft und Höhlen östlich und südwestlich von Antalya


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