Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Atakhöhle, Pinarbasi, Türkei
Diese Höhle liegt nördlich von Pinarbasi / Cavus. Bekannt war sie der
Bevölkerung sicherlich schon lange, denn wenn der Wald kein Laub mehr trägt,
sieht man den hoch in der Felswand liegenden Eingang schon von weitem. Mit Laub
hat man keine Chance, ihn auszumachen. Um zu ihm hinaufzukommen, muß man schon
ein recht geschickter Kletterer sein, sonst könnte es einen leicht wieder von
den Quergängen und Steilaufstiegen hinunterlassen.
Der Eingang ist ein doppelter und von dort führt ein bequem aufrecht begehbarer
Gang bergwärts, nicht lange. Dann knickt der Stollen nach links und man fängt zu
krabbeln an, mal hinauf, mal hinunter, durchquert horizonale Gänge mit Lehm- und
Felsboden, überall zweigen kleinere Gänglein links und rechts ab. Dann wird das
Raumsystem weiter, höher. Vielleicht 50 m geht es so in den Berg, dann bricht
ein Schacht ab. Wer ein Seil dabei hat, der könnte hier abseilen, aber es gibt
auch eine schmale, lange, mühsame Umgehung davon. Wer sich da hindurchgemüht
hat, für den geht es in horizontalen Gängen noch weiter. Der deutliche Luftzug
in den Gängen deutet darauf hin, daß es noch mehr Eingänge geben muß, aber durch
die kann vielleicht nur die Luft, aber nicht der Mensch hindurch.
Unterwegs gibt es einiges zu sehen, allerdings nicht für den, der nur auf Spektakuläres aus ist. Schon im Eingangsraum kann man ein Vogelnest bewundern, das von dem kleinen Luftbewegten kunstvoll mit Hilfe von Steinchen geschaffen worden ist. Als ich aus dem Eingang schaute, da zischte eine lange grüne Schlange aus dem Fels und schoß scheinbar die Wand hinunter. Die hatte sich hier schon längere Zeit aufgehalten. Überhaupt ist die Höhle für Biologen höchst bemerkenswert. Man hat schon 15 verschiedene Insektenarten festgestellt, Hunderte von Fledermäusen überwintern hier, man hat mehrere Säugetierarten in der Höhle registrier und das Skelett einer Wildkatze gefunden. Mitten in der Höhle finden sich Ritzzeichnungen von Kreuzen an der Höhlenwand - ob sie von Kreuzfahrern stammen?
Die Höhlenforschung beschäftigt sich seit 1992 mit der Höhle. Zuerst waren britische Höhlenforscher des FACC-Teams hier, hinterließen aber nur einen sehr unvollständigen Höhlenplan. Die Forschungen wurden von ASPEG 2008 fortgesetzt und der Plan vervollständigt. Während des 3. Internationalen Höhlenphotographentreffens 2015 in Pinarbasi schob sich der sehr wagemutige Engländer Paul Dold am damaligen engen "Höhlenende" noch ein wenig tiefer in den engen Spalt hinein, preßte sich durch und kam tatsächlich in einen bis dahin unbekannten Raum - und auch wieder zurück. Viel Hoffnung auf weitere Fortsetzungen sollte man nicht haben. Eingewehtes Laub zeugt davon, daß ein weiterer, noch nicht begehbarer Ein-/Ausgang wohl ziemlich nah ist.
Vogelnest im Eingang | ||
Literatur:
ohne Verfasserangabe | Third International Meeting of Cave Photographers, Pinarbasi Kastamonu 2015 Turkey |
Obruk Cave Research Group | Caves of Küre Mountains National Park, 2015 |
Links:
Landschaft und Höhlen in der nördlichen Türkei
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