hFranz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Erdställe in Grasfilzing, Bayern

Grasfilzing ist eine kleine Gemeinde in der sog. Chamer Senke, die sich zwischen Cham und Furth im Wald im Bayerischen Wald erstreckt. Es liegt 1,5 km südlich von Arnschwang, ursprünglich eines der großen Erdstallzentren überhaupt.

Es soll auch dort mehrere Erdställe gegeben haben, aber darüber existieren verschiedene Meinungen. Schon früh ist schriftlich von einem in Heft 2 der Zeitschrift DER ERDSTALL ausführlich berichtet worden. 2013 tauchten dann Nachrichten auf, daß es eine bedeutende Bodensenkung im Garten eines Bauernhauses dort gegeben habe und man vermute, daß es sich um den Zugang zu einem Erdstall handle.

2014 wurde dann eine wissenschaftliche Grabung mit Zustimmung des Landesdenkmalamtes durchgeführt, um Klarheit zu gewinnen. In achtwöchiger intensiver Arbeit gelang die Freilegung eines Teilstücks eines bis dahin unbekannt gewesenen Erdstalls durch Mitglieder des Arbeitskreises für Erdstallforschung, der NHG in Nürnberg und weiterer Aktiver. Anfang September 2014 wurde der Erdstall wieder geschlossen. Ein runder Betonring mit einem Deckel darauf verschließt nun wieder den Zugang. Erde ist wieder darüber, eine Neubepflanzung ist vorgesehen. Nichts wird oberflächlich auf einen echten Erdstall in der Tiefe hinweisen. Man könnte bei Bedarf die Anlage aber wieder öffnen und weitere Untersuchungen anstellen.

Was ist zu sehen? Mit Hilfe einer kurzen Leiter kann man in den neuen künstlichen Eingang absteigen. Mehrere Betonringe sind übereinander angebracht worden, im untersten hat man eine Öffnung freigelassen, durch die man unschwierig in den ursprünglichen Teil des Erdstalls einsteigen kann. Gleich links ist ein erster kurzer Seitengang, der gleich wieder endet. Eine Trockenmauer aus geschichteten Steinen schließt den Gang bündig ab. Warum wurde hier eine Mauer errichtet? Was ist dahinter? Ist das die Stelle des ursprünglichen Zugangs in den Erdstall? Wurde er von hier aus gegraben? Ist dahinter ein sog. "Bauhilfsschacht"? Oder was sonst?

Im Hauptgang des Erdstalls, der 1,5 m hoch und 80 cm breitist, ist rechts  eine Nische in Kopfhöhe in die Wand geschlagen. Meist wird dafür das Wort "Tastnische" oder "Lichtnische" gebraucht, aber stimmt das wirklich? Auffallendste Eigenschaft des kurzen Hauptgangs, dessen Länge gut 4 m beträgt, ist seine Abwärtsstufung. In vier Abschnitten geht es leicht nach untens, wobei der Erhaltungszustand der Stufenkanten noch recht gut ist. Am Ende ist nur noch eine Vertiefung, eine Art Becken. Einzige Fortsetzung ist eine Schlupfröhre nach oben, die erst wieder freigelegt werden mußte. So etwas ist ja ein Haupterkennungsmerkmal eines richtigen Erdstalls, wobei sich auch da, wie bei allen anderen Bauformen dieser Art, die Frage nach dem Sinn einer solchen Röhre stellt. Darüber ist viel Blockwerk, das wenig vertrauenserweckend auftürmt und jeden Versuch da weiterzugraben, zu einem sehr gefährlichen Unternehmen machen würde. Es sieht so aus, von da ein horizontaler Gang üblichen Ausmaßes weitergeführt hat. Wohin? Das ist heute nicht mehr zu ermitteln.

Handelt es sich hier um einen Teil eines separaten Erdstalls oder gehört er zu der Anlage, die in unmittelbarer Nähe ist? Dann wäre es ein sehr großer Erdstall, falls nicht, dann ist es halt eine weitere Anlage.

Literatur:

Links:

Katzbach.com - Vortrag Schrazellöcher und Flurdenkmale am 23. 3. 2013

Archäologen erforschen einen Erdstall :: Homepage - Region - Cham - Cham :: Mittelbayerische Zeitung :: www.mittelbayerische.de

Erdställe, Schratzellöcher, Hauslöcher