Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Orpheus
- speleo goes classics
Der Sänger Orpheus, Sohne der Muse Kalliope und des Flußgottes Oiagros oder Apollons, stammt aus Thrakien. Mit seinem Gesang und Spiel auf der Kithara bewegte er sogar Tiere und Pflanzen.
Orpheus nahm an der Fahrt der Argonauten teil.
Während der Odyssee übertönte er mit seinem Gesang die Sirenen.
Als seine Frau Eurydike durch Aristaios' Schuld an einem Schlangenbiß gestorben war, stieg Orpheus in die Unterwelt hinab und rührte mit seiner Musik deren Herrscher derart, daß sie die Tote zur Erde entließen. Als sich Orpheus wider das Gebot nach der ihm folgenden Eurydike umdrehte, mußte er auf immer ins Totenreich zurückkehren.
Zum Frauenfeind geworden, wurde er später von thrakischen Frauen zerrissen. Nach einer anderen Legende hetzte Dionysos die Mänaden auf ihn, weil Orpheus Apollon mehr verehrte als ihn. Die umhergestreuten Glieder wurden von den Musen gesammelt und bestattet, das Haupt schwamm zur Insel Lesbos.
Orpheus nach einem Gemälde von Corot
Orpheus galt als Sohn der Bendis und als mythischer König aus dem Rhodopengebirge Thrakiens. In der Wissenschaft wird er als historische Figur gewertet. Er war möglicherweise ein Reformer des Dionysos-Kultes. Sein Mythos verkörperte die Unsterblichkeit der Seele und vereinte starke orientalische Einflüsse mit den thrakischen Wurzeln. Die Griechen schrieben ihm die Erfindung der Musik und des Tanzes zu. Sein Mythos von der Liebe zur Nymphe Eurydice ist mit einem Abstieg in die Unterwelt des Hades verbunden. Mit seinem Gesang und dem Lyra-Spiel betört er Götter, Menschen und sogar die Tiere. Ovid berichtet, dass Orpheus stets von einer Schar Nymphen begleitet wird und seinen Tod durch thrakische Frauen findet.
Der Sage nach hat Orpheus auch am Argonautenzug teilgenommen.
Orpheus nach einer Zeichnung von Dürer
Orpheus lebte im Thrakien als Sohn der Muse Kalliope. Sein Vater war Apollon, Gott der Musik. Von ihm bekam er eine Lyra geschenkt, die Apollon von seinem Halbbruder Hermes erhalten hatte. Unter den Sängern galt er als der beste. Man sagte, Bäume und Berge hörten ihm zu und kamen zu ihm, wenn er spielte. Es gibt auch Quellen, die den Flussgott Oiagros als seinen Vater nennen.
Seine Braut war die Nymphe Eurydike. Als diese auf dem Hochzeitsfest durch einen Schlangenbiss starb, stieg Orpheus in die Unterwelt, um durch seinen Gesang und das Spiel seiner Lyra den Gott Hades zu bewegen, sie ihm zurück zu geben. Seine Kunst war so groß, dass ihm dies tatsächlich gewährt wurde - jedoch unter der von Persephone gestellten Bedingung, dass er beim Aufstieg in die Oberwelt voran gehen und sich nicht nach ihr umschauen dürfe. Da Eurydike seine Hand berührte und er sich darauf hin umsah (ein Motiv der Bildhauerei schon in der Antike), musste Eurydike wieder hinab.
Der Sänger stand den Musen und somit dem Gott Apollon nahe, nicht aber dem Dionysos, dem Gott des Rausches und ausschweifend-wilder Umzüge und Gesänge. So wurde Orpheus in seiner Heimat von "Mänaden", thrakischen Anhängerinnen des Dionysos, zerrissen. Nach antiker Vorstellung war es kein Trost, dass er nun als Schatten sich zum Schatten der Eurydike gesellen konnte.
Sein Kopf jedoch wurde mitsamt seiner Leier in den Fluss Hebros geworfen, sie schwammen hinab in das Ägäische Meer und wurden auf der Insel Lesbos an Land gespült. Sein Grab soll sich in der Stadt Leibethra befunden haben - andere Quellen nennen diese Stadt auch als Geburtsort des Orpheus, und den Fluss in dem sein Kopf gefunden wurde Meletos.
Seine Lyra wurde als Sternbild an den Himmel gesetzt.
Nach ihm wurde auch das Zupfinstrument Orpheoreon benannt.
Da Orpheus im Hades auf Persephone trifft, ist anzunehmen, dass Orpheus sich im Winter auf den Weg in den Hades gemacht hat, denn Persephone thront nur die vier Monate des Winters in der Unterwelt.
Die tragische Geschichte des Sängers Orpheus wurde in der antiken Literatur von
Einige literarische Fassungen und Bearbeitungen der Neuzeit:
Besonders Musiker griffen die Geschichte des Sängers, der mit seiner Musik wilde Tiere und sogar die Götter der Unterwelt besänftigte, als Thema auf:
Orphische Dichtung, Orphik, Orphismus, LOrfeo, Orpheus in der Unterwelt, Orfeo ed Euridice, Thraker
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Dieser größte aller griechischen Sänger war der Überlieferung nach ein Heros aus Pempleia in Thrakien. Er personifiziert die Macht der Musik und der den Tod überwindenden Liebe.
Orpheus bezauberte mit seinem Gesang und süßestem Leierspiel Menschen und Tiere, Bäume und Steine. Als seine Frau stirbt, bewegt seine Musik sogar den Hades, die Verstorbene freizugeben.
Der Name Orpheus wird verschieden gedeutet, jedenfalls ist er nicht griechisch. So soll er vom arabischen Wort arif (gelehrt) hergeleitet sein, vom hebräischen rapha (Arzt) oder von osarsiph, was speculator solis, Sonnenbeobachter bedeute und ein Name des biblischen Mose sein soll (HEDERICH, 1809f.).
Orpheus gilt als Sohn des Gottes Apollo und der Muse Kalliope. Oder sein Vater war der König und Flußgott Oeagros, die Mutter Kalliope oder Polyhymnia. Als Mütter werden auch die Menippe und die Thamyris genannt.
Herangewachsen verließ Orpheus das elterliche Haus und begab sich nach Ägypten, wo er sich in Theologie und Sternenkunde bildete. Dabei entdeckte er die Harmonie der Sphären und auch, daß der Mond bewohnt sei. Außer diesen erwarb er auch in der Arzneikunst, insbesondere der Kräuterkunde, Gelehrsamkeit und galt den Griechen als Erfinder der Wissenschaften überhaupt, der auch die Schrift erfunden habe.
Am wunderbarsten war seine Sangeskunst. Vom Gott Apollo empfing er die siebenseitige Leier (Phorminx), die er um zwei Saiten erweiterte und als erster begann, zu ihrem Klang zu singen, während zuvor nur die Begleitung durch Flötenspiel üblich war. In der Dichtung gilt Orpheus als Erfinder des Versmaßes Hexameter.
Orpheus lehrte er nicht allein Wissenschaften und Künste, er führte auch den Dionysos-Kult ein und unterwies die Menschen darin, die Götter nach begangenen Verbrechen zu versöhnen.
Orpheus nahm an der Fahrt der Argonauten teil, wobei er mit seinem bezaubernden Leierspiel eine wertvolle Hilfe war. So bewirkte seine Musik, daß das Schiff Argo in See stechen konnte. Orpheus beschwor die Argonauten, geschlossen ihrem Führer Jason zu folgen und ihm gelang es, den Toten Cyzikus und später den Absyrtus zu versöhnen und besänftigte so auch die auf die Argonauten zornige Göttin Rhea.
Dank seiner Leier gelang es, die Symplegaden zu durchfahren und am Ziel der Reise beschwor er die Göttin Hekate, die das Tor zum Hain öffnete, worin sich das Goldene Vlies befand. Dies bewachte ein Drache, der von der Musik des Orpheus einschlief. Auf der Rückfahrt war es dem Leierspiel zu verdanken, daß die Argonauten die Sirenen passieren konnte.
Zurück in Thrakien kehrte Orpheus in die von ihm bewohnte Höhle zurück, die Stätte seiner Geburt und seine Wohnung war.
Die geliebte Gattin des Orpheus war die Nymphe Eurydike. Als die durch den Biß einer Schlange starb und in den Tartaros verschied, folgte Orpheus ihr und stieg im kaenarische Vorgebirge in die Unterwelt herab. Hier erreicht er mit seinem bewegenden Gesang von dem Herrscherpaar der Unterwelt, Hades und Persephone, daß er Eurydike mit zurück ins Leben nehmen dürfe.
Während er so zum Klang seiner Saiten sang,
begannen die blutlosen Seelen zu weinen,
Tantalos schnappte nicht
nach dem entweichenden Wasser,
Ixions rad stand still,
an des Tityos Leib hackten
nicht mehr die Geier,
keine Krüge trugen die Danaiden
und du, Sisyphus,
ruhtest auf dem Felsblock aus.
(Ovid, Metamorphosen
X.40-52)
Allerdings hatte er auf dem Rückweg seiner Gattin voranzugehen und durfte sich nicht ein einziges Mal zu ihr umsehen. Geführt vom Klang seiner Leier folgte Eurydike dem Orpheus durch die finsteren Gänge des Tartaros, doch bevor beide aus der Unterwelt gelangten, drehte sich Orpheus nach seiner Gemahlin um und verlor Eurydike so für immer.
Dieser Mythos ist offensichtlich erheblich jünger als die Geschichte mit den Argonauten, da Hades und Persephone einem Göttergeschlecht angehören, das der oben erwähnten Rhea nach dem Sturz des Kronos durch Zeus folgte (siehe auch Griechische Götter und Olympioi).
Ob der Sohn des Orpheus, Methon, die Eurydike zur Mutter hatte, bleibt unklar.
Über den Tod des Orpheus gibt es verschiedene Berichte. Entweder hatte er sich selbst das Leben genommen, als er Eurydike endgültig verloren hatte oder er starb eines gewaltsamen Todes. Zeus soll ihn mit seinem Blitz erschlagen haben, um Orpheus dafür zu bestrafen, daß er die Geheimnisse der Einweihung entdeckt habe. Oder ihn töteten die Frauen seiner thrakischen Heimat, entweder, weil er ihnen die Männer abspenstig machte oder weil alle thrakischen Frauen den Orpheus begehrten und ihn in Stücke rissen. Dies geschah auf Anstiften der Aphrodite, weil seine Mutter Kalliope den Adonis nicht ihr sondern der Persephone zugesprochen hatte. Oder Orpheus wurde von den rasenden Mänaden auf Anstiften des Dionysos zerissen, weil Orpheus dessen Dienst aufgegeben hatte bzw. weil er in der Unterwelt allein den Dionysos zu besingen vergessen hatte. Diese Mänaden wurden später von Apollo zur Strafe ihrer Tat in Bäume verwandelt.
Man erzählt es auch so, daß die vom schönen Klang der Musik betörten wilden Tiere, Pflanzen und Steine harmonisch um Orpheus herum gestanden hätten. Da kamen die Frauen hinzu, übertönten die Musik des Orpheus durch das Getöse eines mißtönenden Horns und brachen damit den Bann. Sogleich fielen die Tiere über einander und den Orpheus her, den sie in Stücke rissen.
Nach Platon fand Orpheus sein Ende, weil die Götter ihn als einen Weichling angesehen hätten, der nicht zu sterben bereit war, um seiner Eurydike zu folgen, sondern versuchte, sein Leben zu behalten. Darum hätten ihm die Götter gar nicht die Eurydike sondern bloß ihren Schatten folgen lassen und bewegten hernach die Frauen dazu, den Sänger zu zerreißen.
Die Teile des Orpheus zerstreuten die Mänaden auf dem Berg Olympos in Macedonien oder auf dem Pangäus. Die Musen sammelten die Teile ein und bestattenen sie in Lebethrae, die Leier wurde von Zeus als Sternbild an den Himmel versetzte (wenn sie nicht noch eine Zeit im Tempel des Apollo zu Lesbos gehangen hatte, ehe Neranthus sie wegnahm). Kopf und Leier des Orpheus hatten die Mänaden in den Bach Hebrus geworfen, der beide Teile ins Meer schwemmte und der Kopf endlich auf der Insel Lesbos strandete. Eine Schlange, die dort in den angetriebenen Kopf beißen wollte, wurde von Apollo in einen Stein verwandelt und der Kopf von den Lesbiern gefunden, die ihn bestatteten und davon ihre besonderen musikalischen Künste erlangten. Aus der Grabstätte entwickelte sich eine Orakelstätte, die erheblichen Zulauf hatte und zeitweilig sogar beliebter als das Orakel des Apollo zu Delphi war.
Eine andere Geschichte vom Verbleib berichtet, daß Orpheus und seine Anhänger im Begriff waren, ihre Orgie zu begehen, als sie von den Frauen überfallen und getötet wurde. Als kurz drauf eine Pest das Land schlug, ergab die Befragung des Apollo, daß der Gott über die Mordtat erzürnt war, die Pest aber aufhöre, wenn der Kopf ordnungsgemäß bestattet würde. Als man den fand, war der noch frisch und sang sogar noch. Über der Grabstätte wurde ein Tempel errichtet, den nur Männer betreten durften.
Über den Ort des Grabes gibt es verschiedene Angaben. Es soll sich bei Libethra befunden haben. Einer Weissagung zufolge sollte die Stadt von einem Schwein zerstört werden, wenn die Knochen des Orpheus von der Sonne beschienen würden.
Eines Tages ruhte in der Mittagshitze ein Hirt am Grab des verblichenen Sängers und begann im Schlaf die Lieder des Orpheus zu singen. Das erregte die Aufmerksamkeit der anderen Hirten, die sich um den singenden versammelten und möglichst nah an ihn drängten. Im Gerangel stürtze die Grabsäule um und die Urne mit den Knochen zerbrach, so daß die Sonnenstrahlen dessen Inhalt trafen. In der folgenden Nacht begann der nahe der Stadt Libethra fließende Bach Sys (Zys), dessen Name Schwein bedeutet, anzuschwellen und schwemmte den Ort hinweg. Die Gebeine des Orpheus spülte Sys nach Dium.
Häufig ist Orpheus mit seiner Leier abgebildet, auf dem Haupt trägt er die Tiara. Beliebte Motive sind Orpheus mit ihm lauschenden Tieren oder die Geschehnisse um seinen Abstieg in den Tartaros.
Es ist durchaus möglich, daß Orpheus eine tatsächliche historische Figur ist, die um das Jahr der Welt 2700 (~1200 v., als Geburtsjahr wird auch 1399 v. angegeben) als Zeitgenosse des biblischen Richters Thola gelebt haben soll. Weiter identifizieren ihn einige als Mose, andere als König David oder Henoch (siehe HEDERICH, 1818f.). Die dem Orpheus zugeschriebenen Dichtungen, besonders die Argonautica und die Hymni, sollen aber in jedem Falle von anderen Menschen stammen. Manches spricht dafür, daß es mehrere Gestalten dieses Namens gegeben haben könnte oder daß Orpheus kein Name, sondern ein Titel war.
Auf Orpheus als ihren Begründer bezieht sich die religiöse Bewegung der Orphik.
Auf das dem Orpheus zugeschriebene Lehrgericht Lithika soll die Lithotherapie, die Heilweise mit Steinen, zurückgehen (SCHRÖDTER, 41, siehe Edelsteine).
»So verlierst du mich aus übergroßer Liebe«
Orpheus und Eurydike
Rainer Brand
Kein anderer Sänger kam Orpheus gleich. Der thrakische Königssohn hatte von seiner Mutter Kalliope, der Muse der Dichtkunst, die Gabe des Gesanges geerbt, vom Gott Apollo selbst lernte er das Spiel der Leier. Gesang und Spiel zogen Menschen und Tiere in ihren Bann, ja selbst die gefühllosen Steine wurden durch seine Stimme bewegt. Vollkommen schien Orpheus' Glück, als er Eurydike, die schönste der Najaden, als Gattin heimführen konnte.
Aber das Glück war nur von kurzer Dauer. Der Biß einer giftigen Schlange brachte Eurydike den Tod. Und Orpheus, dessen Gesang zuvor jubelnd die Natur erfüllt hatte, rührte mit seinem Wehklagen alle Lebewesen. In seinem Schmerz beschloß er, bis in die Unterwelt vorzudringen und von Pluto selbst die Gattin zurückzufordern.
Mit seinem Gesang und dem Spiel seiner Leier trat Orpheus vor den König der Unterwelt und vor Proserpina, seine Gattin, und auch die Herrscher über die körperlosen Schatten konnten sich der Macht seines Liedes nicht entziehen. Eurydike durfte ihren Gatten begleiten und sollte ihm wiedergegeben sein - unter einer Bedingung: Keinesfalls durfte sich der Sänger auf dem langen Weg nach oben nach Eurydike umwenden, bevor er das Tor zur Unterwelt durchschritten hatte!
Als Sehnsucht und liebende Sorge zu gewaltig wurden, mißachtete Orpheus dieses Gebot und verlor die Gattin zum zweitenmal: aus übergroßer Liebe.
Schon in der Antike war der Orpheus-Mythos lebendig. Unsere wesentlichen Quellen dafür sind die »Metamorphosen« des Ovid und Vergils »Georgica«. Nach seiner Rückkehr in die Welt der Lebenden soll sich der Sänger nie wieder einer Frau zugewandt haben. Aus Zorn über diese Mißachtung ihres Geschlechts töteten ihn rasende Frauen, die das Fest des Gottes Bacchus feierten. Aber sein Haupt und seine Leier wurden von den Wellen zur Insel Lesbos getragen, die zum Mittelpunkt des orphischen Kultes wurde, und sein Orakel verkündete dort lange Zeit jungen Männern die Geheimnisse, die er aus der Unterwelt mitgebracht hatte, bis Apollo selbst ihm Schweigen gebot.
Der Orpheus-Mythos als Mythos der Grundthemen Liebe und Tod, Tod und Wiedergeburt und als Gleichnis der Zauberkraft der menschlichen Stimme wurde bis heute nicht vergessen; vor allem die Welt des Musiktheaters hat sich immer wieder seiner angenommen. So gibt es bis heute etwa 40 Opern, welche die Geschichte von Orpheus und Eurydike aufgreifen. Von der ersten überhaupt erhaltenen Oper, »Euridice« von Jacopo Peri aus dem Jahr 1600, über Monteverdis »Orfeo« und Glucks »Orpheus und Eurydike« bis zu Ernst Kreneks Kokoschka-Oper finden sich immer wieder neue Deutungen des unvergänglichen Stoffes, der in jeder Zeit die ihr entsprechende Interpretation erfahren hat. Die beiden herausragenden Beispiele, die Bearbeitungen Monteverdis und Glucks, können dies am besten zeigen.
Als Claudio Monteverdis »L'Orfeo - Favola in musica« am 24. Februar 1607 im herzoglichen Palast vor einem kleinen Publikum zum erstenmal aufgeführt wurde, ahnten wenige, daß damit der Durchbruch zum »Dramma per musica«, zur Oper, endgültig vollzogen war, konnte niemand vorhersagen, was sich aus dieser neuen musikalischen Gattung noch entwickeln sollte. Als Komponist der Zeit der Stilwende um 1600 verband Monteverdi den vorausgehenden polyphonen Stil mit der »ars nova«, dem neu aufkommenden monodischen Stil, der dem Wort eine wesentlich größere Bedeutung zumag und die Einzelstimme zum Träger des musikalischen Ausdrucks machte. Alles wurde dem Bühnengeschehen untergeordnet und der dramatischen Situation angepaßt.
Alessandro Striggio, der Textdichter des Orfeo, war ein Dichter der Renaissance. So verwundert es nicht, daß er den antiken Stoff von Orpheus und Eurydike aufgriff, genausowenig, daß er wesentliche Teile in der von der Renaissance so geliebten Form eines Schäferdramas gestaltete. Schon am Beginn dieser Gattung stand 1480 »La Festa di Orfeo« von Angiolo Poliziano, und das Motiv der abgewiesenen Liebe am Beginn der Monteverdischen Oper übernahm Alessandro Striggio wohl aus Torquato Tassos »Aminta« (1573), da die antiken Quellen für den Orpheus-Mythos nichts davon berichten.
Wie sehr Monteverdis Oper noch von dem Gedanken der Renaissance geprägt war, die Antike wieder lebendig werden zu lassen, zeigen auch die großen Schlußchöre am Ende einiger Akte. Hier übernimmt der Chor durch die urteilenden Betrachtungen eine ähnliche Funktion wie in der antiken Tragödie; eine Überlegung, die den Künstlern der Renaissance nicht fremd war, da man damals vielfach davon ausging, daß die antiken Tragödien gesungen wurden. Aber selbst wenn im Chor »Nulla impresa per uom si tenta invano - Nichts unternimmt der Mensch vergeblich« die Erinnerung an den Chor aus der »Antigone« des Sophokles anklingt: »Viel Ungeheures ist, doch nichts so Ungeheures wie der Mensch«, wird der antike Stoff des Orpheus keineswegs unverändert übernommen. Es ersteht kein antiker Orpheus, sondern ein Orpheus, der mit den Augen der Renaissance gesehen wird, ein Orpheus, an dem auch Kritik erlaubt scheint.
Orpheus ist für Monteverdi und Striggio kein Vorbild. Alles, was er tut, erscheint zu stark, zu übertrieben. Auch das zentrale Motiv der Liebe zu Eurydike wird so gesehen. Nirgendwo wird dies deutlicher als in dem Augenblick, als er seine Gattin zum zweitenmal verliert. »Cosi per troppo amor dunque mi perdi? - So verlierst du mich aus übergroßer Liebe?« singt Eurydike, was vom Chor am Ende des vierten Aktes noch verstärkt wird: »Orfeo besiegte die Unterwelt und wurde dann von seinen eigenen Gefühlen besiegt. Ewigen Ruhmes ist nur der würdig, der über sich selbst den Sieg davonträgt.«
Die Liebe, der Orpheus völlig verfallen ist, verselbständigt sich. Orpheus ist nach Eurydikes Tod nicht einmal mehr in der Lage, wirklich zu trauern. Das übernehmen bei Monteverdi die Hirten. Er muß sofort alles versuchen, um den Tod rückgängig zu machen, nur so läßt sich seine im Irdischen verfangene Liebe und Selbstliebe verwirklichen. Dem stellt der Chor die Tugend gegenüber, die alle Zeiten überdauert.
Nur logisch erscheint es im Ablauf der Oper, daß Orpheus Eurydike wieder verlieren muß; denn es gibt nur einen Weg nach vorn, und der Blick zurück bedeutet den Verlust dessen, was man bewahren möchte. Ganz im Sinne der Stoa, und deren Gedanken waren am Hof von Mantua nicht fremd, ist Orpheus des ewigen Ruhmes nicht würdig, da er sich von seinen Affekten hinreißen läßt. Als gerechte Strafe wird er im nicht erhaltenen ursprünglichen Schluß getreu den antiken Quellen von den Bacchantinnen getötet.
Im Schluß, der uns heute vorliegt, kommt jedoch christliches Gedankengut zum Tragen. Zwar ist es Apollo, der Orpheus erlöst, aber die Erhebung in den Himmel bedeutet die Erlösung: »Fahr hin, Orpheus, vom Glück erfüllt, um dort die himmlischen Ehren zu genießen, wo das Gute nie vergeht und wo es keinen Schmerz gibt.«
Auch der zweite wesentliche Teil des Orpheus-Mythos, die Macht der Musik, wird durch Monteverdis Oper relativiert. Weder in den Szenen, die auf der Erde spielen, noch in der Unterwelt wird die Macht der Musik tatsächlich verdeutlicht. Orpheus bezwingt den Gott der Unterwelt keineswegs durch seinen Gesang, sondern dieser will sich mit der Freigabe von Eurydike die Liebe seiner Gattin Proserpina sichern. Diese ist zwar von Orpheus' Gesang bewegt, was aber nirgendwo in der Oper musikalisch verdeutlicht wird. Selbst bei Charon bleibt die vielgerühmte Wundermacht der Musik ohne eigentliche Wirkung; er schläft ein, ohne zu Mitleid und Barmherzigkeit gerührt zu werden. Auch hier scheint Monteverdi eher die Realität zu sehen, auch hier will er offensichtlich den Mythos um Orpheus relativieren.
Vielleicht gerade deshalb ist dem Komponisten mit seiner »Favola in Musica« eine auch heute noch lebendige Darstellung gelungen, die gerade durch moderne Einspielungen, die sich wieder mehr am Ursprünglichen orientieren, viele Freunde gefunden hat und die deutlich macht, welchen Wert das erste bedeutende Werk auf dem Weg zur Oper hat.
Und doch wurde Monteverdi bald nach seinem Tod weitgehend vergessen. Die Barockoper, die mehr die Einheit der Form suchte, setzte sich durch, und in den meisten operngeschichtlichen Zusammenfassungen der folgenden 250 Jahre tauchte sein Name höchstens am Rande auf. Erst gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts führten Forschungen und die Wiederentdeckung von Manuskripten zu einer Monteverdi-Renaissance.
Schon allein aus diesem Grund kann man keine direkte Verbindung von Monteverdi zu Christoph Willibald Gluck ziehen, obwohl auch dessen Oper »Orpheus und Eurydike« - am 5. Oktober 1762 zum erstenmal im Wiener Burgtheater aufgeführt - einen Stilwandel dokumentierte und für das dramatische Musiktheater eine neue Zeit einläutete. Gemeinsam mit dem Textdichter Ranieri Calzabigi schuf er die erste der sogenannten Reformopern, die deutlich die bis dahin dominante Tradition der italienischen Opera seria unterbrach. Im Gegensatz zu den meisten Komponisten seiner Zeit, bei denen, wie Mozart sagte: »Die Poesie der Musik gehorsame Tochter« war, galt für die Reformoper Glucks nach seinen eigenen Aussagen, daß die Musik der Dichtung zu dienen habe.
Vermutlich hat Calzabigi keine andere Orpheus-Oper gekannt, als er sein Libretto schrieb. Seine hauptsächliche Quelle scheint die Darstellung des Stoffes in den »Metamorphosen« des Ovid gewesen zu sein. Was Calzabigis Qualität als Textdichter der ersten Reformoper ausmacht - er war den Gedanken der Aufklärung verpflichtet -, ist die Tatsache, daß er all das beseitigte, was er aus seiner Sicht als Beiwerk auffassen mußte. Dies diente der Straffung der Opernhandlung, entfernte jedoch auch Elemente des Mythos, die dessen Vielschichtigkeit ausmachen. Für Calzabigi ist die Handlung im wesentlichen auf Orpheus' Fahrt in die Unterwelt reduziert, das hauptsächliche Thema ist die Gattenliebe, die den Tod besiegen kann. Diese Klarheit ist es auch, die sich so wohltuend von vielen anderen Opern der Zeit abhebt, die die Reformoper auch musikalisch überhaupt möglich gemacht hat.
Die Handlung setzt mit der Trauer der Hirten und dem Schmerz des Orpheus ein. Orpheus wendet sich schließlich gegen die grausamen Götter, die ihn von Eurydike getrennt haben. Aber Amor, der Gott der Liebe, zeigt ihm den rettenden Weg. Er weist ihn auch schon auf die große Prüfung hin: »Euridice ti se vieta il mirar finche non sei fuor dagli antri di Stige - Es ist dir verboten, Eurydike anzusehen, bevor du die Höhlen des Styx verlassen hast! Se no, la perdi do nuovo e per sempre - Tust du es, verlierst du sie erneut und für immer!«
Bei Gluck ist es der Sänger Orpheus, der durch die Kraft seines Gesanges die Furien bezwingt, die ihm mit ihrem furchtbaren »No!« den Eingang zur Unterwelt verwehren wollen. Erst im Reigen der seligen Schatten findet er Eurydike. Von diesem Ort des Friedens will er sie mit auf die Erde zurücknehmen. Nicht Pluto oder Proserpina sind es hier, die Orpheus mit seinem Gesang bezwingt, sondern der Chor der Schatten gibt Eurydike frei, indem er ein Lob auf die Gattenliebe anstimmt: »Torna, o bella, al tuo consorte Kehr zurück, du Schöne, zu deinem Gatten, den der gnädige Himmel nicht länger von dir getrennt sehen will! Klage nicht über dein Los, denn ein zweites Elysium ist so ein treuer Gatte!« Eurydike wird also keineswegs aus einer trostlosen Unterwelt entführt, sondern eher aus einem Elysium, das dem christlichen Himmel gleicht. Aber die Liebe des Gatten ist ein zweiter Himmel!
Erst im dritten und letzten Akt treten sich Orpheus und Eurydike wirklich gegenüber. Kurz vor der Pforte, die sie zurückführen soll an das Licht der Welt, wagt Orpheus es zum erstenmal, Eurydike anzusprechen. Er fordert sie auf, seinen Schritten zu folgen; doch daraus entwickelt sich das Zwiegespräch, in dem es Eurydike immer weniger versteht, daß sie Orpheus nicht ansehen kann. »Ah infido! - Treuloser! Dies ist dein Willkommen! Du verweigerst mir einen Blick, wenn ich von meinem teuren Geliebten, von meinem liebenden Gatten Umarmungen und Küsse erwarten dürfte!« Fast fühlt man sich bei diesen Dialogen an die Eifersüchteleien eines Liebespaares erinnert, wie sie in vielen Opern auftauchen, die Calzabigi und Gluck mit ihrer Reformoper überwinden wollten. So führt auch zu dem entscheidenden Moment, in dem sich Orpheus umwendet, um die Gattin zu sehen, keine zwingende dramatische Linie.
Am meisten verurteilt hat man bei Gluck, daß er am eigentlichen Höhepunkt des Schmerzes, als Orpheus Eurydike zum zweitenmal verliert, eine so wohlgesetzte Arie singen läßt: »Che faro senza Euridice? - Was soll ich tun ohne Eurydike?« Vermutlich muß man dies aber so verstehen, daß sich der Sänger gerade hier zu seiner Kunst wenden muß, die ihn immer über die grausamen Situationen erhob, und schließlich folgt dann der Entschluß zum einzigen Weg, doch noch mit Eurydike vereint zu werden, durch den eigenen Tod zu ihr in die Unterwelt zu gelangen.
Daß jetzt Amor als Deus ex machina auftritt und Eurydike doch noch ihrem Gatten wiedergibt, ist aus der Zeit heraus zu verstehen. Ein tragisches Ende war damals nur in wenigen Fällen üblich, und so weit wollten wohl weder Calzabigi noch Gluck selbst in einer Reformoper gehen. Das »Trionfi Amore! - Amor triumphiere!« ist ein solches Zugeständnis an die Oper als »Gebrauchsmusik« und den Zeitgeschmack, wie es wohl am besten der Uraufführungsbericht im »Wienerischen Diarium« vom 13. Oktober 1762 zum Ausdruck bringt:
»Dank sey dem Herrn Verf., daß er uns den Orpheus nicht unter dem gehäßigen Bilde eines Mannes gezeiget, der aus Vorwitz oder aus Mißtrauen auf die Götter sich die billige Strafe zugezogen hat, eine liebenswürdige Gemahlin, auf ewig zu verlieren. Er hat uns nur den zärtlichen Ehemann geschildert, und hat uns zu Zeugen eines Verbrechens gemacht, welches Liebe und Zärtlichkeit zur Quelle hat. Orpheus sieht zurück, erblickt seine Gemahlin und sie stirbt. Einen Liebesfehler konnte niemand besser als der Liebesgott vermitteln. Der Poete läßt ihn neuerdingen auftreten und Eurydicen wieder beleben ... Der tragische Ausgang der Fabel ist dadurch in einen freudigen verwandelt worden. Alle Zuschauer, die sonst von Mitleiden getrübt nach Hause gegangen seyn würden, sind ihm für diese glückliche Veränderung sehr verbunden. Und hat nicht der tugendhafte Orpheus, wie er ihn durchgehends vorstellet, selbst ein vergnügliches Schicksal verdienet?«
Kein Zweifel, daß uns dieser Ausgang heute weniger befriedigt, daß wir heute den Verlust der ursprünglichn Aussagen des Mythos über die Unabwendbarkeit des Todes sehen, aber jede Zeit hatte ihre Interpretation des Stoffes, was sicherlich auch dessen Größe ausmacht. Auch wenn besser verstehen als das »Amor triumphiere!«, brachte doch die Version Calzabigis und Glucks neues Leben in die so festgefahrene Welt des Musiktheaters.
Orpheus. Eurydike. Hermes
Das war der Seelen wunderliches Bergwerk.
Wie stille Silbererze gingen sie
als Adern durch sein Dunkel. Zwischen Wurzeln
entsprang das Blut, das fortgeht zu den Menschen,
und schwer wie Porphyr sah es aus im Dunkel.
Sonst war nichts Rotes.Felsen waren da
und wesenlose Wälder, Brücken über Leeres
und jener große graue blinde Teich,
der über seinem fernen Grunde hing
wie Regenhimmel über einer Landschaft.
Und zwischen Wiesen, sanft und voller Langmut,
erschien des einen Weges blasser Streifen,
wie eine lange Bleiche hingelegt.Und dieses einen Weges kamen sie.
Voran der schlanke Mann im blauen Mantel,
der stumm und ungeduldig vor sich aussah.
Ohne zu kauen fraß sein Schritt den Weg
in großen Bissen; seine Hände hingen
schwer und verschlossen aus dem Fall der Falten
und wußten nicht mehr von der leichten Leier,
die in die Linke eingewachsen war
wie Rosenranken in den Ast des Ölbaums.
Und seine Sinne waren wie entzweit:
indes der Blick ihm wie ein Hund vorauslief,
umkehrte, kam und immer wieder weit
und wartend an der nächsten Wendung stand, -
blieb sein Gehör wie ein Geruch zurück.
Manchmal erschien es ihm als reichte es
bis an das Gehen jener beiden andern,
die folgen sollten diesem ganzen Aufstieg.
Dann wieder wars nur nur seines Steigens Nachklang
und seines Mantels Wind was hinter ihm war.
Er aber sagte sich, sie kämen doch;
sagte es laut und hörte sich verhallen.
Sie kämen doch, nur wärens zwei
die furchtbar leise gingen. Dürfte er
sich einmal wenden (wäre das Zurückschaun
nicht die Zersetzung dieses ganzen Werkes,
das erst vollbracht wird), müßte er sie sehen,
die beiden Leisen, die ihm schweigend nachgehn:Den Gott des Ganges und der weiten Botschaft,
die Reisehaube über hellen Augen,
den schlanken Stab hertragend vor dem Leibe
und flügelschlagend an den Fußgelenken;
und seiner linken Hand gegeben: sie.Die So-geliebte, daß aus einer Leier
mehr Klage kam als je aus Klagefrauen;
daß eine Welt aus Klage ward, in der
alles noch einmal da war: Wald und Tal
und Weg und Ortschaft, Feld und Fluß und Tier;
und daß um diese Klage-Welt, ganz so
wie um die andre Erde, eine Sonne
und ein gestirnter stiller Himmel ging,
ein Klage-Himmel mit entstellten Sternen -:
Diese So-geliebte.Sie aber ging an jenes Gottes Hand,
den Schritt beschränkt von langen Leichenbändern,
unsicher, sanft und ohne Ungeduld.
Sie war in sich, wie Eine hoher Hoffnung,
und dachte nicht des Mannes, der voranging,
und nicht des Weges, der ins Leben aufstieg.
Sie war in sich. Und ihr Gestorbensein
erfüllte sie wie Fülle.
Wie eine Frucht von Süßigkeit und Dunkel,
so war sie voll von ihrem großen Tode,
der also neu war, daß sie nichts begriff.Sie war in einem neuen Mädchentum
und unberührbar; ihr Geschlecht war zu
wie eine junge Blume gegen Abend,
und ihre Hände waren der Vermählung
so sehr entwöhnt, daß selbst des leichten Gottes
unendlich leise, leitende Berührung
sie kränkte wie zu sehr Vertraulichkeit.Sie war schon nicht mehr diese blonde Frau,
die in des Dichters Liedern manchmal anklang,
nicht mehr des breiten Bettes Duft und Eiland
und jenes Mannes Eigetnum nicht mehr.Sie war schon aufgelöst wie langes Haar
und hingegeben wie gefallner Regen
und ausgeteilt wie hundertfacher Vorrat.Sie war schon Wurzel.
Und als plötzlich jäh
der Gott sie anhielt und mit Schmerz im Ausruf
die Worte sprach: Er hat sich umgewendet -,
begriff sie nichts und sagte leise: Wer?Fern aber, dunkel vor dem klaren Ausgang,
stand irgend jemand, dessen Angesicht
nicht zu erkennen war. Er stand und sah,
wie auf dem Streifen eines Wiesenpfades
mit trauervollem Blick der Gott der Botschaft
sich schweigend wandte, der Gestalt zu folgen,
die schon zurückging dieses selben Weges,
den Schritt beschränkt von langen Leichenbändern,
unsicher, sanft und ohne Ungeduld.
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Orpheus und Eurydike
von Gustav Schwab
Sagen des klassischen Altertums
Der unvergleichliche Sänger Orpheus war ein Sohn des thrakischen
Königs und Flußgottes
Öagros und der Muse Kalliope. Apollon selbst, der melodische
Gott, schenkte ihm ein
Saitenspiel, und wenn Orpheus dasselbe rührte und dazu seinen
herrlichen Gesang, den seine
Mutter ihn gelehrt hatte, ertönen ließ, so kamen die Vögel in
der Luft, die Fische im Wasser, die
Tiere des Waldes, ja die Bäume und Felsen herbei, um den
wundervollen Klängen zu lauschen.
Seine Gattin war die holdselige Najade Eurydike, und sie liebten
sich beide auf das zärtlichste.
Aber ach, nur allzu kurz war ihr Glück; denn kaum waren die
fröhlichen Lieder der Hochzeit
verstummt, da raffte ein früher Tod die blühende Gattin dahin.
Auf grüner Aue lustwandelte die
schöne Eurydike mit ihren Gespielinnen, den Nymphen; da stach
sie eine giftige Natter, die im
Grase versteckt lag, in die zarte Ferse, und sterbend sank die
Liebliche ihren erschreckten
Freundinnen in die Arme. Unaufhörlich hallten nun die Berge und
Täler vom Schluchzen und
Klagen der Nymphen wider, und unter ihnen jammerte und sang
Orpheus, seinen Schmerz in
wehmütigen Liedern austönend; da trauerten die Vöglein und die
klugen Hirsche und Rehe mit
dem verlassenen Gatten. Aber sein Flehen und Weinen brachte die
Verlorne nicht zurück. Da
faßte er einen unerhörten Entschluß: Hinunter in das grausige
Reich der Schatten wollte er steigen,
um das finstere Königspaar zur Rückgabe Eurydikes zu bewegen.
Durch die Pforte der Unterwelt
bei Tainaron ging er hinab; schaurig umschwebten die Schatten der
Toten den Lebenden, er aber
schritt mitten durch die Schrecknisse des Orkus, bis er vor den
Thron des bleichen Hades und
seiner strengen Gemahlin trat. Dort faßte er seine Leier und
sang zum süßen Klange der Saiten:
»O ihr Herrscher des unterirdischen Reiches, gönnet mir, Wahres
zu reden, und höret gnädig
meine Bitten an! Nicht kam ich herab, von Neugier getrieben, den
Tartaros zu schauen, nicht um
den dreiköpfigen Hund zu fesseln; ach nein, um der Gattin willen
nah ich mich euch. Vom Biß der
tückischen Natter vergiftet, sank die Teure in der Jugend Blüte
dahin, nur wenige Tage war sie
meines Hauses Stolz und Freude. Sehet, ich wollte es tragen, das
unermeßliche Leid; als Mann
hab ich lange gerungen. Aber die Liebe zerbricht mir das Herz,
ich kann nicht ohne Eurydike sein.
Darum fleh ich zu euch, furchtbare, heilige Götter des Todes!
bei diesen grauenvollen Orten, bei
der schweigenden Öde eurer Gefilde: Gebt sie mir wieder, die
traute Gattin; laßt sie frei, und
schenket ihr das allzufrüh verblühte Leben von neuem! Aber kann
es nicht sein, o so nehmet auch
mich unter die Toten auf, nimmer kehr ich ohne sie zurück.«
Also sang er und rührte mit den
Fingern die Saiten. Siehe, da horchten die blutlosen Schatten und
weinten. Der unselige Tantalos
haschte nicht mehr nach den entschlüpfenden Wassern, Ixions
sausendes Rad stand still, die
Töchter des Danaos ließen ab vom vergeblichen Mühen und
lehnten horchend an der Urne,
Sisyphos selbst vergaß seiner Qual und setzte sich auf den
tückischen Felsblock, den sanften
Klagetönen zu lauschen. Damals, so sagt man, rannen selbst von
den Wangen der furchtbaren
Eumeniden Tränen hernieder, und das düstere Herrscherpaar
fühlte sich zum ersten Mal von
Mitleid bewegt. Persephone rief den Schatten Eurydikes, der
unsicheren Schrittes herankam.
»Nimm sie mit dir«, sprach die Totenkönigin, »aber wisse: nur
wenn du keinen Blick auf die
Folgende wirfst, ehe du das Tor der Unterwelt durchschritten, nur
dann gehört sie dir; doch
schaust du dich zu frühe nach ihr um, so wird dir die Gnade
entzogen.«
Schweigend und schnellen Schrittes klimmen nun die beiden den
finstern Weg empor, vom
Grauen der Nacht umgeben. Da ward Orpheus von unsäglicher
Sehnsucht ergriffen, er lauschte,
ob er nicht den Atemzug der Geliebten oder das Rauschen ihres
Gewandes hörte - aber still,
totenstill war alles um ihn her. Von Angst und Liebe
überwältigt, seiner selbst kaum mächtig,
wagte er es, einen schnellen Blick rückwärts nach der Ersehnten
zu werfen. O Jammer! Da
schwebt sie, das Auge traurig und voll Zärtlichkeit auf ihn
heftend, zurück in die schaurige Tiefe.
Verzweiflungsvoll streckt er die Arme nach der Entschwindenden.
Ach, umsonst! Zum zweiten
Male stirbt sie den Tod, doch ohne Klage - hätte sie klagen
können, so innig geliebt zu sein?
Schon ist sie fast seinen Blicken entschwunden: »Leb wohl, leb
wohl!« so tönt es leise verhallend
aus der Ferne. Starr vor Gram und Entsetzen stand Orpheus zuerst,
dann stürzte er zurück in die
finsteren Klüfte; aber jetzt wehrte ihm Charon und weigerte
sich, ihn über den schwarzen Styx zu
fahren. Sieben Tage und Nächte saß nun der Arme am Ufer, ohne
Speise und Trank; zahllose
Tränen vergießend, um Gnade fleht er die unterirdischen
Götter; aber diese sind unerbittlich, zum
zweiten Male lassen sie sich nicht erweichen. So kehrt er denn
gramvoll auf die Oberwelt zurück
in die einsamen Bergwälder Thrakiens. Drei Jahre lang lebte er
so dahin, allein, die Gesellschaft
der Menschen fliehend. Verhaßt ist ihm der Anblick der Frauen,
denn ihn umschwebt das liebliche
Bild seiner Eurydike: Ihr gelten alle seine Seufzer und Lieder,
ihrem Andenken die süßen
klagenden Töne, die er der Leier entlockt.
So saß der göttliche Sänger einst auf einem grünen,
schattenlosen Hügel und begann sein Lied.
Alsbald bewegte sich der Wald, näher und näher rückten die
mächtigen Bäume, bis sie den
Sitzenden mit ihren Zweigen überschatteten; und auch die Tiere
des Waldes und die munteren
Vögel kamen heran und lauschten im Kreise den wundervollen
Tönen. Da durchstürmten
thrakische Weiber schwärmend die Berge, das tolle Fest des
Dionysos feiernd. Sie haßten den
Sänger, der seit dem Tode der Gattin alle Frauen verschmähte.
Jetzt erblickten sie den Verächter.
»Dort seht ihn, der uns verhöhnt!« so rief die erste der
rasenden Mänaden, und im Nu stürzten sie
tobend auf ihn ein, indem sie Steine und Thyrsosstäbe
schleuderten. Noch lange schützten die
treuen Tiere den geliebten Sänger; wie aber der Klang seiner
Weisen allmählich in dem Wutgeheul
der wahnsinnigen Weiber verhallte, flohen sie erschreckt ins
Dickicht des Waldes. Da traf ein
geschleuderter Stein die Schläfe des Unglücklichen; blutend
sank er in den grünen Rasen; ach,
durch den liederreichen Mund, der Felsen und Bergwild gerührt,
entfloh die Seele.
Kaum war die mörderische Rotte entwichen, da kamen die Vögel
schluchzend herbeigeflattert,
traurig nahten die Felsen und alles Getier; auch die Nymphen der
Quellen und Bäume eilten
zusammen, in schwarze Gewänder gehüllt. Um Orpheus klagten sie
alle und begruben seine
verstümmelten Glieder. Das Haupt aber und die Leier nahm die
schwellende Flut des Hebros auf
und trug sie mitten im Strome dahin. Noch immer klang es wie
süßer Klagelaut von den Saiten und
von der entseelten Zunge, leise antworteten die Ufer mit
wehmütigem Widerhall. So trug der
Strom das Haupt und die Leier hinaus in die Meeresfluten bis an
das Gestade der Insel Lesbos,
wo die frommen Einwohner beides auffingen. Das Haupt bestatteten
sie, und die Leier hängten sie
in einem Tempel auf. Daher kommt es, daß jene Insel so herrliche
Dichter und Sänger erzeugt hat;
ja selbst die Nachtigallen sangen dort lieblicher als anderswo,
um das Grab des göttlichen
Orpheus zu ehren. Seine Seele aber schwebte hinab ins
Schattenreich. Dort fand Orpheus die
Geliebte wieder, und nun weilten sie, ungetrennt und selig
umschlungen, in den Gefilden Elysiums,
auf ewig miteinander vereinigt.
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Orpheus und Eurydike
Sagen aus Griechenland
Niemand war dem sangeskundigen Orpheus gleich, dem Apollon selber
ein Saitenspiel
geschenkt hatte. Wenn Orpheus es zu seinem Gesang ertönen ließ,
kamen die Tiere des Waldes
herbei, den wundersamen Klängen zu lauschen, und man sagt,
selbst die Bäume und die leblosen
Steine wurden von der Zaubergewalt der Töne bewegt.
Eurydike, die holdselige Flußnymphe, war die Gattin des
Sängers. Nur allzuschnell wurde das
Glück der Liebenden zerstört. Eines Tages, als Eurydike mit
ihren Freundinnen, den Nymphen,
am Flußufer spielte, wurde sie von einer giftigen Natter in die
Ferse gebissen, und auf der Stelle
sank sie sterbend zu Boden. Orpheus konnte sich vor Schmerz nicht
fassen. Vergeblich suchte er
Trost in seiner Sangeskunst, vergeblich lockte er aus seinem
Saitenspiel die schönsten Töne, so
daß alle Wesen der Natur ringsum in sein Wehklagen einstimmten:
weder sein Lied noch sein
Gebet brachte die tote Gattin zurück.
Da faßte Orpheus einen Entschluß, den noch kein Mensch vor ihm
auszuführen gewagt hatte.
In den Tartaros, ins Reich der Schatten, wollte er hinabsteigen
und den Herrscher der Unterwelt
bitten, ihm die geliebte Gattin zurückzugeben.
Schaurig umschwebten ihn die Schatten der Toten, als er die
Pforte der Unterwelt hinter sich
gelassen hatte. Aber mutig schritt er durch die Schrecken des
Totenreichs, bis er vor Hades'
Thron stand.
Zum Klange der Leier brachte der Sänger seine klagende Bitte
vor. Er sang von seiner
unendlichen Liebe zu der schönen Gattin und von seinem
unermeßlichen Schmerz, der stärker
sei, als ein Mensch ertragen könne. Er gemahnte den Beherrscher
der Schatten, daß auch er
selbst sich einst von der Liebe habe bezwingen lassen, als er
Persephone geraubt und sie zu
seiner Gemahlin gemacht habe.
Noch nie war ähnliches im Hades geschehen! Rings um den
klagenden Sänger scharten sich
die wesenlosen Schatten und - weinten. Tantalos vergaß, nach der
entweichenden Quelle zu
haschen, die Danaiden, die zur Strafe für ihre Untaten ein
durchlöchertes Faß zu füllen hatten,
ließen ab von ihrem vergeblichen Mühen, und Sisyphos, angelockt
von den Zaubertönen des
Gesanges, saß müßig auf seinem Felsblock und lauschte. Selbst
die furchtbaren Eumeniden, die
Rachegöttinnen, die keines Menschen Bitte je nachgegeben hatten,
sagt man, waren zu Tränen
gerührt.
Noch niemals war es geschehen, daß das finstere Herrscherpaar
des Hades sich von Mitleid
hatte bestimmen lassen. Die göttliche Macht des Gesanges jedoch
überwältigte sie. Persephone
winkte Eurydikes Schatten, der sich daraufhin mit unsicheren
Schritten ihrem Throne näherte.
"Nur weil deine große Liebe uns bewegt", wandte die
Totenkönigin sich an Orpheus, "erfüllen
wir deine Bitte. Deine Gattin möge dir in die Oberwelt folgen!
Aber wisse: Wenn du auf dem
Weg den Blick zu ihr zurückwendest, bevor du das Tor
durchschritten hast, so ist sie dir für alle
Zeit verloren!''
Schnellen Schrittes machte sich Orpheus auf den Rückweg.
Bald jedoch wurde er von Zweifeln ergriffen: folgte Eurydike
wirklich seinen Spuren! Angst
und Sehnsucht quälten ihn auf dem schroffen, finsteren Wege.
Verzweifelt lauschte er auf den
Atemzug der Geliebten und auf ein Rauschen ihres Gewandes. Doch
ringsum lastete gräßliche
Totenstille.
Zuletzt wußte er sich nicht mehr zu bezwingen; von Liebe, Sorge
und Angst überwältigt,
wandte er sich nach der Geliebten um.
Da stand Eurydike vor ihm, traurig und zärtlich schaute sie ihn
an. Doch als Orpheus
sehnsüchtig die Arme ausbreitete, um die Geliebte an sich zu
ziehen, wich sie zurück.
In ohnmächtiger Verzweiflung griff Orpheus ins Leere.
Wie von Sinnen stürzte er den steilen Pfad zurück bis an den
Styx, den Fluß, der die
Unterwelt durchfließt. Hier gebot Charon, der Fährmann, ihm
Halt. Diesmal weigerte er sich,
Orpheus über den schwarzen Strom zu fahren.
Sieben Tage und sieben Nächte saß Orpheus am Ufer und
versuchte, die Unterirdischen
durch Bitten und Klagen und flehende Lieder zu neuer Milde zu
stimmen. Die Götter blieben
unerbittlich.
Orpheus. Eurydike. Hermes
Das war der Seelen wunderliches Bergwerk.
Wie stille Silbererze gingen sie
als Adern durch sein Dunkel. Zwischen Wurzeln
entsprang das Blut, das fortgeht zu den Menschen,
und schwer wie Porphyr sah es aus im Dunkel.
Sonst war nichts Rotes.Felsen waren da
und wesenlose Wälder. Brücken über Leeres
und jener große blinde Teich,
der über seinem fernen Grunde hing
wie Regenhimmel über einer Landschaft.
Und zwischen Wiesen, sanft und voller Langmut,
erschien des einen Weges blasser Streifen,
wie eine lange Bleiche hingelegt.
Und dieses einen Weges kamen sie.Voran der schlanke Mann im blauen Mantel,
der stumm und ungeduldig vor sich aussah.
Ohne zu kauen fraß sein Schritt den Weg
in große Bissen; seine Hände hingen
schwer und verschlossen aus dem Fall der Falten
und wußten nicht mehr von der leichten Leier
die in die Linke eingewachsen war
wie Rosenranken in den Ast des Ölbaums.
Und seine Sinne waren wie entzweit:
indes der Blick ihm wie ein Hund vorauslief,
umkehrte, kam und wieder weit
und wartend an der nächsten Wendung stand, -
blieb sein Gehör wie ein Geruch zurück.
Manchmal erschien es ihm als reichte es
bis an das Gehen jener beiden andern,
die folgen sollten diesem seinen Aufstieg.
Dann wieder wars nur seines Steigens Nachklang
und seines Mantels Wind was hinter ihm war.
Er aber sagte sich, sie kämen doch;
sagte es laut und hörte sich verhallen.
Sie kämen doch, nur wärens zwei
die furchtbar leise gingen. Dürfte er
sich einmal wenden (wäre das Zurückschaun
nicht die Zersetzung dieses ganzen Werkes,
das erst vollbracht wird), müßte er sie sehen,
die beiden Leisen, die ihm schweigend nachgehn:Den Gott des Ganges und der weiten Botschaft,
die Reisehaube über hellen Augen,
den schlanken Stab hertragend vor dem Leibe
und flügelschlagend an den Fußgelenken;
und seiner linken Hand gegeben: sie.Die So-geliebte, daß aus einer Leier
mehr Klagen kam als je aus Klagefrauen;
daß eine Welt aus Klage ward, in der
alles noch einmal war: Wald und Tal
und Weg und Ortschaft, Feld und Fluß und Tier;
und daß um diese Klage-Welt, ganz so
wie um die andre Erde, eine Sonne
und ein gestirnter stiller Himmel ging,
ein Klage-Himmel mit entstellten Sternen - :
Diese So-geliebte.Sie aber ging an jenes Gottes Hand,
den Schritt beschränkt von langen Leichenbändern,
unsicher, sanft und ohne Ungeduld.
Sie war in sich, wie Eine hoher Hoffnung,
und dachte nicht des Mannes, der voranging,
und nicht des Weges, der ins Leben aufstieg.
Sie war in sich. Und ihr Gestorbensein
erfüllte sie wie Fülle.
Wie eine Frucht von Süßigkeit und Dunkel,
so war sie voll von ihrem großen Tode,
der also neu war, daß sie nichts begriff.Sie war in einem neuen Mädchentum
und unberührbar; ihr Geschlecht war zu
wie eine junge Blume gegen Abend,
und ihre Hände waren der Vermählung
so sehr entwöhnt, daß selbst des leichten Gottes
unendlich leise, leitende Berührung
sie kränkte wie zu sehr Vertraulichkeit.Sie war schon nicht mehr diese blonde Frau,
die in des Dichters Liedern manchmal anklang,
nicht mehr des breiten Bettes Duft und Eiland
und jenes Mannes Eigentum nicht mehr.Sie war schon aufgelöst wie langes Haar
und hingegeben wie gefallner Regen
und ausgeteilt wie hundertfacher Vorrat.Sie war schon Wurzel. Und als plötzlich jäh
der Gott sie anhielt und mit Schmerz im Ausruf
die Worte sprach: Er hat sich umgewendet -,
begriff sie nichts und sagte leise: Wer?Fern aber, dunkel vor dem klaren Ausgang,
stand irgend jemand, dessen Angesicht
nicht zu erkennen war. Er stand und sah,
wie auf dem Streifen eines Wiesenpfades
mit trauervollem Blick der Gott der Botschaft
sich schweigend wandte, der Gestalt zu folgen,
die schon zurückging dieses selben Weges,
den Schritt beschränkt von langen Leichenbändern,
unsicher, sanft und ohne Ungeduld.Rainer Maria Rilke
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