Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

West Wycombe

- wo sich der "Hell-Fire Club" einstmals traf

Westlich von London, wenn man der A 40 folgt, gelangt man in die Chiltern Hills. Sie bestehen aus Kreidekalk, der bei Bedarf abgebaut wurde. In West Weycombe gibt es auch so einen Hügel, den man zwischen 1750 bis 1752 ausgehöhlt hat, um mit dem Gestein Straßen zu bauen. Die dabei entstandenen Hohlräume wurden gleich wieder genutzt - als Aufenthaltsraum einer seltsamen Gruppierung, dem "Hell-Fire Club". Einem Sir Francis Dashwood wird die Initiative zu seiner Bildung zugeschrieben. Was hat es damit auf sich?

Sieht man sich die Literatur dazu an, dann bin ich immer mehr verwirrt worden. Denn der "Hell-Fire Club", der da so genannt wird, wird wo anders wiederum als bezeichnet: "Sir Francis Dashwood's brotherhood, the Knights of St. Francis of Wycombe, often identified with the Hell-Fire Club" (Miller79). Gab es zwei Vereinigungen? Das soll dann wieder nur eine Bezeichnung für die "Monks of Medmenham" sein, denen man einen Mysterienkult und eine Verhöhnung religiöser Zeremonien nachsagte. Die unterirdischen Kalksteinbrüche seinen der Ort wilder Orgien gewesen, die sich dort zwischen einigen zeitgenössischen "Lebemännern", die als franziskanische Mönche verkleidet gewesen seien, und ihren "Nonnen" dort abgespielt hätten.

So ein Ort ist natürlich ein idealer Platz für Spekulationen. Was hat sich dort wirklich abgespielt? War das eine Art Nobelpuff für die feine Gesellschaft, wo man sich freimachen konnte von allen gesellschaftlich-religiösen Schranken? Über dem Eingang findet sich die Inschrift "Fay ce que voudras" (Tu, was dir gefällt). Diesem Motto folgen die Namen der verschiedenen Kammern und Stationen der künstlichen Grotte. Sie seien allen verschiedenen Botschaften gewidmet, die im Zusammenhang mit der Anwesenheit der Liebesgöttin Venus stehen. 1986 war ich einmal dort, aber einen der Sprüche, den ich dort gelesen habe, der ging mir nicht mehr aus dem Sinn. Er hat was mit Frauen über 40 Jahren zu tun, selber nachsehen...

Am tiefsten Punkt der Höhle wird eine ganz besondere Stelle erreicht - man steht am Rande des Styx, einem schmalen See, den man auf einem Boot überqueren muß, ehe man in die "Inner Chamber" kommt. Man verließ also diese Welt und begab sich in eine Region jenseits davon. Neue Regeln galten dort in der "Netherworld". In der "Inner Chamber" sieht man heute eine Figurengruppe aus strammen Männern und drallen Frauen, die sich um zwei Tische versammelt haben. Was immer sich dort wirklich abgespielt hat, es kann auch auf uns heute noch eine Wirkung ausüben - und wenn wir nur darüber nachdenken, ob das, was uns "außen/oben" als richtig "verkauft/angedreht/empfohlen/befohlen" wird, wirklich das ist, was gut für uns ist - kurz- bzw. langfristig. 

	Der Eingang
	Grundrißplan
	Gipsstalaktiten hinter Gittern
	The "Inner Temple" 1986 von mir fotographiert - ging leider nicht besser
	Die Szene aus dem "Inner Temple" in einer Zeichnung aus dem Francis Dashwood-Buch
	Sir Francis Dashwood
	Die Szene im "Inner Temple" auf einer Postkarte

Der Besuch dieser Örtlicheit ist nicht nur wegen der "Caves" zu empfehlen. Sie liegen nämlich mitten im West Wycombe Park, der heute dem National Trust gehört. Und der stellt einen perfekt erhaltenen Landschaftsgarten aus dem Rokoko dar, der Mitte des 18. Jahrhunderts geschaffen worden ist. Das Haus ist "among the most theatrical and Italianate" in England.

Literatur:

Links:

• West Wycombe Caves11

• Equinox/The Hellfire Club

• http://www.showcaves.com/english/gb/misc/WestWycombe.html

• http://easyweb.easynet.co.uk/~rebis/ts-artic4.htm

• Hell Fire Caves

• The Hellfire Caves

• Blather: The Hellfire Club Tunnels and Caves, West Wycombe

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