Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Gräber von Höhlenforschern auf dem Salzburger Kommunalfriedhof


"Hinter der großen Leuchtwand der Tennishalle beginnt gleich der Kommunalfriedhof, im Dunkeln eine bloße langgestreckte Baummasse, die man für einen Parkwald halten kann, die auf den Gräbern brennenden Kerzen bleiben unsichtbar." Handke, Der Chinese des Schmerzes 49


Den meisten Besuchern des Kommunalfriedhofs im Süden von Salzburg wird die kleine Fledermaus in dem Grabstein aus Kalk kaum auffallen. Sie schmückt das Grab eines der bedeutendsten Höhlenforscher, der jemals im Raum Salzburgs gelebt und gewirkt hat - Walter Freiherr von Czoernig. Der Besuch der Örtlichkeit anläßlich des 70. Todestags war der Anlaß, daß sich einige Interessierte fanden, die nach weiteren Grabstellen von früheren Mitgliedern des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg auf dem Kommunalfriedhof Ausschau hielten und immer mehr fanden.

Inzwischen findet jährlich um Allerseelen eine kleine Gedenkveranstaltung des Höhlenvereins statt, wobei die Gräber von Höhlenforschern und Höhlenforscherinnen aufgesucht werden. Mit einer Kerze wird den verschiedenen Kameraden und Kameradinnen gedacht. Walter Klappacher erzählt bei den Friedhofsrundgängen alte Geschichten und Anekdoten von den einzelnen Persönlichkeiten, die ja viele von uns nie persönlich gekannt haben. Unterstützt wird das durch die mitgeführten Abbildungen der Personen und Texten, hauptsächlich aus Hannes Mattes "Wissenskulturen des Subterranen". Wenn einer Teilnehmer dem Verstorbenen noch begegnet ist, dann konnte er vielleicht auch noch die eine oder andere Geschichte erzählen, die ansonsten nirgends bislang niedergeschrieben ist. Eine wunderbare Gelegenheit, zu sehen, daß man manchmal die Vergangenheit gar nicht so "vergangen" ist, wie sie gelegentlich erscheint. 

Eine Geschichte aus der Vergangenheit: Czoernig hatte seine eigene Hochzeit vergessen! Grund: Er war gerade in einer Höhle. "Die Braut, der Geistliche und die geladenen Gäste warteten vergeblich auf ihn. Die Hochzeit mußte nachgeholt werden." Hubka, Höhlenforschen 53

Dazu wird dann auch noch eine brennende Karbidlampe mitgeführt - ein Requisit, das früher unverzichtbar war und heute meist nur noch im Museum steht.

Ein paar Beispiele vom Rundgang 2021:

Poldi Fuhrich

Hermann Gruber

 

 

Gustave Antoine Abel

Grab der Familie Koppenwallner

 

RIEHL

Walter Freiherr von Czoernig


Literatur:

Bieniok, Anna (2016): Höhlenvereins-Treffen am Kommunalfriedhof und im Gasthof "Die Hölle" am 70ten Todestag von Walter Freiherr von Czoernnig-Czernhausen, Atlantis 38-2016, Heft 1/2, S. 33f.

Bieniok, Anna (2019): Gräber, Steine und Erinnerungen..., Atlantis, Jahrgang 41-2019, Heft 1-4, S. 77ff.

Handke, Peter (1983): Der Chinese des Schmerzes, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 

Hubka, Walter (2011): Höhlenforschen in den Vierziger Jahren oder Höhlenforschen mit Hindernissen, in: festschrift 100  Jahre Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, Salzburg, S. 44-53

Klappacher, Walter (2011): Salzburger Höhlengeschichte - Teil 2: Die Höhlenforschung in der Zwischenkriegszeit, in: festschrift landesverein für höhlenkunde salzburg, Salzburg 2011, S.18ff.

Mattes, Hannes (2019): Wissenskulturen des Subterranen, Böhlau-Verlag, Wien

Links:

https://www.stadt-salzburg.at/orte/friedhoefe/kommunalfriedhof/

Tod und Höhle

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