Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Fluehüsli bei Lindental, CH

Eine Katze schaut mir zu

Wer durchs Lindenthal heute fährt, das östlich von Bern zwischen Boll und Krauchthal liegt, der muß schon genau hinschauen, um schon vom Auto aus in den hohen Felsen oberhalb der Straße die Höhlenwohnung dort auszumachen. Bei der Straße ist ein Wegschild, das einem zeigt, wo man lang gehen muß, um dorthin zu gelangen.

Entstanden ist die Örtlichkeit während der letzten Eiszeit. Das Lindental entstand durch einen Zweig des Aaregletschers, der sich in die Molasse hineinschob und so das weichere Gestein bearbeitete. Es entstanden zwei geräumige Halbhöhlen, die trocken waren und etwas oberhalb des Verkehrswegs im Tal guten Schutz zumindest vor dem Wetter boten. Wahrscheinlich wurden sie immer schon vom Menschen aufgesucht, bei Grabungen hat man festgestellt, daß sie nachweislich wohl schon in der Römerzeit bekannt waren. Aus der Mitte des 16ten Jahrhunderts stammt die erste schriftliche Aufzeichnung über die Höhle. Ein Bürger aus Krauchthal wollte die amtliche Erlaubnis, in der Höhle eine Wohnung zu errichten. Seit dieser Zeit waren beide Höhle durchgängig besiedelt, erst von Webern, dann von Bauern, die im Tal unterhalb ihre Felder und Wiesen hatten. Viele Reisende und Künstler besuchten diesen ganz besonders romantisch erscheinenden Ort.

Die Wirklichkeit ist wohl eine andere. Wo bekommt man dort das Trinkwasser zum Beispiel her. Wo entsorgt man all das, wovon man normalerweise nicht spricht? Und die Zugänglichkeit? Wer nicht gut zu Fuß ist, für den ist es sehr mühsam, den schmalen Steig bergauf zu gehen. Es gibt Konzessionen an die heutige Zeit, zum Beispiel einen Schrägaufzug, der im Tal beim Parkplatz beginnt und mit Motorkraft die Bewohner der Höhlenbalmen emporheben kann. Die Häuser scheinen erst vor einiger Zeit neu gebaut worden zu sein. Sie sind alle in einem prima Zustand und schmiegen sich perfekt an die von der Natur und wohl auch vom Menschen mitgestalteten Felsräume an.

Es gibt viele künstlerische Darstellungen der Felsenwohnungen. Drei Beispiele:

Eine zeitgenössische Art, die Höhlen wiederzugeben, ist die Fotographie. Ein sehr gut gestaltetes (ganz in der Art Jeff Wall) und längst eine historische Qualität habendes, weil die Höhlenwohnung inzwischen gar nicht mehr so aussieht, weil auch dort modernisiert worden ist, Foto ist in dem hervorragenden Höhlenbuch "In den Höhlen der Welt" von Rémy Wenger!

Im März 2009 war das Fluehüsli im Internet zum Kauf angeboten worden! Als Kaufpreis wurden 620.000 CHF genannt.
Als Werbetext hatte man Folgendes formuliert:
"Möchten Sie Besitzer einer Flueh sein?
Möchten Sie die Ruhe, Natur und eine wunderbare Aussicht geniessen?
Sind Sie gut zu Fuss und scheuen keine Steigungen?
Dann können wir Ihnen eine einmalige Gelegenheit
bieten, eine ganz besondere Liegenschaft zu erwerben:
Das Fluehüsli
Es besteht aus einer topausgebauten 2.5-Zimmer-Wohnung (ca. 40 m²) und einer ebenso optimal ausgebauten 3.5-Zimmer-Wohnung (ca. 85m²). Beide Wohnungen sind in den Fels gebaut und durch die Waschküche miteinander verbunden."

Literatur:

Links:

• Wohnen im Fels