Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

KINVER ROCK


In den Midlands in England liegt 10 km nördlich von Kidderminster ein großes Sandsteingebiet. Der rötliche Sandstein stammt aus der Triaszeit und wurde wohl schon früh vom Menschen zum Bau von Unterkünften, Lagerräumen u.ä. genutzt. Es gibt neben dem weithin bekannten und sich jetzt im Besitz des National Trust befindlichen Kinver Edge noch weitere Örtlichkeiten, wo man weitere "rock houses" findet: Nanny's Rock, Crow's Rock, Miller Lane, Gibraltar.

Die letzte Höhlenwohnung war bis 1955 besiedelt. Dann wurde auch sie verlassen. Ein Cafe in den Räumlichkeiten existierte noch bis 1967. Nancy Price, eine Schauspielerin, die noch in den Höhlen gewohnt hat, beschrieb in ihrem Buch "Into an Hour Glass" ihre Höhlenwohnerfahrung so: "The unique rock houses were a joy to me then and a wonder to me now. All washing was done at one of these with water which had to be drawn from a deep well."

Wie alt sind die Höhlenwohnungen? Da läßt sich nicht exakt bestimmen. In einem der ältesten Berichte aus dem Jahre 1777 heißt es: "I now stood upon the very edge of the awful declivity, looking with a giddy head into the deep hollow below... I hastened down the tremendous step, to some smoke I saw issue from a romantic rock near the foot of it, though not withour very disagreeable feelings and with extreme caution very prudently making angles in my progression, left by a safe step I should explore the bottom too precipitately and in a direction... I found this exceedingly curious rock inhabited by a clean and decent family, who entertained me during the violence of the tempest with what had been done, how long they had lived here, and the immense trouble they had been at in excavating the rock for their purposes. The rooms were really curious warm and commodious and the garden extremely pretty lying on a shelve of the rock towards the south ..." Wurden die Wohnungen also gegen Ende des 18. Jahrhunderts geschaffen?

In den Höhlen scheint es auch in den folgenden Jahren nicht an Bewohnern gefehlt zu haben. Ab 1880 scheint dann wieder mehr Platz in den Löchern am Berg geworden zu sein. Da gingen die Hyde Iron Works zugrunde, die Firma, wo viele der Arbeiter, die in den Höhlen wohnten, gearbeitet hatten. Aber auch Landarbeiter und sogar ein Maulwurfsfänger siedelten in den Hängen von Kinver Edge.

Es gibt auch Sagen über den Kinver Edge. Riesen hätten die Höhlen bewohnt und seien eines Tages in Streit mit anderen Riesen geraten. Der Kinverriese hätte in seiner Wut einen 6 Fuß hohen Stein in die Richtung des Riesen von Enville geschleudert, der dann irgendwo in den Comptons gelandet sei. Noch heute sei er zu sehen, der größte Teile davon sei unter der Ende noch begraben, der "Bolt Stone".
Ein Augustinermönch soll auch einmal in den Höhlen gelebt haben, und dies ist vielleicht der Grund, warum noch heute vom "Holy Austin Rock" die Rede ist.
Im 19. Jahrhundert schrieb S. Baring-Gold seine berühmt bewordene Erzählung "Bladys of The Stewponey", in der entscheidende Szenen in den Höhlen spielen. Bereits 1919 wurde die Geschichte dann an den Originalschauplätzen verfilmt. Der Film existiert heute nicht mehr. Lediglich ein paar kleine Reste sind davon im National Film Archive noch erhalten.

Heute gehören die "rock houses" dem National Trust, der sie wieder restauriert hat und für die Öffentlichkeit zugänglich hält - allerdings nur zu bestimmten Zeiten, ansonsten nach Vereinbarung.

Ich bin nun schon zweimal dort gewesen, aber noch nie drinnen. Immer am falschen Tag zur falschen Uhrzeit.

 

Ein abgemauerter Eingang in die untere Wohnanlage
Der Kinver Rock von Osten
Ein Infotafel mit alten Photos
Die untere Wohnlage
Hier war noch vor wenigen Jahrzehnten ein

richtiges Cafe

Felszeichnungen an den weichen Sandsteinwänden
 

 

Literatur:

 

 

 

Links:

http://www.nationaltrust.org/

Wohnen im Fels - Höhlenwohnungen

 

 

 


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