Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Peter Rosegger - Das Ewige Licht und andere seiner Werke mit Höhlenbezug

Lurgrotte


"...Lehrer, wenn du wissen willst, was Leben ist, so mußt du heroben bleiben im Gebirg." Licht 244


Ein Thema für das Höhle-Religion-Psyche-Treffen 2021!


"Wenn man von der hinteren Eising, wo die letzten Bauerngütlein stehen, hinaufsteigt gegen die Hohe Rauh, so kommt man hinter dem ersten Wall zu einer Felsenhöhle, genannt das Laudamusloch." Damit fängt die literarische Verarbeitung eines dramatischen Geschehens in der Lurhöhle in der Steiermark im Jahre 1894 durch einen fast als Nobelpreisträger ausgezeichnet wordenen österreichischen Dichter an, Peter Rosegger.

Im umfangreichen Werk Roseggers finden sich eine ganze Reihe von Bezügen zur "Höhle" und Assoziationen im Zusammenhang damit.

Eine kleine erste Übersicht (für weitere Hinweise ist der Autor immer dankbar):

Das Ewige Licht
Der Roman erscheint 1897. In der  Form eines Tagesbuchs, das von einem Pfarrer Wieser über 15 Jahre hinweg geführt wird, und später wiedergefunden wird, ist es geschrieben. Wieser gilt als Mann mit liberalen Ideen und wird deshalb von den Kirchenoberen in eine Hochgebirgspfarre auf 1.300 m Seehöhe verschickt, die u.a. nur durch das "Kalte Tor", ein Felsengpaßt, und die "Wurmluckn" erreichbar ist. Dort erlebt er einen Zeitenwechsel: aus der alten Zeit hinein in eine Welt sog. Fortschritts, wo mit Fremdenverkehr und Bergbau die frühere Ordnung untergeht. Am Ende flüchtet er in den Wahnsinn und man findet ihn eines Tages alleine tot im Gebirge.
Höhepunkt der Handlungsstränge sind Geschehnisse um das Lurhöhlendrama, das am Ende doch gut ausgeht. Keiner stirbt, alle werden gerettet, nur Sachschaden, der am Ende auch noch ziemlich unerwarteterweise durch eine reichliche Geldzahlung kompensiert wird.
Noch an anderen Stellen in dem Text kommen Höhlen in mehr oder weniger klarer Form vor:

1) Das Gnadenkirchlein zum Heiligen Wasser / Es liegt in einer Bergschlucht und ist nur schwierig erreichbar. Ganz wild sei die Gegend dort, grauenhaft sei es zwischen den Wänden, und schwindlig dürfe man nicht sein, "wann man auf den Gemssteigen fürbaß kommen wolle". Ein gewaltiger Wasserfall komme herunter. Auf dem Steingrund sei Platz für etwa 100 Menschen, und dort, "fest an die Felswand gebaut, steht auch das Kirchlein...Seitab in die Felskluft gezwängt ist eine Hütte aus ungefügten Baumstämmen und Rinden gebaut und mit Reisig überdeckt" - eine Art Höhlenbehausung also. Nicht genug er unheimlichen Schilderung: "Darunter hin die Abgründe, weiß Gott wie tief, sie sind verdeckt mit Hasel- und Erlbüschen, die im Gehänge wuchern." (Licht 72). Gibt es einen Ort, der Vorbild für diese Schilderung gewesen ist? 
Der Ort hat eine spezielle spirituelle Qualität: Die Menschen kommen hierher zum Beichten ihrer "allergeheimsten Sünden", "nur Gott hört's allein". Dazu passen dann auch die Geistlichen, die dort die Beichten hören können und dann die Beichtenden "von jeder Sünde lossprechen können". Wahrlich ein besonderer Ort, wobei das Wasser aus einer Schlucht kommt, die "sich weiter oben fast zu einer Höhle verengt" (Licht 72).

2) Eines Tages kommen "zwei fremde Herren mit Rucksack und langen Stecken" an und wollen am nächsten Tag in die "Hohe Rauh" wandern. Sie suchen dazu einen "Sachenträger und Führer" und finden in ihn dann auch in Gestalt vom "Rupert". Nach ihrer Rückkunft erzählen sie was passiert ist, und da heißt es dann: "In der ersten Nacht in einem Steinloch übernachtet", man hat also eine Höhle als Unterkunftsort verwendet, "alle drei wie ein enziges Fatschenkindl zusammengewickelt in große Wolltücher". Die Herren hätten dann auch in das Lurloch gehen wollen, aber da habe sich der Führer energischt geweigert, "Nicht ums ganz Alpenzellerstift, daß er mitkrieche!". (Licht 95)

3) Zweimal kommen im Text die "Wurmlucken" vor: einmal bei der Auffahrt mit einem Fuhrwerk ins Torwaldtal und später, zu Fuß auf dem Rückweg von einer wichtigen Mission. Meisterhaft dramatisch schildert Rosegger die Fahrt: "Der Karren fuhr gerade auf eine senkrechte klüftige Wand los. Der Lenker "zündete einer Laterne an", obwohl es erst eine Stunde nach Mittag war, und "führte die Ochsen an den Hörnern und gerade auf die Wand zu". Erst jetzt erfährt der Leser, wie es weitergeht: "Diese tat sich zwischen Buschwerk sachte in Klüften auseinander, und jetzt war da ein höhlenartiges Loch da". Eine unterirdische Reise begann, zehn Minuten lang. Bergwärts, niederwärts, geradeaus, durch "hallenartige Höhlungen", dann durch "enge Hälse, daß meine Achsel ans Gestein streifte". Vom Licht erfahren wir, daß es "ganz gespensterhaft zuckte an den schwarzen rissigen Wänden". Mit dem Austreten aus den Wurmlucken war das weite Hochtal erreicht, das sich schon als Winterlandschaft zeigte. "Nach dem finsteren Höhlenpfad dieses freie, weite, lichte Landschaft!" So spricht ein Liebhaber der Welt draußen, kein Höhlenliebhaber!
Die zweite Begegnung mit den Wurmlucken macht der Pfarrer nicht alleine. Der Heissel-Peter gesellt sich zu ihm, um ihm "die Laterne zu tragen durch die Wurmlucken", ein junger Mann mit einem schlechten Ruf als Dieb. Er sei gerade auf dem Weg nach Oberchuttbach, um dort seine Schulden zu bezahlen. Das beruhigt den Pfarrer und sie gehen zusammen ins Loch. Der Heissel-Peter spielt den Fremdenführer: Ein Lindwurm habe einstmals dort gehaust, in der Franzosenzeit seien die Lucken sogar vermauert gewesen, so auch in der Türkenzeit. Plötzlich zeigt der Heissel-Peter sein wahres Gesicht und sagt: "'s Geld will ich haben!", will das Geld, das dem Kauf einer neuen Orgel dienen soll, und das der Pfarrer bei sich hat. Es kommt zum Handgemenge, der Zorn des Pfarrers "ist ein starker Kamerad", und läßt ihn zum "alten Wolf" werden, der am Ende auf der Brust des Bösewichts kniet und ihm die Hände mit dem Hosenband zusammenbindet. Der Böeswicht bekommt klappernde Zähne, wimmert, erfindet Ausflüchte, macht Versprechungen, bringt echte Argumente, warum das "Einsperren und gar nimmer rauslassen" auch keine wirkliche Lösung ist: "Weil man drinnen so viel verdorben wird". Es kommt zur sanften Lösung: Gegen Ablegung eines Eids, "von jetzt an brav zu sein" und dem Versprechen "fleißig beten zu wollen", verzichtet er auf die weitere strafrechtliche Verfolgung. Der Pfarrer läßt den Bösewicht gefesselt zurück "Ihn frei zu machen, so groß ist mein Vertrauen doch nicht gewesen." Der Pfarrer eilt nach draußen, und freut sich: "Das Geld ist noch da. Das Leben ist auch noch da, mich wundert es fast." (Licht 22 und 123f.) Als der Pfarrer in Begleitung anderer Dorfbewohner zurückkehrt, ist der Heissel-Peter nicht mehr da, aber gleich geht das Verbrechenbegehen weiter: Eine Sau fehlt in einem Stall.

4) Der Pfarrer wird zum Hirtner auf der Selchwiese gerufen und gerät auf dem Weg dorthin in ein starkes Gewitter. "Die Blitze flackern matt durch den dichten Nebel und die Donner röcheln schwer und dumpf." In dieser Situation rettet die kleine Gruppe eine "alte Tanne" auf der Schütterhöhe, schon von weitem sichtbar weil sie über "das Zwergholz aufragt", "wie ein spitzer Turm in den Himmel hinein". Innen ist sie hohl und hat Raum für drei Personen. Das mitgetragenen "Heiligtum" wird auf den Moder innen gestellt, die Laterne wird dazu gestellt, man kniet davor nieder. Durch eine Öffnung im Baum ist ein Blick ins Freie möglich, "wo jetzt der Tanz losgeht. Die starren Bäume dröhnen und pfeifen ganz betäubend im Sturm, die Schloßen sausen in kreuz und krumm durcheinander.....die Wasser wälzen ganze Hagelhaufen vor sich her. Ein tosender Wasserfall von den Wipfeln. Ein paarmal blendet der Blitz, ein paarmal schwankt unser Tannenbaum vor dem Donner.." Eine halbe Stunde dauert es, dann ist es wieder möglich hinauszutreten "auf den knisternden Hagel der stellenweise fußtief liegt. Auf einmal bekommen sie etwas von der nächsten Gefährdung mit: "Der Baum brennt." Der Wipfel des Baums, in "dessen Höhlung wir Schutz gefunden", stand im Feuer. Der jüngste der Gruppe, drückt seinen "frommgläubige Dankbarkeit" in Form eines Kniefalls aus, "die beiden Hände gegen das Allerheiligste hebend und hell wie in Verzückung rufend: "Christi Herrgott! Du bist wohl brav, daß du uns nicht hast erschlagen lassen." (Licht 187)

5) Der Eingang zur "Laudamushöhle" liegt, "wenn man von der hinteren Eising, wo die letzten Bauerngütlein stehen, hinaufsteigt gegen die Hohe Rauh hinter dem ersten Wall". Der Name soll von "Te Deum laudamus" kommen, dem Spruch, den angeblich jeder ausstößt, der aus Neugierde hineingekrochen und glücklich wieder herausgekommen sei - vor lauter Dankbarkeit.
Es dreht sich um den oberen Teil des Lurhöhlensystems bei Semriach, der immer schon bekannt war. Schließlich verschwindet dort in einer großen Schwinde normalerweise ein Bach, die Hochwasser ein Fluß im Berg, dort wo "ein Wasser..krachend in den schwarzen Rachen..stürzt" - und kommt einige Kilometer weiter bei Peggau wieder zum Vorschein im Murtal. Angeblich wußte man um diesen Zusammenhang zu Roseggers Zeiten noch nicht. Da heißt es nur: "Die Stelle, wo es wieder aus dem Berg hinausfließt, weiß kein Mensch; man sagt, viele Stunden weiter auf der anderen Seite des Gebirges." (Licht 107). In der Geschichte heißt es immer wieder, man wisse nicht, was in Innern des Berges los sei, dabei erzählt uns Rosegger selber Geschichten von Leuten, die "drinnen" waren. Man habe sich durch einen Spalten hineinwinden können und sei so zu Hallen gelangt, in welche die "Kirche von Sankt Maria mitsamt ihrem Berg Platz gehabt hätte" oder von einem "Hirtner", der auf der Suche nach seiner Ziege in den Berg gestiegen sei. Er habe sie gefunden, "versteinert", und sei froh gewesen, "mit eigenem Leibe wieder heil herauszukommen ins liebe Licht Gottes". Im gleichen Stil weiter: "Ihr Christenleut, es ist schauderhaft." 
Hier zeigt sich die starke negative Einstellung gegenüber dem Eindringen in die Höhlen. Wenn da einer reingeht, dann tat er das aus "Neugier", aus dem Wunsch heraus, den großen Schatz zu heben, der drinnen von Höllenhunden bewacht sei, oder halt auf der Suche nach seiner verschwundenen Geiß. Rosegger beschreibt ja die Umbruchssituation der Zeit, wo die alte Ordnung vergeht, sich auflöst, zerbricht und neue Erscheinung auftreten, z.B. Touristen. Denen "seien auswendig die Berge nicht mehr seltsam, sie kriechen ins Innere." Die Gipfel seien alle erstbestiegen und "man kann keinen neuen Namen mehr aufspießen". Nun sind die Höhlen dran: "In diesen kann sich der mutige Entdecker verewigen." Ziemlich bissig geht Rosegger mit diesen Menschen um. Er nennt einen von ihnen "Krötel", und der wolle als "Schlammkriecher unsterblich werden". Wenn dann "so einer" dann im Loch versteinert würde, dann habe der doch gleich ein "Denkmal". 

Zum großen Ereignis kommt es, nachdem eine Gruppe von Höhlenforschern bei offenbar schlechtem Wetter in die Höhle steigt und eingeschlossen wird. Man findet draußen von ihnen nur noch einen Rucksack, einen Bergstock und "Spuren, daß sie hinein sind" Der Kommentar des Erzählers: "Eine gewissenlose Waghalsigkeit". Der Bach steigt immer mehr, verschließt wohl den Zugang zu den inneren Teilen. Es gibt zwar jemand, der sich im Berg auskennt, ein Holzknecht, der sagt, daß den Eingeschlossenen "nicht viel geschehen könne, wenn sie trockene Stellen erreichen". 
Warum also einfach nicht warten, bis das Unwetter vorbei ist? Diesem kühlen Kalkül scheinen einige nicht folgen zu wollen, auch nicht der Pfarrer: "Die Möglichkeit der Rettung verpflichtet uns noch mehr, zwingt uns geradezu, die denkbarsten Anstrengungen zu machen." Man schafft Leute und Werkzeug heran, nichtzuletzt Sprengstoff, und beginnt mit dem Werk "lebendig begrabene Menschen" wieder frei zu bekommen. Ein Almer frägt ganz unschuldig, wer ihn denn verlöhnen wolle und wird von den anderen nur ausgelacht. Gotteslohn statt bare Münzen. 
Ein Schmied hat eine prima Idee: Er läßt ein Fäßchen mit Lebensmitteln und Kerzen einem Seil in die Höhle hinein. Das Seil reißt, das Fäßchen treibt trotzdem hinein und wird gefunden von den Eingeschlossenen, die eigentlich nicht weit entfernt von der Stelle von der anderen Seite her versuchen wieder hinauszukommen. 
Die Bemühungen der Retter sind massiv, "die 'Sprengschüsse knallen Tag und Nacht. Die Männer arbeiten im Wasser, in den Tiefungen wie die Helden." Die einzige sinnvolle Idee ist, "das Wasser abzusperren". Das ist die menschliche Seite des Geschehens. Man könnte ja auch sagen, es sollte aufhören zu regnen. Dafür wäre die "Natur" verantwortlich, christlich formuliert, "Gott". Warum nur schickt er soviel Regen herunter? Auf der menschlichen Seite entwickelt sich die Idee, einen schmalen Bergwall zu durchbrechen, damit das Wasser anderes abläuft, bloß, damit würde das Haus vom Hies im Grund zerstört. Der ist zuerst einmal nicht einverstanden und sagt: "Wie komm ich dazu, wegen der Dummheit fremder Leute mein Hab und Gut zu verlieren? Was haben die denn zu suchen gehabt im Loch, die Toren?" Andere stimmen dem Bauern zu, die Meinungen gehen auseinander. 
Immer wieder entwickeln Menschen unterschiedliche Ideen, wie den Eingeschlossenen im Berg zu helfen ist, und kommen damit durch oder auch nicht. Der "Teichgräber" kommt mit der Idee, sich in einer Kuhhaut einnähen zu lassen, also eine Art Taucheranzug zu entwickeln, und zusammen mit Lebensmitteln und sich hineinschwemmen zu lassen, von einem starken Seil gesichert. Die anwesenden Gendarmen erfahren davon und verbieten den Versuch. "Sieben Tote seien besser als acht." Kein zusätzliches Risiko eingehen!

Roseggers Ideen im "Ewigen Licht" kreisen immer um die Lichtmetapher: "Wenn sie nur Licht hätten!" An anderer Stelle: "Vier Tage sind eine Ewigkeit in der Höhle, ohne Trost, ohne Licht! Ohne Licht! Wer das ausdenkt!" Gegen Schluß: "Und wenn einer noch unter ihnen ist, der ein Fünklein Seele bewahrt hat, mit welchen Gefühlen wird er sein Auge aufschlagen zum ewigen Licht!...verklärt zu einem Heiligen wird er geworden sein in der neuntägigen Grabesnacht!" Alles kreist um Tod, Sterben, Grab und die Wiederauferstehung! Und, so meint die Literaturwissenschaftlerin Eva Philipoff, "das ewige Licht ich nicht der Glaube, sondern die Liebe." (Philipoff 158)

Wie anders wurde das "Licht" von den Höhlenforschern erlebt! "Unsere Fackeln haben Regenbogenränder bekommen, wie Heiligenschein", als sie am Rande eines Abgrunds stehen, in den das Wasser hinabfuhr. Als ihnen klar wird, daß sie die Höhle wegen eingeklemmten Astwerks und zu viel Wasser nicht mehr verlassen können, suchen sie sich eine trockene Stelle, wo sie abwarten, sich zusammensetzen, "Kerzen an die Wand gesteckt". Sie rationieren Nahrung und Lichtvorrat, "haben Kerzen gespart und sind viel im Finstern gesessen". Am neunten Tag ist nur noch "ein einziges Stumpfel" übrig. "Zünden wir's an, damit sie Licht sehen, wenn sie kommen." Lauter sehr bodenständige Verhaltensweisen, nichts Esoterisch-Religiöses, von denen wurde wohl kein "heiliges Aufleuchten des ewigen Lichts" gesehen.

Die Eingeschlossenen versuchen von innen die sperrende Verklemmung im Bachlauf zu öffnen, vergeblich. Das Wasser ist noch zu stark. Dann stoppt plötzlich das Wasser. Die Retter sind da. Auf die Frage, wie es den Höhlenforschern gehe, antwortet einer: "Hoi, ho, uns geht's gut!" Die Geretteten "schritten schweigsam aus der Höhle und schauten verwundert um sich, was denn die vielen Menschen da zu bedeuten hätten". Sie bedanken sich bei den Leuten draußen, allerdings ergänzt mit dem Satz: "Mit der Zeit hätten wir uns wohl auch allein herausgearbeitet." Stellt das die ganzen Rettungsbemühungen, den Hype drumherum, nicht ein zweifelhaftes Licht? Da wurden lauter höchst hilfsbedürftige Rückkehrer erwartet, denen man zum Beispiel laue Milch einzuflößen gedachte - und dann "zogen sie Wein und Branntwein" vor. Keinem fiel es ein, "auf's Knie niederzusinken und ein Dankgebet zum Himmel tun", keiner ging in den Pfarrhof in die vorbereiteten Betten, um sich dort auszuruhn, sondern sie zogen lieber gemeinsam ins Wirthaus, wo sie dann ihre Geschichten öffentlich erzählten und die Leute dafür ihrer Wein bezahlten.

Am Ende reisen die "Auferstandnen" wieder ab bis auf einen, der kleine Kommis. Der ist krank, fiebert, und zeigt dann das Verhalten, das der Pfarrer eigentlich von allen erwartet hatte: den heißen Dank für die überstandenen Todesangst, zurückgehalten nach des Pfarrers Meinung von Trotz, Schamgefühl oder "irgendeinem Grund". Er zeigt sich, in dem sich der junge Mann an die Brust des Pfarrers drückt, sich ausweint und seine Hand hält, drückt und hundertmal küßt. Der reagiert mit einem "Gott segne dich, mein Sohn. Gott segne dich!" 

Ein kleines Happyend ist noch eingebaut in das Ewige Licht. Der Hies im Grund, der bei den Rettungsmaßnahmen seinen Besitz verloren hatte, und der keinerlei Chance auf Kompensation gesehen hatte, bekommt eines Tages 3.000 Gulden übertragen - von den kleinen Kommis, einem Sozialdemokraten, der später Glück im Leben hatte und wohl einiges an Geld verdient hat. Die Szene endet ziemlich tragisch und konfus. Der Hies braucht zwei Zeugen für die Übergabe, die wollen, daß er teilt, der will alles für sich, es beginnt eine Rauferei, er flieht durch die Hintertür, teilt mit keinem mehr.

Durch

In der Erzählung geht es um einen Eisstollen im Gebirge. Durchquert man ihn, gibt es nur ein vorwärts, kein zurück. Anton, der Gemsenjäger, bringt einen Touristen durch diese schmale Öffnung im Eis und wird dabei veranlaßt, von seinem eigenen Leben zu berichten. "Es braucht was, bis der Mensch durchkommt, es braucht was", ist sein Fazit (Philipoff 234).

Die Sennerin und ihre Freunde

Das Grottenerlebnis in der Geschichte soll dem Sennermädchen die Achtung und Treue ihres Zukünftigen sichern (Philipoff 235).

Der Gottsucher

"Der Dichter hat die "Rabenkirche" in die Handlung des Buches eingebaut und die Sage als einen Zierrat mitverwoben." (Hofmann-Montanus, Welt ohne Licht, S. 178)


Im September 2020 fuhr ich zurück aus dem Mittelsteirischen Karst in Richtung Mariazelll. Da sah ich ein Schild am Straßenrand: "Geburtshaus Peter Rosegger". Vor langer Zeit hatte ich schon an dem Thema "Rosegger und Höhle" gearbeitet und es dann für spätere Zeiten zurückgelegt. Aber da war plötzlich eine Gelegenheit, ein wenig mehr über diesen Schriftsteller zu erfahren! Ich setzte den Blinker und fuhr ab nach links. 

An einem großen Parkplatz muß man sein Fahrzeug zurücklassen und da zu Fuß weitergehen. Es war Montag und ausgerechnet an diesem Tage hat das Museum im Geburtshaus geschlossen. Kein Wunder, daß ich alleine war. Es geht steil bergan und wohl nicht zufällig ist an jeder Biegung der geschotterten Straße ein Bänkchen zum Hinsetzen. Es sind einige hundert Höhenmeter, die man hinaufmuß, ehe dann man den Wald verlassen kann und auf einer weiten Wiese das Gehöft mit den Gebäuden erblicken kann. Das Wirtshaus hatte natürlich auch zu, nur ein kleiner SUV stand nahebei.

Eine herrliche Ruhe herrschte natürlich nun hier, strahlender Sonnenschein, klarste Luft und deshalb beste Fernsicht. Langsam schlenderte ich auf dem Zickzackweg hinunter zum Haupthaus. Ein kleines Hündchen bellte mich frech an, die Tür stand offen, heraus drangen Staubsaugergeräusche. Ich war also doch nicht alleine. Eine junge Frau machte im Innern sauber. Zumindest ein sehr beschränkter Blick ins Innere des Holzhauses war nun möglich, auch wenn man die Türschwelle nicht überschritt. Kein Mief drang aus den alten Zimmern mit den Holzmöbeln. Hier war man wirklich auf sich gestellt, wenn man hier lebte. Der nächste Nachbar ist "meilenweit" entfernt. Ein isoliertes, karges Leben ist hier nur möglich. Und doch haben sie lange dort ausgehalten. Mit wenig Licht: noch immer wird der Kienspanhalter gezeigt, der die einzige Beleuchtungsquelle im Haus gewesen ist.

Ich war schon fast im Tale, als mir eine nächste Gruppe von Leuten entgegenkam. Offenbar ist der Ort beliebt.


Literatur:

Benischke, Ralf, Kusch, Heinrich, Wagner, Thomas Mittelsteirischer Karst, in: Spötl, C., Plan, L., E. Christian (Hrsg.), Höhlen und Karst in Österreich. - Linz 2016 (Oberösterreichisches Landesmuseum): 701-718
Hofmann, Montanus, Hans, Petritsch, Ernst Felix Die Welt ohne Licht, Regensburg 1952
Philippoff, Eva Peter Rosegger - Dichter der verlorenen Scholle, Styria, Graz Wien Köln 1993
Pfarr, Theo Höhlen in der Literatur, in: Spötl, C., Plan, L., E. Christian (Hrsg.), Höhlen und Karst in Österreich. - Linz 2016 (Oberösterreichisches Landesmuseum):
Rosegger, Peter Das Ewige Licht, Staackmann, München ohne Jahresangabe

Links:

Lurgrotte, Steiermark, A

https://www.museum-joanneum.at/peter-rosegger/kluppeneggerhof

https://www.joglland-waldheimat.at/ausflugsziele/kultur/peter-rosegger-geburtshaus/

Schriftsteller und ihre Werke mit Höhlenbezug


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