Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Peter Rosegger - Das Ewige Licht und andere seiner Werke mit Höhlenbezug
Lurgrotte
"...Lehrer, wenn du wissen willst, was Leben ist, so mußt du heroben bleiben im Gebirg." Licht 244
Ein Thema für das Höhle-Religion-Psyche-Treffen 2021!
"Wenn man von der hinteren Eising, wo die letzten Bauerngütlein stehen, hinaufsteigt gegen die Hohe Rauh, so kommt man hinter dem ersten Wall zu einer Felsenhöhle, genannt das Laudamusloch." Damit fängt die literarische Verarbeitung eines dramatischen Geschehens in der Lurhöhle in der Steiermark im Jahre 1894 durch einen fast als Nobelpreisträger ausgezeichnet wordenen österreichischen Dichter an, Peter Rosegger.
Im umfangreichen Werk Roseggers finden sich eine ganze Reihe von Bezügen zur "Höhle" und Assoziationen im Zusammenhang damit.
Eine kleine erste Übersicht (für weitere Hinweise ist der Autor immer dankbar):
Das Ewige Licht
Der Roman erscheint 1897. In der Form eines Tagesbuchs, das von
einem Pfarrer Wieser über 15 Jahre hinweg geführt wird, und später
wiedergefunden wird, ist es geschrieben. Wieser gilt als Mann mit liberalen
Ideen und wird deshalb von den Kirchenoberen in eine Hochgebirgspfarre auf 1.300
m Seehöhe verschickt, die u.a. nur durch das "Kalte Tor", ein
Felsengpaßt, und die "Wurmluckn" erreichbar ist. Dort erlebt er einen
Zeitenwechsel: aus der alten Zeit hinein in eine Welt sog. Fortschritts, wo mit
Fremdenverkehr und Bergbau die frühere Ordnung untergeht. Am Ende flüchtet er
in den Wahnsinn und man findet ihn eines Tages alleine tot im Gebirge.
Höhepunkt der Handlungsstränge sind Geschehnisse um das Lurhöhlendrama, das
am Ende doch gut ausgeht. Keiner stirbt, alle werden gerettet, nur Sachschaden,
der am Ende auch noch ziemlich unerwarteterweise durch eine reichliche
Geldzahlung kompensiert wird.
Noch an anderen Stellen in dem Text kommen Höhlen in mehr oder weniger klarer
Form vor:
1) Das Gnadenkirchlein zum Heiligen Wasser / Es liegt in einer Bergschlucht
und ist nur schwierig erreichbar. Ganz wild sei die Gegend dort, grauenhaft sei
es zwischen den Wänden, und schwindlig dürfe man nicht sein, "wann man
auf den Gemssteigen fürbaß kommen wolle". Ein gewaltiger Wasserfall komme
herunter. Auf dem Steingrund sei Platz für etwa 100 Menschen, und dort,
"fest an die Felswand gebaut, steht auch das Kirchlein...Seitab in die
Felskluft gezwängt ist eine Hütte aus ungefügten Baumstämmen und Rinden
gebaut und mit Reisig überdeckt" - eine Art Höhlenbehausung also. Nicht
genug er unheimlichen Schilderung: "Darunter hin die Abgründe, weiß Gott
wie tief, sie sind verdeckt mit Hasel- und Erlbüschen, die im Gehänge
wuchern." (Licht 72). Gibt es einen Ort, der Vorbild für diese Schilderung
gewesen ist?
Der Ort hat eine spezielle spirituelle Qualität: Die Menschen kommen hierher
zum Beichten ihrer "allergeheimsten Sünden", "nur Gott hört's
allein". Dazu passen dann auch die Geistlichen, die dort die Beichten
hören können und dann die Beichtenden "von jeder Sünde lossprechen
können". Wahrlich ein besonderer Ort, wobei das Wasser aus einer Schlucht
kommt, die "sich weiter oben fast zu einer Höhle verengt" (Licht 72).
2) Eines Tages kommen "zwei fremde Herren mit Rucksack und langen Stecken" an und wollen am nächsten Tag in die "Hohe Rauh" wandern. Sie suchen dazu einen "Sachenträger und Führer" und finden in ihn dann auch in Gestalt vom "Rupert". Nach ihrer Rückkunft erzählen sie was passiert ist, und da heißt es dann: "In der ersten Nacht in einem Steinloch übernachtet", man hat also eine Höhle als Unterkunftsort verwendet, "alle drei wie ein enziges Fatschenkindl zusammengewickelt in große Wolltücher". Die Herren hätten dann auch in das Lurloch gehen wollen, aber da habe sich der Führer energischt geweigert, "Nicht ums ganz Alpenzellerstift, daß er mitkrieche!". (Licht 95)
3) Zweimal kommen im Text die "Wurmlucken" vor:
einmal bei der Auffahrt mit einem Fuhrwerk ins Torwaldtal und später, zu Fuß
auf dem Rückweg von einer wichtigen Mission. Meisterhaft dramatisch schildert
Rosegger die Fahrt: "Der Karren fuhr gerade auf eine senkrechte klüftige
Wand los. Der Lenker "zündete einer Laterne an", obwohl es erst eine
Stunde nach Mittag war, und "führte die Ochsen an den Hörnern und gerade
auf die Wand zu". Erst jetzt erfährt der Leser, wie es weitergeht:
"Diese tat sich zwischen Buschwerk sachte in Klüften auseinander, und
jetzt war da ein höhlenartiges Loch da". Eine unterirdische Reise begann,
zehn Minuten lang. Bergwärts, niederwärts, geradeaus, durch "hallenartige
Höhlungen", dann durch "enge Hälse, daß meine Achsel ans Gestein
streifte". Vom Licht erfahren wir, daß es "ganz gespensterhaft zuckte
an den schwarzen rissigen Wänden". Mit dem Austreten aus den Wurmlucken
war das weite Hochtal erreicht, das sich schon als Winterlandschaft zeigte.
"Nach dem finsteren Höhlenpfad dieses freie, weite, lichte
Landschaft!" So spricht ein Liebhaber der Welt draußen, kein
Höhlenliebhaber!
Die zweite Begegnung mit den Wurmlucken macht der Pfarrer nicht alleine. Der
Heissel-Peter gesellt sich zu ihm, um ihm "die Laterne zu tragen durch die
Wurmlucken", ein junger Mann mit einem schlechten Ruf als Dieb. Er sei
gerade auf dem Weg nach Oberchuttbach, um dort seine Schulden zu bezahlen. Das
beruhigt den Pfarrer und sie gehen zusammen ins Loch. Der Heissel-Peter spielt
den Fremdenführer: Ein Lindwurm habe einstmals dort gehaust, in der
Franzosenzeit seien die Lucken sogar vermauert gewesen, so auch in der
Türkenzeit. Plötzlich zeigt der Heissel-Peter sein wahres Gesicht und sagt:
"'s Geld will ich haben!", will das Geld, das dem Kauf einer neuen
Orgel dienen soll, und das der Pfarrer bei sich hat. Es kommt zum Handgemenge,
der Zorn des Pfarrers "ist ein starker Kamerad", und läßt ihn zum
"alten Wolf" werden, der am Ende auf der Brust des Bösewichts kniet
und ihm die Hände mit dem Hosenband zusammenbindet. Der Böeswicht bekommt
klappernde Zähne, wimmert, erfindet Ausflüchte, macht Versprechungen, bringt
echte Argumente, warum das "Einsperren und gar nimmer rauslassen" auch
keine wirkliche Lösung ist: "Weil man drinnen so viel verdorben
wird". Es kommt zur sanften Lösung: Gegen Ablegung eines Eids, "von
jetzt an brav zu sein" und dem Versprechen "fleißig beten zu
wollen", verzichtet er auf die weitere strafrechtliche Verfolgung. Der
Pfarrer läßt den Bösewicht gefesselt zurück "Ihn frei zu machen, so
groß ist mein Vertrauen doch nicht gewesen." Der Pfarrer eilt nach
draußen, und freut sich: "Das Geld ist noch da. Das Leben ist auch noch
da, mich wundert es fast." (Licht 22 und 123f.) Als der Pfarrer in
Begleitung anderer Dorfbewohner zurückkehrt, ist der Heissel-Peter nicht mehr
da, aber gleich geht das Verbrechenbegehen weiter: Eine Sau fehlt in einem
Stall.
4) Der Pfarrer wird zum Hirtner auf der Selchwiese gerufen und gerät auf dem Weg dorthin in ein starkes Gewitter. "Die Blitze flackern matt durch den dichten Nebel und die Donner röcheln schwer und dumpf." In dieser Situation rettet die kleine Gruppe eine "alte Tanne" auf der Schütterhöhe, schon von weitem sichtbar weil sie über "das Zwergholz aufragt", "wie ein spitzer Turm in den Himmel hinein". Innen ist sie hohl und hat Raum für drei Personen. Das mitgetragenen "Heiligtum" wird auf den Moder innen gestellt, die Laterne wird dazu gestellt, man kniet davor nieder. Durch eine Öffnung im Baum ist ein Blick ins Freie möglich, "wo jetzt der Tanz losgeht. Die starren Bäume dröhnen und pfeifen ganz betäubend im Sturm, die Schloßen sausen in kreuz und krumm durcheinander.....die Wasser wälzen ganze Hagelhaufen vor sich her. Ein tosender Wasserfall von den Wipfeln. Ein paarmal blendet der Blitz, ein paarmal schwankt unser Tannenbaum vor dem Donner.." Eine halbe Stunde dauert es, dann ist es wieder möglich hinauszutreten "auf den knisternden Hagel der stellenweise fußtief liegt. Auf einmal bekommen sie etwas von der nächsten Gefährdung mit: "Der Baum brennt." Der Wipfel des Baums, in "dessen Höhlung wir Schutz gefunden", stand im Feuer. Der jüngste der Gruppe, drückt seinen "frommgläubige Dankbarkeit" in Form eines Kniefalls aus, "die beiden Hände gegen das Allerheiligste hebend und hell wie in Verzückung rufend: "Christi Herrgott! Du bist wohl brav, daß du uns nicht hast erschlagen lassen." (Licht 187)
5) Der Eingang zur "Laudamushöhle" liegt, "wenn
man von der hinteren Eising, wo die letzten Bauerngütlein stehen, hinaufsteigt
gegen die Hohe Rauh hinter dem ersten Wall". Der Name soll von "Te
Deum laudamus" kommen, dem Spruch, den angeblich jeder ausstößt, der aus
Neugierde hineingekrochen und glücklich wieder herausgekommen sei - vor lauter
Dankbarkeit.
Es dreht sich um den oberen Teil des Lurhöhlensystems bei Semriach, der immer
schon bekannt war. Schließlich verschwindet dort in einer großen Schwinde
normalerweise ein Bach, die Hochwasser ein Fluß im Berg, dort wo "ein
Wasser..krachend in den schwarzen Rachen..stürzt" - und kommt einige
Kilometer weiter bei Peggau wieder zum Vorschein im Murtal. Angeblich wußte man
um diesen Zusammenhang zu Roseggers Zeiten noch nicht. Da heißt es nur:
"Die Stelle, wo es wieder aus dem Berg hinausfließt, weiß kein Mensch;
man sagt, viele Stunden weiter auf der anderen Seite des Gebirges." (Licht
107). In der Geschichte heißt es immer wieder, man wisse nicht, was in Innern
des Berges los sei, dabei erzählt uns Rosegger selber Geschichten von Leuten,
die "drinnen" waren. Man habe sich durch einen Spalten hineinwinden
können und sei so zu Hallen gelangt, in welche die "Kirche von Sankt Maria
mitsamt ihrem Berg Platz gehabt hätte" oder von einem "Hirtner",
der auf der Suche nach seiner Ziege in den Berg gestiegen sei. Er habe sie
gefunden, "versteinert", und sei froh gewesen, "mit eigenem Leibe
wieder heil herauszukommen ins liebe Licht Gottes". Im gleichen Stil
weiter: "Ihr Christenleut, es ist schauderhaft."
Hier zeigt sich die starke negative Einstellung gegenüber dem Eindringen in die
Höhlen. Wenn da einer reingeht, dann tat er das aus "Neugier", aus
dem Wunsch heraus, den großen Schatz zu heben, der drinnen von Höllenhunden
bewacht sei, oder halt auf der Suche nach seiner verschwundenen Geiß. Rosegger
beschreibt ja die Umbruchssituation der Zeit, wo die alte Ordnung vergeht, sich
auflöst, zerbricht und neue Erscheinung auftreten, z.B. Touristen. Denen
"seien auswendig die Berge nicht mehr seltsam, sie kriechen ins
Innere." Die Gipfel seien alle erstbestiegen und "man kann keinen
neuen Namen mehr aufspießen". Nun sind die Höhlen dran: "In diesen
kann sich der mutige Entdecker verewigen." Ziemlich bissig geht Rosegger
mit diesen Menschen um. Er nennt einen von ihnen "Krötel", und der
wolle als "Schlammkriecher unsterblich werden". Wenn dann "so
einer" dann im Loch versteinert würde, dann habe der doch gleich ein
"Denkmal".
Zum großen Ereignis kommt es, nachdem eine Gruppe von
Höhlenforschern bei offenbar schlechtem Wetter in die Höhle steigt und
eingeschlossen wird. Man findet draußen von ihnen nur noch einen Rucksack,
einen Bergstock und "Spuren, daß sie hinein sind" Der Kommentar des
Erzählers: "Eine gewissenlose Waghalsigkeit". Der Bach steigt immer
mehr, verschließt wohl den Zugang zu den inneren Teilen. Es gibt zwar jemand,
der sich im Berg auskennt, ein Holzknecht, der sagt, daß den Eingeschlossenen
"nicht viel geschehen könne, wenn sie trockene Stellen
erreichen".
Warum also einfach nicht warten, bis das Unwetter vorbei ist? Diesem kühlen
Kalkül scheinen einige nicht folgen zu wollen, auch nicht der Pfarrer:
"Die Möglichkeit der Rettung verpflichtet uns noch mehr, zwingt uns
geradezu, die denkbarsten Anstrengungen zu machen." Man schafft Leute und
Werkzeug heran, nichtzuletzt Sprengstoff, und beginnt mit dem Werk
"lebendig begrabene Menschen" wieder frei zu bekommen. Ein Almer
frägt ganz unschuldig, wer ihn denn verlöhnen wolle und wird von den anderen
nur ausgelacht. Gotteslohn statt bare Münzen.
Ein Schmied hat eine prima Idee: Er läßt ein Fäßchen mit Lebensmitteln und
Kerzen einem Seil in die Höhle hinein. Das Seil reißt, das Fäßchen treibt
trotzdem hinein und wird gefunden von den Eingeschlossenen, die eigentlich nicht
weit entfernt von der Stelle von der anderen Seite her versuchen wieder
hinauszukommen.
Die Bemühungen der Retter sind massiv, "die 'Sprengschüsse knallen Tag
und Nacht. Die Männer arbeiten im Wasser, in den Tiefungen wie die
Helden." Die einzige sinnvolle Idee ist, "das Wasser
abzusperren". Das ist die menschliche Seite des Geschehens. Man könnte ja
auch sagen, es sollte aufhören zu regnen. Dafür wäre die "Natur"
verantwortlich, christlich formuliert, "Gott". Warum nur schickt er
soviel Regen herunter? Auf der menschlichen Seite entwickelt sich die Idee,
einen schmalen Bergwall zu durchbrechen, damit das Wasser anderes abläuft,
bloß, damit würde das Haus vom Hies im Grund zerstört. Der ist zuerst einmal
nicht einverstanden und sagt: "Wie komm ich dazu, wegen der Dummheit
fremder Leute mein Hab und Gut zu verlieren? Was haben die denn zu suchen gehabt
im Loch, die Toren?" Andere stimmen dem Bauern zu, die Meinungen gehen
auseinander.
Immer wieder entwickeln Menschen unterschiedliche Ideen, wie den
Eingeschlossenen im Berg zu helfen ist, und kommen damit durch oder auch nicht.
Der "Teichgräber" kommt mit der Idee, sich in einer Kuhhaut einnähen
zu lassen, also eine Art Taucheranzug zu entwickeln, und zusammen mit
Lebensmitteln und sich hineinschwemmen zu lassen, von einem starken Seil
gesichert. Die anwesenden Gendarmen erfahren davon und verbieten den Versuch.
"Sieben Tote seien besser als acht." Kein zusätzliches Risiko
eingehen!
Roseggers Ideen im "Ewigen Licht" kreisen immer um die
Lichtmetapher: "Wenn sie nur Licht hätten!" An anderer Stelle:
"Vier Tage sind eine Ewigkeit in der Höhle, ohne Trost, ohne Licht! Ohne
Licht! Wer das ausdenkt!" Gegen Schluß: "Und wenn einer noch unter
ihnen ist, der ein Fünklein Seele bewahrt hat, mit welchen Gefühlen wird er
sein Auge aufschlagen zum ewigen Licht!...verklärt zu einem Heiligen wird er
geworden sein in der neuntägigen Grabesnacht!" Alles kreist um Tod,
Sterben, Grab und die Wiederauferstehung! Und, so meint die
Literaturwissenschaftlerin Eva Philipoff, "das ewige Licht ich nicht der
Glaube, sondern die Liebe." (Philipoff 158)
Wie anders wurde das "Licht" von den Höhlenforschern erlebt!
"Unsere Fackeln haben Regenbogenränder bekommen, wie Heiligenschein",
als sie am Rande eines Abgrunds stehen, in den das Wasser hinabfuhr. Als ihnen
klar wird, daß sie die Höhle wegen eingeklemmten Astwerks und zu viel Wasser
nicht mehr verlassen können, suchen sie sich eine trockene Stelle, wo sie
abwarten, sich zusammensetzen, "Kerzen an die Wand gesteckt". Sie
rationieren Nahrung und Lichtvorrat, "haben Kerzen gespart und sind viel im
Finstern gesessen". Am neunten Tag ist nur noch "ein einziges
Stumpfel" übrig. "Zünden wir's an, damit sie Licht sehen, wenn sie
kommen." Lauter sehr bodenständige Verhaltensweisen, nichts
Esoterisch-Religiöses, von denen wurde wohl kein "heiliges
Aufleuchten des ewigen Lichts" gesehen.
Die Eingeschlossenen versuchen von innen die sperrende Verklemmung im Bachlauf zu öffnen, vergeblich. Das Wasser ist noch zu stark. Dann stoppt plötzlich das Wasser. Die Retter sind da. Auf die Frage, wie es den Höhlenforschern gehe, antwortet einer: "Hoi, ho, uns geht's gut!" Die Geretteten "schritten schweigsam aus der Höhle und schauten verwundert um sich, was denn die vielen Menschen da zu bedeuten hätten". Sie bedanken sich bei den Leuten draußen, allerdings ergänzt mit dem Satz: "Mit der Zeit hätten wir uns wohl auch allein herausgearbeitet." Stellt das die ganzen Rettungsbemühungen, den Hype drumherum, nicht ein zweifelhaftes Licht? Da wurden lauter höchst hilfsbedürftige Rückkehrer erwartet, denen man zum Beispiel laue Milch einzuflößen gedachte - und dann "zogen sie Wein und Branntwein" vor. Keinem fiel es ein, "auf's Knie niederzusinken und ein Dankgebet zum Himmel tun", keiner ging in den Pfarrhof in die vorbereiteten Betten, um sich dort auszuruhn, sondern sie zogen lieber gemeinsam ins Wirthaus, wo sie dann ihre Geschichten öffentlich erzählten und die Leute dafür ihrer Wein bezahlten.
Am Ende reisen die "Auferstandnen" wieder ab bis auf
einen, der kleine Kommis. Der ist krank, fiebert, und zeigt dann das Verhalten,
das der Pfarrer eigentlich von allen erwartet hatte: den heißen Dank für die
überstandenen Todesangst, zurückgehalten nach des Pfarrers Meinung von Trotz,
Schamgefühl oder "irgendeinem Grund". Er zeigt sich, in dem sich der
junge Mann an die Brust des Pfarrers drückt, sich ausweint und seine Hand
hält, drückt und hundertmal küßt. Der reagiert mit einem "Gott segne
dich, mein Sohn. Gott segne dich!"
Ein kleines Happyend ist noch eingebaut in das Ewige Licht. Der Hies im Grund,
der bei den Rettungsmaßnahmen seinen Besitz verloren hatte, und der keinerlei
Chance auf Kompensation gesehen hatte, bekommt eines Tages 3.000 Gulden
übertragen - von den kleinen Kommis, einem Sozialdemokraten, der später Glück
im Leben hatte und wohl einiges an Geld verdient hat. Die Szene endet ziemlich
tragisch und konfus. Der Hies braucht zwei Zeugen für die Übergabe, die
wollen, daß er teilt, der will alles für sich, es beginnt eine Rauferei, er
flieht durch die Hintertür, teilt mit keinem mehr.
Durch
In der Erzählung geht es um einen Eisstollen im Gebirge. Durchquert man ihn, gibt es nur ein vorwärts, kein zurück. Anton, der Gemsenjäger, bringt einen Touristen durch diese schmale Öffnung im Eis und wird dabei veranlaßt, von seinem eigenen Leben zu berichten. "Es braucht was, bis der Mensch durchkommt, es braucht was", ist sein Fazit (Philipoff 234).
Die Sennerin und ihre Freunde
Das Grottenerlebnis in der Geschichte soll dem Sennermädchen die Achtung und Treue ihres Zukünftigen sichern (Philipoff 235).
Der Gottsucher
"Der Dichter hat die "Rabenkirche" in die Handlung des
Buches eingebaut und die Sage als einen Zierrat mitverwoben."
(Hofmann-Montanus, Welt ohne Licht, S. 178)
Im September 2020 fuhr ich zurück aus dem Mittelsteirischen Karst in Richtung Mariazelll. Da sah ich ein Schild am Straßenrand: "Geburtshaus Peter Rosegger". Vor langer Zeit hatte ich schon an dem Thema "Rosegger und Höhle" gearbeitet und es dann für spätere Zeiten zurückgelegt. Aber da war plötzlich eine Gelegenheit, ein wenig mehr über diesen Schriftsteller zu erfahren! Ich setzte den Blinker und fuhr ab nach links.
An einem großen Parkplatz muß man sein Fahrzeug zurücklassen und da zu Fuß weitergehen. Es war Montag und ausgerechnet an diesem Tage hat das Museum im Geburtshaus geschlossen. Kein Wunder, daß ich alleine war. Es geht steil bergan und wohl nicht zufällig ist an jeder Biegung der geschotterten Straße ein Bänkchen zum Hinsetzen. Es sind einige hundert Höhenmeter, die man hinaufmuß, ehe dann man den Wald verlassen kann und auf einer weiten Wiese das Gehöft mit den Gebäuden erblicken kann. Das Wirtshaus hatte natürlich auch zu, nur ein kleiner SUV stand nahebei.
Eine herrliche Ruhe herrschte natürlich nun hier, strahlender Sonnenschein, klarste Luft und deshalb beste Fernsicht. Langsam schlenderte ich auf dem Zickzackweg hinunter zum Haupthaus. Ein kleines Hündchen bellte mich frech an, die Tür stand offen, heraus drangen Staubsaugergeräusche. Ich war also doch nicht alleine. Eine junge Frau machte im Innern sauber. Zumindest ein sehr beschränkter Blick ins Innere des Holzhauses war nun möglich, auch wenn man die Türschwelle nicht überschritt. Kein Mief drang aus den alten Zimmern mit den Holzmöbeln. Hier war man wirklich auf sich gestellt, wenn man hier lebte. Der nächste Nachbar ist "meilenweit" entfernt. Ein isoliertes, karges Leben ist hier nur möglich. Und doch haben sie lange dort ausgehalten. Mit wenig Licht: noch immer wird der Kienspanhalter gezeigt, der die einzige Beleuchtungsquelle im Haus gewesen ist.
Ich war schon fast im Tale, als mir eine nächste Gruppe von Leuten entgegenkam. Offenbar ist der Ort beliebt.
Literatur:
Benischke, Ralf, Kusch, Heinrich, Wagner, Thomas | Mittelsteirischer Karst, in: Spötl, C., Plan, L., E. Christian (Hrsg.), Höhlen und Karst in Österreich. - Linz 2016 (Oberösterreichisches Landesmuseum): 701-718 |
Hofmann, Montanus, Hans, Petritsch, Ernst Felix | Die Welt ohne Licht, Regensburg 1952 |
Philippoff, Eva | Peter Rosegger - Dichter der verlorenen Scholle, Styria, Graz Wien Köln 1993 |
Pfarr, Theo | Höhlen in der Literatur, in: Spötl, C., Plan, L., E. Christian (Hrsg.), Höhlen und Karst in Österreich. - Linz 2016 (Oberösterreichisches Landesmuseum): |
Rosegger, Peter | Das Ewige Licht, Staackmann, München ohne Jahresangabe |
Links:
https://www.museum-joanneum.at/peter-rosegger/kluppeneggerhof
https://www.joglland-waldheimat.at/ausflugsziele/kultur/peter-rosegger-geburtshaus/
Schriftsteller und ihre Werke mit Höhlenbezug
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