Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
HÖREPSY 2002
Für meinen Bericht über unser 2001er Treffen in
Gößweinstein, an das ich nur noch nostalgisch verklärt
zurückdenken kann, bin ich schon hart kritisiert worden. Ich
hätte mich "unqualifiziert" geäußert, hätte
Gedanken ins Internet gesetzt, die, in fremde Sprachen
übersetzt, den gemeinten Autor des Vortrags in eine ganz
komische Ecke gedrängt hätten.
So etwas hat nicht nur theoretisches Gewicht, sondern auch ganz
praktische Konsequenzen. Menschen regen sich drüber auf, deren
Gesundheit verändert sich, deren Blutdruck geht rauf oder runter,
sie suchen sich vielleicht neue Hobbies oder Aktionsfelder,
ignorieren bestimmte Menschen in Zukunft, fahren mit oder nicht
zu den Brennpunkten des nächsten HÖREPSYKu (eine
Konzession an Sophie Hochrein, die ursprüngliche Mentorin von
HÖREPSY2002 in Schweina).
Trotz aller Internetberichte, auch das zweite Treffen unserer nun seit 13 Jahren bestehenden Arbeitsgemeinschaft war gut besucht und ein Erfolg. Ein paar "cornerstones" der Vergangenheit waren diesmal nicht dabei, aber neue Gesichter sind aufgetaucht und haben neue sehr positive Akzente gesetzt. Unter diesem Dach haben viele Platz und so haben sich auch diesmal ganz unterschiedliche Vorstellungen verwirklicht oder auch nicht.
Daß es nach Thüringen zur Altensteiner Höhle ging, das hatte in der Person von Sophie Hochrein seinen Grund. Die war in Gößweinstein plötzlich aufgetaucht, hatte ihre außergewöhnlichen Kunstwerke mitgebracht und präsentiert, und bei der Entscheidung, wo es nächstes Jahr hingehen sollte, durch ihre Aussagen über die Verfügbarkeit der Altensteiner Höhle so manchen bei der Abstimmung begeistert. Große Pläne wurden geschmiedet, mehrere Planungstreffen fanden statt, und dann der Hammer, die große Enttäuschung, die Höhle stand auf einmal nicht mehr für ein großes Kunstprojekt zur Verfügung, sondern wurde für eine Konzertveranstaltung gebraucht (ein Oldtimertreffen mit lauter Jaguars) und die ganze schöne "Höhlenkunst" ging mit einem Schlag baden.
Einige Unentwegte wollten sich doch noch nicht ganz geschlagen geben und planten Neues. Ein Raum in der Gemeindebücherei von Bad Salzungen, der uns freundlicherweise für ein paar Tage überlassen wurde, sollte "kunstmäßig" umgestaltet werden, das KUKUBUS-Projekt wurde aus der Taufe gehoben und von einigen höchst engagierten HÖREPSY-Teilnehmern in ausdauernder Arbeit realisiert.
Irgendwann stieß ich dazu, denn ich hatte am Freitag morgen noch zu arbeiten und konnte erst hinterher dorthin fahren. Andere hatten sich Urlaub nehmen können und waren schon längere Zeit in Schweina und Umgebung gewesen, hatten Höhlenexkursionen (z.B. zum Großen Wartberg) gemacht und die Installation aufgebaut.
Ich hatte einfach Hunger, als ich ankam, und keine Ahnung, wo das Ganze denn stattfinden sollte. Ich ging erst in den Ratskeller von Bad Salzungen und entdeckte an einem Tisch zuerst einmal Sophie Hochrein. So ein Zufall. Es waren noch zwei weitere HÖREPSYler da, und so bekam ich erste Nachrichten vom aktuellen Stand der Ereignisse. Da war wohl schon ein bißchen Sand ins Getriebe gekommen, waren Vorträge ein bißchen anders gelaufen als geplant oder ganz ausgefallen. Die Resonanz auf den KULTKUBUS war auch "verhalten". Naja.
Um 7 Uhr abends sollte der offizielle Abendteil in der Bücherei von Bad Salzungen beginnen. Einem Teil der HÖREPSYler ist es ja besonders wichtig, an die "Öffentlichkeit" zu gehen und sie hatten sich viel viel Mühe gegeben. Der Abend in der Bücherei war öffentlich, und es kamen tatsächlich ein paar Besucher von draußen.
Überall Autos. Da war was los.
Zuerstmal fiel mir auf, daß da ein Haus war, aus dem laute Musik
drang. Rock oder so etwas. Und da war ein Haus rechts davon, da
stand ganz hinten eine Holzkonstruktion, auf der ein Hinweis auf
den KULTKUBUS war.
Wenn ich es nicht gewußt hätte, ich wäre ehrlich nie drauf
gekommen, daß da was stattfinden sollte, das mit
"Höhle" irgendwas zu tun hätte sollen. Da mußte man
schon hart gesottener "Insider" sein.
Der Eingang erinnerte mich an eine Geschichte von G.K.Chesterton,
wo es heißt: "The tent had an opening like a black cavern,
and all was fittingly silent within." Das paßte, bis auf
die "silence", denn da war keine. Ich hatte den
schwarzen Vorhang gehoben, da war bereits rechts von mir eine
Gruppe von Leuten, ein Büchertisch mit den Publikationen von
HÖREPSY, ein gläserner Schaukasten mit mit weißer Farbe
vollgespritzten Steinen, nochmal ein schwarzer Vorhang, dann ein
viereckiger Raum. Überall schwarzer Stoff an den Wänden. War
ich in einer Aussegnungshalle, einem Kohlebergwerk? Gerahmte
Kunst, Fotos an den Wänden, ein Mobile, Teppichboden,
Stahlrohrstühle, viele Menschen, eine Projektionsleinwand,
Lochsteine in einer Reihe angeordnet, das Buch "Kulthöhlen
in Europa" dekorativ auf einem Tisch drapiert, zwei riesige
Handabklatsche auf schwarzem Stoff an den Wänden, Julia, die
Tochter der Hofmanns, irgendwo dazwischen. Wo war ich momentan?
Es klärte sich. Peter hielt eine
Begrüßungsansprache, Hänsel versuchte eloquent uns für den KULTKUBUS zu begeistern, Heinrich
brachte dann echte und handfeste HÖREPSY-Substanz in den Raum.
"Kulthöhlen in Europa" war sein Thema, seit vielen
Jahren von uns schon intensiv untersucht, hat er jetzt zusammen
mit seiner Frau Ingrid nun auch medienwirksam und wohl auch
"pekuniär" etwas abwerfend auf den Markt gebracht.
Hier wurde etwas angestoßen, was vollkommen unabsehbare
Konsequenzen für unser Arbeitsgebiet haben wird. Aber die beiden
sind so von dem tiefen Erlebnis "Höhle" geprägte
Menschen, daß sie ruhig als "Flaggschiffe" neue
"Horizonte" erschließen sollen.
Nach dem Vortrag fand etwas statt, was in seiner Bedeutung
überall überhaupt nicht zu unterschätzen ist, nämlich eine
Pause. Und da gab es "umsonst", auf Kosten der
offiziellen Teilnehmer von HÖREPSY, ein kleines Buffet, sorgsam
vorbereitet von der "Hinterfrau (mann?) schaft". Sogar
"Kleinkinderarbeit" war da zu beobachten, ein besonders
schwieriges Problem. Es sollte ja auch Zeit sein, um den KULTKUBUS auf uns wirken zu lassen.
Besonders stark war die Wirkung der in der ursprünglichen
Planung gar nicht vorgesehenen Lochsteinsammmlung von Jasmin
Thesen. Kein Text verkündete sie mit raunenden Worten, wie bei
den anderen Stationen "Das Dunkel der Farbe" oder
"Das Dunkel im Detail". Jasmin hatte einfach in der
Normandie Steine gesammelt und mitgebracht. Außerdem machte sie
einfach das Angebot, daß sich jeder einen Lochstein mitnehmen
könne, und spontan machte so mancher davon Gebrauch, wunderbar.
Ich habe meine Lochsteine schon zuhause, aber andere steckten sie
sich sogar an den Finger und schwenkten sie öffentlich herum. So
kam wenigstens ein bißchen mehr Bewegung in den Raum.
Ein absolutes Highlight des Abends war die Diaschau von Pali
Berg: "Höhlentraum". Da hat einer, der viel
persönliche Höhlenerfahrung hat, ein paar seiner ambivalenten
Gedanken und Gefühle in Bezug auf die unterirdische Welt in
sichtbare Form gebracht. Seine Aufforderung, jetzt mehr mit dem
Bauch als mit dem Kopf dem Ganzen entgegenzutreten, das war
einfach eine wohltuende Stellungnahme im Vergleich zu so manchem
Vertreter der männlichen Spezies, der es sich zur persönlichen
Angelegenheit gemacht hatte, hier vielleicht "von einem
Wissenschaftler nicht mehr ernst genommen zu werden",
vielleicht "lacht" der sogar nur über einen. Ich kenne
da solche Exemplare. Pali war Höhlenforscher pur, wenn auch
schon nicht mehr in vorderster Front in der Höhlenforschung,
aber durchtränkt von Höhlenerfahrung. Ich würde mir wünschen,
da kämen noch mehr von der Sorte, dann hätten wir schnell ein
völlig neues Klima, profunden Austausch und neue wichtige
"point of views". Ganz spät zeigte er uns noch eine
kurze Diaschau, nicht höhlenbezogen, eben
"palibezogen", aber höchst unterhaltsam und spannend.
Das "Publikum" hatte sich längst verabschiedet, der harte Kern war noch übrig. Es zog alle zurück zur mir noch völlig unbekannten Hauptunterkunft, dem "Haus Walburga".
Wie ist es zu kennzeichnen? Up-to-date ist es sicherlich nicht. Irgendwie ist die Zeit dort eingefroren. "Bürgerlich", sehr "bürgerlich" ist es dort. "DDRmäßig?". Ich weiß es nicht. Kleinräumig, überall üppiger Teppichboden, hölzerne Stühle, mittelalte Sofas, brüllende Hirsche an den Wänden, sogar einen beheizten Swimmingpool gab es mit ausführlicher Badeordnung, z.B. sollte man noch immer mit Badekappen nur ins frische Wasser steigen (das ist für mich schon immer ein entscheidender Knackpunkt gewesen - wo leben wir denn eigentlich! Ist nun der Kunde König oder Untertan? Ich denke da zurück an die schlimmen Zeiten im "Westen", wo man uns diese angebliche "Freiheit" aus dem "Grundgesetz" verkaufte, aber im Müllerschen Volksbad noch die "Badekappen" zur "Pflicht" gemacht hatte.) Aber wer sich im Glashaus aufhält, der werfe den ersten Stein. Oder? Und ein Glashaus außerhalb gab es dort, das wurde dann unser nächtlicher Treffpunkt. Gemütlich? Stilvoll? Passend? Eher nicht. Aber Menschen, die mit "Höhlen" zurechtkommen, für die ist so etwas eher nur ein "Klacks", für die meisten jedenfalls.
Ein richtiger Lichtblick waren die Gemälde von Jasmin Thesen und ihrer Mutter, die mangels anderer Hängungsmöglichkeiten an den Fensterscheiben einen Platz gefunden hatten. Die Getränke hatten wir uns selber besorgt, ein paar Happen gab es auch noch, so konnte man es gut aushalten. Eine Stunde nach Mitternacht gingen die letzten HÖREPSYler in ihre Schlafkojen.
Ab 8 Uhr gab es Frühstück. Der
Pool war aber schon früher geöffnet. Zum Schwimmen, wenn man
wollte. Der Blick durch die Glasscheiben zeigte eine mit Wolken
verhangene Landschaft, hügelig, sehr grün, mit kleinen
Häuschen mit lauter frischen roten Dächern, Thüringen. Wer es
wußte, der sah genau gegenüber die Umgebung der Altensteiner
Höhle, unserem Hauptobjekt am Samstag.
Erst gab es einen Vortrag von Sophie Hochrein, den sie Tage zuvor
hatte ausfallen lassen (müssen), weil zu wenige Zeit nur noch
zur Verfügung stand. Es ging um eine Sache, die ihr inzwischen
sehr wichtig geworden ist, die unterirdischen Objekte im
"Jonastal", nicht im "Josefstal", wie im
Programm ausgedruckt. Im Dritten Reich war hier eines der
geheimsten, größten und grausamsten Projekte am Werden, mancher
vermutet gar, hier sollte einmal die deutsche Atombombe gebaut
werden. Es muß ein unheimlicher Ort sein, aber auch einer, wo
das "Buch der Erde" in den Fossilien oft offen zu Tage
tritt. Sophie wollte nachmittags eine Exkursion dorthin führen,
was in Konflikt kam mit dem "offiziellen" Programm, das
eine Wanderung durch den Schloßpark von Altenstein vorsah.
Anschließend gab es ein echtes Schmankerl. Rainer Fohlert, ein
junger Geologe, erzählte uns etwas von der Altensteiner Höhle
und ging dabei besonders auf die Fossilien ein, die das Gestein
der Höhle bilden. Was eigentlich ein ganz trockenes Thema sein
hätte können, wurde durch seinen Vortrag zu einer ganz
spannenden Angelegenheit. Mit klaren, kompetenten Worten führte
er uns durch die Jahrmillionen und zeigte uns auf sehr
verständliche Weise, wie das entstanden ist, was wir heute, wenn
wir genau hinschauen, sehen. Selten gebrauchte Worte schwebten da
plötzlich im Raum, ausgesprochen einmal, sonst immer nur
gelesen: Crinoiden, Brachiopoden, Perm, Trias... Eine
unglaubliche Vielfalt tat sich da auf, formmäßig und
sprachmäßig. Und am Ende dann der Höhepunkt: Versteinerungen,
für die man noch gar keine Bezeichnungen hatte, vielleicht
Neufunde, bislang noch nirgends auf dieser Erde gesichtet, nicht
unbedingt dazu zwingend, die ganze von den Menschen bislang
geschriebene Erdgeschichte wieder umzuwerfen, aber immerhin
bislang wohl übersehen, nie vor die Augen eines Fachmanns
gekommen. Das machte neugierig, nun selber den Fels zu sehen, der
diese Wunder birgt, die man als normaler Höhlenbesucher
überhaupt nicht wahrnimmt.
Gegen Mittag zog der Tross hinüber zum Höhlenberg. Einsam lag
der Parkplatz da, außer uns wollte gerade keiner die Höhle
besuchen, trotzdem hatten wir alle unseren Parkobolus zu
entrichten. Peter organisierte unseren Zugang und schon waren wir
drinnen. Wir bekamen eine ganz ausführliche Führung durch die
Altensteiner Höhle durch Rainer Fohlert, der uns auch auf die
vollkommen unauffälligen geologischen Besonderheiten hinweisen
konnte, die man normalerweise übersieht. Sofort blickten die
"Kenner" natürlich auch auf den Boden und suchten nach
den "Rippelmarken". Überall waren sie am Boden, wobei
dann ein paar Stellen wirklich hervorstachen, weil sie dort ganz
konzentriert auftraten. Im Konzertsaal überlegten wir uns, ob
nachmittags an der angebotenen Konzertveranstaltung teilnehmen
wollten oder nicht. Die Atmosphäre war allerdings so, daß wir
davon lieber absahen.
Irgendwann kamen ganze Busladungen voller Touristen, die sich in die Höhle ergossen und den Verwalter zu der besorgten Frage an mich veranlassten, wann denn endlich die Gruppe der Höhlenforscher wieder herauskommen würde, weil es mit dem Platz in der Höhle dann wohl langsam knapp werden würde. Sie kamen und wir fuhren hinauf zum Schloß. Dort gibt es ein Speiserestaurant und dort taten wir etwas für unseren Magen. Der Schick der 70er Jahre ist hier konserviert. In einem großen Saal mit verschiedenen Sitzgruppen ist für viele Platz. Geburtstagsfeiern, Wandergruppen, Bustouristen und HÖREPSYler. Leider konnte uns die Thüringer Küchenkünste nicht sehr begeistern. Viele schmeckte einfach zu pampig oder versalzen. Jedenfalls waren die Bedienungen sehr freundlich.
Der Nachmittagsspaziergang war eine schöne
Abrundung des Tages. Ein Oldtimertreffen fand auf dem Gelände
des Schlosses gleichzeitig statt, so daß wir uns anfangs nur im
Umkreis von alten Jaguars, Daimlers und anderen blechernen
Schaustücken bewegten. Auch die haben ihre Folklore. Gemächlich
durchmaßen wir das Gelände und stießen auf erstaunlich viele
Höhlenobjekte. Alle leicht erreichbar, in keinem machte man sich
schmutzig, nur eines erforderte den Einsatz der Hände. Dort
mußte man in einen kleinen Schacht absteigen, um danach gleich
wieder ans nahe Ende zu kommen.
Den späten Nachmittag verbrachten die meisten der Teilnehmer in
einem Eiscafe in Bad Liebenstein. Es hatte schon einen Ruf wegen
seiner opulent-phantasievollen Eisbecher. Außerdem gab es auch
noch Kleinigkeiten zum Essen, so daß wir gegen 19.30 Uhr abends
mit dem Abendprogramm im Haus Walpurga beginnen konnten. Schade
eigentlich, daß es nicht mehr im KULTKUBUS
stattfand, aber wegen der abgelegenen Lage war er als richtiger
Versammlungsort ohnehin nicht gut geeignet gewesen.
Den Abend bestritt ich alleine, weitestgehend. Drei Vorträge
machte und zeigte ich hintereinander. TOD UND HÖHLE, den
"Sehteil" von "Sehsinn und Höhle", der im
vergangenen Jahr leider hatte ausfallen müssen, und einen
Rückblick auf HÖREPSY 2001. "Tod und Höhle", das ist
das schwierigste Thema von Höhle-Religion-Psyche überhaupt. Wer
tut das schon gerne freiwillig, sich mit seinem Tod
auseinanderzusetzen, hier besonders sich zu fragen, was die
"Höhle" mit dem "Tod" zu tun hat. Um es
nicht ganz zu einer 1-Mann-Show werden zu lassen, bat ich die
Teilnehmer, sich in Gruppen von etwa 3 Personen zu organisieren
und über das Thema sich mal zu unterhalten. Von meinem Nachbarn
hörte ich gleich mal, daß er Christ sei und einfach an die
Auferstehung glaube. Tod, eigentlich kein Problem. Er komme ja
wieder. Es wurde noch ein bißchen "Nachzeit"
gewünscht, weil man offenbar das Gespräch im kleinen Kreis für
wertvoll empfand. Aber irgendwann mußte es weitergehen und ich
bat um Rückmeldungen für die Gesamtgruppe. Zwei trugen was bei,
Sophie, die von ihren Gefühlen im Jonastal berichtete und
Heinrich, der uns von den Bestattungsriten der Torajas erzählte.
In dem Konflikt zwischen einer "vollständigen"
Darstellung des Themas und dem Bedürfnis von uns Menschen, daß
auch einmal Schluß sein muß, mit was auch immer, beschloß ich,
mündlich nur meine persönlichen Erfahrungen mit dem
Tod-und-Höhle-Thema zu berichten. Es steckt mir ja zutiefst in
den Knochen und die beiden Erlebnisse mit dem Tauchunglück von
Poldi Wiener und Günther Hackl im Scheukofen und mit Mario
Taucher in Sardinien reichen für ein Menschenleben. Kleine Pause.
Fortsetzung mit der völlig irren Projektion von Dias über einem
Doppelbett. Leider wurde aus dem Vorspann nichts, wo ich eine CD
aus einer Kellogs-Cornflakes-Schachtel vorführen wollte.
Unglaublich eigentlich, was da zu sehen ist. Tod in der Höhle,
andauernd, live zum Nachvollziehen, Abstürze in schwarze
Abgründe, tödliche Kontakte mit schwarzen Schatten von
Gerippen, die an der Wand hängen, alles das ist vermeidbar, in
dem man sich der Pumpgun bedient, die man als einziges
Kampfmittel zur Verfügung hat - und das alles auf dem
Hintergrund einer Geschichte, die in einer Schule seinen Ursprung
hat - Erfurt war nicht weit.
Nach diesem sehr ernsten Teil brauchten wir alle einfach wieder eine lange Pause. Durchschnaufen. Noch leben wir und haben die Möglichkeit uns auf dieser Erde zu freuen, an was auch immer.
Ich versuchte es mit einer Bilderschau aus den Höhlen, die demonstrieren sollte, was der Mensch so alles sehen kann, wenn er in die Unterwelt eindringt. Es gibt ja 5 Grundkategorien des Sehens und nach ihnen hatte ich meine Bilder sortiert - die Bewegung, den Raum, die Textur, den Inhalt und die Farbe. Kurzkommentar eines Teilnehmers: Deine Bilder waren so gut, daß ich nicht mal eingeschlafen bin.
Aber das Publikum hatte noch nicht genug. Einige wollten sich auch noch auf Bildern sehen, die im letzten Jahr auf dem HÖREPSY-Treffen entstanden waren. Ich schob auch diesen Schuber noch durch. Dann war aber Schluß. Ein letztes Glas Wein, letzte Worte mit den noch nicht zu Bett gegangenen Anwesenden..
Am Sonntag gab es als Programm nur noch eine abschließende "Manöverbesprechung". Wie sollte es weitergehen? Dem momentanen Reisetrend entsprechend wird es zum ersten Mal außerhalb Deutschlands stattfinden, "Graz" in der Steiermark ist die grobe Richtung. Viele Exkursionen wird es geben, einige manchen gleich Urlaub dort. Mein Vorschlag, das nächste Treffen unter das Zeichen des "Ohrs" zu stellen, also "Hörsinn und Höhle", fand kaum Echo. Es wäre zwar vieles möglich, allein dazu müssen die passenden Leute halt da sein. Ein immerwährendes Thema.
Großer Abschied. Die meisten eilten gleich heim zu ihren Hütten oder "Höhlen". Die Kuschs blieben noch ein bißchen.
Die Folgen so einer Teilnahme an HÖREPSY...
..man fängt an, an viel mehr Orten den Höhlen nachzuspüren und findet zuhauf Anknüpfungspunkte. So sah ich auf dem Heimweg kurz vor Bamberg an der Straße ein Schild "Zur Magdalenenkapelle". Ich zweigte nach rechts ab, wir parkten vor der Kirche und wollten mal sehen, ob es dort nicht auch ein Altargemälde mit Höhlenbezug gab. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt fand gerade eine Taufe statt, weshalb wir nur aus der Ferne das Bild der heiligen Magdalena in ihrer Grotte sehen konnten. Und vom Parkplatz aus war auch die Lourdesgrotte gut zu sehen, die sich jemand in seinem Vorgarten errichtet hatte, direkt neben dem Kellerfenster.
Der Vortext zur Veranstaltung
Als wir, das waren die Teilnehmer an der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Höhle-Religion-Psyche, uns am Sonntag, den 11. März 2001, gegen mittag voneinander verabschiedeten, geschah das selbstverständlich mit dem festen Vorsatz, uns im nächsten Jahr wiederzutreffen. 3 Vorschläge für Orte standen hatten vorher zur Auswahl gestanden: die Dechenhöhle im Sauerland, die Altensteinerhöhle bei Schweina und das Gebiet um Peggau in der Steiermark.
Die gemeinsame Entscheidung fiel dann auf Schweina in Thüringen, weil es uns einfach als der beste Orte fürs nächste Treffen schließlich erschien. Sophie Hochrein, zum ersten Mal dabei, aber sofort viel zum guten Gelingen von 2001 beitragend, machte uns eindrucksvoll klar, daß es um die Zukunft der Altensteinerhöhle als Schauhöhle nicht zum Besten steht, daß sie vielleicht bald geschlossen wird, und daß sie gerne ihren "Arbeitsplatz" dort gerne erhalten hätte. Außerdem wären auch dort Musikaufführungen möglich.
Ort | Schweina in Thüringen |
Zeit | ab 8.-12. Mai 2002. |
Kontakt | Gabi und Peter Hofmann Sudelfeldstr. 18 83080 Oberaudorf Tel. (08033) 30 86 15 |
Das Programm ist nach einigen Wirrungen auf ein viel bescheideneres Maß geschrumpft. Ein Kunstobjekt, KULTKUBUS mit Namen, geplant für den öffentlichen Abend am Freitag, wird in der Kreisbibliothek Bad Salzungen entstehen. Ab Donnerstag abend gibt es dann richtiges Programm, verschiedene Vorträge sind natürlich vorgesehen, Exkursionen in den Thüringer Wald, den Landschaftspark Altensteiner Schloß und einige Höhlen darin, eventuell ist auch der Besuch eines Höhlenkonzerts in der Altensteiner Höhle ist möglich. Die Details sind auf Peter Hoffmanns Homepage aufgeführt, weshalb ich mir deren Aufzählung hier spare.
Aus der voraussichtlichen Teilnehmerliste entnehme ich, daß unser Treffen immer internationaler wird. Jetzt sind alle deutschsprachigen Länder vertreten, Deutschland, Österreich und die Schweiz. Eine erfreuliche Entwicklung.
Wird es wieder ein so erfolgreiches Treffen wir die der Vergangenheit werden? Hinterher ist man immer gescheiter, aber das Ausprobieren sollte man sich nicht schenken.
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