Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
21°Congresso Nationale di Speleologia
"the largest Italians cavers working meeting who sat out every four years to present the results of new research, explorations, updates and discussions: in practice to do some point of lookon the development of this discipline in Italy" - from the Internet
Der 21. Kongreß des Verbandes der italienischen Forscher, vom Donnerstag, dem 2. bis zum Sonntag, dem 5. Juni 2011 in Triest, organisiert und abgehalten von der Commissione Grotte Eugenio Boegan, Società Alpina delle Giulie, sezione di Trieste del Club Alpino Italiano und weiterer Organisationen, würde es sich auch für mich "lohnen", da teilzunehmen? Über das Internet ist es heutzutage überhaupt kein Problem mehr, irgendwelche! Informationen zu bekommen. Die Grunddaten jedenfalls, wann, wo, wer, wie, was? In der Praxis sieht das dann doch ziemlich anders aus.
Mit Alfred Schlagbauer war ich schon am Mittwoch losgefahren.
Der Luxus des Rentnerlebens macht so etwas möglich. Vor Ort
merkte ich dann doch, daß der Internetausdruck mit den genauen
Ortsangaben zuhause geblieben war. Alfred hatte ihn auch nicht
dabei. Wohin wollten wir eigentlich? Das Ferdinandeum! Diesen
Namen hatte ich Tage vorher schon gelesen, aber nicht wirklich
verstanden, denn ich hatte ja nur Bilder und Worte auf dem
Bildschirm aufgenommen, aber keine "Wirklichkeit".
Sollte etwas Handfestes daraus werden, dann mußte ich mir halt
die Internetinformationen irgendwo holen! Im Internetcafe! Wo war
eines? Irgendwo Richtung Zentrum, dachte ich mir. Tatsächlich.
"Centro Internet" stand da, am Straßenrand. Es dauerte
bald eine halbe Stunde, ehe ich da wieder auftauchte. Natürlich,
ich bin Computersteinzeitler, andere nehmen einfach ihren
Blackberry heraus - oder ihr iPhone - und haben schon alles
parat. Aber, was sie da nicht alles versäumen! Im Cafe, das
ziemlich weit entfernt vom Parkplatz lag, wurde ich sofort
registriert! Ich mußte meinen Personalausweis vorlegen, ehe ich
überhaupt mich einloggen durfte, und die junge Frau hinter der
Theke konnte jede Seite genauso sehen wie ich, die ich aufgerufen
habe. Der Weg war ganz einfach. Mensch und Höhle -
Veranstaltungen - 21... "Ferdinandeum". Schnell war
klar, wo wir hinmußten. Wir waren gar nicht weit weg. Einen cafe
latte hatte ich auch noch genossen, die Internetnutzung war
Gratiszugabe.
Der Parkplatz oben am Berg war noch ziemlich leer. Da einen
Standplatz zu finden, war, noch, kein Thema. Es war nämlich
niemand da. Klar, der Beginn des Kongresses war erst am
Donnerstag. Und wir wir hatten erst Mittwoch.
Ein paar Ortskenntnisse halfen, aus der zeitlichen Leerstelle
einen Volltreffer zu machen. Wir waren ja schon in der
"richtigen" Gegend. Hinauf nach Basovizza und dann
weiter ins Val Rosandra. Ein Abendspaziergang entlang der oberen
Hangkante - ein Traumgang.
Am nächsten Morgen waren wir schon zeitig da. Am 9 Uhr sollte
die Veranstaltung mit den Grußworten der Repräsentanten
verschiedener Institutionen beginnen, aber man ließ sich Zeit.
Gleich beim Eingang war der Empfang eingerichtet. Dort warteten
in zwei Blöcken jeweils drei Damen, die die Teilnehmer
registrierten. Ein Formular war auszufüllen, wenn man überhaupt
teilnehmen wollte, ein zweites, wenn man eine Exkursion vorhatte.
Händisch wurde der Name auf die Namensschildchen eingetragen,
man bezahlte für jeden Tag 10 Euro Gebühr und bekam dann ein
grünes Papierbändchen um den Arm geschlungen, wie beim
Popkonzert. Täglich sollte die Farbe wechseln, so daß man sich
dann insgesamt 4 verschiedene holen sollte. Damit kam man dann an
den Türstehern vorbei hinein in den großen festlichen Saal, in
dem die wichtigsten Vorträge stattfinden würden. An den Wänden
wurden viele Themen auf perfekt gestalteten Schautafeln gezeigt,
vom Projekt "Luftloch" im Karst bis zum an die Hölle
erinnerden Höhlensystem im Monte Kronio in Sizilien.
Drei Tage lang ging es um verschiedene Themen rund um das Leitmotto: "Distribuzione delle conoscenze", auf deutsch die "Verbreitung unseres Wissens".
Ein kurzer Überblick:
Donnerstag: Sektion Bibliothek, Zeitschriften, Kataster,
Internetseiten
Freitag: Didaktik, Tourismus, Videospeläologie, Rettung
Samstag: Höhlenforschung und wissenschaftliche
Untersuchungen
Das ging dann den ganzen Tag durch mit jeweils rund 30
Referaten.
Mangels ausreichender Sprachkenntnisse von mir, 3 Semester
Italienisch-Kurs an der Volkshochschule in Gröbenzell vor 20
Jahren, sind einfach keine solide Basis für das Verfolgen dieser
umfangreichen Ausführungen. Einen kurzen Moment habe ich doch
mitbekommen. Es ging da um "Twitter und
Höhlenforschung" und um "Facebook und Höhle".
Die große Frage ist ja, ob diese modernsten Entwicklungen im
Internet irgendeinen großen Wert für die Höhlenforschung
haben. So genau weiß da heute noch niemand. Sollte das wirklich
als "Fortschritt" gelten, wenn man etwa nach einer
erfolgreichen Tagestour in einer Höhle, allen sofort twittern
kann, man habe einen neuen 100-m-Schacht angefahren? Schafft man
nicht mit diesen Informationsweisen bloß noch mehr
"Redundanz", ohne wirklich Werte zu generieren?
Ein wesentlicher Ort erfolgreicher Tagungen, besonders in Italien, ist dort, wo es was zum Essen und zum Trinken gibt. Auf Grund der Erfahrungen in der Vergangenheit erwarteten wir uns da einiges - und wurden dann sehr ernüchtert. Ein einziges kleines Zelt stand da, maximal vielleicht 100 Personen aufnehmen könnend. Da hatten vor Jahren nicht einmal 2 große Bierzelte gereicht, um die 2.000 Teilnehmer damals aufzunehmen, und diesmal nur 100? Und ein großer Teil der Dazugehörenden trug auch noch das auffallende "STAFF"-t-shirt, mußte man somit eher wieder abziehen von der Gesamtteilnehmerzahl.
Es gab jeden Tag eine Anzahl von Gerichten zu erschwinglichen Preisen, Gnocchi mit Ruccolapesto, gegrillten Tintenfisch, viele Bohnengerichte und und und. Die Getränke gab es an der von den Kindern betriebenen Theke, die so ihre ersten ernsthaften Schritte ins Wirtschaftsleben taten. Alles, was übrig blieb, insbesondere das Einweggeschirr und -besteck, verschwand in den großen schwarzen Plastiksäcken und wurde fortschafft. Je später der Abend wurde, desto geräuschvoller ging es zu, keineswegs unharmonisch immer, weil sich etliche nachts dann aufrafften und vielstimmig ihre auch schönen Lieder schmetterten.
Parallel zu den Vorträgen wurde ein umfangreiches Exkursionsprogramm für jeden Geschmack angeboten. In Slowenien lagen die Ziele Dimnice / Grotta del Fumo, Lipiska jama / Grotta delle Torri di Lipizza, Rakov Skocjan / Rio dei Gamberi und die Skocjanske jame / Grotte di San Canziano. Auf der italienischen Seite konnte man in allen Schwierigkeitsklassen unterwegs sein: die Grotta Claudio Skilan konnte genauso besucht werden (sofern man es sich zutraute, einen 140 m tiefen Schacht zu machen), wie der Abisso di Trebicano, die Grotta Gigante, die Grotta Noè, die Grotta Impossibile, die Grotta Savi, die Grotta Nera und das Speleovivarium. Man traf sich in der Regel um 8.30 Uhr in der Frühe vor dem Hauptgebäude und wurde dann den verschiedenen Gruppe zugeteilt. Es standen zwei Kleinbusse zur Verfügung, mit denen man kostenlos mitgenommen wurde. Wegen der Vielfalt der Möglichkeiten konnte man sich ein vollkommen individuelles Programm zusammenstellen. Einen großen Dank an die Organisatoren!
In einem Nebengebäude gab es im Erdgeschoß einen Hörsaal,
der während der Tagung als Projektionsraum für Höhlenvideos
diente. Es gab eine lange Liste mit unterschiedlichsten Filmen,
die man sich dann wünschen konnte. Ein junger Mann bediente die
Anlage und so sahen wir zwei Filme aus Kroatien. Einer zeigte
eine komplizierte Höhlenrettung aus dem Schlund von Raspo, der
andere handelte von einem Forschungsvorstoß in einen neuen
großräumigen Schacht im Velebitgebirge. Etwa eine Viertel
Stunde hielten wir es mit einem russischen Film über eine
Expedition in Vronja-Höhle im Kaukasus aus, dann war unsere
Geduld zu Ende, nichtzuletzt weil wir halt kein Russisch können.
Viel besser war es mit dem sprachlichen Verständnis bei dem
höchst sehenswerten Höhlentauchfilm über die Cogol dei Veci in
den italienischen Alpen auf englisch. Schier übermenschliche
Leistungen haben die beiden Taucher aus England erbracht, als sie
alle bisherigen Grenzen des Höhlentauchens, einschließlich
eines unterirdischen Biwaks, weit überschritten. Zuletzt bekamen
wir noch die verfilmte Form einer Diaschau über die Grotta
Impossibile im Triester Karst zu sehen. Eindrucksvoll.
Im Keller dieses Gebäude hatte man noch eine Ausstellung
aufgebaut, die man aber leicht übersehen konnte, weil die
Beschilderung etwas dürftig war. 3 Teile umfaßte sie: Eine
Gesamtdarstellung des heutigen Standes der Höhlenforschung in
Italien, aufgebaut nach Regionen, auf qualitätvollen Tafeln. In
der Mitte des Raums waren in Vitrinen die Darstellungen des
Menschen, die man bisher gemacht hat und die ja zu einem guten
Teil aus Höhlen stammen, zusammenfassend in Originalgröße als
Nachbildungen zu sehen. Ich habe nur weibliche Darstellungen
gesehen, Zufall oder Absicht? An den Außenwänden gab es noch
eine Fotoausstellung: "Il Carso classico, l'acqua e
l'uomo". 4 Fotgraphen hatten Werke von ihnen zur Verfügung
gestellt: Umberto Tognolli mit "Paesaggi sotterranei",
Sandro Sedran mit "Le acque profonde", Peter Gedei mit
"L'uomo" und Oliver De Iaco mit "Il Carso".
Viele gute Bilder...
Auf dem Weg zur Dimnice / Grotta del Fumo | |
In einer Kirche in der Nähe | |
Hitler als Scherge beim Kreuzaufrichten? | |
Socerb | |
Am Eingang in die Sveta jama | |
In der Sveta jama | |
In Draga S. Elia | |
Literatur:
Guidi, Pino, Tizianel, Antonella | Diario dal Congresso, Speleologia 65/2011, p 4-6 |
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