Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

"Publizieren im Internet"
das 21. Höhlenkundliche Seminar vom 16. bis 18. März 2001

Schirmherrschaft LHK Baden-Württemberg
Durchführung Arge Grabenstetten


Was ist hier los?


Vor 10 Jahren noch praktisch unbekannt. Heute in aller Munde. Das Internet verändert unsere Lebensumstände, unsere Beziehungen, unsere Lebensmöglichkeiten in einem Maße, das heute noch gar nicht absehbar ist. Was haben "Internet" und die "Höhle" miteinander zu tun? Ich hatte schon lange mal die Idee gehabt, ähnlich wie wir das ja mit den Höhlenfotographen und den Menschen, die an Höhle, Religion und Psyche Interesse haben, Interessierte einmal im Jahr zusammenzubringen, damit sie sich persönlich miteinander austauschen könnten. Wenn hinter den Buchstaben und Bildern die Menschen zum Vorschein kommen, dann ist das oft eine großartige Sache. Warum also nicht auch einmal den Versuch starten, die "Internetfreaks" zusammenbringen? Dann stand da plötzlich in allen höhlenkundlich relevanten Publikationen Deutschlands, daß ein Seminar zum Thema "Publizieren im Internet" im Frühjahr 2001 geben würde. Als Referent war Jochen Duckeck vom Höhlen- und Heimatverein in Laichingen angegeben, ein Mann, den ich vom Internet her wenigstens schon von seinen Webseiten her kannte. Ein bißchen hatte ich mich über ihn immer auch schon geärgert, weil das, was normalerweise ziemlich reibungslos immer funktioniert, nämlich daß man einen Link auf eine Seite machen kann, die "des Aufhebens wert ist", oder die "worth to be mentioned" ist, bei ihm nie klappte. Hinterher war auf dem Lesezeichen immer nur der Hinweis auf die UrURL zu lesen, nie genau die Seite, die ich eigentlich "linken" wollte. So etwas "verstimmte" mich als Internetnutzer und -"linker" und führte bei mir langsam dazu, daß ich den "Duckeck" nur noch als vage Schattenfigur wahrnahm.

Das Römersteinhaus

Als ich am Römersteinhaus bei Donnstetten am Freitag spätabends auf der Schwäbischen Alb endlich eintraf, nach heftigem, aber flüssigem Verkehr auf der Autobahn, da hatte alles schon begonnen. Ich öffnete die Tür zum abgedunkelten Aufenthaltsraum, viele Menschen saßen herum, ein Beamer warf ein Powerpointbild auf die Leinwand, "the show was on". Es wurde ein Superwochenende. Viel Knochen (dauernd Seitenquelltexte in HTML), nicht viel Fleisch (Texte und Bilder auf den Webseiten). Das ist halt das Los des "Höhlenforschers.

Jochen Duckeck

 

Jochen stellte sich als 110% geeignet für einen solchen Kurs heraus. Er hat ein umfassendes Fachwissen, eine klare Sprechweise, mit klar gestalteten Powerpointfolien gliederte er das Ganze in gut verarbeitbare Portiönchen und machte regelmäßig die einfach notwendigen Pausen. Besonders hat mir sein schwäbischer Akzent gefallen, so eine richtig bodenständige Note in die Welt von Hightech kam. "Goat" z.B. hörte man bestimmt 100 mal während der zwei Tage. Jeder der Teilnehmer, der Interesse daran zeigte, bekam eine CD mit den wichtigsten Vortragsinhalten und noch einigen sehr praktischen Ergänzungen wie nützliche Programme. Den Text gibt es auch im Internet. Man muß ihn halt finden. Die Abspeicherung erinnert mich an die "Orphan Pages", eine Arbeitstechnik im Internet, die er uns neben vielen anderen Tricks und Kniffen fürs Internet nahe brachte. OPs sind Seiten, die keinen Anschluß an den Rest der Webseite haben. Hauptvorteil ist, daß sie zum einen von Suchmaschinen nicht gefunden werden, zum anderen daß man ihre Webadresse ganz exklusiv kurz wenigen anderen Vertrauten mitteilen kann, die dann eben wissen, wie man hinkommt. Allen anderen steht dieser Weg nicht offen. Sie bleibt dann solange "geheim" bis irgend jemand diese Seite dann "linkt", weil sie ihm halt so gut gefällt. Über das "Linking" wird sie dann auch den Suchmaschinen wieder sichtbar und der versteckte Inhalt wird wieder allgemein zugänglich.

Besonders beeindruckt hat mich die Demonstration des Einbaus von Bildern in Texte. Da war auf einmal zu sehen, wie unterschiedlich am Ende der optische Eindruck von Webseiten ist, wenn mit verschiedenen Webbrowsern die gleiche Seite geöffnet wird. Mal war das Bild links, mal rechts vom Text - ohne daß man ansonsten irgend etwas verändert hätte. Jochens Fazit war, daß man den ganzen Editoren, sei es der Netscape Composer, Frontpage oder andere, etwas mißtrauen sollte. Am einfachsten sei, man schreibe seinen eigenen HTML-Text, was gar nicht so schwer sei, wenn man mal die Grundstruktur verstehe und sich eine Liste mit den wichtigsten Befehlen zurecht gelegt hätte. Die Feinarbeit solle man den Servern und Browsern überlassen und nicht überkandidelt alles ganz genau selber festlegen wollen.

Alle wichtigen Themenbereiche wurde gestreift. Zuerst gab es einen allgemeinen Einblick in das Internetsystem, wobei das was geboten wurde immer im Hinblick auf seine Nützlichkeit für die Anwendung ausgewählt worden war. So sei es einfach praktisch, die Dateinamen alle klein nur zu schreiben, weil eben mit Linux arbeitende Systeme manche Informationen ganz anders behandeln würden wie die mit Windows usw.. Für Computerlaien war das wohl oft "zu hoch", aber die ganze Materie ist nun mal so hochabstrakt, daß es nicht anders geht. Dann kam intensivst der Aufbau von Websites dran, von den ersten Gedanken, was man eigentlich damit für ein Ziel verfolge, bis zu immer feinverästelteren Detail der HTML-Programmierung. Demonstriert wurden die Sachverhalte vor allem an Hand der beiden Webseiten, die von Jochen entworfen worden sind und unter den Links hier aufgeführt werden: die Seite des Laichinger Höhlenvereins und seine "Schauhöhlen der Welt"-Website. Am Samstagabend war dann tatsächlich der Computer ans Internet angeschlossen und es wurde ein bißchen live gesurft. Die Webseite der Boldts wurde etwas designerisch verbessert, dann kam Michael Krauses Website dran, am Schluß schauten wir noch ein bißchen in meine Seite. Überhaupt war auffallend, daß die Leute, die selber schon etwas fürs Internet gemacht hatten, hauptsächlich nicht da waren.
Am Sonntag gab es dann noch ein juristisches Kapitel und Betrachtungen im Hinblick auf den Höhlenschutz und was man da auch programmtechnisch machen könnte.

Besonders zu erwähnen ist der ausgezeichnete Service des Hauses. Petra Boldt hatte alles perfekt im Griff.

Petra beim Suppenausschöpfen

Sie faßte das alles mit den Worten zusammen: "Die Leute, die hierher kommen, sollen sich auf das Lernen konzentrieren können." Sowohl Unterkunft, wie Essen und Trinken war ständig in üppigem Maße zur Verfügung. Schon das Frühstück überbot all das, was üblicherweise offeriert wird. Nicht nur eine Wurstsorte gab es, sondern 2, auch noch Schinken, Käse usw. Kaffee topfweise, Tee in Kannen, frisch gebackene Semmeln, Baguette, Schwarzbrot. Und bei Mittag- und Abendessen wurde dieses hohe Niveau fortgeführt und mit einem großen Abendbüffet gekrönt.

Das Abendbüffet

Sowohl Jochen Duckeck wie Petra Boldt und all ihren Helfern sei hier noch einmal ausdrücklich für ihre Superleistung gedankt. Ich schätze mich glücklich, daß ich da dabei sein konnte. Nicht vergessen sollte man, daß das alles zu einem Preis geschah, der für heutige Verhältnisse einfach geschenkt war.

Ein mittäglicher Erholungsspaziergang (im Bild: Laumanns, Müller, Scherrer)

Links:


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]