Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen im Adlitzgraben / Niederösterreich


Ein Zeichen dafür, daß hier schon viele viele Menschen waren - ein abgewetzter Stein am Höhlenboden


Der Adlitzgraben ist eine steile Felsschlucht im Semmeringgebiet, der am oberen Rand von den Falkensteinwänden gesäumt ist. Eine reizvolle Wanderung nimmt am kleinen Parkplatz an der Kammhöhe der Straße seinen Ausgang. Erst geht man ein wenig auf der Straße abwärts und folgt dann einem ziemlich horizontal verlaufenden Fußpfad unterhalb der oft überhängenden Felsen. Dort tummeln sich heute gerne die extremen Kletterer und eine erste kurze flache Höhle tut sich auf. Insgesamt 15 meist nur kurze Höhlen haben die fleißigen Wiener Höhlenforscher in den Wänden inzwischen ausgemacht. Die meisten tragen die Bezeichnung "Falkensteinloch" und sind von I bis VIII durchnummeriert. Ein sich dem menschlichen Erforschungswillen hartnäckig widersetzendes Loch heißt "Widerspenstiges Loch" und wir erfahren darüber im Niederösterreichischen Höhlenbuch: "..durch 20 m Abseilen und starkes Pendeln eventuell erreichbar". Zumindest hat das Gestein bestimmt, in dem es und die anderen liegt: "Marmor des Semmeringmesozoikums".

Die bedeutendste Höhle der Gegend ist die Falkensteinhöhle mit der Katasternummer 1861/3. Sie ist dem Menschen von Anbeginn schon bekannt gewesen und wurde wegen ihrer exponierten Lage in Notzeiten als Zufluchtsort genutzt. Palisaden wurden in sie hineingebaut und ein gemauerter Herd darin errichtet. Zugänglich ist sie heute über ein hölzernes Stiegenhaus mit 45 Stufen, mit dem man die 8 m Höhe bis zum großen Eingangsportal leicht überwinden kann. 1842 erfolgte die erste hölzerne Erschließung durch den Fürst von Liechtenstein. Die Höhle hat zwei Teile. Nach rechts kommt man in einen Raum mit einer kuzen engen Schluffortsetzung, nach links führt ein anfangs bequem aufrecht zu begehender Felsgang von 4 m Höhe, der sich nach etwa 30 Metern sehr verschmälert und noch weiter in engräumigen Strecken führt. 102 m Gesamtganglänge werden heute angegeben. Im Eingangsbereich wäre in schwieriger Kletterei ein früherer Aussichtsbalkon in einer kurzen Durchgangshöhle erreichbar.
Wer genau hinschaut, der sieht bereits im Eingangsraum Fledermausscheiße am Boden. Wendet man den Blick nach oben, dann sieht man, daß sich darüber in einem Kolk immer wieder die Flattertierchen aufhalten. Bei meinem Besuch im Mai 2024 war es genau  noch ein Tier, das gleich aufflog, als ich mich dort aufhielt und photographierte.

Folgt man dem Wanderweg unterhalb der Höhle noch ein Stück weiter, dann erreich man bald darauf, das Geißkircherl mit seiner Lourdesgrotte. Wer noch weiter zur "Luckerten Wand" strebt, der kann auch die kurze Durchgangshöhle besuchen, die dem Felsgebiet den Namen gegeben hat.


Literatur:

Adelmann, Andreas Wilde Wege, Rother Wanderbuch, 1. Auflage, München 2018
Fink, Max H., Hartmann, Wilhelm, redigiert von Die Höhlen Niederösterreichs Band 1 Südöstliches Niederösterreich und Randgebiete, Wien 1979
Hartmann, Helga und Wilhelm, hrsg. vom Landesverein für 
Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich
Die Höhlen Niederösterreichs Band 4, , Wien 1990

Links:

https://www.bergfex.at/sommer/niederoesterreich/touren/wanderung/67147,breitenstein--bequemer-wanderweg/

https://www.bibliotrek.be/frontend/files/webshop/p/files/14141.pdf

Niederösterreich


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