Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen bei Baden, Niederösterreich


Winschloch / Schöne Aussicht


Im Stadtgebiet vom Baden, 26 km südlich von Wien gelegen, erreicht ein kuppiges Plateau mit Höhen zwischen 430 bis 460 m Höhe das Wiener Becken. Die Stadt ist heute ein viel besuchter Kurort, der unter anderem von den warmen Schwefelquellen lebt, die schon in der Römerzeit bekannt waren.

Eine der ergiebigsten hatte ihren Ursprung in einer Höhle, deren Länge, als sie noch als solche erlebbar war, mit "45 Schritt" angegeben wurde. Heute führt ein 30 m langer Zugangsstollen in einen blau gekachelten Quellraum, in dem sich eine brunnenschachtartige Aufmauerung befindet mit Plastikkuppel darüber, durch die man in den beleuchteten Quelltrichter schauen kann. Von Frühjahr bis Herbst kann die Quelle gegen Eintrittsgebühr besichtigt werden. Das Wasser wird vom Kurhotel Herzoghof genutzt.

Die "Ursprungsquelle", unter diesem Namen ist sie im Niederösterreichischen Höhlenverzeichnis erfaßt, liegt unmittelbar am Kalvarienberg. Mit weithin sichtbaren Dolomitfelsen fällt er zum Putschanergraben ab. Heute führen viele Spazierwege hinauf und kreuz und quer durch das Gelände. Früher war er waldfrei, aber ab 1807 versuchte man, ihn aufzuforsten. Ein Teil wurde in den Badener Kurpark mit einbezogen, wo man auch Aussichtspavillions und einen Kreuzweg mit Kapellenstationen anlegte.



Den Umgestaltungen fielen einige Höhlen zum Opfer, z.B. die Totenhöhle, in der man in Grabungen um 1820 bedeutende urgeschichtliche und paläontologische Funde gemacht hatte. Auf der anderen Seite schuf man auch eine neue "Höhle", die Antonsgrotte. Immerhin schon 1810 passierte das auf Geheiß des Barons Ignaz von Lang, die es auf immerhin 54 m Gesamtganglänge bringt und mit Natursteinen errichtet worden ist. Sie sollte Ersatz sein für die "Kapellenhöhle", die es noch bis 1704 einen steinernen Altar gegeben und die längere Zeit noch einem Einsiedler als Unterkunft gedient hätte. Ein massives Eisengitter schloß sie ab, als ich im Februar 2008 dort mal vorbei kam.

 

Die längste Höhle am Kapellenberg ist die Grufthöhle mit 72 m Länge. Sie befindet sich unterhalb des Pavillions "Schöne Aussicht". Sie ist eine Durchgangshöhle, die von Nord nach Süd durch den Felsen verläuft und an beiden Seiten durch massive Eisengitter (2008) verschlossen ist. Natürlich ist an der Höhle wohl nur noch wenig, schließlich wurde auch sie zur Reibsandgewinnung verwendet. Arme Badener Familien wohnten früher in ihr, wer möchte hier auch noch Mietzins verlangen? Drei menschliche Skelette und eine Urne wurden in ihr gefunden und sogar als Schauhöhle hatte man sie genutzt. Im August 1929 wurde der Betrieb eröffnet und man beleuchtete "elektrisch".
Als ich da mal im Februar 2008 war, da fand ich alles bestens bezeichnet vor, aber halt alles voll abgeriegelt. Was ist heute nur los? Sollte man unsere Zeit in Bezug auf die Höhlen als "Aussperrgitterzeit" bezeichnen? Überall massive eiserne Maßnahmen, daß keiner mehr in eine Höhle geht! Warum denn? Risikoscheu? Sicherheitswahn? Verantwortlichkeitsabwälzungen? Tierliebe? Gerne werden ja heute die Winterabschließungen mit "Fledermausschutzgründen" der Öffentlichkeit verkauft. Sind diese Tierchen, deren Lebensraum ja durch unsere menschlichen Maßlosigkeiten draußen massivst dauernd verändert wird, denn zum Beispiel taub? Man muß sich nur mal in eines dieser Löcher stellen und hören! Da mag keiner physisch gerade hinkommen - aber unser Straßen- und Luftlärm gerät auch noch in die tiefsten Ritzen unter der Erde. Sollten wir nicht auch aus "Fledermausschutzgründen" da was "tun"? Geht absolut nicht! Wettbewerbsgesichtspunkte. Die Globalisierung!


Entdeckt auf dem Bild: ein Weihnachtsbaum,
unabgeräumt noch im Februar

Streift man durch den Kurpark von Baden, dann stößt man, wenn man seine Augen geschärft hat, noch auf mehr "Höhlen". Heute sind die alle sorgfältigst erfaßt und "katastriert" und mit Nummern versehen. Veröffentlicht ist auch alles, so daß man einfach mit dem Buch in der Hand durchs Geländer streifen kann und all diese längst bis aufs letzte Staubkorn bekannten Objekte wahrnehmen, kennenlernen kann, was sonst (noch)?

 

 

 

Literatur:

MAIS, K. u. SCHAUDY, R. (Red) Höhlen in Baden und Umgebung aus naturkundlicher und kulturgeschichtlicher Sicht, Wien 1985
HARTMANN, W. Die Höhlen Niederösterreichs, Bd. 2, Türnitzer Alpen und Vorland, nördliche Gutensteiner Alpen, Wienerwald, Manhartsberg, Waldviertel. — Wiss. Beih. z. Z. "Die Höhle", Heft 29, Wien 1982
Hartmann, H. u. W. Die Ursprungs- oder Römerhöhle in Baden,

 

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