Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Speläologisches auf der Rax
Rax-Eishöhle
Die Rax ist ein großer Gebirgsstock nahe am Alpenostrand, etwa 80 km südlich von Wien. Er zieht sich etwa 13 km von Südwesten nach Nordosten und hat eine stark zergliederte Hochfläche von rund 34 km². Der höchste Punkt der Rax, die Heukuppe mit 2.0007 m, liegt bereits in der Steiermark. Im Tal bei Hirschwang, wo die Seilbahn hinauf ihren Ausgangspunkt hat, sind es 528 m Seehöhe, bei der Bergstation sind es 1.547 m. Die Karstquellen der Rax dienen heute der Wasserversorgung und sind in die 1. Wiener Hochquellenleitung einbezogen.
Von der Bergstation kann man auf breiten Wanderwegen sind das Plateau erlaufen, wobei sehr viele bereits beim Ottohaus 45 Minuten später einkehren. Man ist ganz stolz, daß auch Sigmund Freud sich gerne dorthin begeben hat und dort wohl die erste psychotherapeutische Sitzung der Welt stattgefunden hat. Eine Gedenktafel weist auf dieses Ereignis hin. Auf zwei Wegen kann man weitergehen, um die Neue Seehütte zu erreichen: einmal über die Hohe Kanzel und das Preinerwandkreuz oder über den sog. "Seeweg". Die Hütte ist urgemütlich und jeden Besuch wert.
Die Wanderer zieht es weiter hinauf zum Trinksteinsattel und von dort zum Karl-Ludwig-Haus oder dem Habsburgshaus.
Die Basis des Gebirgsstockes besteht Nichtkarstgesteinen der
Grauwackenzone. Daüber folgen die kalkalpinen Gesteine, beginnend mit den
wasserstauenden Werfener Schichten. Das Plateau besteht aus 1.000 m
mächtigem Wettersteinkalk. In diesem Gestein können sich leicht Höhlen bilden
und inzwischen haben die Höhlenforscher schon viele davon gefunden. 114 waren
es noch in dem 1979 erschienenen Band 1 der "HÖHLEN
NIEDERÖSTERREICHS", 1990 erschien ein Ergänzungsband, da umfaßte der
Kataster schon 193 erfaßte Objekte. Größere Höhlen hat man bislang noch
nicht gefunden. Mit 130 m Länge und 82 m Tiefe war der Lechnermauernschacht lt.
Höhlenbuch Band 4 die größte und tiefste Höhle des Gebiets, gefolgt vom
Vormäuerschacht (L 120 m, H 74). Mit der Entdeckung des Krampusschachts (L 412
m, H - 90m) hat sich das nun geändert. Eine bislang mit Eis verschlossene
Schachtdoline ist freigeschmolzen und der Weg wurde frei in eine Halle mit
Seitenfortsetzungen. (Plan, Hartmann, Ostalpen 674).
In guten Landkarten ist der Eingang in die Rax-Eishöhle eingetragen. Sie liegt
etwa 500 m nördlich der Neuen Seehütte. Kein Schild weist auf die Abzweigung
des Wegs zur Höhle in der Nähe des auffälligen kahlen Baumes hin, bei dem
sich die Wegtafeln befinden. Zwischen hohen Latschen geht es auf schmalem,
ausgetretenem Pfad dahin. Dann kommt eine weite Wiese und da gilt es sich immer
links zu halten. Der Weg führt direkt bis zum weiten Schachtportal.
8 m tief soll die Schachtdoline sein, die bis in den Sommer hinein mit Schnee gefüllt ist. Wie die Befahrungsberichte im Internet zeigen, ist es mal möglich, ohne Hilfsmittel abzusteigen, mal auch nicht. Als ich im Juli 2018 dort war, verzichtete ich lieber auf den Abstieg, da eine glatte senkrechte Schneewand direkt abbrach. Seltsame Kratzer auf dem Felsen zeugten von Steigeisen, die ein Vorgänger benutzt hatte. Außerdem wäre bei diesen Verhältnissen auch ein Seil anzuraten gewesen und SRT-Ausrüstung.
Die höhlenkundlichen Grunddaten sind 65 m Länge und eine Tiefe von 25 m. Unten ist eine Halle mit einer Höhe bis zu 6 m und 16 m Breite bei einer Längserstreckung von 40 m. Der nach NW steil abfallende Boden weist ganzjährig Firn- bzw. Eisbedeckung auf. Im eisfreien Teil befindet sich Bruchschutt und Deckenversturzmaterial.
1934 wurde die Höhle als Schauhöhle erschlossen, aber der Betrieb wurde längst schon wieder aufgegeben und die Einbauten entfernt. Seit 1966 wurde sie zum Naturdenkmal erklärt.
Fake news gab es auch damals schon. In einem Zeitungsartikel im Wiener Journal von 1934 heißt es etwa, daß man "im Innern der Höhle etwa 400 Meter Weganlagen errichtet habe" (Trimmel, 1968, S. 106) Trimmel gibt in seinem Artikel noch weitere sehr befremdliche Beispiele. "Dome, deren Höhe auf rund 50 Meter geschätzt werden, und Abstürze ins fast Bodenlose sind keine Kleinigkeit."
Bemerkenswerterweise wurde im selben Jahr noch eine weitere Höhle dort für den Schauhöhlenbetrieb erschlossen. Damals versuchte man es mit dem Namen "Rax-Tropfsteinhöhle", heute heißt sie Windloch. Die Höhle ist 53 m lang und ist 29 m tief. Auch hier wurde der Betrieb bald eingestellt und die Einbauten sind fast zur Gänze wieder verfallen
Literatur:
Bednarik, Edith | Höhlen beim Habsburgerhaus auf der Rax, Höhlenkundliche Mitteilungen des LV f. Hk. Wien und Niederösterreich 4-1986, S. 97f. |
Fink, Max H., Hartmann, Helga und Wilhelm, redigiert von | Die Höhlen Niederösterreichs Band 1 Südöstliches Niederösterreich und Randgebiete, Wien 1979 |
Hartmann, Helga und Wilhelm | Die Höhlen Niederösterreichs Band 4, hrsg. vom Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich, Wien 1990 |
Herrmann, E. | Der Selbstmörderschacht (1853/190) auf der Rax, Höhlenkundliche Mitteilungen des LV f. Hk. Wien und Niederösterreich, 10-1989, S. 196. |
Plan, Lukas, Hartmann, Helga und Wilhelm | Kalkalpen-Ostabschnitt, in: Spötl, Plan, Christian, Höhlen und Karst in Österreich, Linz 2016 |
Trimmel, H. | Raxeishöhle auf dem Grünschacher, Rax, Die Höhle 1-1967, S. 27f. |
Trimmel, H. | Die Raxeishöhle auf der Raxalpe (Niederösterreich), Die Höhle 4-1968, S. 105-111 |
Links:
https://www.raxalpe.com/de/die-rax-seilbahn
https://www.reichensteiner.at/phpBB3/viewtopic.php?t=210
https://bergauf.jimdo.com/bergtouren-höhlen/höhlen/raxeishöhle/
http://www.zobodat.at/pdf/Hoehle_019_0105-0111.pdf
Speläologisches in Niederösterreich
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