Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Der "Sandlerunterstand" 1575/4 / Oberösterreich


Mich interessieren Höhlen mit "Geschichte". Als ich in dem Artikel von Kirchmayer über den "Sandlerunterstand", eine "merkwürdige Höhle" (Zitat aus dem Jahresbericht 2001 des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich) davon gelesen hatte, war ich fasziniert. Erhard Fritsch half mir bei der Literaturrecherche und mit dem Lageplan. Und bin ich jetzt schon zweimal in der Gegend gewesen und habe danach gesucht und bin zweimal gescheitert. Was ich jedenfalls gesehen habe, das paßt nicht mit dem zusammen, was da beschrieben ist, und ich habe keine Ahnung, wo denn dieses "verdammte" Loch denn eigentlich liegt. Es muß wohl noch ein drittes Mal geben.

Offenbar wird die Höhle auch immer wieder von Menschen aus den Randgruppen der Gesellschaft aufgesucht. Das geht nicht immer gut. Eines Tages fand man in der Höhle einen Toten "durch übermäßigen Genuß von Rauschgift". So ein Vorgang  muß auch behördlicherseits abgewickelt werden und so scheint sich ein Disput entwickelt zu haben, welche Gemeinde denn den entsprechenden Totenschein ausstellen müsse. Entscheidend war dabei, welche Gemeinde die Höhle auf ihrem Gebiet hatte. Zuerst war die Arbeit der Gemeinde Desselbrunn zugeschoben worden. Man nahm eine Aussenvermessung vor und stellte schließlich fest, daß die Gemeindegrenze genau durch die Höhle verläuft. Nicht gerade in der Mitte - von der Trauflinie aus gemessen gehörten 13 m zu Desselbrunn und 6 m zur Nachbargemeinde Rüstorf. 

Im November 2000 vermaßen F. Lasser und H. Kirchmayer die Höhle, Kirchmayer zeichnete auch den Plan im Maßstab 1:100. Als Gesamtlänge kamen 11 m heraus und eine maximale Niveaudifferenz von 2,6 m. Als Seehöhe wurden 390 m angegeben. Das Eingangsportal sei 19 m breit und über 7 m hoch und öffnet sich am Fuße einer Konglomeratwand am nordwestlichen Ufer der Traun. 
Zufahrt: Autobahn A1 Salzburg - Wien, Ausfahrt Steyrermühl > Fallholz > Windern > Wald östlich von Kreuth > ab da zu Fuß weiter auf einer für den allgemeinen Verkehr gesperrten Fortstraße bis nahe an die Traun > Abstieg auf einem viel begangenen Steiglein > am Ufer der Traun aufwärts > ?????

Ich bin dem gesamten Weglein aufwärts gefolgt bis zum Traunfall. Immer wieder gibt es seitlich Felsüberhänge, aber keiner hatte den beschriebenen Charakter. Von einer ausgewaschenen Uferhöhle war nirgends etwas zu sehen, die immerhin 11 m Tiefe erreichen sollte. Auf eine Breite von 7 m sei der Höhlenboden abgegraben worden, ein Damm aufgeschüttet und eine Kammer von 6 m Breite, 3 m Tiefe und 2,3 m Höhe geschaffen worden. Starke Holzpfähle seien senkreicht eingeschlagen worden und man habe ein Geflecht aus Weidenzweigen dazwischen angebracht. In der Mitte befinde sich eine Feuerstelle. Im vorderen Höhlenbereich habe man westseitig noch eine Feuerstelle und um eine kreisförmig angebrachte Vertiefung seien auf Steinblöcken ebenfalls Bretter als Sitzmöglichkeiten gelegt worden.

All das habe ich nicht gesehen, weil offenbar die Höhle trotz bester Unterlagen und intensivster Suche beim Hin- und Rückweg nicht ausmachen konnte. Aber das macht auch nicht unbedingt etwas. Solche unerledigten Dinge spornen uns ja auch an und halten uns auf Trab, während die anderen uns zufrieden machen und wir einfach ein Häkchen hinter die erledigten machen können. So kann ich mir in der Phantasie diese Stelle noch blühend ausmalen, im anderen Falle würde die Realität mich eingeholt haben und damit ernüchtert.

Ein Spaziergang an einen schönen Ort war es trotzdem.

     
     

Literatur:

Kirchmayer, Hermann Sandlerunterstand - Eine Höhle mit "Hintergrund" oder ein "UNIKUM" oder auch Wohnhöhle und Unterschlupf für Schwarzfischer Suchtler und Sandler, O.Ö Mitteilungen, 47. Jg., 2001/1, Gesamtfolge 107, S. 15

Links:

https://www.zobodat.at/pdf/MittVerHoehlenkOOe_107_2001_0001-0064.pdf

https://www.zobodat.at/pdf/Hoehle_052_0049-0058.pdf

Speläologisches in Oberoesterreich.htm


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