Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Der Höhlenpark auf der Schönbergalpe, Dachstein


Riesen-Eishöhle


Daß es auf der Schönbergalpe oberhalb von Obertraun im Bereich der Nordabstürze des Dachsteinstockes Höhlen gab, das war den Jägern und Almerern sicherlich schon lange bekannt. Unübersehbar sind die großen klaffenden Öffnungen in den Felswänden. 1897 drang dann Peter Gamsjäger nachweislich als Erster einige Meter tiefer in den Eingang der Rieseneishöhle ein und fand das erste Eis. Am 17. Juli 1910 fand eine historische Tour unter der Leitung von Georg Lahner statt, wobei der Eisabgrund in der Rieseneishöhle erstmals bewältigt wurde. Gleich nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde die Höhle allgemein zugänglich gemacht, ab 1928 hatte man elektrisches Licht in der Höhle, nach dem 2. Weltkrieg wurde der zweite Eingang geöffnet in de Rieseneishöhle geöffnet, so daß ein ausgeweiteter Schauhöhlenbetrieb möglich wurde.
Unter dem Mittagskogel an der Westseite des Schönbergalpe erstreckt sich eine weitere, noch um Dimensionen größere Höhle, die Dachsteinmammuthöhle. Sie wurde am 13. September 1910 erstmals vom Westeingang her durch Alexander Mörk und Hermann Bock erkundet. Innerhalb von wenigen Tagen war sie bereits auf 4 km Länge erkundet. In einer Publikation über die größten und tiefsten Höhlen Österreichs aus dem Jahre 1966 wurde sie damals als zweitlängste Höhle Österreichs mit 16,5 km Länge aufgeführt. Seither hat sich viel getan und die vermessene Gesamtlänge beträgt 2009 fast 65 km bei einem Höhenunterschied von 1.207 m (Quelle Internet). Ihre westlichsten Teile nähern sich schon sehr der Hirlatzhöhle. Vielleicht gelingt eines Tages der Zusammenschluß.
Auch sie ist für die Öffentlichkeit erschlossen und die Besucher können sie gefahrlos begehen.

Inzwischen sind noch einige andere Höhlen in der Region erkundet worden, die aber nicht für die Öffentlichkeit erschlossen sind, so die 2 km lange Mörkhöhle und die 5 km lange Schönberghöhlem aber auch kleinere wie das Holzknechtloch, der Backofen und die Hochwurzenhöhle.

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Am Parkplatz bei der Seilbahn, August 2009
 
Im 1. Abschnitt bis zur Schönbergalpe
 
Im 2. Abschnitt bis zum Krippenstein

In der Liftstation ist man auf großen Andrang eingerichtet. Um die Touristenmassen zu kanalisieren, hat man ein austüfteltes System sich einfallen lassen. Wer ganz hinauf zum Krippenstein will, der wird nach rechts geschickt zum Ausgangspunkt der Seilbahn nach oben. Wer die Höhlen besuchen will, muß sich an einem Schalter registrieren lassen und bekommt eine Besuchergruppennumer zugeteilt. Mit ihr kann er sich ausrechnen, wann er dran sein wird und kann entsprechend seine Zeit einteilen. Wenn Andrang ist, dann bedeutet das immer längere Wartezeiten. Dann kann er zum Beispiel im Restaurant etwas zu sich nehmen, kann sich im Souvenirshop umsehen,

Kauft das jemand?
 

kann die Kinder durch eine außergewöhnliche künstliche Höhle aus Holz schicken oder das Museum, verborgen in kleinen Almhüttchen besuchen. Besonders die höhlenkundliche Abteilung ist gut gelungen. Neben einem 3-D-Modell des komplexen Mammuthöhlensystems, das die Oberfläche und die vielfältigen unterirdischen Passagen darstellt, gibt es viel über Geologie, Speläologie, Kunst (z.B. ein Bild von Alexander von Mörk!) und die Geschichte der Höhle zu sehen.

Am Weg hinauf zur Eishöhle gibt es noch einen Abzweiger zu einer Halbhöhle, in der Bilder von Kindern zum Thema "Bär" gezeigt werden. Überhaupt die Kinder. An die wendet man sich offenbar besonders. Es werden auch "Bibi-Blocksberg-Führungen" angeboten für Kinder durch die Rieseneishöhle, am Originalschauplatz der Verfilmung des Kinderbuchklassikers, die "als erfolgreich" bezeichnet werden von der Schauhöhlenverwaltung.

Auch an die Hundebesitzer wurde gedacht. Im Gegensatz zu vielen anderen Höhlen, daß man hier seinen vierbeinigen Liebling mitnehmen, sofern er einen Beißkorb trägt.

 

  Museum in den Hütten
Im Höhlenmuseum

Gemälder von Alexander von Mörk

Modell der Höhle

  In der "Bärenhöhle"

2018, anläßlich von EUROSPELEO in Ebensee, hatte ich wieder die Gelegenheit, den Höhlenpark aufzusuchen. Die Höhlenverwaltung hatte als Sponsoringbeitrag für die Veranstaltung zugesagt, daß Teilnehmer am Kongreß zum Kinderpreis alle Leistungen haben könnten, das war schon ein Incentive. Das Zeitbudget war knapp, aber es reichte. Die freundliche Dame am Kassenschalter kannte sich aus und meinte, daß es möglich sein müßte, wenn ich um 16 Uhr wieder in Ebensee sein wolle, daß ich sowohl die Eis- wie auch die Mammuthöhle besuchen könne. Es klappte und der Besuch war jede Minute wert.

Kommt man an der Bergstation der Seilbahn an, dann sollte man sich sofort am Höhlenschalter melden. Dort hat man die beste Übersicht über die nächstmöglichen Besuchstermine und wird entsprechend zugeteilt. Zur Eishöhle ist es etwas länger und anstrengender, aber die wird auch mehr besucht, zur Mammuthöhle geht es zwischen den Hütten, die das Höhlenmuseum bergen, hindurch und leicht ansteigend auf einem Wanderweg, der geologische Zeiträume räumlich darzustellen versucht.
In der Eishöhle hat man das Photographierverbot aufgehoben. Man wird nur noch vergattert, nicht zu blitzen. Das für mich den Besuch sehr erfreulicher gemacht, allerdings ist es nicht einfach, bei den gegebenen Lichtbedingungen scharfe Photos zu bekommen, da sie wegen der langen Belichtungszeiten leicht verwackeln. Man hat sich angestrengt und die Höhle "geupdatet". Modernste Beleuchtung, ein spektakuläre Einlage mit einem Höhlenbärenimitat, der sich in die Höhe reckt, dann noch eine, eine farbige Laserlightshow mit Straussmusik (Also sprach Zarathustra) und später eine Hängebrücke über dem Eisabgrund. Mehr geht wohl nicht, aber das ist alles professionell gemacht. Puristen mögen zuhause bleiben und wettern, aber hier geht es ja auch um "Punkte" im scharfen Wettbewerb um die Aufmerksamkeit heutiger Touristen.
Viel ruhiger geht es da in der Mammuthöhle zu. Ein junger, sehr kompetenter Höhlenführer begleitete uns mit seinen zweisprachigen Ausführungen durch die Tunnels und Klüfte im Innern des Krippensteins. Zum Schluß gab es dann noch ein wenig zeitgenössische Höhlenkunst von Studenten aus Linz zu sehen, auch sehr gelungen.

Bei der Talstation 2018

Riesen-Eishöhle 2018
Mammuthöhle
Künstliche Holzhöhle für Kinder auf der Schönbergalm 2018
Das Höhlenmuseum

> 3-D-Höhlenmodell

Gedenkabteilung an Gustave Abel

 

> Die in den Höhlen gedrehten Filme...

 


Die Höhlen in der Literatur:

 


 

Literatur:

BOCK, Hermann, Georg Lahner, Gustav Gaunersdorfer  Höhlen im Dachstein und ihre Bedeutung für die Geologie, Karsthydrographie und die Theorien über die Entstehung des Höhleneises. Dem Andenken weiland Prof. Friedrich Simonys gewidmet. Graz 1913
Bouchal, Robert, Wirth, Josef Österreichs faszinierende Höhlenwelt, Pichler-Verlag, Wien 2000
Buchegger, Gottfried Fünfzehn Jahre Schönberghöhle, Höhlenkundliche Mitteilungen Hallstatt-Obertraun 1-1989, S.- 32ff.
Fink, Dr, Max H. Exkursion - Karstformen und Karstentwicklung, in: Höhlenkundliche Vereinsmitteilungen Hallstatt-Obertraun, Jahrgang 9 - Sonderheft 1982, S.32ff.
Franke, H.W. Geheimnisvolle Höhlenwelt, Stuttgart 1974
Hartmann, H. u. W. Die Forschungen 1988 bis Anfang 1989 Dachstein Mammuthhöhle, Höhlenkundliche Mitteilungen Wien und Niederösterreich 4-1989, S. 100ff.
Hartmann, W. Dachstein-Mammuthöhle: Tiefste Höhle Österreichs, Höhlenkundliche Mitteilunge Wien und Niederösterreich, S. 205
HARTMANN, W. Dachstein- Mammuthöhle: 50 km Länge erreicht (Kat.Nr. 1547/9a-n). –In: Die Höhle. 47. Jg. Heft 1, S. 1-7
Heller, André Auf und davon   Erzähltes, München 1983
Lahner, Georg Die Dachsteinhöhlen, 1948
Mandl, Franz Dachsteinalmen. Gjaid und Taubenkar mit dem Hallstätter Gletschervorfeld. Oberösterreich, in: ALPEN Festschrift 25 Jahre ANISA Verein für alpine Forschung, Haus i.E. 2006, S. 159f.
Pfarr-Stummer Die längsten und tiefsten Höhlen Österreichs.-Wiss.Beiheft zu "Die Höhle" Nr. 35, Wien 1988
Pilz, R. Die Dachsteinhöhlen, 1971
Plan, Lukas, Roncat, Andreas, Marx, Gregor DETAILED MORPHOLOGIC ANALYSIS OF PALEOTRAUN GALLERY USING A TERRESTRIAL LASER SCAN (DACHSTEIN-MAMMUTHÖHLE; UPPER AUSTRIA), ICS Proceeding volume 3, Brno 2013, p 399-401
Stummer, Günter Atlas der Dachsteinmammuthöhle, 1980
Trimmel, Hubert, Gesamtredaktion Österreichs längste und tiefste Höhlen, Wissenschaftliche Beihefte zur Zeitschrift "Die Höhle", Wien 1966

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