Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle


Der Gollinger Wasserfall und seine Höhle


"Es ist eine alte Sage, daß der Schwarzenbach aus dem großen Königssee in Berchtesgaden entspringe. ...Einen furchtbaren Anblick gewährt der Bergstrom, wenn er nach langen Regengüssen, oder bei dem jährlichen Thauwetter in seiner ganzen größe sich zeigt. Er füllt da nicht bloß den Schlund an, aus welchem er hervorbricht, sondern dringt neben und über demselben jede Kluft, jede Schrunde in größeren und kleinern Strahlen gewaltsam durch. Der ungeheure Gebirgsstock droht unter dem Andrange der wilden Wasser mit jedem Augenblick zu bersten....Die Wasserfälle von Golling waren im Jahre 1796 noch ganz unbekannt." Ein Auszug aus der Beschreibung von Vierthaler.

Die Gollinger-Wasserfall-Höhle/Schwarzbachfall befindet sich in der Ostflanke des Hohen Göll-Massivs mit ca. 20-25 km² Fläche. Die Eingangshöhe ist 580 Meter. Ganzjährig beträgt die Wassertemperatur zwischen 5-6 Grad Celsius und die Schüttung schwankt zwischen 30 Liter/s und 42,6 Kubikmetern/Sekunde (siehe Diagramme in Benischke et al., S. 91). Die extrem starken Schwankungen werden durch Beobachtungen in den inzwischen gründlich erforschten großen Höhlen im Göllkamm erklärt. Es gibt keinen vermuteten "großen unterirdischen See", sondern eine "Vielzahl von kummnizierenden Siphonen am Grund der Schächte".

Kleine Zeittabelle:

1798 "Entdeckung" des altbekannten Wasserfalles für die Öffentlichkeit durch den Fürsten Schwarzenberg und Herrn von Mayer, Pfleger von Golling
Zustieg beschwerlich und nur mit Steigeisen zu bewältigen, Anlage von Wegen, Erbauung einer Brücke über die Salzach
SHB 3, S. 371
1816 Vierthaler berichtet über Zusammenhang Kuchlerloch und Wasserfall  
1823 Trockenfallen des Wasserfalles  
1823 Dreimaliger Besuch durch Peter Karl Thurwieser, auch Kuchlerloch besucht am Königsee SHB 3, S. 374
1823 Kyselak beschreibt die Versuche von Thurwieser und Stampfer, den Zusammenhang nachzuweisen  
1896 Alpenvereinssektion Höchst a.M läßt durch die Section Berchtesgaden an zwei Stellen (Nasser Palfen, Kuchler Loch) ca. 10 kg Fluorescin um 7 Uhr früh einsetzen SHB 3, S. 374
1929 Trockenfallen des Wasserfalles  
1954 Pumpversuch mit Benzinpumpen durch den Landesverein für Höhlenkunde  
1962 Halleiner Froschmänner, Mitglieder des Unterwasserclubs Salzburg und Mitglieder des LV f. Hk Salzburg führen Betauchungen der Höhle durch. Erreichung der Trümmerhalle, Unterwasserfilm entsteht  
1973 Jochen Hasenmaayer unternimmt einen Alleingang mit Pressluft, 55 m Tiefe, 170 m Strecke, 1979 wird ein Plan veröffentlicht Dittrich, Meszaros 235
1978  Färbeversuch  
1995 Meyberg/Rinne tauchen in der Höhle mit Heliumgemischen, 73/76 m Tiefe erreicht, 230 m Länge, Skizze  
1999-2000 Markus Kalmar taucht in der Höhle, Umkehr in 60 m Tiefe wegen technischen Defekts  
2001 SAT-Teammitglieder und Mitglieder des Münchner Höhlenvereins tauchen in Höhle, 60 m Tiefe erreicht, fotographische Aufarbeitung / größtes Problem: Beherrschung der Kälte  

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Literatur:

Benischke, Ralf, Stadler, Hermann, Völkl, Gerhard Karstquellen, in: Spötl, C., Plan, L., E. Christian (Hrsg.), Höhlen und Karst in Österreich. - Linz 2016 (Oberösterreichisches Landesmuseum): 73-96
Dittrich, A., Meszaros, S. Die Gollinger-Wasserfall-Höhle, DER SCHLAZ 99, 2003, S. 23ff.
Dittrich, A., Meszaros, S. Die Gollinger-Wasserfall-Höhle, Münchner Höhlengeschichte II, München 2004, 234-236
Fugger, E. Der Gollinger Wasserfall, Mitteilungen des deutschen und österreichischen Alpenvereins Bd. 10/1884, S. 364ff.
Göttner-Abendroth, Heide Berggöttinnen der Alpen - Matriarchale Landschaftsmythologie in vier Alpenländern, E-Book, Bozen 2016
Gümbel, C.W. von Geognostische Beschreibung des bayerischen Alpengebirges und seines Vorlandes, hrsg. v. k. bayerischen Staatsministerium der Finanzen, Gotha 1861
Hasenmayer, Jochen 170 Meter in der Quellhöhle des Gollinger Wasserfalls, Vereinsmitteilungen Salzburg 2/1973
Klappacher, Walter, Völkl, Gerhard Hoher Göll, in: Spötl, C., Plan, L., E. Christian (Hrsg.), Höhlen und Karst in Österreich. - Linz 2016 (Oberösterreichisches Landesmuseum): 531-540
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg,
Gesamtredaktion Walter Klappacher und Harald Knapczyk
Salzburger Höhlenbuch, Band 3, Salzburg 1979
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg Salzburger Höhlenbuch, Band 6, Salzburg 1996
Meyberg, M, Rinne, B. Höhlentauchen mit Mischgas am Beispiel des Gollinger Wasserfalls,  Das Jahresheft 1995 - Ausgabe zum VDHK-Jahrestreffen 1996 in Blaubeuren, Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten, Grabenstetten 1996, S. 36ff.
Vierthaler, F. M. Reisen durch Salzburg, Salzburg 1799
Vierthaler, Fr. M. Meine Wanderungen durch Salzburg, Berchtesgaden und Österreich, Wien 1816

Links 

https://www.tennengau.com/magazin/naturschauspiel-gollinger-wasserfall/

https://www.gollinger-wasserfall.com/winter/

Kuchler Loch

Speläologisches am Hohen Göll


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