Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Trockenen Klammen bei Elsbethen, Salzburg
"Tückisch und dämonisch sind Wald und Fels hier." (Aus einer Beschreibung in der Salzburger Zeitung, gekennzeichnet mit A.B., vom 11.7.1943)
Am Westhang des Mühlsteins südlich von Salzburg und oberhalb von Elsbethen liegt ein faszinierendes Stück Natur. Auf 150.000 m² Fläche (im Internet auf der Wikipediaseite steht 15.000) sind die bis zu 20 m hohen Bänke des Oberalmerkalks (?) auf der mergeligen roten Liaskalkschicht langsam zu Tal geglitten. Die ganze Hangfläche ist dadurch zerrissen worden und mehr oder weniger weite Spalten tun sich nun auf. Man geht durch Schluchten, Spalten, Klammen hindurch oder trifft auf sie einfach im Waldboden. Bemerkenswerterweise hat noch niemand um die Löcher im Boden Zäune errichtet, damit keiner unvorsichtigerweise hineinfällt oder kam auf die Idee, das ganze Gebiet gleich für die ganze Menschheit zu sperren - aus Sicherheitsgründen (?), wie die uns Erwachsene so bevormundende Behördenformulierung leider öfters heißt.
Will man dem Gebiet heute (2014) einen Besuch abstatten, hat man
schon vorher ein ernstes Problem. Kommt man mit dem Auto, dann braucht man einen
Parkplatz, aber den gibt es nicht. Jedenfalls ist bereits bei der Abzweigung von
der Hauptstraße ein Schild zu lesen, auf dem steht, daß es weiter oben nirgends
eine Abstellmöglichkeit für ein motorisiertes Fahrzeug gibt. Probiert man es
trotzdem, dann fallen gleich die nächsten abweisenden Kennzeichnungen auf, z.B.
ein Parkverbot aus Wasserschutzgründen. Ganz oben kommt ein einzelner Bauernhof,
der in unmittelbarer Nähe des als Naturdenkmals ausgewiesenen "Archsteins"
liegt. Dort beginnt auch der gelbmarkierte Wanderweg mit vielen erklärenden
Schautafeln. Die Markierungen in diesem schon 1935 zum Naturschutzgebiet
erklärten Gelände sind wichtig, weil man sonst nur aufgescheucht durch das
ziemlich unübersichtliche Gebiet irren würde und einige "Highlights" gar nicht
mitbekäme.
Man kommt an einigen Felsspalten vorbei, deren Tiefe man ohne speläologische
Anstrengung nicht von vornherein feststellen kann. Bei anderen geht man an einer
Ecke des Blockgewirrs hinein und kommt ganz woanders wieder heraus. Welche der
Spalten nun die "Franzosenkluft" ist, das ist nicht gekennzeichnet, aber von
dieser erzählt man, daß sich die Menschen aus der Umgebung in der Zeit der
napoleonischen Kriege, also um 1800, sich dorthin hineingeflüchtet hätte. Andere
Passagen, die Namen bekommen haben, heißen Binderloch, Judentempel und die Hohe
Warte.
Der markierte Weg windet sich durch den Naturparcous, geht mal durch eine naturbrückenartige Verengung, dann wieder durch kanalartiges Felsgelände, führt hinauf und wieder hinunter, unter überhängenden Felswänden entlang, an einer Stelle geht es sogar an einem Drahtseil eine Wand hinauf - an vielen Stellen steht: "Trittsicherheit erforderlich". Bei entsprechendem Wetter entsteigt so mancher Spalte Nebelschwaden, die durch die starken Luftdruckunterschiede entstehen, bedingt durch unterirdische Ganggewirr, das für uns Menschen nicht zugänglich ist.
Neben den Wanderern interessieren sich heute auch viele Kletterer für diese Zone, weil sie ideale Bedingungen für ihre Art der Auseinandersetzung mit der Natur bietet. Und auch die Höhlenforscher waren hier aktiv, in dem sie dort Schachttechniken und Rettungseinsätze probten.
Literatur:
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, Gesamtredaktion Walter Klappacher | Salzburger Höhlenbuch, Band 5, Salzburg 1992 |
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