Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen im Gebiet des Trattbergs
Land Salzburg, A


Der Trattberg mit seinen 1751 m Höhe ist von Salzburg aus leicht mit dem Auto heute erreichbar. Eine Mautstraße führt gut geteert mit einigen Kurven hinauf fast bis zum Gipfel. Eine grandiose Aussicht tut sich nach allen Seiten auf. Der Blick rundum schweift zu einigen der feinsten Höhlengebiete der Erde: dem Dachstein im Osten, das Tennengebirge mit seiner ganzen eindrucksvollen Nordseite im Süden, nach Westen zu folgen das Hagengebirge, der Hochkönig, das Steinerne Meer, der Hohe Göll, der Untersberg, um nur die wichtigsten hier zu nennen.

In der unmittelbaren Umgebung des Trattbergs gibt eine Reihe im Vergleich zu den Salzburger und Oberösterreichischen Riesenhöhlen eher kleinerer Höhlen, besonders in der Schlucht der Taugl. In ihr liegt auch das spektakuläre Mundloch des Hundsgföllloches, das schon von weitem zu sehen ist, allerdings nur schwer zugänglich.

Das Wort "Taugl" soll vom althochdeutschen Ausdruck für "verborgen, heimlich" kommen. Diesen Charakter hat das Gebiet heute ziemlich verloren, weil überallhin geteerte Straßen führen, aber ein bißchen etwas merkt man noch davon, wenn sich zu Fuß aufmacht, auf Nebenwegen das Gebiet zu durchkämmt..

Die "die typische Tauglhöhle eine aktive Wasserhöhle, wobei der Hauptgang meist vom Höhlenbach durchflossen wird. Ausgeprägte inaktive "alte" Gangetagen, wie sie in den Kalkalpen ganze Höhlenhorizonte bilden, sind nur sehr selten vorhanden" (Salzburger Höhlenbuch Band 5, S. 13).

Feuchter Keller


Bilder von der Landschaft

Blick auf die Hinteren Trattbergalmen
mit Frunstberg
   

Im Mai 2012


Bilder aus dem Untergrund....

Im Bärloch am Seewaldsee

 
 
   

 

Höhlen im Gebiet des Gerngrabens

Gleich hinter der Mautstelle der Trattbergstraße liegt die Abzweigung zu zwei Höhlen im Gerngraben. Sie zu finden ist nicht einfach. Wir haben jedenfalls im Jul i 2012 erst einmal eine gute Stunde herumgesucht, ehe die erste Höhle vor mein Aug kam. Vor etwa 10 Jahren war ich schon einmal dort gewesen und wir haben eine Höhle besucht. Aber sie wiederzufinden, das war einfach nicht möglich. Es galt den Ausdruck "Forststraße"  zum Beispiel zu interpretieren, da im Gelände 2 vorhanden waren. Und die Höhenangabe im Salzburger Höhlenbuch paßte überhaupt nicht mit der zusammen, die meine GPS- ausgerüstete Digitalkamera zeigte. So irrten wir herum und suchten. Ich finde das eine höchst aufregenden Tätigkeit, da man in diesen Momenten intensivst das Gelände mit seinen Augen und Verstand durchkämmt. Und da sah ich auf einmal weit unterhalb der unteren Forststraße einen verdächtige Felsformation. Von einem Höhleneingang war überhaupt nichts zu sehen. Es galt sich einzulassen auf das Spiel zwischen den eigenen Kräften, der inneren Stimmung, dem Durchhaltswillen, auch der Bereitschaft, wieder einmal frustriert zu werden, weil sich am gedachten Zielort überhaupt nichts als potentieller Höhleneingang auftun tut. Hier war es anders. Da war auf einmal deutlich der Eingang zu einem Felsloch zu sehen. Lange ist da schon niemand mehr gewesen, was überhaupt kein Wunder ist. Mehrere Felsen waren inzwischen in die enge Eingangsspalte schon wieder gefallen. Wahrscheinlich war hier seit 10 der 20 Jahren keiner mehr gewesen. Ein bißchen in der Tiefe mit den Füßen gewühlt, da gab ein großer Block wenigstens nach. Der andere war nicht zu bewegen, was sich beim Rausschlupfen als Trumpfkarte erwies, weil wir dort unsere Füße postieren konnten, um auch wieder noch oben uns durchzurampfen. 

Weiß man nicht, wo man wirklich ist, dann heißt es, sich erst einmal selber zu orientieren. Niemand gibt es da, der einem, bildlich gesprochen, "das Händchen hält". Keiner steht da als "Führer", "Helfer", "Experte" zur Verfügung. Man ist selbst der, vor dem sich die Welt "erhellt". Daß vor einem schon jemand da gewesen ist, das wissen oft ohnehin, die meist unbekannten "Fachleute". In diesem Falle wären es die Höhlenforscher aus dem Salzburger Höhlenverein geweisen. Und die haben ihre Ergebnisse in den Salzburger Höhlenbüchern  veröffentlicht. Aber wer hat die schon? Ich hatte jedenfalls ein Fotokopie des Plans dabei und angesichts des Verlaufs der Gänge wurde mir dreidimensional deutlich, daß wir in der "Schädelstätte" gelandet waren. Unsere Absicht war das nicht gewesen, aber so spielt halt das Schicksal.
Ein weiterer enger Schluf wartete auf uns, wobei auf mich besonders ein Stein darin mitten auf meinen Bauch sehr drückte. Erst nach der Entfernung desselben gelang es mir, auch physisch noch ein wenig weiter weiterzukommen. Die Höhle änderte vollkommen ihren Charakter und die Richtung. Vorher eine weite Kammer, dann ein kluftgeprägter Felsgang voller Felsbrocken. An einer Stelle kam ein Geräusch aus der Tiefe. Da floß, unerreichbar für uns Menschen, ein Bach, aber die akustische Seite davon war spür- und hörbar.

 

Im August 2018 kamen wir wieder, diesmal Michael Krebs, Peter Danner und ich und suchten nun die zweite Höhle im Gerngraben, das Gernloch. Wir hatten zwar die ungefähre Beschreibung aus dem Salzburger Höhlenbuch, aber stimmt so in wichtigen Details nicht. Wir haben die Höhle dann trotzdem gefunden, was nicht einfach ist. Erst geht es niedrig und breit, dann niedrig und eng weiter. Am Ende kann man wieder stehen und bewegt sich für ein paar Meter in einem sehr hohen mächtigen Kluftgang. Wir begnügten uns mit dem einfachen Teil und kehrten gleich wieder um, um genügend Zeit zu haben, ein paar Photos zu schießen.

 

Unterwegs auf der Trattbergstraße durchquert man auf 970 m Seehöhe ein Hochmoor. Unmittelbar neben der Straße befindet sich der Eingang zur sog. Teufelsmühle, die eine unterirdische Verbindung unter der Straße hindurch mit dem Sumpfkanal besitzt. Legt man es darauf an, daß kann man in einem 75 m langen engen Gang von einem Ende zum anderen kriechen.

 

Unterhalb der Merchenhütte liegt verborgen in einem steilen Felsgelände der kleine Eingang in das Kühlloch. Es handelt sich hier um ein über 2 km langen Höhlensystem, das mühsam zu befahren ist. Ehemals vorhandene Einbauten, die den Zugang erleichtert haben, fehlen heute, so daß die Begehung der Höhle mühsam und nur mit passendem Material noch möglich ist.

 


 

Im Vorland des Trattbergs, noch im Salzachtal, sind ein paar Restberge aus Konglomeratgestein übrig geblieben. In ihnen finden sich ein paar kleine Objekte, Felsdächer oder auch Kluftspalten, die alle vom Menschen genutzt wurden, sofern sie sich dazu eigneten.

Konglomeratnische beim Doserpalfen 1524/32
   
Georgenberg bei Kuchl
Klufthöhle im Georgenberg
Im Wald am Georgenberg
   

 

...wird fortgesetzt

 

Geschichtliche Spuren der Erforschung und des Besuches der Höhlen im Trattberggebiet:

1921 Seewaldseehöhle/Bärloch Vermessung der Jägern schon lange bekannt gewesenen Höhle Angermayer Ausobsky 9ff.
25. Juni 1922 Hundsgföllloch Erforschung der Höhle bis zum "Ende", vermessene Länge 1030 m, Photographie Oedl, Czoernig, Gruber, Mitterböck, Plaß, Gugg, John, Angermaier-Rebenberg Angermaier-Rebenberg, 205
1923  Feuchter Keller Größere Expedition in die Höhle, Abbruch wegen großer Steinschlaggefahr   Angermaier-Rebenberg, 206
1923 Schiaches Loch Erstbstieg R. Ginzinger d. Ä. Angermaier-Rebenberg, 206
1923 Schacht am Ebenfeld Erstabstieg . R. Ginzinger d. Ä. Angermaier-Rebenberg, 206
1923 Wieslerloch Befahrung Oedl mit Frau Angermaier-Rebenberg, 206
1923 Riedelbachhöhle Befahrung Oedl mit Frau Angermaier-Rebenberg, 206
8. Oktober 1933 Lüfteneggerhöhle Entdeckung Gruber, Zach, Abel Angermaier-Rebenberg 213
1981/82 Feuchter Keller Erforschung und Vermessung eines neuen Höhlenteils Roth, Gadermayer, Knapcyk Gadermaier 28
1984 Feuchter Keller Entdeckung einer Fortsetzung am Grunde des 32-m-Schachtes Hecht, Gadermayer, Strasset Hecht 16
1992 Feuchter Keller Tödlich endender Unfall   Scherrer, Unfall, Gadermayr, Rettungseinsatz

 

 

 

 


Literatur:

 

Ahrens, H. Bärloch, ATLANTIS 4-1988, S. 19ff.
Ausobyky, A. Seewaldhöhle - Erfahrungsbericht aus Untersuchungen über Höhlenwind-, Temperatur- und Feuchtegradmessenungen, ATLANTIS 3-1988, S. 9ff.
Einzinger, Ulrich Grafinger Bergsteiger im Untergrund, ???, 10.11.1990
Gadermayer, Wolfgang Neuigkeiten aus dem Feuchten Keller, ATLANTIS 1/2/1985, S. 28ff.
Gadermayer, Wolfgang Rettungseinsatz im Feuchten Keller, ATLANTIS 2/3-1992, S. 50f.
Hecht, Peter Feuchter Keller - noch nicht abgeschlossen, ATLANTIS 4-83, S. 16
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg Salzburger Höhlenbuch, Band 2, Salzburg 1977
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg Salzburger Höhlenbuch, Band 6, Salzburg 1996
ohne Verfasserangabe Neues vom Hundsgfölloch, ATLANTIS 3/1983, S.
Rachelsperger, M. Hundsgfölloch, ATLANTIS 1/1986, S. 17
Scherrer, Stephan Bericht über den Unfall im "Feuchten Keller", ATLANTIS 2/3 1992, S. 49f.

Links:

Trattberg Panoramastrasse

Trattberg-Panoramastraße (1543 m) - bei quäldich.de

Paragliding365 - Fluggebiete - Europa - Österreich - Salzburg - Trattberg, 1758 Meter - St. Koloman

Abtenau Urlaubstipps: Trattberg

HdN_15_1_0035-0040.pdf (application/pdf-Objekt)

http://www.hoehlenverein-salzburg.at/

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