Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Odelsteinhöhle in Johnsbach

Im Jahre 1911 wurde der folgende Satz verfaßt: "Ein Besuch der Ennstaler Berge kann nicht vollständig genannt werden, wenn er nicht auch eine Besichtigung der Odelsteinhöhle umfasst." (Hasitschka 3). 

Bekannt war der Eingang in die Höhle wohl schon immer, weil sich in der Gegend seit Jahrhunderten ein altes Bergbaugebiet befindet. Erzführende Gesteinschichten wechseln sich mit Kalken, "graublauer Karbonkalk", aus der Devonzeit ab und wurden schon vor 4.000 Jahren erstmals untersucht und genutzt. Hauptsächlich war man damals auf der Suche nach Kupfer. Die Höhle liegt in der "Grauwacke", in dem nur ganz wenige Höhlen bislang bekannt sind.

Auf das Jahr 1909 wird die erste "wissenschaftliche" Befahrung der Höhle durch die Mitglieder des Vereins für Höhlenkunde datiert, angeführt von Hans Kottnigg, dem Schulleiter von Johnsbach, und Dr. Josef Draxler, einem Verwandten des Schulmeisters von Admont. Im selben Jahr wird bereits der erste Höhlenplan gezeichnet von Rudolf Saar. Weitere Vorstöße folgen. Die hintersten Räume werden erstiegen, hauptsächlich mittels Leitern. Erreicht wird, zuerst von Ing. Bock, die "Schatzkammer", die offenbar einst ein später "weltweit berühmt" gewesen war. Besonders die blau gefärbten Aragonitkristalle und die grünen Eisenblüten waren einmal atemberaubend und galten als ziemlich einzigartig. Das hat sich inzwischen geändert und auch aus anderen Teilen der Erde kennen wir sie. Sofern sie nicht auch dort schon geplündert worden sind, gibt es sie dort noch "in situ".

Ziemlich schnell begann der Niedergang. "Schonungslose Wildlinge" (Hasitschka 14) bemächtigten sich der Pracht, so wie überall anders auch auf dieser Welt. Auch die Erklärung zum Naturdenkmal 1931 stoppte den Verfall nicht, "Vandalismus und Habgier, wie überall, zerstörte die einstmals unberühte Unterwelt. 1962 wurden Mineralstufen von "grüner Eisenblüte" aus der Höhle öffentlich zum Kauf angeboten, systematisch hatte man alles herausgeschlagen, was nur ging, und das Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts. "Wenn i's nit tua - tuan's die andern" - so der Kommentar des Mineraliensuchers (Hasitschka 15). 

Schon 1910 hatte man erstmals die Höhle als Schauhöhle erschlossen, Wegeanlagen eingebaut, wurde mit Fackeln geführt. Zwischendrin wurde der Führungsbetrieb eingestellt, seit 2002 wird sie wieder als "Höhle mit Führungen" betrieben. Der Grundbesitzer hat ein Interesse, daß die Höhle in einem geordneten Verfahren der Öffentlichkeit zugänglich ist, ohne die Kontrolle darüber aufzugeben - ein gutes Modell, sofern man Personen hat, die sich engagiert daran beteiligen. 

Hier ist es so. Für mich war es ganz einfach. Über das Internet bekundete ich mein Interesse und keine Stunde später hatte ich schon ein positives Ergebnis. "Das muß sich ausgehen", war einfache Antwort auf meine recht individuelle Anfrage. Um 9 Uhr am Mittwoch Ende August solle ich beim Kölblwirt sein. Dort würde der Führer sein. Tatsächlich war das dann auch so. Zwei junge flotte Damen waren auch noch da. So bestand unsere Gruppe aus 4 Personen incl. Führer. 220 Höhenmeter geht es bis zum Eingang auf einem ausgezeichnet gepflegten Weg hinan, immer wieder unterbrochen von Pausen, wo wir vieles zu Landschaft, Geologie und Geschichte erzählt bekamen. Es war ein Genuß, da dabei zu können.

Das Eingangsportal war schnell aufgeschlossen. Wir konnten in den Berg in einem bequemen natürlichen Tunnel. Meist ging es nun abwärts bergwärts. Vor eigentlich unscheinbaren Kalkformationen bekamen wir mitgeteilt, um was für Raritäten es sich da in Wirklichkeit handelt: "folia"! 

Nach der Höhlentour ging es noch etwa 30 m in die Höhe, wo eine Art Klettersteig den Weiterweg aus einer Schlucht auf die Bergflanke ermöglicht. Von dort geht es auf erst schmalem Steig, dann auf einer Forststraße und dann wieder auf einem Waldweg zurück zu den Teichen bei der Etzbachquelle. Für die Tour waren 18 Euro Führungsgebühr fällig (Kinder 15 Euro), 2019. Die Tour hatte hungrig und durstig gemacht und so blieben noch ein paar Euros mehr beim Kölblwirt, weil es dort auch eine ausgezeichnetes kulinarische Angebot gab bei angemessenen Preisen und einem freundlichen Service. Was will man eigentlich noch mehr?

 

 

 

     
     
(Die Bilder sind so unscharf, weil sie ohne Stativ nur mit Taschenlampen- beleuchtung versucht wurden!)

Literatur:

Hasitschka, Josef Die Odelsteinhöhle in Johnsbach Einst und Jetzt, Eigenverlag Kölblwirt, Johnsbach 2003 
Kusch, Heinrich und Ingrid Höhlen der Steiermark, Steirische Verlagsgesellschaft, Graz 1998
Plan, Lukas Folia in der Odelsteinhöhle, Steiermark - Erstnachweis im deutschsprachigen Raum, Die Höhle 62. Jg. / Heft 1-4/2011, S- 54ff.
Spötl, Christoph, Plan, Lukas, Christian, Erhard Höhlen und Karst in Österreich, Linz 2016

 

Links:

https://koelblwirt.at/de/in-die-odelsteinhoehle.html

https://www.gesaeuse.at/aktivitaet/odelsteinhoehle/

Landschaft und Höhlen und künstliche unterirdische Objekte in der Steiermark, A

 


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