Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen im Badlgraben bei Peggau, Steiermark


Folgt man der Bundesstraße von Peggau in Richtung Frohnleiten im Murtal, dann kommt man gleich nach dem nicht zu übersehenden Bauwerk der Badlwandgalerie, einer klassischen Eisenbahn-Steinschlaggalerie mit darüber liegender Straße, 1842/43 erbaut - inzwischen in die Denkmalliste aufgenommen) in den kleinen Ort Badl.  Dort ist ein kleiner Parkplatz, der gerne von den Besuchern des Wanderwegs durch den Badlgraben benutzt wird.

Der Badlgraben ist eine teils klammartige Schlucht im Schöckelkalk, der vom Murtal hinauf durch den "Peggauer Urwald" hinauf auf die Hochfläche führt. Der hindurch führende Wanderweg 750 ist überall markiert und verläuft lange im Bachbett. Wegen einiger schwierigerer Passagen unterwegs gibt es einige Drahtseile zum Festhalten und Trittstifte zum Draufstehen. Wenn es nass ist, sind viele Stellen sehr rutschig und es besteht Unfallgefahr. Trotzdem ist diese Wanderung sehr beliebt gerade bei Familien, die mit ihrem Nachwuchs etwas Riskantes wagen wollen. Nach den felsigen Passagen kommt man in einfacheres Gelände, wo dann ein Forstweg nach rechts abzweigt und auf der Hochebene der Tanneben zurückführt, erst Richtung Peggau und dann entlang der Straße nach Badl. Für den ganzen Weg wird eine Länge von 5,4 km angegeben, ein Höhenunterschied von + 165 und eine Wanderdauer von 2 1/2 Stunden.

Wer nicht Bescheid weiß, der wird den ganzen Weg zurücklegen und nur einmal bei einer ganz kleinen Höhle direkt am Weg an einem speläologisch interessanten Objekt vorbeikommenm. Dabei gibt es hier eine ganze Reihe von sehr bemerkenswerten Höhlen, die sich heute weitgehend unbeachtet in den Wänden der Schlucht öffnen. Keinerlei Hinweis findet sich unterwegs am Weg im Graben, allenfalls zweigen Pfadspuren ab, aber wenn man nicht weiß, wohin sie führen, wird man sie kaum beachteten, weil es gleich steil und mühsam in die Höhe geht. Auf den heute verfügbaren Karten im Internet sind allerdings einige eingetragen: vor allem die Große Badlhöhle und die Repolusthöhle.

Wegen ihres großen unteren Eingangsportals in 495 m Seehöhe war die Große Badlhöhle sicherlich immer schon bekannt, was auch die gemachten steinzeitlichen Funde beweisen. Die frühesten Grabungen durch das Johanneum setzten schon 1837 ein, wobei bereits die berühmt gewordenen Knochenspitzen des Lautscher Typuses gemacht wurden. Erstmals begangen worden sei sie schon 1827, wobei die Erstdecker vom vorhandenen zweiten höher gelegenen Eingang in 547 m Seehöhe bis zum unteren vorstießen. In drei Etagen erstreckt sich die rund 600 m lange Höhle, die labyrinthartige angelegt ist und teilweise 10 m hohe und 20 m breite Räume aufweist. Einer davon heißt "Tanzsaal", womit klar wird, wofür die Höhle auch schon genutzt worden ist. Sie ist unter Bedingungen entstanden, die man sich heute kaum vorstellen kann angesichts ihrer Lage hoch über dem heutigen Talboden, denn die Räume standen einstmals unter Wasser, der Fachmann spricht von phreatischen Bedingungen. Später wurden die Rundprofile zu Schlüssellochprofilen umgebildet, als sich die ehemaligen Höhlengerinne tiefer in den Höhlenboden hineinsägten und danach die Höhle trockenfiel. Es muß hier einmal ein viel größeres Höhlensystem gegeben haben, das aber durch die Abtragung der Landmasse im Laufe der Jahrmillionen immer mehr verschwindet. Nichts bleibt.
Die Höhle war immer frei zugänglich und wurde gerne von Touristen und Höhlenforschern aufgesucht. Um das Ende des 19. Jahrhunderts wurden Tanzveranstaltungen dort abgehalten, wobei sich der Weg zur Höhle in einem viel besseren Zustand als heute befunden haben muß. Die größten Veränderungen in der Höhle verursachte sicherlich der Abbau des Höhlendüngers kurz nach dem 1. Weltkrieg, wo man 215 Tonnen Material aus der Höhle entfernte. Nachdem es aber zu immer mehr Verunreinigungen und Zerstörungen an den Tropfsteinen kam, erfolgte ein Verschluß der Höhle mit einem großen Eisengitter.

Auf der anderen Teilseite liegt noch eine Teilhöhle des einstigen "Paläohöhlenflußsystems" - die Repolusthöhle. Sie ist 35 m lang und 70 m über dem Badlbach. Bei den Grabungen ab 1948 kam das größte paläolithische Fundgut der Steiermark zu Tage. 1910 war sie von dem Bergknappen Repolust entdeckt worden. Rund 10 Jahre später wurde sie erstmals von Hermann Bock untersucht, der erste Probegrabungen unternahm. Bei den Grabungen Mottl fand man Stein- und Knochenwerkzeuge, die bis in die Mittlere Steinzeit zurückreichen (ca. 135000-40/35000 BP), die im Hauptraum gefundenden Stücke sind rund 85000 Jahre alt und könnten noch von den Neandertalern stammen. Nachuntersuchungen haben ergeben, daß einzelne Stücke noch viel weiter zurückreichen, zurück bis in einen Zeitraum von mehr als 210000 Jahren, was sie zu den ältesten Höhlenfunden in Österreih machen.

 


 

     
     
September 2020
1975

Literatur:

Benischke, Ralf, Kusch, Heinrich, Wagner, Thomas Mittelsteirischer Karst, in: Spötl, Christoph, Plan, Lukas, Christan, Erhard, Höhlen und Karst in Österreich, Linz 2016, S. 701-718
Kusch, Heinrich und Ingrid Höhlen der Steiermark, Graz 1998

Links:

https://www.steiermark.com/de/steiermark/ausflugsziele/die-badlschlucht-erlebniswanderung_p1710988

https://gipfelrast.at/2017/06/badlgraben/

https://www.hikr.org/tour/post142515.html

http://www.denkmal-steiermark.at/downloads/newsletter82012.pdf Badlwandgalerie

https://www.zobodat.at/pdf/MittAbtGeoPalJoan_56_0005-0020.pdf

https://www.geocaching.com/geocache/GCEEE3_badlgraben?guid=be037a56-ac36-41b9-84d7-3c1786d0ad9f   / Geocache mit Höhlenbezügen

http://freizeit.peggau.info/badl_repolusthoehle.html

 

Speläologisches um Peggau


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