Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Im Warscheneckgebiet
Blick von der Bergstation der Standseilbahn zur Wurzeralm Richtung Warscheneck,
2020
Das Warscheneck mit seinen ist der höchste Gipfel der gleichnamigen Warscheneckgruppe im Osten des Toten Gebirges und zugleich einer der meist besuchtesten. Es ist stark gegliedert und bildet zusammen mit mehreren Nebengipfeln ein ganzes Bergmassiv. Es ist stark verkarstet und besteht überwiegend aus Dachsteinkalk. Die Entwässerung geschieht großteils unterirdisch. Der größte Teil davon kommt im Pießling-Ursprung wieder zu Tage, ein anderer im Teichl-Ursprung beim Pyhrn-Paß.
Es gibt ein großes Wegenetz, das die Region sehr gut erschließt. Mehrere Alpenvereinshütten (Dümlerhütte im Nordosten, Zellerhütte im Nordwesten, Linzer Haus auf der Wurzeralm), stehen den Touristen zur Verfügung.
Bei der Wurzeralm, einer Hochalm in durchschnittlich 1.400 m Seehöhe, befindet sich ein beliebtes Sommer- und Wintersportgebiet, das seit 1978 besteht. Es gab einmal Pläne, es mit dem von Hinterstoder zu verbinden, aber diese Pläne scheiterten, vor allem aus Naturschutzgründen. Ein beliebter Übernachtungsort ist das Linzer Haus. Auch im Landesjugendhaus Wurzeralm des Landes Oberösterreich verbringen viele Jugendliche erholsame Tage.
Das gut verkarstungsfähige gebankte Dachsteinkalk wird von Dachsteinriffkalk
überlagert und bietet ideale Voraussetzungen für die Höhlenbildung. Seit
über 100 Jahren forscht man schon in der Region. Hermann Bock und Hermann von
Wißmann zählen zu den Pionieren dort. Der früheste Hinweis stammt aus den
Jahren 1822/23, wo man das Frauenloch in der Weißenbacher Wand erstmals
untersuchte. Der Landesverein für Höhlenkunde in der Steiermark dokumentierte
viele Höhlen am Südrand des Warscheneckstocks. Der Verein für Höhlenkunde in
Sierning beschäftigt sich mit dem oberösterreichischen Teil. In einer
Übersicht über den Stand der Höhlenforschung dort aus dem Jahre 2020 hieß es
noch, daß 46 Höhlen im Verzeichnis aufscheinen würde. 2016 hieß es dann, es
seien 282! Und man hat jetzt auch den Zugang zu einem sehr großes Höhlensystem
im Eisernen Bergl gefunden!
Wissenschaftlich sehr bedeutsam ist die 311 m lange Knochenhöhle im Ramesch.
1978 bis 1985 fanden dort Ausgrabungen statt, die bestätigt haben, daß Höhle
lange Zeit hindurch als Winterquartier von Bären gedient hat. Nachgewiesen ist
der Zeitraum von 60.000 bis 34.000 Jahren vor unserer Zeitrechnung. Sensationell
ist der Fund eines Steinwerkzeugs des Neandertalers, was zeigt, daß schon
unsere Vorvorfahren dort gewesen sind.
Das Wasser aus dem Teichlboden, der Polje unterhalb der Wurzeralm, versickert im
Untergrund und kommt erst wieder in Talnähe beim Pichlriß zum Vorschein. Ein
typischer Wasserschlinger im Wiesenboden ist nicht zu übersehen, weil dort der
Bach, der sich durchs Gelände schlängelt, ab da einfach nicht mehr da ist. Die
Stelle ist mit Stacheldraht umzäunt, daß da keiner versucht reinzukriechen.
Normal will das auch keiner, denn es ist eng, schlammig und nass. Folgt man
einem schmalen, wenig benutzten Steiglein, das talwärts zieht und den
geschotterten Hauptweg kreuzt, dann kommt man nach etwa 100 m zu einer wenig
bedeutenden Felsspalte, aus deren Tiefe man das Wasser wieder rauschen hört.
Ihr Eingang ist nicht zu sehen, da er hinter einer Bodenwelle liegt. Wer genau
hinschaut, der sieht man den Wänden noch ein paar verwitterte Ritzzeichen.
Das Gebiet war einmal bekannt für Ritzzeichnungen. Die meisten sind kaum zu finden, da sie an irgendwelchen Blöcken im Gelände angebracht sind, von denen überall viele gibt,. Es gab einmal in Spital ein eigenes Felsbildmuseum, von dem in älteren Ausgaben von Reiseführern auch noch die Rede ist. Es ist inzwischen aufgelöst und die Räume werden von einem modernen Jugendhotel heute genutzt.
< Schwinde | ||
Rote Wand |
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Literatur:
Benischke, Ralf | Höhlen und Höhlenforschung im Warscheneckgebirge, S. 19ff. |
Fritsch, Erhard | Die Höhlen des Toten Gebirges, S. 24ff., in: Krenmayer et al., Alpenvereinsführer Totes Gebirge, Bergverlag Rudolf Rother, München 1982 |
Geyer Ernest, Seebacher Robert, Tenreiter Clemens, Knobloch Gerald | Totes Gebirge, in: Spötl, C., Plan, L., E. Christian (Hrsg.), Höhlen und Karst in Österreich. - Linz 2016 (Oberösterreichisches Landesmuseum): 599-622 |
Hille, Peter, Rabeder, Gernot | Die Ramesch-Knochenhöhle im Toten Gebierge, Schriftleitung Helmuth Zapfe, Reihe Mitteilungen der Kommission für Quartärforschung Band 6, Verlag VÖAQ, 1986 |
Krenmayr, Ludwig, Gernot und Gisbert Rabeder | Alpenvereinsführer Totes Gebirge, Bergverlag Rudolf Rother, München 1982 |
Winkler, Robert (Hg.) | Die Höhlen des Toten Gebirges, Leykam, Graz 2012 |
Links:
https://www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/warscheneck-2388m-im-toten-gebirge/11453368/
https://skisport.com/Wurzeralm/de
http://www.linzerhaus.com/home/
https://www.zobodat.at/pdf/KATOOENF_0006_0001-0031.pdf Ramesch-Knochenhöhle
https://www.zobodat.at/pdf/JOM_130a_0161-0181.pdf Ramesch-Knochenhöhle
http://www.anisa.at/felsbild.htm
Speläologisches auf der Nordseite des Toten Gebirges
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