Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die "Naturhöhle" in Altfinstermünz, Tirol, A
Zwischen Landeck und dem Reschenpaß fließt der Inn heute tief unterhalb der Paßstraße. Jetzt, 2013, ist das Hotel direkt an ihr aufgelassen. Eine verblassende Aufschrift an einem kleinen Holzhäuschen zeigt, daß es hier sogar einmal schon ein kleines Postamt gegeben hat. Heute verfällt das alles langsam. Man kann von hier aus auf einem ausgetretenen Weg hinuntersteigen zum heute als "Erlebnisburg" touristisch vermarkteten Ensemble "Altfinstermünz".
Der Ort hat eine alte Geschichte. Entlang des Inns verlief schon
seit der Römerzeit die Römerstraße Via Claudia Augusta, die auch in den späteren
Jahrhunderten der wichtigste Übergang in diesem Teil der Alpen war. Erst mit dem
Ausbau der Straße über den Brenner verlor sich seine Bedeutung. Als erste
urkundliche Erwähnung der Burganlagen gilt heute eine Notiz aus dem 12.
Jahrhundert. Als ältester Bauteil gilt der Brückenturm, der dem Schutz der
Brücke diente.
Komplett innerhalb der Burg liegt eine geräumige Naturhöhle im Bündner Schiefer. Ihre Abmessungen werden in dem wissenschaftlichen Grabungsbericht für
die Jahre 2004 und 2005 mit 14 m Länge, 8 m Breite und 12 m Höhe angegeben. Am
nordöstlichen Ende setzt ein ca. 7 m langen natürlicher Gang an. Auf der anderen
Seite setzt ein Gang an, der als unterirdischer Verbindungsgang zum Burgteil "Sigmundseck"
ausgebaut worden ist. Eine spätgotische Tür verschloß die Höhlenöffnung nach außen.
Die wurde im 17. Jahrhundert, im Barock, durch den Einbau einer neuen Tür und
neue Fenster verändert. In Innern wurde die Höhle Ende des 18.
Jahrhunderts-Anfang des 19. Jahrhunderts in eine westliche und eine östliche
Hälfte geteilt und außerdem der Gesamtraum in 2 Geschosse unterteilt. Eine Küche
wurde eingebaut, was durch die starken Verrußungen nachweisbar ist.
Weil vermutet werden konnte, daß die Höhle, am fischreichen Inn und an einer
alten Verbindungsstraße gelegen, schon lange bekannt gewesen ist und
entsprechend als Unterstand benutzt wurde, wurde in den Jahren 2004 und 2005
eine wissenschaftliche Grabung angesetzt. Es stand nämlich eine Umgestaltung der
Örtlichkeit an, weil man den Höhlenraum umgestalten wollte, um für die Besucher
der Burg, dort einen Vorführraum zu schaffen. Heute kann man sich auf Bänken
dort niederlassen und einen Film über die Burganlage und ihre Geschichte,
projiziert an die Höhlenwand, anschauen. Es wurden keine großen unerwarteten
Funde gemacht. Einige Kotschichten wurden gefunden, was auf eine entsprechende
Nutzung scließen läßt, die jüngste Nutzung war nur noch ein "Tierunterstand" mit
entsprechenden Rückständen. Die meisten Funde stammen aus dem 14./15. Jahrhundert und entstammen
handwerklichen Tätigkeiten. Im Grunde ist das kein Wunder, denn wenn es jemals
eine frühzeitliche Besiedlung gegeben hat, dann ist sie wohl von den
Innhochwässern wieder weggeschwemmt worden, denn die höchsten Wasserstände
reichen bis hinauf in die untersten Lagen, die in der Höhle erreicht werden.
Luis Trenker hat in seinem Film "Der Rebell" viele Kampfszenen hier gedreht. Es ging um das Vordringen der französischen Truppen, gegen die sich die Tiroler mit den Mitteln eines Guerillagebirgskriegs wehrten. Die Höhle kommt allerdings nicht vor.
Literatur:
Huber, P. | Die Finstermünzhöhle (2211/1) im Oberinntal (Tirol), Höhlenkundliche Mitteilungen Wien und Niederösterreich 10-1989, S. 205 |
Huber, P. | Höhlen in Tirol im Bereich Pfunds, Höhlenkundliche Mitteilungen Wien und Niederösterreich 3 -1989, S. 81-82 |
Spötl, Christoph, Stadler, Harald | Höhlenburgen in Nordtirol - eine Spurensuche, Die Höhle 1-4/2017, 134-143 |
Zucchelli, Christine | Wege in die Vergangenheit in Tirol, Tyrolia, Innsbruck Wien 2014 |
Links:
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