Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Vorderkarhöhle, Tirol, A



Geht man nach den Links unter "Vorderkarhöhle" im Internet, dann ist die Höhle inzwischen schon sehr bekannt. Eine Garmischer Firma bietet sogar geführte Touren dorthin an. Naja.

Bekannt ist ihr Eingang in 1848 m Höhe wohl schon lange, weil er sich unmittelbar neben dem Steig zur Pleisenspitze im Karwendel öffnet. Eine Spalte tut sich da auf, in die man hineinsteigen muß. Am Grunde ist oft ein Schnee- und Eispropfen, der im Laufe des Jahres abschmilzt. Ein niedriger Schichtfugenraum tut sich seitlich auf, in dem am 28. Oktober 1951 von dem Scharnitzer Bergführer und Höhlenforscherl Toni Gaugg ein Elchskelett entdeckt wurde.Schon am 23. Juli 1950 war am Grunde des Schachts eine kleine niedrige Stelle "bezwungen", die einen 48 m langen, ansteigenden Felsgang mündete. Wer heute da hineingeht, der wird an der Seite ein im Eingangsbereich ummanteltes und weiter innen nur noch als dünnes Schläuchlein vorhandendes Stück der Wasserleitung der Pleisenhütte sehen. Ganz kurios ist der Blechtank, der mitten im Gang liegt und in dem wohl gefaßte Wasser aufsammelt.

Was ich noch nirgends beschrieben gefunden habe: Es lohnt sich vormittags bis mittags die Höhle zu besuchen. Zumindest war das am 20. Juni 2007 so. Auf der kurzen fixen Eisenleiter ist es ja nicht wirklich schwierig zum Grunde des Eingangsschachtes abzusteigen. Ein Blick nach oben ließ mich staunen. Da trat auf vielfältigste Weise das Sonnenlicht in die Höhle und es bildeten sich lange Lichtstrahlen in der wallenden Höhlenluft. Ein ästethisches Schmankerl.

Wenn man sich in der Umgebung umschaut, dann sieht man noch das eine oder andere kleine Felsloch, das sich zwar vor einem auftut, aber nirgends weiterführt. Immerhin sind das aber Hinweise, daß sich da wirklich was tut im Untergrund!

Im Höhlenkataster sind ja noch einige weitere Höhlen schon aufgeführt.

Pleisenhütte
Eingang in die Vorderkarhöhle
 
Details: ein Kolk und eine farbige Wandform
Wasserleitung und - tank

 

 


":..so wie das Geld immer alles zerstört, auch das Bewußtsein dafür, dass es alles zerstört.. " Ralf Rothman anläßlich seiner Dankesrede zur Überreichung des Max-Frisch-Preises 2006


Leider haben die guten Seiten oft auch irgend etwas an sich, das das Schöne auch gleich wieder trübt. Als ich zurückkam, da fand ich auf einmal auf meiner Windschutzscheibe eine Art Strafzettel über 15 EURO. Warum? Ich hätte etwas gemacht, was die "Grundbesitzer" offenbar im Extremfall sogar als sogenannte "BESITZSTÖRUNG" ansehen und drohen, dann vor das Gericht zu genen! Ich hatte mein Auto auf einem freien Platz abgestellt und bin einen halben Tag später dort wieder losgefahren.

Eine ganz spannende Frage ist, wer sind eigentlich diese "Besitzgestörten"? Sitzen die in äußerster Armut und vollkommen hoffnungslos auf Erwerbsarbeit vor ihrem Häuserl und hungern sich das Brot vom Mund ab - oder sammeln sie gerade die Moneten fürden 110ten Wohnblock in Shardjah?

Als ich dorthin kam, da war außer mir nur ein weiteres Auto dort. Ich fuhr auf die freie Teerfläche und habe dort nicht einmal ein Parkplatzzeichen gesehen, allenfalls ein Schild, daß die Weiterfahrt verboten sei, außer man sei ein Gast des Gasthauses Wiesenhof. Das hätte ich leicht arrangieren können, wäre halt einfach Essen dort gegangen.
Jetzt komme ich mir raffiniert betrogen vor. Man markiert eine bestimmte Fläche dieser Erde ziemlich amateurhaft im guten Falle, hinterlistig im schlechten. Und wartet nur darauf, daß da auch mal wieder einer reinfällt. Als ich den Strafzettel in der Hand hielt, da hab ich mich umgesehen, wo denn eigentlich stünde, daß man zu zahlen habe für das Parken. Zuerst einmal war gar nichts zu sehen. Erst als ich 20 m vorgefahren war, da tauchte auf einmal ein Kassenkasten auf. Ich hielt kurz und schaute, was das denn gekostet hätte. 3 Euro am Tag. Lächerlich im Vergleich zu den 15 Euro die das Fallenstellen bringt! Happy Gastfeindschaft. So etwas schafft eigentlich nur böses Blut! Wo bleibt der freundliche Hinweis beim Weiterfahrverbotsschild "Haben Sie ihre 3 EURO bezahlt? - Wir schauen nach!"

 


Literatur:

Plank, Wolfgang Besuch der Vorderkarhöhle im Pleisengebiet am 26.10.1987, Höhlenkundliche Informationen Tirol 1-1987
Kuntscher, Herbert Höhlen - Bergwerke - Heilquellen in Tirol und Vorarlberg, Steiger Verlag, Berwang 1986
TRIMMEL, H. Ein neues Naturdenkmal: die Vorderkarhöhle bei Scharnitz (Tirol).- (1254/1, Die Höhle 1958,
Anonym Kurz vermerkt.- Vorderkarhöhle (1254/1, Schutz), Die Höhle 1959
Lang, Werner Wo der König der Lüfte kreist, Süddeutsche Zeitung Nr. 74, 28./29. März 1991, S. 14
Beck, Sebastian Dem Himmel so nah - Warum für den 80-jährigen Pleisen-Toni das Karwendel das Paradies ist, obwohl er dort so viele sterben sah, Süddeutsche Zeitung Nr. 30 / Seite L7, 6. Februar 2001

Links:

Volker Seibt: 17.10.1999 - Pleisenspitze
Bergtour Pleisenspitze
DAV Hüttensuche - Bayern - Karwendel - Pleisenhütte
Pleisenspitze Skitour Karwendel - tourentipp.de
Landschaft und Höhlen in Tirol


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