Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Klüfte bei der Kenzenhütte, Bayerische Alpen, D


Die Hochplatte, 4. Juli 2004


4. Juli 2004. Ein strahlender Sonntag. Während andere wohl nur noch das Ergebnis des Endspiels der Fußballeuropameisterschaft den ganzen Tag im Kopfe haben, steigen 5 Leute am Nordfuß der Hochplatte oberhalb der Kenzenquelle den Berg hinan. Damit wurde ein vorläufiger Schlußstrich unter die Erforschung und Vermessung der Kenzenklüfte gezogen, aber es genau so wie es oft ist, wenn man wirklich zum "Höhlenforschen" geht. Wirklich abgeschlossen ist da noch gar nichts, und ausgerechnet am hintersten Ende der von uns vermessenen "Nördlichen Kenzenkluft" haben wir einen Schacht erreicht, der von uns nicht mehr befahren wurde. Das hatte seine Gründe.

Im ersten Heft der Vereinszeitschrift DER SCHLAZ des Vereins für Höhlenkunde in München, erschienen im Jahre 1970, hatte Toni Müller schon von einer Suchtour ins Gebiet der Kenzenquelle berichtet und spekuliert, daß über die Klüfte oberhalb der Kenzenquelle vielleicht eine große Wasserhöhle am Fuß der Ammergauer Hochplatte gefunden werden könne. Nun es hat 34 Jahre gedauert, bis wir mehr dazu sagen können, aber das letzte Wort noch immer nicht gesprochen.

1985, also fast zwanzig Jahre ist es her, daß Klaus Vater anfangen hatte, diese Klüfte zu vermessen. Fast ist er fertig geworden damals. Sogar Klaus Cramer war damals bei der Vermessung noch dabei. Drei Höhlen sind damals vermessen worden, die Östliche, die Westliche und die Nördliche Kenzenkluft. Ein paar Reststrecken wollte Klaus mit uns noch vermessen, insbesondere in der Nördlichen Kenzenkluft. Da gab es noch Strecken, die ein Engländer als "elusive" bezeichnet haben würde. Irgendwie weitergehend. Tatsächlich sind sie auch nach unserer Tour noch nicht ganz "erforscht". Es hat sich auch unter uns niemand gefunden, der sich in diese theoretisch vom Menschen durchaus noch befahrbaren Teile tatsächlich noch begeben hätte. Unter uns befand sich ein Hohlraum im Gestein. Aber was heißt das wirklich in diesem Gebiet? Es ist einfach so, als hätte, um es (christlich)/griechisch zu formulieren, (irgendein) Gott hier Mikado gespielt, seinen Bauklötzchenkasten einfach ausschüttete und nun purzelt hier alles durcheinander. Große Steine, kleine Steine, alles durcheinander. Zwischenhinein kann ein Mensch schlüpfen, manchmal, manchmal auch nicht, sondern nur hineinschauen. Auch das haben wir erlebt.

 

Der Plan vom Klaus, den wir noch "
ergänzen" wollten
Der Bus vor der Kenzenhütte

im Hintergrund die Ammergauer Hochplatte

Bei der Kenzenquelle

oberhalb rechts liegen die Kenzenklüfte

Die Kenzenquelle
Klaus Vater in einer noch unvermessenen
Kluftspalte
 

Beim Vermessen
 
Am tiefsten Punkt der Höhle

- ein unerforschter kleiner Schacht

Ein Tier in der Höhle

- eine Nacktschnecke

2 m Neuland
   
Eingang Westliche Kenzenkluft
Das enge Ende der Westlichen Kenzenkluft
 

 

Blick vom Auerberg Richtung "Ammergauer", Dezember 2016

 

 

 

 

Literatur:

Deubner, Klaus Die Ammergauer Alpen 1240, Forschungsgeschichte und aktuelle Arbeitsgebiete, in: Verein für Höhlenkunde in München, Münchner Höhlengeschichte II 50 Jahre Verein für Höhlenkunde in München Jubiläumsschrift, München 2004
Müller, Toni Suchtour Hochplatte - Kenzen, Der Schlaz 1-1970, S. ohne Seitenangabe

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