Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Speläologisches um Eschenlohe
Eingangsumgebung Erzloch
Wann ist etwas eine "Höhle"? Leute, die sich oberflächlich mit diesem Thema auseinandersetzen haben darauf gleich eine Antwort. Längst ist er als "anthropozentrischer Begriff" entlarvt. Wir, die Menschen, legen fest, was dazu gehört und was nicht. Was kleiner ist, als daß wir hineinpassen, das fällt aus der Definition heraus. Und wenn wir uns anstrengen und selber Löcher in den Fels hineinarbeiten, so hart und schwierig das auch sein mag, dann gilt das für manchen auch nicht als "Höhle". Schon bei Franz Kraus finden wir 1894 in seiner Unterteilung der Höhlen in der "Höhlenkunde" in 3 Klassen: die "ursprünglichen", die "später gebildeten" und die "künstlichen und bewohnten" Höhlen.
Schauen wir uns in der Umgebung von Eschenlohe, einer "Gemeinde und Ortschaft im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen", um, dann findet man offensichtlich praktisch nichts, was darauf hindeuten würde, daß es da "Höhlen" gibt, egal welcher Art auch immer.
Bohrt man tiefer, dann findet man auch da einiges.
- Geht man in Eschenlohe von St. Clemens, der Ortskirche, in Richtung Kalvarienberg, wobei man dem Natur-Erlebnis-Pfad folgen kann, dann kommt man an der Ostseite zum Tunneleingang eines ehemaligen Luftschutzbunkers. Der Tunnel ist jetzt (2020) begehbar, beleuchtet, ab Herbst abgesperrt - aus ???Gründen (was ist denn, bitte; "Felssicherung"? Soll der Fels vor den Schritten der Menschen geschützt werden? Oder der Mensch vor vorgeblich herunterfallenden Steinen?)
Er heißt auch "Fledermaustunnel". Womöglich findet man im Winter sogar das eine oder andere Tier hier - trotz all der "Störungen" rundum, z.B. durch die vorbeifahrenden Züge, die sicherlich zu Erschütterungen führen, all die Leute, die durch das Gitter glotzen oder das brennende Licht im Tunnel etwa im Novembe 2020, ohwohl ja niemand hinein gelassen wird. Der Strom kommt ja aus der Steckdose.
Mai 2021: Ich war ja schon im letzten Jahr da und da war
auch schon zu. Wie lange dauert diese "Sicherung"? Bis zum
Herbst? Dann wäre wieder aus Fledermausschutzgründen gesperrt? Also das
ganze Jahr! Und das nächste.... Was wird hier gesichert? Der
"Fels"? Wird der vielleicht weich? Oder porös? Oder fällt er
dauernd von der Decke? Oder die Verantowrtlichen davor, daß sie
vielleicht "verantwortlich" gemacht werden könnten, falls
einmal irgend jemand etwas passiert?
Gerade jährt sich das Ende des 2. Weltkriegs. Da waren in den letzten Stunden vor dem Ende der Kampfhandlungen die Menschen froh, wenn es irgendwo eine Höhle oder einen Stollen gegeben hat, wo sie sich hineinverkriechen konnten. Schließlich wurde draußen überall geschossen und gebombt. Da war das Risiko, daß etwa ein Steinderl von der Decke fallen könnte, ganz anders gesehen im Vergleich zu dem, was es draußen alles an Grausamkeit gab. Macht auf die Tür..... |
- Die Straßentunnel der Bundesstraße 2 dienten im Zweiten Weltkrieg ab 1944 als bombensichere Rüstungsproduktionsstätte für Flugzeugteile der damaligen Messerschmitt AG. Den nötigen Strom lieferte einen Leitung vom Walchenseewerk. Die Zugänge zu den ehemaligen Anlagen wurden regelmäßig zubetoniert und von "Bunkerspechten" wieder aufgemacht. Natürliche Bewohner dieser Räume sind Siebenschläfer. Vermutlich gibt es auch Fledermäuse. http://www.herbert-thiess.de/Ente/
- Das "Erzloch". Geht man vorbei an den "Sieben Quellen",
dann passiet man irgendwann links vom Weg eine Lichtung, die am Fuß des vom
Zundereck herabziehenden Erzgabens liegt. In ca. 730 m Höhe liegt, schwer
auffindbar, der Eingang zu diesem wohl vom Menschen geschaffenen, bald 30 m
langen Felsgang. Nichts weist vorher auf irgeneinen Hohlraum hin. Man muß schon
unmittelbar davor stehen, dann sieht man hinein. Erreichbar ist dieser Punkt
allerdings nicht leicht, weil eine steile Schotterwand davor kaum zu erklimmen
ist. Das umgebende Gestein ist Hauptdolomit. Beim Vortrieb in den Fels folgte
man auffälligen Störungen, wobei man hoffte, daß man beim tieferen Vordringen
in den Fels auf Metalle stoßen würde. Man folgte einer schwach vererzten
Kluft, bestehend aus Metallsulfiden, die in den Gesteinen den "dunklen
Sedimentgesteinen der kalkalpinen Trias" (Raab 273) auftreten können. Die Arbeit muß sehr mühsam gewesen
sein. Manche sprechen davon, daß man 2 cm am Tag vorgedrungen ist. Eine
einfache Rechnung ergibt, daß man da Monate am Werk gewesen sein muß.
Am 16. April 1977 haben Klaus Vater, der auch den Plan zeichnete, Christian
Deubner und ich die Höhle vermessen. Als Gesamtlänge schrieb Klaus "20 m)
hin.
April 1977 |
Nur wenige Meter vor dem Eingang - und nichts ist davon zu sehen
- Die sieben Quellen / Es handelt sich um "eine Gruppe von Grundwasseraufstößen" am Fuß des Estergebirges südlich von Eschenlohe. Aus ihren geht das der "Mühlbach" hervor. Die Gesamtquellschüttung beträgt im Mittel 1.700 l/s. Es handelt sich also nicht um Karstquellen, sondern um Stellen, wo das "Porengrundwasser" des Loisachtales aus einem tieferen Grundwasserstockwerk als auch "Festgesteinsgrundwasser" an die Oberfläche tritt, bedingt durch eine tief unten liegende Felsschwelle bei Eschenlohe. Ein auffallend hoher Sulfatgehalt des Wassers stammt von Wässern die aus "Rauhwacken der Raibler Schichten" stammen.
Literatur:
Cramer, Klaus (1976): Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern 1:25000 zum Kartenblatt Nr. 8433 Eschenlohe
Kaiser, Andreas (2010: Unterwegs in Werdenfels - Band 1: Geoabenteuer, Garmisch-Partenkirchen
Raab, Winfried (1997): in: Der Bergbau und andere küsntliche Objekte rund um das Estergebirge, in: Das Estergebirge - Eine Karstlandschaft in den Bayerischen Voralpen, Karst und Höhle 1996/97, München, 269-292
Schwarz, Peter (2014): Das Erzloch - ein geheimnisvoller Stollen bei Eschenlohe, in: Der Burgadler, Verein zur Erforschung und Erhaltung der Eschenloher Heimatgeschichte e.V.
Links:
https://www.gamssteig.de/touren/sieben-quellen-asamklamm
Landschaft und Höhlen im Estergebirge
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