Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Schellenberger Eishöhle am Untersberg


1995 Eingang in die Höhle anläßlich einer Vereinstour des VHM in die Höhle


"Die Schellenberger Eishöhle ist eine sackförmige, statische Eishöhle" So heißt es noch im dem 1925 erschienenen Büchlein von Fritz Glück, dem damaligen Höhlenwart der Vereinigung für Höhlenkunde Schellenberg. Sie ist heute eine beliebte Schauhöhle am Untersberg bei Salzburg und wird im Sommer von Tausenden von Touristen aufgesucht.

Einer der prachtvollsten und einfachsten Wanderwege der Gegend führt daran vorbei. Man fährt mit der Seilbahn von St. Leonhard hinauf auf das Geiereck, wandert über den breiten Gipfelgrat hinauf zum Salzburger Hochthron und dann hinab auf dem Eishöhlensteig. Durch die senkrechten Felswände wurde ein teils in Tunnels verlaufender bequemer und sicherer Steig angelegt, der allen Besuchern das Hinuntersteigen ermöglicht. Dann heißt es nach links abzweigen und wieder kurz den Hang hinaufsteigen. Das große Höhlenportal öffnet sich ziemlich unvermittelt und führt mit seinem weiten Rachen tiefer hinein in den Berg.

Der Eingang war den Sennern und Jägern wohl schon lange bekannt. Es gibt eine Geschichte, Hüterbuben hätten eine Schafherde verfolgt, die sich in den Schatten der Eingangsöffnung zurückgezogen hätten, und so den Eingang entdeckt. Jedenfalls ist sie bereits auf der "Bayerischen Generalstabskarte" vom Jahr 1826 als Schellenberger Eisloch eingetragen. Dann scheint sie wieder ziemlich vergessen worden zu sein, bis 1874 Posselt-Czorich und der Bergführer Ebner sie wiederentdeckt haben. In den Worten von Posselt klingt das so: "(Am 6. October) wanderte ich mit Ebner fort...unsere nächste Sorge bildete die Auffindung des Eislochs. Ueber einen kleinen Rücken gelangten wir westlich zu einem Felstobel, jenseits dessen wir einen prächtigen Höhleneingang mit Jubel begrüßten. Doch, noch ein zweites Felsenloch zur linken zog unsere Blicke auf sich; dieses wurde, weil näher gelegen, zuerst untersucht, zeigte sich aber als bedeutungslos, worauf wir mit gespannten Erwartungen schnell zu ersterem emporstiegen. Die Höhle wies einen bei 15 m breiten Doppeleingang auf; Ebner übernahm die Untersuchung des linksseitigen kleineren Eingangs, während ich zum Haupteingang emporstieg. .... Das Eisloch zu finden, hatten wir nun aufgegeben...

Doch kaum hatten wir einige Schritte zurückgelegt, als wir vollkommen unerwartet zu unserer Rechten eien dunklen Schlund erblickten: ein mässig steil geneigtes Schneefeld führte hinab. In freudiger Erregung stiegen wir über dasselbe abwärts; doch ein die Höhle erfüllender See schien weiterem Vordringen Schranken zu setzen. Als wir aber näher kamen, da erwies sich das, was wir für klares Wasser gehalten, als herrlicher, blanker Eisspiegel; links ragte eine mächtige Eispyramide empor..."

Von 1876-1882 führten zwei Professoren, Fugger und Kastner, zahlreiche Eisstandsmessungen dort durch, 1879 wurde bereits ein Weg durch die AV Sektion Salzburg zur Höhle angelegt, 1910 wurden tiefere Teile der Höhle durch Alexander von Mörk und M. Hell erkundet. Außerdem wurden bereits Fotos von der Höhle gemacht, die zu den ältesten fotographischen Dokumenten aus der Höhlenwelt Salzburgs gehören.

Am 5. Juli 1925 wurde die Höhle "für den allgemeinen Touristenverkehr eröffnet". Sie sei, so schrieb man in der Linzer Tagespost, "die größte und schönste erschlossene Eishöhle Deutschlands" und weise "in ihren Hallen und Gängen prächtige Eisgrotten und Eisfälle auf. Ueberwältigend ist der Anblick der 15 m hohen Eisgrotte im Mörkdom. Der Besucher ist vollständig im Banne der unterirdischen Pracht."

Inzwischen sind in der Höhle große neue Teile gefunden worden, die bis auf wenige Meter bis zum System des Salzburger Schachts führen. Nur ein wegen seiner Widrigkeit nicht betauchter Siphon von etwa 20 Metern Länge trennt die beiden Höhlen, die im Grunde ein großes System bilden, das auch noch das Gamslöcher-Kolowrath-System umfaßt, das nur noch durch bislang unbezwungene Blockverstürze von einander separiert ist.

Die vermutlich ältesten noch erhaltenen Fotos aus der Höhle
- gemacht von dem bereits im 1. Weltkrieg gefallenen Alexander von Mörk
- schon sehr vom Zahn der Zeit angegriffen
(aus dem Fotoarchiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg)
Der erste Plan von Fugger, 1879
In der Fuggerhalle, Foto G. Abel
Der Eisgang, Foto G. Abel
Foto Eder

Josef v.Angermayer Halle, Foto G. Abel

Postkarte, herausgegeben anläßlich des 5. Internationalen Kongresses für Speläologie in Stuttgart 1969

Postkarte, herausgegeben anläßlich des 5. Internationalen Kongresses für Speläologie in Stuttgart 1969
 
27. Mai 1995 1. September 1973
1. September 1973 27. Mai 1995

Am Wartebankerl vor der Höhle - vom Eingang
sieht man noch gar nichts, September 1994
September 1994

Von Edi Rauscher stammen drei Bilder, die nach seinem Tod im Diaarchiv des Vereins für Höhlenkunde in München aufbewahrt werden und die noch aus den frühen 60er Jahren stammen müßten.

Zugang
- der Eishöhlensteig
Eingang
Wer ist das?
Vielleicht der frühere Höhlenführer Fritz Eigert?

 


Ein Begehung des Untersbergs mittels Seilbahn über den Salzburger Hochthron, den Thomas-Eder-Steig, vorbei an der Eishöhle und der Toni-Lenz-Hütte 2013

 
     
 
     
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
   
     
 
     
 
     
 
     
 

 


 

Literatur:

Arbeitsgemeinschaft für Höhlenforschung Bad Cannstatt e.V., Redaktion Fred Kösling

Wissenschaftliche Beihefte zur Zeitschrift "Der Lehmpfuhl" Sonderheft 1, Stuttgart 1988

Beisel, Karoline Meta

Fahr' zur Höhle! Süddeutsche Zeitung Nr. 198 29. August 2014 R2

Czoernig-Czernhausen, Ing, Walther von

Die Eishöhlen des Landes Salzburg und seiner bayrischen Grenzgebirge, Sonderabdruck aus den Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, LXIV. Jahrg. 1924

Eigert, Fritz

Die Schellenberger Eishöhle, 60 Jahre Schellenberger Eishöhle 1985

Eigert, Fritz

Die Schellenberger Eishöhle, o.J. (1968)

Eigert, Fritz

Befahrung des Eishöhlenlabyrinths (aus dem Fahrtentagebuch des Vereins für Höhlenkunde in Schellenberg), Mitteilungen des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 6 (3): 1960 38f.
Eigert, Fritz Achtung! Nachfolger gesucht! Der Schlaz 46-1985, S. 31
Glück, Franz Die Schellenberger Eishöhle im Untersberg, Schellenberg 1925
Grieben Reiseführer Berlin 1923
Jung-Hüttl, Angelika Kalte Pracht im Reich der Finsternis, kosmos, Oktober 1997, S.18ff.
Kittel, Naturdenkmale in Bayern, Hannover 1993
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, Gesamtredaktion Walter Klappacher Salzburger Höhlenbuch Band 6, Salzburg 1996
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg Salzburger Höhlenbuch Band 1, Salzburg 1975
Lübke, Anton Geheimnisse des Unterirdischen, Kurt Schroeder Bonn, 1953
ohne Verfasserangabe Die Wunderwelt am Untersberg, SPIEL MIT, Nr. 31, 26. Juli 1980
Posselt Salzburger Zeitung 14. X. 1874
Posselt-Czorich, A. v. Höhlenwanderungen im Salzburger Kalkgebirge, 2. Folge, Zeitschr. des dt. und österr. Alpenvereins (Wien) 11: 258-275
Seitz, Helmut Schaubergwerke, Höhlen und Kavernen in Bayern, rosenheimer Verlagshaus 1993

Links:

http://www.showcaves.com/english/de/showcaves/Schellenberger.html

Eishöhlenverein Markt Marktschellenberg

Schellenberger Eishöhle Untersberg - Führung, warme Kleidung, Eis, Toni-Lenz-Hütte - Führung, warme Kleidung, Eis, Toni-Lenz-Hütte

https://core.ac.uk/download/pdf/71945835.pdf

Toni Lenz Hütte - Toni Lenz Hütte am Untersberg

Landschaft und Höhlen der Bayerischen Alpen


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