Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Geldloch im Sechspfarrenwald


"...Um den Grund zu erreichen
Denn Schatzkisten schweben nicht im Wasser.."     (Sebastian 23, Hinfallen, Schwermut und Wohlkraft 157)       


Da gibt es in alten Sagen immer wieder die Erwähnung von Höhlen und Erdlöchern. Sind das alles Hirngespinste? Reine Erfindungen? Ausgeburten kranken Geistes? Es gibt ganze Sammlungen davon, z.B. die von Karl Reiser. Eine davon handelt von einem "Geldloch" im Umfeld des Auerberges im Alpenvorland zwischen Schongau und Marktoberdorf. 

Wir haben viele Jahre hindurch versucht, es zu finden, zu sehen, ob es mit dem "Geldloch" tatsächlich etwas auf sich hat, ob man da von etwas sprechen kann, was Thomas von Aquin mit "adeaequatio intellectus et rei" (Übereinstimmung der Einsicht mit dem Sachverhalt) bezeichnet hat. Immer wieder kamen uns ernsteste Zweifel. Nie war unser Bemühen von so etwas wie "Erfolg" gekrönt. Die Suche verlief im offenen Wald, scheiterte am tiefen Schnee, an der fehlenden Orientierung, auf einmal hörte der Weg auf. Immer mehr wurde das "Geldloch" für uns zum "Sagenloch".

Und dann, am 6. September 2017: Wir standen tatsächlich am Eingang einer Höhle im Konglomeratgestein. Einmal kein Eingang so groß wie der in einen Hundehütte. Ganz bequem konnten wir in den Berg hinein, leicht aufwärts ging es, ganz dunkel wurde es, ohne mitgebrachtes Licht hätten wir nicht das Ende der Höhle erblicken können. In einer Felsnische rechts im Eingang lang zwar eine schwarze Plastiktaschenlampe, aber die war längst gebrauchsunfähig geworden. Vor uns sind sicherlich schon viele dort gewesen. Wer das war, das entzieht sich unserer Kenntnis vollkommen. Sie haben Spuren hinterlassen am Eingang. Eine etwas seltsame Netzkonstruktion sichert ein wenig den Zugang zur Höhle, weil man dort wirklich nicht abstürzen sollte, weil das äußerste weh tun kann. Da geht es sauber runter! Seitlich führt ein schmaler Trittsteig in Zickzacks nach oben. Es scheint, daß da früher einmal ein besserer Weg hinaufgeführt hat, aber der verfällt inzwischen schon wieder (2017). 

Der Verein für Höhlenkunde in München führt seit vielen Jahren den Höhlenkataster der Bayerischen Alpen. Darin sind die bekannten Höhlen erfaßt, beschrieben, falls es einen Höhlenplan gibt, ist dieser beigefügt. Den Mitglieder des Vereins steht er zur Einsichtnahme zur Verfügung Das Geldloch tauchte darin noch nicht auf. Das ändert sich hiermit.

Die Höhle liegt am Südrand des Sechspfarrwalds. Die nächstgelegene Siedlung ist Echt, aber von dort führt kein Weg hin. Besser erreichbar ist sie über Burk und Riedhof. Von dort führt ein Weg weiter Richtung Osten bis zu einer Gabelung mit einem Findling. Von dort geht es immer bachaufwärts.....

In einer Sage heißt es, die Höhle sei 4 Klafter tief (Klafter = die Spanne zwischen den ausgebreiteten Armen eines Mannes). In ihr habe man das Geld aus dem alten Schloß zu Echt vergraben. Außerdem heißt es, dort würden sich Geister aufhalten, was dazu führte, daß der Ort "sehr verschrieen" sei. Um den Schatz zu heben, habe man "Stäbe" eingesetzt, was aber auch nicht zum Erfolg geführt hat. Einmal seien die Schatzgräber in große Not geraten, weil ihnen beim Graben das Licht ausgeblasen worden sei und sie große Not gehabt hätten, wieder heraus zu kommen - so etwas kann nur erzählen, wer selber nie in dem Loch gewesen ist! Ein weiterer Spalt habe in die Höhle hinabgeführt - das die einfache Beschreibung von Tatsachen und einfach wahr. Menschen kommen da im Moment nicht durch, nur das Tageslicht von oben. 

   
     
2. Tour im Oktober 2017

< Die Vermessungs-
utensilien

> Der Neigungsmesser
mit Laserpunkt

Blick von oberhalb der Höhle

Zur ernsthaften Höhlenforschung gehört nach der Entdeckung und der Auskundschaftung einer Höhle auch deren Erfassung. Dazu gehört die Beschreibung, das Erstellen eines Plans, das photographische Festhalten der Räume und Besonderheiten, das Schauen nach Pflanzen-, Pilz- und Tiervorkommen, eventuell auch die Untersuchung der anthropospeläologischen Seite, z.B. der Sagen, der Erforschungs- und Nutzungsgeschichte usw..

Nachdem Willi Adelung und ich tatsächlich die sagenhafte Höhle gefunden hatten, stand fest, daß wir sie auch vermessen würden. So begab ich mich auf die Suche nach einem Vermessungsgerät. Als 50jähriges Mitglied im Verein für Höhlenkunde in München vesuchte ich dort das Gesuchte zu bekommen. Ich erkundigte mich beim Vereinsvorsitzenden Harald Reiner, ob wir ein passendes Gerät im Vereinsmaterial hätten und bekam keine Auskunft. Er wußte es selber nicht und wolle sich beim nächsten Vereinsleitungstreffen erkundigen. Eigentlich ist ja Stand der Technik ein DISTO-X-Gerät und in einem Verein, der etwas auf sich hält, sollte das vorgehalten werden. Am Geld kann es nicht liegen, haben wir doch auch einen Rechtsanwalt und einen Kommunikationsberater für allerhand Nebenzwecke bezahlt. Es muß sich ja nicht jeder selber mit Dingen bevorraten, die er vielleicht nur einmal oder nur ganz selten braucht. Das Prinzip ist altbekannt. Man kennt es ja schon von den landwirtschaftlichen Maschinenringen oder taucht heute wieder als sharing-economy auf. Noch heute warte ich auf die Antwort. Nebenbei erfuhr ich, daß ein Ex-Vorsitzerndes des VHM, Markus Auer, sich um den Nachlaß von Klaus Vater gekümmert hat und daß dabei das sog. Münchner Hängezeug von Dolfi Triller vermutlich wieder aufgetaucht ist. Auf eine Emailnachfrage bei Markus habe ich bis heute noch keine Antwort. 

So habe ich es an einer dritten Stelle probiert, bei Michael Laentzsch. Von ihm habe ich alles geliehen bekommen: einen Laserentfernungsmesser, einen Laserneigungsmesser und einen Kompaß. Es fehlten noch eine Schreibunterlage, Papier und ein Bleistift. Fertig war das Vermessungszeug. Willi assistierte am Vermessungs"knecht". So zogen wir am 24. Oktober 2017 noch einmal hinauf zum Geldloch. Irgend jemand war in der Zwischenzeit in der Höhle gewesen, weil die Taschenlampe, die auf dem Sims im Eingangsbereich gelegen hatte, nun weg war. 

Mit drei Messzügen war die Höhle vermessen, was ziemlich schnell erledigt war, eine Skizze verfertigte ich auch noch, ein paar Bilder wurden mit dem Smartphone geschossen, dann war die Operation fast abgeschlossen. Da noch Zeit war, stieg ich seitlich noch den Hang hinan und kam dann von oben wieder herunter bis in Richtung des Höhleneingangs. Mitten in der Höhle führt ja seitlich ein Höhlenast weg, durch den Tageslicht hereinkommt und in den ich immerhin fast 5 m mit dem Laservermessungszeug hineinleuchten konnte.


Literatur:

Bischof, Norbert Psychologie - Ein Grundkurs für Anspruchsvolle, Kohlhammer, 3. Auflage, Stuttgart 2014
Rauch, Christian Ostallgäu, Rother Kulturwandern, 1. Auflage, München 2015
Reiser, Karl Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus, 1895, 1802
Reiser, Karl Allgaeuer Sagen, Kösel, Kempten 1914
Sebastian 23 Hinfallen ist wie Anlehnen, nur später, Lektora, Paderborn 2016

Links:

http://www.iffeldorf.de/fileadmin/gemeinde_iffeldorf/tourismus/freizeit/PraelatenwegProspekt2009PDF.pdf

https://www.mythologie-atlas.de/altlandkreis-marktoberdorf/bertholdshofen/geldloch/

Unterirdisches vom Auerberg

Höhlen in der Schwäbisch-Bayerischen Hochebene


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