Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Das Schatzloch bei Diessen, D
In der frühen bayerischen Höhlensagensammlung von
Panzer heißt es über den Schloßberg bei Diessen in Oberbayern:
"Dieser Hügel liegt in einem Wald, eine halbe Stunde von
Diessen entfernt. Drei Seiten desselben bilden einen Abhang, und
rückwärts ist er durch einen Graben abgeschieden. In der
nördlichen Seite desselben ist ein Loch, wo früher eine Stiege
hinabführte." Mehr nicht.
Die Stiege, die zu einem Loch hinabführt, die gibt es auch heute
noch. Es gilt zuerst die "Schatzbergalm" zu finden, die
südlich von Diessen am Südende des Ammersees liegt. Der
Schatzberg ist auffällig, bildet er doch die höchste Spitze in
der Moränenland östlich des Sees.
Von der Alm führt ein beschilderter Fußweg bergwärts. Man überquert eine Forststraße und kommt irgendwann auch auf dem breiten Gipfelgrat an. Dort steht ein Holzhäuschen zum Ausrasten und zum Schutz vor Regen. Aussicht hat man von hier aus kaum mehr, weil inzwischen der Wald schon so hoch geschossen ist, daß kaum mehr ein Blick auf die Berge möglich ist.
Gleich neben den Treppen, die eine mühelose Begehung einer
kleinen Nagelfluhwand ermöglichen, liegen die beiden
Höhlenöffnungen. In der linken Höhle ist der Boden mal
künstlich eingeebnet gewesen. Mit dicken Holzbohlen hatte man
das bergwärtsführende Loch abgedeckt, möglicherweise auch
verbergen wollen. 1994 konnte man noch 1,20 m lange Holzstangen
an den Seiten sehen und einige Holzschindeln. 2002 war das alles
schon wieder verschwunden. Beide Löcher ziehen ein paar Meter in
den Fels. War 1994 noch ein bequemes Kriechen in einen 1,5 m
breiten Höhlengang an einer Stelle möglich, so hat sich das
grundsätzlich geändert. Inzwischen ist so viel Material
nachgebrochen oder von außen neu eingetragen worden, daß eine
Begehung kaum mehr möglich ist. Flach auf dem Bauch kriechen - a
flat-out crawl, nennen so etwas sie Engländer, für 3 Meter,
mehr ist da nicht mehr an speläologischem Gehalt.
Im Loch waren allenfalls ein paar Spinnen zu sehen.
Bei meinem Besuch 1994 lag im Wald noch ein halbierter Blecheimer mit einem Loch im Boden und einigen Schnüren dran. Da war wohl von Unbekannten als Grabeimer eingesetzt worden, um in dem Loch zu buddeln. Schließlich gibt es ja eine alte Sage von großen Schätzen darinnen. Und die geht so:
"Auf dem Schatzberg bei Dießen ist eine Truhe mit wertvollem Inhalt vergraben. Sie kann nur gehoben werden, wenn einer in der Heiligen Nacht den Mut hat, auf den Gipfel zu steigen und dann, wenn unten am See die Wandlungsglocke läutet, den Spaten in den Boden stößt, ohne ein Wort zu sprechen."
In der "Chronik des Marktes und der Pfarrei Dießen" des Pfarrers Josef Anton Hugo aus dem Jahre 1901 steht noch viel mehr von diesem "Schatz": Die Kiste mit purem Gold soll von den drei Schicksalsgöttinnen stammen, die einst in einem mächtigen Schloß auf dem Gipfel des Berges gewohnt hätten. Zwei derselben seien weiß gewesen, die Dritte habe eine schwarze Hautfarbe gehabt. Sie habe nur einen Wunsch gehabt: ihren beiden Schwestern gleich zu werden. Ein Hirte sollte sie von diesem Fluch befreien und einen feuerschnaubenden Hund besiegen. Doch dieser bekam es mit der Angst und floh. Aus Zorn darüber habe die schwarze Norne gewaltige Wassermassen über den Berg hereinbrechen lassen, die das Schloß unter sich begruben. Das Schloß sei versunken, aber der Schatz warte noch heute auf seine Hebung.
In der Umgebung kann man übrigens noch mehr Erdlöcher aufspüren. Sie führen ein paar Meter in den Berg und führen zu Öffnungen, die eher für Füchse oder Dachse geeignet sind. Vielleicht ist ja da der Schatz versteckt?
2013 | |
Der Schatzberg aus der Ferne, 2014 | |
1.10.2017 Foto Willi Adelung
Die Höhle als "Bibliothek" (das erinnert mich an eine Lavahöhle auf Hawaii/Big Island..auch dort bewahrte jemand Bücher in einer Höhle auf)../../../../../amerika/usa/hawaii/bigisland/index.htm |
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2022 Februar....die Bücher sind wieder weg | |
2022..die kleinen Höhlen liegen im linken Bildgebiet
Literatur:
Hess, Reinhardt |
Auf der Suche nach dem vergrabenen Schatz - Bei der
Wanderung durchs Hügelland bei Dießen stößt man auf
junge Buchen und irisches Rindvieh, SZ 2. September 1993,
Nr. 202, S. 7 |
Lindenmayr, Franz | Das Nagelfluhloch im Schatzberg bei Dießen, Der Schlaz Heft 76, Juli 1995, S. 42f. |
Taffertshofer, Birgit | Hinter knorrigen Bäumen verbirgt sich ein Juwel - Wer die Rast mehr liebt als die Anstrengung, ist in der Schatzbergalm bei Dießen richtig /Kleinod fernab der Touristenströme, Fürstenfeldbrucker SZ 27. August 2003 - Seite R2 |
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