Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Höhle bei Bergendorf
und eine geologische Orgel in der Nähe, Bayern
Schaut man sich die spektakulären Bildkalender an, die inzwischen jedes Jahr auch mit Höhlenmotiven erscheinen, dann könnte mancher versucht sein, zu glauben, daß die Welt im Innern unserer Welt immer so aussieht. Das ist eher nicht der Fall. Die meisten Höhlen auf diesem Planeten sind eher unscheinbar, lohnen kaum den Besuch, und außergewöhnliche Fotomotive darin zu finden, das ist selbst den talentiertesten Höhlenfotographen kaum möglich.
Trotzdem, auch diesen auch diesen kleinen Höhlen mal sein Augenmerk zu schenken, ist kein müßiges Unterfangen. Man kann dabei z.B. seine eigenen Maßstäbe schärfen und sehen, daß eben nur ganz wenige Höhlen wirklich "prachtvoll" und "außergewöhnlich" sind, so wie es halt im richtigen Leben auch ist.
Von der "Höhle bei Bergendorf" hatte der Verein für Höhlenkunde in München erst 2002 Wind bekommen. In dem großen Gebiet zwischen Kalkalpen im Süden und der Schwäbischen und Fränkischen Alb sind bislang nur sehr wenige Höhlen bekannt geworden und daran wird sich auch in Zukunft nicht viel ändern. Schließlich haben die Gletscher in den letzten Eiszeiten das Gebiet geprägt und nach ihrem Rückzug eben hauptsächlich große Schottermassen und Sandzonen zurückgelassen. Im Katastergebiet 1280 "Schwäb.-Bayer. Hochebene zwischen Lech und Isar" war bis dahin noch kein einziges Höhlenobjekt jenseits des Alpensaums aufgeführt. Auf einmal gab es aber im Kataster den Plan einer 14 m langen Höhle, eine Ortsskizze und ein paar Fotos. Gezeichnet wurde der von Gustav Dinger am 19. Juli 2002 im Maßstab 1:100.
Am 27. Dezember 2003 sind Willi Adelung und ich mal da
hingefahren, um uns selber mal ein Bild davon zu machen.
Bergendorf zu finden, das ist schon mal gar nicht so einfach.
Erst dachte ich, daß es westlich von Donauwörth und südlich
der Donau liegt, aber nachdem da alle Recherchen auf der
Landkarte nichts Fruchtbares ergaben, schaute Willi in einem
letzten Versuch noch einmal den Plan durch und stieß auf die
Anmerkung: "Gemarkung Rain". Das lieferte uns dann den
Schlüssel. Wir mußten nämlich rechts vom Lech und südlich von
Rain schauen. Da gab es tatsächlich so einen Ort, von einer
Größe, der gerne auch als "Kaff" bezeichnet wird. Wir
fuhren hin und rätselten erst einmal. Wo sollte dieses Loch
sein? Ein paar Häuser entlang der Straße, ein alter Baum an
einer Straßengabelung, vielleicht selber schon ein Naturdenkmal,
ansonsten keinerlei Hinweise auf eine Höhle. Am Ortsende kehrte
ich wieder um, wir fragten einen Bauern am Weg, und der wußte
sofort Bescheid: "Die Höhle". Er deutete auf den
Nordhang des Tales, "dort bei den Birken rechts". Wir
fuhren hin, ließen das Auto zurück, stiegen frohgemuts zu den
Birken hinauf und suchten dann doch noch ein bißchen herum.
Willi fand dann tatsächlich den Eingang mitten im Föhrenwald,
der allmählich wieder verwildert. Ein schmales Steiglein führt
hin. An einem Baum hing ein hölzernes Hinweisschild in der Nähe
des Eingangs, das ziemlich vergessen wirkt.
Ist man mal dort, ist der Eingang nicht mehr zu übersehen (Breite 7,7 m, Höhe 1,2 m). Die Decke bildet eine harte Konglomeratschicht. Die miteinander verbackenen Kiesel an der Decke sind nicht zu übersehen. Ein bißchen Bücken, und schon ist man in der weiten Höhlenhalle. Am Boden weicher Sand. Wurde der mal vielleicht herausgeräumt? Als Scheuersand verwendet vielleicht? Oder als Spielsand für den Nachwuchs? Drinnen ist es ziemlich sauber. Ein paar graue Plastikröhren, ein paar Äste und Zweige, der Rest eines Minifeuers, sonst nichts.
Auch die Natur war sehr sparsam mit der Ausgestaltung des Raums. Eine Konglomeratdecke oben und unten weicher Sand. Dazwischen Nichts. Raum für uns.
Die Eingangszone von draußen und drinnen |
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Der Innenraum der Höhle | ||
Details von der Decke und den Wänden |
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Eine Lourdesgrotte
am Weg zur Höhle in Bergendorf |
Nicht weit davon, zum Kartenblatt Burgheim-Süd gehörend, liegt in
der Iller-Lech-Region südlich von Donauwörth in einem aufgelassenen Steinbruch
eine geologische Orgel. Sie ist nicht ganz leicht zu finden, aber wer sich
anstrengt, der kann sie sich schon erwandern. Die notwendigen Angaben sind im
GeotopKataster Bayern des Bayr. Geologischen Landesamts.
Dies ist eine Art Minihöhle, die aus dem Eingang und der nach oben führenden
kaminartigen Höhlung mit weiterer Deckenöffnung besteht.
Literatur:
Verein für Höhlenkunde in München e.V., Schriftleitung Dolfi Triller | Münchner Höhlengeschichte - Drei Jahrzehnte Verein für Höhlenkunde in München e.V., München 1982 |
Links:
Höhlen (künstliche und natürliche)
auf der Schwäb./Bayerischen Hochebene.htm
Landschaft und
Höhlen der Bayerischen Alpen
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