Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das "Teufelsloch" im Buschelberg bei Ottobeuren


Auf den Buschelberg stößt man ganz leicht, wenn man von der Autobahn München-Lindau abbiegt und Richtung Ottobeuren fährt. Dann liegt er rechts der Straße kurz vor Ottobeuren auf der rechten Seite. Unübersehbar thront da die Michaelskirche, erbaut 1714. Sie steht auf einem alten Burgstallberg, der seit Jahrhunderten schon genutzt worden war. Seit 1172 soll dort ein Burgherr gehaust haben. Der Ritter Bertold Getinbratter und sein Bruder von Dettenberg seien die ersten Bewohner gewesen. Alles was von den einstigen "Herrlichkeit" noch übrig ist, ist der "Halsgraben", die Vertiefung zwischen dem umliegenden Gelände und der abgeflachten Kuppe.

In ihm soll ein "Gang in die Tiefe des Berges führen" (Reitemann 40), dessen Eingang man den Namen "Teufelsloch" gegeben hat. Die Erstreckung laut einer Sage muß enorm sein. Ein Arm soll bis zum Schloß in Hawangen reichen. Allein wäre man nach den alten Geschichten auch nicht sein: Die Muetes sollen dort hausen, die bösen Geistes der Herren des einstmals versunkenen Schlosses. Das sei die Strafe für ihren Geiz und ihre Habsucht gewesen. Die gehorteten Schätze seien allerdings noch dort, aufbewahrt in einer Schatztruhe. Der Teufel persönlich würde er sie in Gestalt eines riesigen schwarzen Pudels bewachen. Er habe eine Begleiterin, ein wildes Weib, vermutlich seine Großmutter.

Man erzählt gar, daß die Muetes in den "sündigen Nächten der Faschingszeit" immer wieder dem Felsloch entkommen können und dann auf Geisterrössern die Gegend unsicher machen würden. 

Ich war nicht der erste und bin sicherlich nicht der letzte Mensch, der einmal nachschaut vor Ort, ob er irgendwo den Eingang zum Teufelsloch ausmachen kann. Es war im Dezember 2016, wo ich es einmal in der Mittagspause, anläßlich eines Philosophieseminars in Kloster Irsee, versucht habe. Der Buschelberg war schnell gefunden, allein, wo ich mein Auto stehenlassen sollte, war noch unentschieden. In der Beschreibung von Reitemann ist von Nagelfluh die Rede, in der das Loch zu finden sei. Nagelfluh habe ich an der Oberfläche nirgends gesehen, trotz aller Suche. Neben der Kapelle ist ein Betondeckel, der wohl schon lange nicht mehr angehoben worden ist, weil er schon halb vom Gras überwuchert ist. Darunter liegt wohl ein Hohlraum von welcher Gestalt auch immer.

Ich ging dann den Hang abwärts und kam dann in eine grubenartige Zone im Hang. Dort stehen zwei abgedeckte Betonröhren im Boden. Vermutlich sind sie die Wassergewinnung dort angebracht worden. Im Hang oberhalb war eine kleine Öffnung, die sich aber natürlich sofort als zu verwies. Allein, in so einer "verzweifelten" Lage, wo man nichts findet und sich halt auch an den kleinsten Strohhalm klammern möchte, schaut man halt auch noch ins allerkleinste Waldlöchlein wenigstens hinein. 

Im Hintergrund der Untersuchung solcher Sagen, in denen Höhlen und Löcher vorkommen, steht natürlich die Hoffnung auf das berühmte Körnchen Wahrheit, das vielleicht selbst noch in der schlimmsten Räubergeschichte stecken könnte. Daß alles vollkommen phantansiert sein könnte, wer mag das schon glauben? Wo kämen wir hin, wenn wir das wirklich täten? Glaubt heute noch jemand wirklich, daß das, was in der Bibel oder im Koran steht, wörtlich zu nehmen ist (auch nach all den in Zweifel zu ziehenden Übersetzungen)? Es gibt heute wieder mehr Personen, die das tun - und die jeden, der daran zweifelt auch umbringt. Leider. 
Es sind alles nur schöne Geschichten, oft meisterhaft erzählt, aber den Begriff der "Wahrheit" nicht wirklich in Anspruch nehmend. Sie sollten unterhalten, vielleicht auch belehren, wobei manchem jedes Mittel recht war.

Trotzdem, es macht Spaß, nach dem Körnchen "Wahrheit" zu suchen! Auch wenn es so gut versteckt zu sein scheint, daß es praktisch nicht zu finden ist.

     
     

Literatur:

Eberl, B. Der Buschel bei Ottobeuren, in: Memminger Geschichtsblatt 18 (1932) S. 8
Endrös, Hermann, Weitnauer, Alfred Allgäuer Sagen, im Verlag des Heimatpflegers von Schwaben, Kempten 1954
Förderkreis Buschelkapelle (Hrsg.) St. Michael auf dem Buschelberg, (Sonderdruck, Ottobeuren) 1975, Der Spiegelschwab, Heimatbeilage der Memminger Zeitung
Reitemann, Franziskus Die dunkelsten Allgäuer Sagenorte, edition Allgäu, Immenstadt, ohne Jahresangabe

Links:

http://burgenwelt.npage.de/buschlkapelle-ottobeuren.html

http://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/312

Höhlen in der Schwäbisch-Bayerischen Hochebene


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