Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen bei Obergünzburg, Allgäu


20 km nördlich von Kempten liegt Obergünzburg im Tal der Günz. Folgt man dem Günztal Richtung Ronsberg weiter, dann fallen am Straßenrand Schilder mit der Aufschrift "Geologie erleben" auf, die dazu ermuntern, das Fahrzeug mal auf dem angelegten Parkplatz stehen zu lassen und einen kleinen Spaziergang mit Bezug zur Erdgeschichte zu machen.

Jemand hat es nicht genügt, nur vom Teufel zu lesen oder zu reden. Deshalb ist dort auf einer Felsplatte auch gleich ein solcher wiedergegeben. Auf schottrigem Weg geht es erst am Waldrand entlang und dann hinein in den hohen Stangenwald. Die Nagelfluhbänke an der rechten Talseite werden sichtbar. Nach der verschiedenen Vorstößen der Gletscher während der Eiszeiten hatten sich unterschiedliche Schottermassen abgelagert. Die Günz sägte sich später wieder durch die zurückgelassenen Gesteinsfelder und grub sich immer tiefer in den Untergrund aus Flinz, Mergel und Letten ein. An den Seiten fehlt der einstigen Schlucht der Gegendruck und so lösen sich allmählich die seitlichen Wände von den Hochflächen. Tiefe Risse tun sich auf, Verrutschungen passieren, ganze Felspartien gleiten nach unten. Ein wildes unübersichtliches Steinfeld hat sich so gebildet mit vielen Möglichkeiten, auch einmal in einen Spalt hineinzukriechen und wo anders wieder herauszukommen, ein kleines Überdeckungshöhlchen zu betreten und auch so manche Naturbrücke zu sehen.

Solch eine Spalte im Felsen wurde früher auch "Schranz" genannt, und eine davon trägt den Namen "Teufelsküche". Die Sage ging, daß drinnen der Teufel stecke und auf Menschen lauere, die sich darin "hineinverirren" sollten. Wie gut, daß es "verirren" heißt, denn wenn man ganz gezielt und absichtlich hineingeht, dann kann einem ja nichts passieren, weil das ja kein Verirren ist! So leicht sind die unheimlichen Mächte manchmal hinters Licht zu führen! Erzählt wurde, daß drinnen eine Truhe Geld drin liege, der aber leider von einem Pudel mit feurigen Augen bewacht werde. Dem Pudel wurde nachgesagt, er sei der Geist von einem Lumpen, der zu Lebzeiten Geld veruntreut habe (das gab es früher auch schon!). Vor den einfallenden Schweden habe er es verstecken müssen. Dort geriet es in Vergessenheit und muß seither von diesem Geiste bewacht werden! Wenn man nur genau wüßte, wo dieser verdammte Ort denn nun ist, denn es gibt so viele kleine Löcher rundum.

Eine allmählich unlesbar werdende Tafel erzählt an dem Ort, wo wohl noch am ehesten ein ziemlich unbequemes Hausen einmal möglich gewesen sein könnte, die Geschichte eines Mannes, der dort gelebt haben soll mit Weib und Kind. Mit Pfeil und Bogen sei er losgezogen, um junges Wild und frische Fische zu jagen und in der Felsenküche zu haben. Mit dem Bärenfell hätten sie sich gewärmt, gesund und ohne Müh und Plage hätten sie dort gelebt. Eine Art "Felsenparadies". Das Ende kam durch einen "Beerenwein". Der Saft von "blauen Beeren" habe Weib und Kind dahingerafft. Auch ihn habe der Saft zernagt, was ihn zu "bitterbösen Worten" veranlaßt habe.

In dem 2009 gedrehten Kluftinger-Allgäukrimi "Erntedank" hat man einige Szenen bei der "Teufelsküche" gedreht. Man nahm damit ein wenig den mythisch-magischen Charakter des Stücks und des Ortes herein.

Filminfo

Originaltitel: Erntedank. Ein Allgäukrimi (D, 2009)
Regie: Rainer Kaufmann
Darsteller: Herbert Knaup, August Zirner, Johannes Allmayer, Jockel Tschiersch, Ulrich Noethen, Sarah-Lavinia Schmidbauer
Länge: 88 Minuten
16:9, Stereo, VT-UT, Audiodeskription

https://www.br.de/br-fernsehen/inhalt/film-und-serie/erntedank-ein-allgaeukrimi-film102.html

 

Im Höhlenkataster war der "Kartoffelkeller" angeführt, aber er hatte all unseren Versuchen, ihn zu finden, widerstanden. Wir mußten man die Quellen gehen. Zurück zu Klaus Vater. In den 60er Jahren war er erstmals dort gewesen, hatte eine Jugendgruppe gesehen, hatte den Satz gehört: "Gehen wir in den Kartoffelkeller". Es sei ganz einfach gewesen, dorthin zu gelangen.
Juni 2007 - nur Klaus wußte noch, wo dieses Loch sich befände. Deutete auf ein Loch, das auch damit zusammenhängen würde, aber zu eng sei, aber am anderen Ende des Felsklotzes, der noch rausragt, da sei der Eingang. Ich war der einzige, der es sich antat, einen Schlaz anzuziehen, ein bißchen eng ging es schon zu, gebe ich zu, einen Helm aufzusetzen, ohne Karbid natürlich, denn für die Dimension, da wäre alle andere überdimensioniert gewesen. Ich schlupfte hinein. Ein weicher Boden, aber eine harte Decke und ebenso harte Wände wiesen den Weg. Ich wund? mich wie eine hochbewegliche Schlange in die Tiefe, überwand alle inneren Hindernisse gegen ein solches Unterfangen und endete gleich an lauter festesten Konglomeratwänden. Klaus gab von oben immer die alte Kunde von sich, daß es früher ganz einfach gewesen sei, da reinzukommen. Ich hatte keinerlei Lust mehr, mich weiter zu versuchen. Da, wo es wirklich hinging, da steckten 4 dicke Holzstangen im Spalt. Wie war dieses hölzerne Gatter zu überwinden? Hatte da jemand versucht, den Zugang zur Höhle zuzumachen? Vermutlich. Ich gab erst einmal auf. Neuer Versuch von oben. Alfred kam zum Einsatz. Er kennt viele Tricks und Kniffe, wie die Dinge wieder so hinzubekommen sind, wie wir es gerne hätten. Großer Stab, kleiner Stab, wackeln, drücken, pressen. Noch ist das alles nicht wieder offen, aber es wird schon!

 

Auf dem Rückweg gefunden - einen Wanderpilz

 

An der Straße Obergünzburg - Kaufbeuren kommt man an ehemaligen Kelleranlagen vorbei, die heute teilweise als Discothek (GO IN-CLUB) benutzt werden. Im Talhang dahinter öffnet in den Felsschichten, die vereinzelt zu Tage treten eine breiter und wenig hoher Hohlraum. Heute ist er so niedrig, daß man nur auf allen Vieren hineinkriechen kann. Ob das mal anderes gewesen ist und dies ein inzwischen wieder aufgefüllter alter Keller ist, kann ich nicht sagen. Jedenfalls ist es ein unterirdisches Objekt. 

Nordöstlich von Obergünzburg liegt in der Nähe von Krumbach des Dorf Burg. In dem Hang unterhalb der Kirche, so die Sage, soll es einmal eine Höhle gegeben haben, die "Höhle der Moi" "Brühlloch" oder "Meuenloch". Es wird erzählt, daß sie sich weit "durch  den Felsen erstreckt" habe und sich bis unter die Kirche erstreckt hab. Sie sei auch einmal bewohnt gewesen von der "Moi", die wegen ihrer Klugheit großes Ansehen genossen habe. Eine andere Version gibt eine düstere Version: Wenn trübes Wetter sei, habe man sie manchmal unter den Felsen hocken gesehen, sie habe ein langes schwarzes Kleid an und einen Schleier über dem Gesicht von schneeweißer Farbe, durch den man ihre verweinten Augen und die traurige Miene ganz deutlich hätte sehen können. Außerdem seien immer wieder ihre Seufzer aus dem Loche hervorgedrungen.

Gibt es dieses Felsloch wirklich? Ich habe im Herbst 2006 einmal die Örtlichkeit angeschaut, bin den Hang auf und ab gelaufen - und habe nichts entdecken können. Von richtigen Felsen zu sprechen erweckt falsche Hoffnungen. Der Untergrund besteht aus Schotter und Sand und an zwei Stellen sieht es so aus, als habe man da mal ein wenig in den Hang hineingegraben, aber heute ist alles wieder verfüllt. Aber wer weiß schon, was sich vielleicht doch noch im Untergrund versteckt.

In der Nähe von Markt Rettenbach liegen die sog. "Steinefelsen". Wer sich dorthin aufmacht, der kann bei Wohlwollen auch dort ein paar Höhlenerscheinungen ausmachen. Das wären dann Felsdächer und Felsenspalten.

 

In der Nähe von Engetried gibt es eine "Aurikelschlucht", und schaut man dort hinein, dann kann man auch dort, mit viel Wohlwollen, Höhlenerscheinungen entdecken.


Literatur:

Berktold, K. Die Teufelsküche bei Obergünzburg, Das schöne Allgäu, Nr. 8, 1939, S. 151f.
Bayerisches Landesamt für Umwelt Hundert Meisterwerke - Die schönsten Geotope Bayerns, Augsburg 2011
Klüpfel, Volker, Kobr, Michael Erntedank (Kluftinger 2): Kluftingers zweiter Fall, 2007
Reiser, August Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus, 2. Bände, Kempten, Kösel, (1894-1902)
Reitemann, Franziskus Die dunkelsten Allgäuer Sagenorte, Edition Allgäu, Immenstadt-Werdenstein, ohne Jahresangabe

Links:

 


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