Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Reiterloch bei Haunstetten, Altmühltal


Auf der 50.000er Karte des Landesvermessungsamtes ist nördlich des Sulzbucks mit 575 m Seehöhe bei Kinding-Haunstetten ein Höhlenzeichen mit der Bezeichnung "Reiterloch" eingetragen. Geht man diesem Hinweis nach, dann stößt man auf die beiden Eingänge in das wohl seit Anbeginn der Menschheit bekannte Reiter- oder Reizerloch. Offenbar fällt es vielen Menschen heute schwer, ein Loch im Waldboden einfach ein Loch im Waldboden sein zu lassen. Um den Schacht des Kleinen Reizerloches hat man irgendwann einmal ein Geländer aus Eisenstangen gestellt, der Eingang in das Große Reizerloch wurde auf Geheiß eines "Ingolstädter Ornithologen" mit einer massiven Eisenplatte versehen, damit die wenigen in der Höhle noch überwinternden Fledermäuse mehr "Schutz" hätten. Auf was für verquerte die Menschen nicht alles kommen!

Für das Kleine Reizerloch nimmt man am besten ein kurzes Seil mit und bindet es an einen Baum oder eine der jetzt vorhandenen Eisenstangen. Mit etwas Klettergeschicklichkeit wird man heil und wohlbehalten den Grund erreichen. Kurze Gänge führen in niedrige Seitenkammern, die man aber wirklich nicht unbedingt alle gesehen haben muß. Natürlich wurde von den Archäologen hier auch gebuddelt und z.B. ein spätmittelalterlicher Sporn aus dem Geröllhaufen geholt. Wer sich sehr anstrengt, der kommt an die Schlüsselstelle, wo sogar eine Verbindung zur Nachbarhöhle möglich ist, sofern man fast fakirhafte Fähigkeiten mitbringt. Wem solche an masochistische Praktiken nicht zusagen, der kann zum anderen Ende des Verbindungsgangs ziemlich einfach gelangen. Man hebt den Eisendeckel auf, steigt hinein in ein Schächtchen und kommt zu einer Raumverzweigung. Immer der größeren Dimension folgend unterquert man eine Felsbrücke mitten im Raum und geht bis ans andere Ende des 12 m langen Raumes. Dort ist links ein kleines Schächtchen zu sehen. Dort hinein ginge es. Für kleine Kinder wäre eine Durchquerung eine Spielerei, für deren größere und weniger beweglichen Erzeuger ist das ein ernstes Unternehmen.

Nach dem Eingangsschacht im Großen Reizerloch geht es auch noch südwärts ein klein wenig. mehrere kleine Räume schließen sich an, die alle wenig Fortsetzungsmöglichkeiten versprechen. Es wurde einmal ein Grabungsversuch von Gredigern im untersten Teil unternommen und wieder aufgegeben. Die Aussichten auf größere Erfolge schienen am Ende zu gering.

Negativ sehr auffallend ist vor allem der hohe Zerstörungszustand der Höhle. Was irgendwie entfernbar war aus der Höhle, das ist draußen. Selbst dickste Sinterplatten wurde massivst angegangen und abgeschlagen. Geradezu idyllisch wirkt einen Bemerkung, man habe das gemacht, "um die Weihnachtskrippen zu schmücken, da diese im Kerzenlicht "so schön glitzerten"."

 
     
Windmessung mit Meßgerät
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
Kleines Reizerloch
     
 
     
 

Literatur:

Böhme, Dr. Horst W Ein spätmittelalterlicher Sporn aus dem Altmühltal, aus: Mitteilungsblatt der Abteilung für Karst- und Höhlenforschung der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg, 1972, Heft 2
Joos, Roland Reiterloch bei Haunstetten, Gde. Kinding, aus: Mitteilungsblatt der Höhlen- und Karstgruppe Greding e.V., 1982
K.S. Befahrungsbericht Großes und Kleines Reitzerloch b. Beilngries, Fränkischer Höhlenspiegel Heft 4-1975, S. 13

Links:

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